Silke van Dyk | Rezension | 22.09.2016
The End Game
Corey M. Abramson über soziale Ungleichheit in den letzten Lebensjahren
Alter – das war lange Zeit etwas für alte Leute, Gerontolog_innen und den als Relikt aus einem vergangenen Jahrhundert bestaunten Jopie Heesters. Vergleichsweise kurz, ereignete sich der im Ruhestand verbrachte Lebensrest in den Nachkriegsjahrzehnten praktisch wie wissenschaftlich am Rande der Gesellschaft, auch wenn sich die Versorgungslagen und Rentensysteme in den Wohlfahrtsstaaten des Nordens gravierend voneinander unterschieden. Alter galt als Vorstufe zum Tod, als Puffer, den die Gesellschaft – weniger jugendversessen als altersvergessen – zwischen Leben und Tod installiert hatte: eine Lebensspanne, die dem Limbus, der christlichen Vorhölle vergleichbar schien, in der sich die Seelen aufhalten müssen, die ohne ihr Verschulden vom Himmel ausgeschlossen sind.
Davon kann nicht mehr die Rede sein: In Zeiten, da die Vorhölle aus allen Nähten platzt und Zweifel aufgekommen sind, ob sie für agile 68-Jährige der richtige Ort sei, ist das Thema Alter ins gesellschaftliche Zentrum gerückt. Auf der einen Seite sind wir umgeben von Krisenszenarien des demografischen Wandels, von Untergangsprophezeiungen und alarmierenden Warnungen vor der Überalterung der Gesellschaft. Auf der anderen Seite leben wir in Zeiten des institutionalisierten Alterslobs und der politischen Kampagnen, die „Alter schafft Neues“[1] verheißen und mit wissenschaftlicher Flankierung die produktiven Potenziale des höheren Lebensalters zu aktivieren trachten. Tatsächlich ist das Alter bereits im 20. Jahrhundert vom kurzen, nur wenigen beschiedenen Lebensrest zu einer Lebensphase geworden, die viele erreichen und die mehrere Jahrzehnte umfassen kann.
Auffällig ist, dass die neue Aufmerksamkeit für das Alter einer differenzierten, ungleichheits- wie diversitätssensiblen Sichtweise bislang nicht zuträglich war, im Gegenteil: Dystopien der Alterslast und des Generationenkriegs führen ebenso wie die Verheißungen der Ressourcen des Alters dazu, dass eine hochgradig heterogene Lebensphase stereotyp vereinheitlicht wird. Es ist Ausweis der – zumal im deutschsprachigen Raum – nur wenig erforschten Mechanismen der Altersdiskriminierung, dass kaum eine andere gesellschaftliche Gruppe derart unreflektiert homogenisiert wird. Vor allem wenn es um Ressourcenverteilung und die Charakterisierung von Lebenslagen geht, wird mit Vorliebe die Polarisierung Alt gegen Jung bemüht; die mediale Entdeckung der fitten Silver Ager zeichnet wiederum ein Bild des materiell, gesundheitlich und bildungsmäßig privilegierten Alters, das vorschnell als neues Alter verallgemeinert wird.
Zwar erfährt die drohende wie auch die bereits existierende Altersarmut in Deutschland verstärkte Aufmerksamkeit, grundsätzliche Fragen sozialer Stratifizierung im Alter bleiben aber randständig. Dieses Manko hat erstaunlicherweise auch die im Zuge der Geschlechterstudien entstandene Forschung zu Fragen der Intersektionalität, d.h. zur Überlagerung und Verschränkung verschiedener Ungleichheiten und Diskriminierungen, kaum beheben können. Die weit verbreitete Alter(n)sblindheit sozialwissenschaftlicher Forschung ist auch in der Geschlechter- und Intersektionalitätsforschung Programm.
Vor diesem Hintergrund ist das Erscheinen von Corey M. Abramsons Monografie The End Game. How Inequality Shapes Our Final Years ein bedeutender Gewinn. Auf Basis einer umfangreichen qualitativen Studie untersucht Abramson für den US-amerikanischen Kontext, auf welche Weise sozio-ökonomische, geschlechtsspezifische und ethnische Spaltungslinien Ungleichheitsverhältnisse konstituieren, die das Leben älterer Menschen bestimmen: „How do key mechanisms of inequality (i.e., health disparities, structural inequalities, culture and social connectedness) shape the way in which Americans from different backgrounds manage and make sense of growing old in everyday life?“ (15) Der aus der soziologischen Ungleichheitsforschung kommende Abramson richtet den Blick dabei nicht nur auf Ungleichheitslagen im höheren Lebensalter, sondern fragt darüber hinaus, was wir durch den ungleichheitssensiblen Blick auf die späten Lebensphasen über die Wirkungsweise und Persistenz sozialer Stratifizierung im Allgemeinen lernen können.
Die Stärke der Studie liegt aber nicht allein in dieser doppelten Analyseperspektive, sondern auch in ihrem methodischen Design: Es handelt sich um eine multi-sited ethnography par excellence. Teilnehmende Beobachtungen in Seniorenheimen, Arztpraxen, Nachbarschaftszentren, Frisörsalons, Bars und Privathaushalten werden durch sechzig biographische Interviews mit Menschen im Alter von 61 bis 99 Jahren ergänzt. Da sozial-räumliche Faktoren eine zentrale Rolle für die Reproduktion sozialer Ungleichheiten spielen, hat Abramson vier städtische Wohnviertel in Nordkalifornien für seinen Vergleich ausgewählt: zwei davon arm, zwei mittelschichtsgeprägt mit jeweils unterschiedlicher ethnischer Heterogenität.
Mit seinem ethnographischen Forschungsdesign trägt Abramson einer viel zu selten problematisierten Forschungslücke Rechnung: Während umfangreiches Datenmaterial vorliegt, das auf der Aggregatsebene zeigt, wie strukturelle Faktoren und soziale Ungleichheiten korrelieren, ist nur wenig über die mikropolitischen Mechanismen bekannt, mittels derer diese Faktoren das Alltagsleben unterschiedlicher Gruppen im höheren Alter beeinflussen. Auf der Suche nach diesen Mechanismen hat sich Abramson über mehrere Jahre mit einer Intensität ins Feld begeben, die die Grenzen von teilnehmender Beobachtung und aktiver Teilhabe[2] verschwimmen lässt, was dem Erkenntnisgehalt des Werkes aber äußerst zuträglich ist. Das Buch ist dabei anschaulich und packend geschrieben, so dass die Alltagswelt des Alters, in die Abramson tief vordringt, für die Leserin greifbar wird.
Zur Strukturierung seiner Forschungsergebnisse bedient sich Abramson im Anschluss an Pierre Bourdieu der Metapher des Spiels[3], das wie im Titel angedeutet als End Game analysiert wird. In fünf Schritten fragt er danach, 1) wer (mit-)spielt im End Game, 2) wie die Regeln und Herausforderungen des Spiels lauten, 3) wie ungleich die Spielfelder gestaltet sind, 4) wie Spielstil und Strategien der Spieler_innen aussehen sowie 5) welche Rolle Teamdynamiken und soziale Netzwerke spielen. Ich folge dieser Einteilung, um die zentralen Ergebnisse zu präsentieren und die Stärken und Schwächen dieser in vielerlei Hinsicht originellen Untersuchung zu diskutieren.
Mit der ersten Frage Who gets to play? spricht Abramson das gemeinhin als vital inequality bezeichnete Phänomen an, dass aufgrund einer bildungs- und einkommensabhängigen Mortalität weniger privilegierte Bevölkerungsgruppen im höheren Alter deutlich unterrepräsentiert sind.[4] So lebten 2008 in den USA weiße Männer mit mehr als sechzehn Jahren Schul- und Ausbildung im Durchschnitt 14,2 Jahre länger als schwarze Männer mit weniger als zwölf Jahren Bildung. Bei Frauen betrug der Unterschied zwischen diesen Vergleichsgruppen 10,3 Jahre (7).[5] Auch in Deutschland ist die vital inequality beträchtlich, leben Männer aus dem obersten Einkommensdezil doch ca. zehn Jahre länger als Männer aus dem untersten Zehntel; bei Frauen sind es neun Jahre.[6] Anders als in Großbritannien und den USA, wo die Frage der vital inequality nicht nur zunehmend ins Zentrum der Ungleichheitsforschung rückt, sondern auch politische Aufmerksamkeit erhält, wird die steigende Lebenserwartung in Deutschland jenseits der geschlechtsspezifischen Unterschiede vorwiegend im Durchschnitt und somit als Aufwärtstrend diskutiert („wir werden alle älter“). Auch die der stratifizierten Mortalität geschuldete Umverteilung der Rentenleistungen von den früh versterbenden unteren Schichten hin zu den bis ins hohe Alter lebenden Privilegierten bleibt politisch wie wissenschaftlich ein blinder Fleck. Es spielen also gar nicht alle mit im End Game um Gesundheit und Wohlstand, lautet Abramsons starker Auftakt, der insbesondere in der deutschen Debatte gehört werden sollte.
Diejenigen, die das höhere Alter erreichen, spielen das End Game allen Unterschieden zum Trotz nach gemeinsamen Regeln und mit geteilten Herausforderungen, wie Abramson im zweiten Schritt zeigt. Er analysiert das Alter dabei mit striktem Fokus auf den alternden Körper und behandelt vor allem gesundheitsrelevante Fragen, nachlassende Kräfte und zunehmende Verletzlichkeit sowie die daraus resultierenden Veränderungen als geteilte Erfahrung. Die Stärke dieses Kapitels liegt darin, dass es den geistigen und körperlichen Alterungsprozess anhand konkreter Praktiken und Alltagsfragen greifbar macht, statt – wie in vielen Interviewstudien üblich – nach abstrakten Konzepten und Deutungen des Alterns zu fragen. Während viele Studien zu dem Schluss kommen, dass die Interviewten sich als weitgehend alterslos begreifen und ihren Körper lediglich als Hülle betrachten,[7] zeigt der ethnographische Blick Abramsons, dass die Alltagsbewältigung für viele eine radikale, eminent körpergebundene Erfahrung von Differenz mit sich bringt: „Everything changes. Old age is a different animal all together“, wie ein älterer Mann im Sample formuliert.
Allerdings wirft das Kapitel zum Charakter des End Game zugleich die größten kritischen Fragen zur Argumentation Abramsons auf. Insbesondere offenbart es zwei substanzielle Leerstellen der Untersuchung: Alter ist mehr als eine körperliche Tatsache, der sich alle – wenn auch mit unterschiedlichen Ressourcen und Möglichkeiten – stellen müssen. Die Phase des Alters ist eben auch ein soziales Konstrukt und geht in den Wohlfahrtsstaaten des globalen Nordens wesentlich mit der Institutionalisierung des Alters als Ruhestand einher.[8] Der Eintritt in den Ruhestand als zentraler Aspekt des Altersübergangs bleibt ebenso wie die geteilte Erfahrung eines nicht mehr durch Erwerbsarbeit geprägten Alltags bei Abramson außen vor. Bis zu einem gewissen Grad lässt sich das durch einen bedeutsamen länderspezifischen Unterschied zwischen den USA und Deutschland rechtfertigen. Schließlich ist das Alters(er)leben im deutschen Kontext enger mit der hohe Legitimität genießenden Institution des Ruhestands verbunden als in den USA, wo es keine gleichermaßen feste Rentengrenze gibt und das Leben jenseits der 65 mit vergleichsweise hohen Erwerbsquoten und prekärer Absicherung verbunden ist.[9] Allerdings spielt auch in den USA die wohlfahrtsstaatliche Rahmung des Alters durch Medicare und Social Security eine wichtige Rolle, zumal in einem Land, in dem die sozialstaatlichen Leistungen in den mittleren Lebensjahren äußerst rudimentär ausfallen. Eine Charakterisierung des End Game, die diese institutionelle Dimension komplett ignoriert, fängt auch für die USA letztlich nur einen Teil des Spiels ein.
Die zweite Schwäche liegt darin, dass Abramson’s End Game weitgehend geschichtslos argumentiert, obwohl sich – wie eingangs skizziert – im Lichte des demografischen Wandels in vielen Staaten des globalen Nordens neue Ansprüche an das höhere Lebensalter herauskristallisieren.[10] Imaginiert man Ältere nicht mehr mit Pfeife oder Strickzeug auf dem Sofa, sondern als ehrenamtliche Ressource und kostengünstige Pflegekräfte, dann verändern sich auch die Regeln des End Game. Damit aber stellt sich die von Abramson ausgeblendete Frage nach den regelkonstituierenden Macht- und Herrschaftsverhältnissen im gegenwärtigen Kapitalismus.
Im dritten Schritt zeigt Abramson materialreich, inwiefern das Spielfeld der Älteren ungeachtet aller gemeinsamen Herausforderungen jeweils unterschiedlich beschaffen ist. Das End Game ist eben kein vollständiger equalizer, mit dem alle vormaligen Ungleichheiten eingeebnet werden, ganz im Gegenteil: neighbourhood resources (lokale Infrastruktur, ärztliche Versorgung, wohnsitznahe Hilfsangebote etc.) und individuelle Ressourcen (Geld, Bildung etc.) sind weiterhin spielentscheidend. Für die deutschsprachige Diskussion, in der sozial-räumliche Faktoren weit weniger Berücksichtigung finden als in den USA, ist insbesondere der Blick auf die Wohnviertel spannend: Abramson kann eindrücklich zeigen, dass ehrenamtliche sowie sponsorenfinanzierte Hilfs- und Freizeitangebote vor allem in den mittelschichtsgeprägten Vierteln zu finden sind, wo sie die ohnehin vorhandene Infrastruktur optimieren, während die ärmeren Nachbarschaften abgehängt werden.
Mit dem vierten Analyseschritt trägt Abramson im Sinne der Feststellung culture matters dem Umstand Rechnung, dass Menschen mit ähnlichen Ressourcen das End Game trotzdem in unterschiedlicher Weise spielen. Nicht nur die Ressourcenausstattung, sondern auch Motivationen und Deutungsmuster, die er im Wesentlichen aus biographischen Prägungen ableitet, entscheiden darüber, welche Handlungs- und Bewältigungsstrategien sie wählen. In einer der eindrucksvollsten Passagen des Buches zeigt Abramson, dass Alltagsentscheidungen (z.B. mit Blick auf Selbstsorgepraktiken oder Arztbesuche) davon abhängen, ob die Betreffenden durch das Ziel motiviert sind, ihren Körper zu pflegen und zu erhalten, oder aber durch das Ziel, ihr Vergnügen zu maximieren. Welche Strategien aus dieser Motivation resultieren, hängt neben den zur Verfügung stehenden Ressourcen vom jeweiligen Körperkonzept ab, nämlich davon, ob die Betreffenden ihren jeweiligen Körper als natural body oder aber als medical body verstehen. Der Unterschied, ob der Körper als Naturtatsache oder aber als medizinisch gestaltbares Projekt begriffen wird, ist dabei nicht eindeutig mit einer spezifischen Klassenlage verbunden. Die Stärke dieser Passage liegt darin, dass es Abramson gelingt, anhand exemplarisch ausgewählter Personen und Biographien konkret greifbar werden zu lassen, wie das Zusammenspiel einer Vielzahl von Faktoren (z.B. Bildung, Wohnviertel, Gesundheitszustand, Körperkonzept etc.) konkrete Alltagspraktiken und -entscheidungen hervorbringt.
Was ihm jedoch auch auf dieser Ebene entgeht, ist die gesellschaftspolitische Rahmung besagter Motivationen und Orientierungen, die er im Wesentlichen aus biografischen Prägungen ableitet. Wird das höhere Lebensalter gesellschaftlich neu bestimmt und – wie Analysen zeigen – immer weniger als biologisches Schicksal, sondern als durch Eigenverantwortung und Selbstsorge zu optimierendes Projekt begriffen,[11] dann dürfte dies auch die oben genannten Orientierungen beeinflussen. Es wäre spannend gewesen zu erfahren, ob und wie bestimmte (welche?) Gruppen Älterer auf neue gesellschaftliche Anforderung an das Alter reagieren.
Im fünften und letzten Analyseschritt adressiert Abramson die Teamdynamiken und fragt damit nach der Bedeutung sozialer Netzwerke für Lebenslagen im Alter. Er veranschaulicht anhand zahlreicher Beispiele, dass es nicht nur darum geht, ob Ältere überhaupt Kontakte haben oder isoliert sind, sondern dass Netzwerke auch in qualitativer Hinsicht durch die zur Verfügung gestellten Ressourcen und Teilhabemöglichkeiten einen signifikanten, mitunter spielentscheidenden Unterschied machen. Dabei sind soziale Orientierungen auch für die Teamdynamiken prägend: Dort, wo wie in den mittelschichtsgeprägten Wohnvierteln Vorstellungen generalisierter Reziprozität vorherrschen, bieten die Einwohner_innen einander im Alltag laut Abramson mehr Unterstützung an als in Seniorenzentren der ärmeren Viertel. In letzteren dokumentiert er vielmehr Vorstellungen verdienter Reziprozität im Sinne von „what you give is what you get“, denen zufolge die Befragten mit der Annahme von Hilfe eine Verpflichtung zur Gegenleistung verbinden.
In den postgame lessons wirft Abramson abschließend die Frage auf, was getan werden müsste, um die Ungleichheiten im End Game abzubauen und damit das Spiel grundsätzlich zu verändern: Doch von der Forderung, die einschlägige Datenlage zu verbessern, über das Plädoyer für eine konsequente Lebenslaufperspektive in der Ungleichheitsforschung bis hin zur Empfehlung eines Umbaus ungleichheitsverschärfender Infrastrukturen fallen die Schlüsse eher allgemein und knapp aus. Die insgesamt hilfreiche Metapher des Spiels hätte von einer konkreteren Ausleuchtung möglicher und notwendiger Regeländerungen sehr profitiert. Hier wie auch in den vorherigen Kapiteln bedauert man als Leserin, dass das Buch mit seinen knapp 150 Seiten plus Appendix recht schmal ausfällt – zumal im Wissen um die mehrjährige Feldforschung und das reichhaltige Material, aus dem der Autor sicherlich mehr hätte schöpfen können. Neben der offenen Frage, wie sich das End Game in Zeiten des demografischen Wandels und der wohlfahrtsstaatlichen Aktivierung des Alters verändert, hätten auf weiteren Seiten auch andere Leerstellen möglicherweise geschlossen werden können: So spricht Abramson zwar durchgängig die Bedeutung geschlechtsspezifischer und ethnischer Stratifizierungen an, geht ihnen jedoch nur in Ausnahmefällen nach, so dass die Bedeutung der Dimensionen Geschlecht und Herkunft neben der sehr gut ausgeleuchteten Klassendimension leider im Dunkeln bleibt. Nichtsdestotrotz: Dies ist eine unbedingte Leseempfehlung! Und zwar richtet sie sich nicht nur an Altersforscher_innen, sondern an alle, die sich für Mechanismen sozialer Stratifizierung im Lebensverlauf interessieren und denen das Eintauchen in eine anschauliche Ethnographie zuspricht.
Fußnoten
- Die Initiative "Alter schafft Neues" wurde 2008 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ins Leben gerufen.
- So knüpft der Autor enge Freundschaften im Feld, er springt ein, wenn es an einem Fahrer zum Arzt mangelt, jemand dringend ein Medikament aus der Apotheke braucht oder Unterstützung im Haushalt gefragt ist.
- Pierre Bourdieu, Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft, Frankfurt am Main 1993, S. 122ff.
- Göran Therborn, The Killing Fields of Inequality, Cambridge/Malden 2013.
- Wie genau Ethnizität und soziale Lage – nicht nur, aber auch – mit Blick auf Fragen der vital inquality miteinander verschränkt sind, ist Gegenstand zahlreicher empirischer Studien . Vgl. exemplarisch Jay S. Olhansky et al. , Differences in Life Expectancy Due to Race and Educational Differences are Widening, and Many May Not Catch Up, in: Health Affairs 31 (2012), 8, S. 1803–1813.
- Thomas Lampert / Lars Erik Kroll / Annalena Dunkelberg, Soziale Ungleichheit der Lebenserwartung in Deutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 42 (2007), S. 11–18.
- Vgl. Exemplarisch Sharon R. Kaufman, The Ageless Self. Sources of Meaning in Later Life, Madison, WI, 1986.
- Martin Kohli , Die Institutionalisierung des Lebenslaufs. Historische Befunde und theoretische Argumente. In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 37 (1985), S. 1–29.
- Silke van Dyk, The decline of ‚late freedom‘? Work, retirement and activation – comparative insights from Germany and the USA, in: Simone Scherger (Hrsg.), Paid work beyond pension age, Houndmills / Basingstoke 2015, S. 278–297.
- Silke van Dyk / Stephan Lessenich (Hrsg.), Die Jungen Alten. Analysen einer neuen Sozialfigur, Frankfurt/New York 2009.
- Tina Denninger / Silke van Dyk / Stephan Lessenich / Anna Richter, Leben im Ruhestand. Zur Neuverhandlung des Alters in der Aktivgesellschaft, Bielefeld 2014. Für den US-amerikanischen Kontext vgl. Nancy Morrow-Howell / James Hinterlong / Michael Sherraden (Hrsg.), Productive Aging. Concepts and Challenges, Baltimore/London 2001; sowie Stephen Katz, Busy Bodies: Activity, Aging, and the Management of Everyday Life, in: Stephen Katz (Hrsg.), Cultural Aging. Life Course, Lifestyle, and Senior Worlds, Peterborough 2005, S. 121–139.
Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Christina Müller.
Kategorien: Soziale Ungleichheit Familie / Jugend / Alter
Zur PDF-Datei dieses Artikels im Social Science Open Access Repository (SSOAR) der GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften gelangen Sie hier.
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