Hannes Krämer | Rezension | 12.09.2022
Der Versuch, eine neue Soziologie zu etablieren
Rezension zu „Ethnomethodologie reloaded. Neue Werkinterpretationen und Theoriebeiträge zu Harold Garfinkels Programm“ von Jörg R. Bergmann und Christian Meyer (Hg.)
1967 erschien Harold Garfinkels Buch Studies in Ethnomethodology und bewirkte einen kleinen innerdisziplinären „Urknall“ (S. 38). Die einen hielten Buch und Autor sektiererische Tendenzen, mangelnde Anschlussfähigkeit an die Soziologie der Zeit und quälende Unverständlichkeit vor. Die anderen lobten die Innovationskraft, das Interesse für empirische Details und eine Soziologie auf Augenhöhe ihrer Gegenstände. Ob pejorativ oder affirmativ, die Bezugnahmen machten bereits damals klar: Hier liegt nicht weniger als der Versuch vor, eine neue Soziologie zu etablieren.[1]
Nach wie vor gibt der konkrete Text einige Rätsel auf: Das Werk besteht aus einer Sammlung verschiedener Studien, die in sieben von acht Fällen zuvor bereits als Manuskript vorlagen und zuweilen auch schon veröffentlicht waren (in drei Fällen). Das Buch ist demnach keine klassische Monografie, wohl am ehesten eine Anthologie wichtiger Texte. Dabei sind die Kapitel recht unterschiedlich; Vorwort und erstes Kapitel taugen nur bedingt als Klammer für die Textsammlung. Hinzu kommt der, sagen wir, eigenwillige Stil Garfinkels.
Do Judge a Book by Its Cover
Warum lohnt es sich, das Buch noch einmal in die Hand zu nehmen? Jörg Bergmann und Christian Meyer, die Herausgeber des Bandes Ethnomethodologie reloaded, der sich in 19 Beiträgen und einem Vorwort mit Garfinkels Schrift beschäftigt, erklären ihr Anliegen so: Es gelte, nach dem unausgeschöpften „Potenzial“ (S. 9) der Studies zu fragen, die bisherige Entwicklung der Ethnomethodologie (EM) in Bezug zum Buch zu setzen und damit schließlich die EM wieder ins Zentrum der soziologische Diskussion zu holen. All dies mit dem Ziel, einen konzeptionellen „Auffrischungsimpfstoff“ anzubieten, „um gegen die zyklisch wiederkehrenden naiven Realismen und simplen Epistemologien in der professionellen Soziologie ‚immun‘ zu machen“ (S. 11) sowie die Soziologie mithilfe von Garfinkels Studies „vom Kopf auf die Füße zu stellen“.[2] Mit anderen Worten: In diesem Buch gibt es Interessantes und Neues zu entdecken und die enträtselnde Spurensuche ist auch fünfzig Jahre nach Ersterscheinung der maßgebliche intellektuelle Zugang.[3]
Die werkgeschichtliche und konzeptionelle Einordnung der Garfinkel-Experten Christian Meyer und Jörg Bergmann informiert umfangreich über die mäandernde Entstehung des Buches und seine verschiedenen Versionen. Meyer und Bergmann graben bisher kaum bekannte Informationen aus dem Nachlass im Garfinkel-Archiv in Newburyport (MA, USA) aus, der gerade erschlossen wird. So lernen die Lesenden, dass die letztlich gedruckte Fassung das Ergebnis eines zwölf Jahre währenden Schreibprozesses war, in den zahlreiche prominente Soziologen involviert waren. Legte Garfinkel das Buch zu Beginn noch als Auseinandersetzung mit der Parsons’schen wie Schütz’schen Soziologie an, schrieb er die späteren Kapitel mit einem anderen Theoriefokus. Dadurch entwickelte sich ein
„theoretisches wie begriffliches Hybrid, in dem einerseits die alten Bindungen des Autors (Parsons, Schütz) teils abgestreift, teils immer noch zu sehen sind, und das andererseits eine grelle Botschaft – Ethnomethodologie! – enthält, die in den versammelten Einzelstudien mehr zu ahnen als zu erkennen ist“ (S. 29).
Nicht nur die Beiträge, auch das Cover ist eine Hommage an die Referenzschrift: Die Buchumschlagsseiten sind in den gleichen Farbtönen gehalten und grafisch ähnlich gestaltet wie die bekannteste Ausgabe der Studies, die 1984 bei Polity Press erschien.[4]
Die Kapitel der Studies – neu betrachtet
Im Anschluss fassen ausgewiesene Expert:innen die acht Kapitel der Studies kurz zusammen, um sie daraufhin neu zu bewerten und zu hinterfragen. Die Textdiskussionen, das macht die Herausforderung wie den Gewinn des Bandes aus, sind recht unterschiedlich – mal stärker werkgeschichtlich, mal stärker biografisch durch die Linse der Kommentierenden, mal wissenschaftspolitisch orientiert. Eine Rekonstruktion der acht Kapitel im Detail würde ermüdende Nacherzählungen bedeuten, da ich erst das Garfinkel-Originalkapitel rekonstruieren müsste, bevor ich die jeweilige darauf bezogene Perspektive der Autor:innen vorstellen könnte. Stattdessen möchte ich zentrale Punkte zusammenführen.
Viele der Aufsätze betonen den innovativen Gehalt der Studies. Jörg Bergmann und Christian Meyer, die das erste Kapitel „What is Ethnomethodology?“ besprechen, welches Garfinkel damals als einziges eigens für die Studies schrieb, identifizieren den Fokus der EM in der Analyse des „practical sociological reasonings“ (Garfinkel, nach S. 51). Indem sie den sozialen wie auch den soziologischen Alltag zu ihrem Gegenstand macht, widersetzt sich die EM einem soziologischen Selbstverständnis, das Alltagsaktivitäten bestenfalls als Ressource begreift. Demgegenüber versteht die EM soziale Fakten als fortwährende Hervorbringung, als eine frühe Form von Praxeologie.[5] Ein solches Vorgehen bedarf eines neuen Begriffsinstrumentariums – etwa Konzepten wie „Indexikalität“, „Reflexivität“ und „Accountability“ – und mündet zudem in einer neuen soziologischen Einstellung.
Der Fokus auf die praktische Sinnarbeit der Akteur:innen schließt zunächst an die phänomenologischen Grundlagen eines Alfred Schütz an, wie unter anderem Thomas Eberle und auch Daniel Suber präzise nachzeichnen. Die bekannten „breaching procedures“, im Deutschen oft missverständlich als „Krisenexperimente“ übersetzt, verdeutlichen die Vertrautheit der Lebenswelt sowie die zu ihrer Hervorbringung ständig notwendige Interaktionsarbeit. Es ist Ruth Ayaß’ Anliegen, die Leistung sowie die Grenzen des Konzepts hervorzuheben: „Die ‚breaching procedures‘ brechen die unhinterfragten Annahmen der natürlichen Einstellungen auf und zeigen die ‚seen but unnoticed features‘ der Sinnstrukturen der Alltagswirklichkeit – nicht mehr, aber auch nicht weniger.“ (S. 75)
Ebenso erschüttert die Garfinkel’sche Perspektive auf Alltagsprozeduren, so Erhard Schüttpelz’ originelle Lesart des dritten Kapitels, die methodologischen, gleichsam wissenstheoretischen Grundlagen interpretierender Sozialwissenschaften. Nicht nur die Fachsoziologie, sondern auch alltägliches praktisches Verstehen und Handeln operiere immer mittels einer „dokumentarischen Methode“, demnach Einzelfälle als typisch, als Dokumente für etwas Abstrakteres zu verstehen sind. Garfinkels Verdienst ist es, so Schüttpelz, die „dokumentarische Methode“ als Alltagspraxis identifiziert zu haben, die nicht nur wie bei Karl Mannheim makrohistorisch funktioniert, sondern auch prozessual auf der Ebene der Interaktionen zu verorten ist. Auch in Gesprächen nehmen die Kommunizierenden beständig Elemente als Belege für etwas auf und erarbeiten so eine situative Sozialstruktur, die sich nur bedingt mit den klassischen sozialstrukturellen Merkmalen der Soziologie in Deckung bringen lässt.
Offenbar, das machen die Beiträge in dem Band deutlich, lässt sich die EM durchaus als Sozialtheorie lesen, die danach fragt, wie sich der Kern sowie die Grundbegriffe sozialer Ordnung bestimmen lassen, wenn der Ausgangspunkt die konkrete alltägliche Interaktion von Akteur:innen ist. Hier sind zahlreiche Anschlüsse denkbar an aktuelle Debatten etwa in der Praxistheorie.
Neben den sozialtheoretischen Aspekten identifizieren einzelne Beiträge auch gegenstandsbezogene Erweiterungen. So verdeutlichen etwa Robert Schmidt und Thomas Eberle Garfinkels Leistung für die Rechts- und Entscheidungssoziologie: Was er mit seiner Forderung nach einer empirischen Entscheidungsforschung meinte, zeigte Garfinkel in seiner praxisnahen Analyse der Arbeitstätigkeiten von Geschworenen. Die Gender Studies wiederum profitieren von der Idee, dass Geschlecht (mikro-)soziologisch nicht nur als Frage der Inszenierung zu deuten ist, wie es bei Goffman mit seinem Display-Argument der Fall ist. Vielmehr sei die Herstellung und Aufrechterhaltung einer Geschlechtsidentität beständige Arbeit, wie Stefan Hirschauer in seinem sehr informierten wiewohl erfrischend kritischen Beitrag über das Agnes-Kapitel deutlich macht. Die Grenzen der EM resümierend – es fehlt eine Fallspezifik, institutionelle Strukturen werden vernachlässigt – ruft er auf zu einer „Post-Ethnomethodologie“. Auch der Organisationssoziologie, so führt Stephan Wolff aus, scheint die ethnomethodologische Respezifikation ihres Gegenstands durchaus gut zu Gesicht zu stehen. Organisationen als praktische Hervorbringung zu begreifen, passt gut zur prozessorientierten Wende in der Organisationsforschung. Die einzelnen Kapitel machen deutlich, dass Garfinkels Studien Anschlüsse in verschiedenen Forschungsfeldern eröffnet haben beziehungsweise noch eröffnen können; auch über die Konversationsanalyse hinaus, die häufig als erfolgreichste Ausgründung aus der EM gilt.
Schließlich klingt in den Reflexionen der Autor:innen immer auch die methodologische Tragweite des Analyseprogramms an. Dies mag zunächst nicht überraschen, da die Studies in ihrer Rezeption häufig als empirisch orientierte Textsammlung wahrgenommen wurde. Aber in der wiederkehrenden Zusammenführung ist es durchaus beeindruckend, welche Vielfalt an methodologischen Argumenten Garfinkels Buch innewohnt. Da ist zunächst die ethnomethodologische Perspektivverschiebung, soziale Fakten eben nicht aufgrund ihrer situationsexternen Einflüsse (Normen, Werte oder Ähnliches) zu identifizieren oder gar als gegeben anzunehmen, sondern sie in ihren situativen Hervorbringungen zu verorten.[6] Andrea Ploder und Tristan Thielmann erkennen ein solches Programm in Garfinkels vorletztem Kapitel. Spätestens seit den Studies hätte „Medien- und SozialforscherInnen bewusst sein können, dass statistische Berechnungsformeln, Tabellen und Diagramme niemals neutral sein können und darüber hinaus noch nicht einmal vorgeben können, etwas zu plausibilisieren, was in vermeintlichen ‚Rohdaten‘ steckt“ (S. 220 f.).
Kurzum: Die Beiträge im ersten Teil folgen mal in lockerer Distanz, mal in exegetischer Nähe den einzelnen Kapiteln der Studies und eröffnen eine Bandbreite an Deutungsmöglichkeiten. Dadurch ergeben sich häufig interessante und neue Einblicke in theoretische, werkgeschichtliche, methodologische sowie gegenstandbezogene Fragen.
Aktualität und Neuentdeckung der Studies
Schon mit dem ersten Teil wäre also ein schöner Band zustande gekommen. Aber es folgt noch ein zweiter, bestehend aus acht Beiträgen, der über die Studies hinausweisen und „Querverbindungen zu anderen Themen und Entwicklungen“ (S. 10) herstellen will. Hubert Knoblauch etwa setzt Garfinkels Schaffen in Bezug zum „Kommunikativen Konstruktivismus“ und findet in den Konzepten der „Sequenzialität“, der „Reflexivität“, der „Accounts“ und der „Objektivierung“ wichtige Überschneidungen beider Theorieschulen. Dirk vom Lehn erläutert, inwiefern sich Garfinkels Verständnis von „Interaktionsordnungen“ von dem Goffmans unterscheidet: Ersterer betrachtet Interaktionsordnungen als „Ordnung ‚sui generis‘, die durch die Handlungen selbst fortlaufend hervorgebracht wird“ (S. 297). Wie eine daraus folgende „ethnomethodologische Interaktionsanalyse“ (S. 304) empirisch umzusetzen ist, zeigt vom Lehn am Beispiel von Interaktionen bei der Kunstbetrachtung. Jürgen Streeck erweitert das ethnomethodologische Analyseprogramm auf körperliche Handlungen und untersucht die Rolle indexikalischer Ausdrücke und mimetischer Kommunikation. Christian Greiffenhagen und Wes Sharrock fordern zur (Re-)Lektüre der späteren, oftmals vernachlässigten ethnomethodologischen Schriften auf. Karin Knorr Cetina und Niklas Woermann schlagen drei Erweiterungen vor, die die EM vollziehen müsste, um auch „die nächsten 50 Jahre“ (S. 405) noch an die gegenwärtige soziale Welt anschlussfähig zu sein: Sie müsste die Verknüpfung lokaler und globaler Ordnungen, die Synthetik der Interaktionssituation inklusive ihrer technischen Artefakte sowie die Bedeutung von Handlungsmacht berücksichtigen.
Besonders hervorheben, und interessierten Lesenden empfehlen, möchte ich in diesem Abschnitt zwei Kapitel. Da ist zum ersten das Interview mit Fritz Sack. Er beschreibt seine Verbindung zur EM in autobiografischer Rückschau und zeichnet „die Entstehung einer kritischen Kriminologie“ in Deutschland (S. 381) in Bezug dazu nach. Das Gespräch ist sehr persönlich, gibt detaillierte Informationen zum intellektuellen Klima in Deutschland und auch in den USA der 1960er-Jahre sowie zur Alltäglichkeit und Außeralltäglichkeit wissenschaftlicher Produktionsbedingungen aus einer anderen Zeit. Es ist erfrischend zu lesen, macht neugierig und zeigt einmal mehr, zu was derartige Interviews – eben auch als wissenschaftliche Textgattung – in der Lage sind.
Zum zweiten ist da der Text von Thomas Scheffer, der eine unorthodoxe Lesart der EM entwirft, die nicht weniger will als eine kritische gesellschaftstheoretische Reflexionsfolie zu sein.[7] Die Grundfrage lautet: Wie kann die EM in Zeiten existenzieller Krisenlagen ihre „kritischen Kapazitäten“ (S. 387) einbringen? Dafür wäre es notwendig, ähnlich wie das auch Knorr Cetina/Woermann anklingen lassen, den forschungspraktischen wie theoretischen Bezugsrahmen der Ethnomethodologie zu weiten: „von den situierten Vollzugsproblemen, über die organisierten Bezugsprobleme hin zu den allgegenwärtigen existenziellen Problemen“ (S. 389). Der zweite Abschnitt ist, ähnlich wie der erste, divers in seinen Beiträgen. Einiges lässt sich als Hinweis, einiges als Absicherung, anderes wiederum als Herausforderung für die EM aufnehmen.
Die gegenwärtige Ethnomethodologie in Deutschland – ein kurzes Fazit
Und nun, 420 Seiten später: Kann der Band die von ihm avisierte Aufmerksamkeit für die EM nachhaltig wecken? Entsprechende Würdigungen sind eine zweischneidige Sache: Sie können Interessantes eröffnen, aber auch die Debatte derart konsolidieren, dass sie eher als Schlusswort, denn als Aufbruch gelesen werden. Mein Eindruck ist im vorliegenden Fall sehr optimistisch: Zweifelsohne wird deutlich, wie viel sozialtheoretische Innovationen, wie viele methodologische Herausforderungen und gegenstandbezogene Anschlüsse in den Studies steckten und auch immer noch stecken.[8]
Zugleich gelingt es nicht allen Kapiteln gleichermaßen, Aufbruchstimmung zu erzeugen. Vermisst habe ich an manchen Stellen außerdem die querliegenden Perspektiven, die sowohl Probleme adressieren als auch aufzeigen, wie es weiter gehen kann. Wie es sich für einen solchen Band gehört, kommen darin viele etablierte Kolleg:innen zu Wort und damit auch Perspektiven, die einem breiten Publikum bereits bekannt sind. Die quengeligen Einwürfe vom Katzentisch bleiben auf der ethnomethodologischen Familienfeier – der Tagung, aus der heraus das Buch entstand – eher ungehört. Das schmälert nicht den Gewinn des Bandes, dessen Beiträge in vielen Fällen exzellente und beeindruckende Einblicke in die Studies, ihren Entstehungskontext sowie das jeweilige berufsbiografische Schaffen der Autor:innen eröffnen. Die Aufgabe kommender Forschungen ist es nun, die dargebotenen Deutungslinien und geschaffenen Aufmerksamkeiten in die Sozialtheorie, in die sozialwissenschaftliche Methodologie und in die gegenstandsbezogene Analyse zu integrieren.
Fußnoten
- Es sollte noch bis kurz vor der Jahrtausendwende dauern, bis mehrere, auch größere Textkonvolute von Garfinkel veröffentlicht wurden; meist handelte es sich dabei um jahrzehntealte Manuskripte, die Garfinkel mitunter deutlich vor den Studies verfasst hatte. Vgl. bspw. die Bibliografie in Dirk vom Lehn, Harold Garfinkel, Konstanz 2012.
- Garfinkel folgen, heißt, die Soziologie vom Kopf auf die Füße zu stellen. Jörg Bergmann & Christian Meyer im Gespräch mit René Salomon & Hannes Krämer [7.9.2022], in: Forum Qualitative Sozialforschung 20 (2019), 2.
- Die Beiträge in dem Sammelband gehen auf eine Tagung zurück, die anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Erstausgabe und dem 100. Geburtstag Garfinkels an der Universität Konstanz sowie im Ratssaal des historischen Rathauses stattfand. Das damalige Programm findet sich hier [7.9.2022].
- Der Umschlagtext nennt die Bielefelder Grafikerin Martina Brandt als Gestalterin.
- Garfinkel spricht an anderer Stelle von „neopraxiology“; die Bezeichnung, die als Alternative zu Ethnomethodologie zur Debatte stand, wurde schlussendlich verworfen. Vgl. Richard J. Hill / Kathleen Stones Crittenden (Hg.), Proceedings of the Purdue Symposium on Ethnomethodology, West Lafayette, IN 1968, S. 10.
- Gemeint ist dabei aber keine, das wird im Band deutlich, sozialkonstruktivistische Wissenschaftstheorie, der zufolge alle Phänomene sozial konstruiert sind. Es geht vielmehr um die Skizzierung einer handfesten Methodologie, die dafür sensibilisiert, bei den zu untersuchenden Phänomenen zu beginnen, die Setzungen der Akteur:innen ernst zu nehmen und für Details aufgeschlossen zu sein.
- Präziser ausgeführt finden sich die Argumente auch in Thomas Scheffer, Kritische Ethnomethodologie, in: Zeitschrift für Soziologie 49 (2020), 4, S. 218–235.
- Christian Meyer beschrieb das Buch einmal als „Steinbruch“, der immer wieder zum Entdecken neuer Aspekte einlädt. Garfinkel folgen, heißt, die Soziologie vom Kopf auf die Füße zu stellen [7.9.2022].
Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Wibke Liebhart.
Kategorien: Geschichte der Sozialwissenschaften Gesellschaftstheorie Kommunikation Normen / Regeln / Konventionen
Zur PDF-Datei dieses Artikels im Social Science Open Access Repository (SSOAR) der GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften gelangen Sie hier.
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