Dossier

Nach den fetten Jahren: Verzichten, verbieten, verzagen?

Fragen aus gegebenem Anlass

Alle wissen es: So wie bisher, kann es nicht weitergehen. Wir leben seit Jahrzehnten über unsere Verhältnisse. Wir verbrauchen zu viele natürliche Ressourcen, produzieren zu viel Müll und essen zu viel Fleisch. Wir vergiften die Böden und die Meere, wir dezimieren die Arten und ruinieren das Klima. Wir leben im Wohlstand – aber wie lange noch und auf wessen Kosten? Die Zeche unseres Lebensstils zahlen die Menschen in den weniger privilegierten Regionen dieser Welt – und die zukünftigen Generationen, denen wir einen Planeten hinterlassen, der von den Folgen unserer Verschwendung gezeichnet ist. Wir müssen unsere Lebensweise ändern, und zwar schnell. Auf vieles, was uns bisher lieb und billig gewesen ist, werden wir in Zukunft immer öfter verzichten müssen, wenn es eine lebenswerte Zukunft geben soll.

Aber dass jede und jeder von uns den eigenen Gürtel etwas enger schnallt und den privaten Konsum einschränkt, wird nicht reichen. Es braucht gesamtgesellschaftliche Anstrengungen und kollektiv verbindliche Regelungen, die sich nicht nur auf das Konsumverhalten, sondern auch auf die Produktionsbedingungen erstrecken. Um den Erhalt des Planeten und unsere (Über-)Lebensbedingungen zu gewährleisten, ist der Staat in seiner Funktion als Gesetzgeber und Garant der Daseinsvorsorge gefordert. Aber wie radikal müssen und dürfen die Maßnahmen sein? Reicht es, ökonomische Anreize zu setzen, oder ist es an der Zeit, über die Einführung von strikten Obergrenzen und Verboten als politische Steuerungsinstrumente nachzudenken? Taugt der Markt als Regulierungsinstanz oder braucht es eine Abkehr vom neoliberalen Paradigma und eine Rückkehr zur Ordnungspolitik, wie sie der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies in seinem unlängst erschienenen Buch Verbot und Verzicht. Politik aus dem Geiste des Unterlassens fordert?

Wir haben Lepenies’ Intervention zum Anlass genommen und Wissenschaftler:innen um Stellungnahmen zu dem Thema gebeten. Felix Ekardt, Karsten Fischer und Eva von Redecker haben auf unsere Fragen geantwortet, Stephan Lessenich hat das Buch rezensiert. Dafür sei Ihnen an dieser Stelle herzlich gedankt.

Die Redaktion

Newsletter