Philipp Lenhard | Essay |

Im Seminarraum

Vorabdruck aus „Café Marx. Das Institut für Sozialforschung von den Anfängen bis zur Frankfurter Schule“ von Philipp Lenhard

Am 22. Juni 1924 wurde im Frankfurter Westend das neue Gebäude des kurz zuvor erst ins Leben gerufenen Instituts für Sozialforschung eröffnet. Dessen Architektur hatte Siegfried Kracauer den Leserinnen und Lesern der Frankfurter Zeitung bereits im Winter angepriesen: „Auf den ersten Anschein hin wirkt diese schmucklose Architektur, die bewußt auf die Übernahme traditioneller Stilelemente verzichtet, etwas befremdend, zumal ihre Beurteilung erschwert wird, durch das hohe Nachbarhaus, dessen Stockwerk einen falschen Maßstab hergibt. Aber hat sich erst das Auge richtig eingestellt, so gewinnt die äußere Erscheinung mehr und mehr an Überzeugungskraft, und man spürt, daß sie das gedrungene und komprimierte Innere mit großer künstlerischer Unbefangenheit zur Darstellung bringt“. Wie das Auge sich richtig einzustellen habe, um das Institut für Sozialforschung angemessen zu verstehen und zu beurteilen, darüber wird seit 100 Jahren mal mehr, mal weniger heftig gestritten.

Der Historiker Philipp Lenhard stellt in seinem neuen Buch programmatisch das Institut in den Mittelpunkt, nicht die Frankfurter Schule oder die Kritische Theorie, obwohl in „Café Marx“ selbstverständlich auch davon die Rede ist. Er fragt, wo eigentlich das Institut war und was dort konkret geschah. „Institut“ meint in dieser Geschichte mehreres: zum einen bestimmte Gebäude und bestimmte Orte, zum anderen den „Treffpunkt für Wissenschaftler, Studenten, marxistische Aktivisten, Bibliothekare und Verwaltungsangestellte“, drittens die Forschungseinrichtung und viertens eine „sich permanent veränderte Idee“. Lenhard will weder eine weitere Kollektivbiografie vorlegen noch allein Ideengeschichte schreiben. Ihm geht es um physische und symbolische Räume, personelle und institutionelle Netzwerke. Daher führt er sein Publikum in die Schützengräben des Ersten Weltkriegs, auf Barrikaden, in Villen, Ministerien, Bibliotheken, Cafés und Büros, erkundet Konstellationen, stellt Randfiguren vor. Er erzählt die Geschichte des Institutes von der Gründung, über Verfolgung und Exil, bis zur Rückkehr nach Frankfurt am Main, der Etablierung und Verstreuung der Frankfurter Schule.

„Café Marx. Das Institut für Sozialforschung von den Anfängen bis zur Frankfurter Schule“ erscheint am 14. März 2024 im Verlag C.H. Beck. Wir freuen uns, einen Auszug aus dem 8. Kapitel veröffentlichen zu können, und danken dem Verlag wie dem Autor für die freundliche Genehmigung. 

– Die Redaktion

 

Frankfurt am Main, Institut für Sozialforschung, Anfang Mai 1925, 16 Uhr. Im Seminarraum des Instituts für Sozialforschung sitzt Carl Grünberg am Kopf einer u-förmig angeordneten Tischreihe, eine Gruppe von zwölf, dreizehn Studenten, Doktoranden und auswärtigen Gästen durch die kleinen dicken Brillengläser musternd. Auch ein paar Mitarbeiter sind gekommen. Eigentlich ist dies ein Seminar, keine Vorlesung, aber der wie immer steif und asketisch wirkende Grünberg hat den professoralen Habitus so sehr verinnerlicht, dass er automatisch zum Katheder schreiten will, sobald er einen Hörsaal betritt. Ein erhöhtes Rednerpult gibt es hier nicht, stattdessen eine große Tafel, die wie ein Bühnenbild hinter Grünbergs schmächtigem Körper aufragt. Sich einfach zu den Studenten zu setzen, ihnen im Wortsinne auf Augenhöhe zu begegnen, kommt ihm immer noch seltsam vor. Er ist der Professor, und dies sind seine Schüler. Anders als in seiner Vorlesung «Wirtschaftsgeschichte als Einleitung in die Volkswirtschaftslehre», die vor allem für die jüngeren Semester gedacht ist, steht heute ein Seminar für Fortgeschrittene zum Thema «Marxlektüre» an.[1] Gerade seine Doktorandinnen und Doktoranden wollen in der Diskussion glänzen. Kurt Mandelbaum, ein Arztsohn aus Schweinfurt, ist darunter. Er gehört im Institut zu der Gruppe um Karl Korsch und zählt in der KPD zur «ultralinken» Fraktion, genauso wie Heinz Langerhans, Walter Biehahn, Rolf Katz und einige andere Studenten und Mitarbeiter des Instituts. Voller Enthusiasmus legen sie im Seminar ihre marxistischen Deduktionen dar, mit denen sich alles – vom Kriegsausbruch über den Ursprung der bürgerlichen Familie bis hin zu Naturkatastrophen – erklären lässt.

Mit der Schablone des dialektischen Materialismus ausgerüstet, konnten sich die Studenten selbstbewusst zu jedem beliebigen Thema äußern. Es war, als hätten sie einen Generalschlüssel zu den Geheimnissen der Totalität gefunden, und entsprechend neunmalklug traten sie bisweilen auch auf. Konfrontiert mit Studenten, «die davon überzeugt sind, dass die Relativitätstheorie nur eine Fortführung der bürgerlichen Ideologie ist», wie der damalige britische Student Oscar H. Swede 1927 an den amerikanischen Marxisten Max Eastman schrieb, sah sich sogar der Marxist Grünberg gezwungen, gegen die inneren Widersprüche ihrer Theorien zu argumentieren.[2] Er spielte den Advokaten des Teufels, denn das war der didaktische Aspekt seines Lehrberufes. Die Studenten rieben sich gerne an ihm, der zugleich eine scheinbar übermächtige wissenschaftliche Autorität und ein mit dem Ruch des Reformismus behafteter bürgerlicher Sozialist war. Sein Wissen stand außer Zweifel, aber seine Zurückhaltung in parteipolitischen und tagesaktuellen Fragen verstörte all jene Seminarteilnehmer, die längst auf einem viel radikaleren Kurs waren.

Grünberg stammte aus einem anderen Zeitalter. Er war 1861 geboren und vierzig Jahre älter als die meisten seiner Studenten, deren Großvater er hätte sein können. Der 1904 geborene Kurt Mandelbaum war noch Schüler, als die Novemberrevolution ausbrach. Während der Bayerischen Räterepublik hatte er Kurierdienste zwischen Schweinfurt und München für die Revolutionäre übernommen – eine Erfahrung, die ihn immer noch prägte. Mehrere seiner Klassenkameraden schlossen sich damals den konterrevolutionären Freikorps an und gehörten ein wenig später zu den ersten Nationalsozialisten. Mandelbaum bildete mit anderen jüdischen Schülern eine kleine, von der Klassengemeinschaft ausgeschlossene Minderheit von Außenseitern. Zwischen ihnen und den nationalsozialistischen Mitschülern herrschte «eisige Feindseligkeit». Begegnete man sich zufällig auf der Straße, tat man so, als kenne man sich nicht. Und auch sonst sprach man kein Wort miteinander. «Ich selbst habe nicht so sehr darunter gelitten», erinnerte sich Mandelbaum später rückblickend. «Da ich politischer als meine Freunde war, war ich davon überzeugt, dass ‹Politik nun mal so ist›, und hatte neue Freunde in einer Gruppe sozialistischer junger Arbeiter gefunden, die noch aus den Münchner Tagen [der Räterepublik] wussten, dass ich auf ihrer Seite war und mich als ‹den Arztsohn› willkommen hießen.»[3] Schon mit achtzehn Jahren wurde Mandelbaum Mitglied der KPD und zählte damit in München zu einer kleinen, überschaubaren Gruppe. Im selben Jahr, 1922, begann er in München Nationalökonomie, Philosophie und Soziologie zu studieren. Da er gleichzeitig führend in der kommunistischen Studentengruppe der Universität aktiv war, bedrohte ihn der Hitler-Ludendorff-Putsch im November 1923 ganz persönlich. Noch am Tag des Putschversuchs, als die Lage noch unübersichtlich war, verließ er mit einigen Genossen die bayerische Hauptstadt Richtung Berlin, wo er anschließend sein Studium bei dem bedeutenden Wirtschaftssoziologen Werner Sombart und dem aus Russland stammenden Statistiker Ladislaus von Bortkiewicz fortsetzte. Mandelbaum war, als er nach Berlin kam, bereits ein politischer Aktivist. Neben dem Studium arbeitete er für den marxistischen Ökonomen Eugen Varga, der nach dem Sturz der Ungarischen Räterepublik Béla Kuns zunächst für die Komintern in Moskau tätig gewesen und seit 1922 in der sowjetischen Botschaft in Berlin Handelsattaché war. Varga galt als «Ökonom der Komintern» und hatte in Moskau das Institut für Weltwirtschaft und Weltpolitik aufgebaut.[4] Mandelbaum arbeitete ihm als studentische Hilfskraft zu und sammelte auf diesem Wege wertvolle wissenschaftliche Erfahrungen, die für seine spätere akademische Karriere von Bedeutung waren. Auch seine ersten Texte verfasste er in dieser Zeit, kurze Berichte über die Entwicklungen der Weltwirtschaft, die – häufig von Varga überarbeitet – in der Roten Fahne erschienen. Doch so gut er sich mit seinem Mentor Varga auch verstand, so sehr kam es bereits in dieser Zeit zu inhaltlichen Differenzen, die einen Schatten auf die Spaltung der deutschen kommunistischen Bewegung vorauswarfen. Während Mandelbaum in der spartakistischen Tradition Rosa Luxemburgs stand, die eine dezidiert proletarische Revolutionstheorie vertrat und die Arbeiter für die Sache des Sozialismus zu gewinnen versuchte, glaubten die Leninisten an die Avantgardefunktion der kommunistischen Intellektuellen. Statt eines kommunistischen Rätesystems, in dem die Arbeiter selbst die Macht ergriffen, schwebte den Leninisten eine «Diktatur des Proletariats» vor, in der die kommunistischen Führer stellvertretend für die Arbeiter herrschten.[5] Auch wenn die Bolschewiki sich mit dem Titel «Sowjetrepublik» schmückten, taten sie von Anfang an alles dafür, basisdemokratische Initiativen der Arbeiter zu unterdrücken und die Sowjets (Räte) vollständig zu kontrollieren. Kurt Mandelbaum war, wie viele andere deutsche Kommunisten, ein Anhänger des Rätekommunismus. In seinen Auseinandersetzungen mit Varga suchte er Unterstützung bei einem anderen wichtigen kommunistischen Theoretiker der Zeit: Karl Korsch. Der lehrte seit 1921 als Privatdozent für Rechtswissenschaften an der Universität Jena und war 1923 für einige Monate Justizminister der KPD-SPD-Koalitionsregierung in Thüringen.

«Er war ein wahrhaft unabhängiger Denker, ein inspirierender Lehrer und guter Freund», so Mandelbaum im Rückblick.[6] Korsch war ein Kritiker des Leninismus, trat früh in Opposition zu den autoritären Strömungen der Partei und fiel dafür in Moskau in Ungnade.

Für Mandelbaum war all dies aufregend. Das Studium bei Sombart dagegen, der sich in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg zum radikalen Antisemiten und Verfechter eines nationalen Sozialismus gewandelt hatte, empfand er zunehmend als quälend. Er sehnte sich nach einer Verbindung von Marxismus und Wissenschaft. Als in Frankfurt das Institut für Sozialforschung gegründet wurde, bewarb er sich mit der Fürsprache Korschs bei Grünberg für ein Promotionsstipendium – mit Erfolg. Grünberg nahm ihn 1925 als Doktoranden an und Mandelbaum begann an seiner Dissertation zu den Imperialismusdebatten in der deutschen Sozialdemokratie vor dem Ersten Weltkrieg zu arbeiten.[7] Im Seminarraum brachte er sich von nun an sachkundig in die Diskussionen über Marx’ Wert- und Krisentheorie ein. Grünberg nickte ihm zu, korrigierte ihn bisweilen oder formulierte Gegenthesen. Aber er wusste genau, dass Mandelbaum einer seiner fähigsten Studenten war, dem möglicherweise eine große Karriere bevorstand.

Auch Hilde Weiss meldete sich in den Seminaren oft zu Wort. Ein Passfoto aus dieser Zeit zeigt sie mit wachen, freundlichen Augen, schmalen, lächelnden Lippen und einem modischen Kurzhaarschnitt.[8] Sie trägt dort ein Kleid mit geometrischen Mustern und Pluderärmeln, aber manchmal war sie auch in Hosen zu sehen. Auch sie war eine Doktorandin Grünbergs und hatte einen ähnlichen sozialen Hintergrund wie Mandelbaum. Erst wenige Wochen vor ihrer Übersiedlung nach Frankfurt war auch sie der KPD beigetreten, aber anders als bei Mandelbaum war dies der vorläufige Abschluss eines langen Prozesses der Radikalisierung. 1900 in Berlin in eine bürgerliche Familie geboren, war das prägendste Moment ihrer Kindheit die Spannung zwischen preußischem und österreichischem Geist. Die Familie ihrer Mutter gehörte zum bürgerlichen, akkulturierten jüdischen Establishment der Reichshauptstadt, der Politiker und Industrielle Walter Rathenau war ihr Onkel zweiten Grades.[9] Hildes Vater dagegen stammte aus Wien, hasste das Preußentum und das Leben in Berlin, bekannte sich stolz zu seinem Judentum und war zugleich ein Anhänger der sozialdarwinistischen Philosophie Ernst Haeckels und Herbert Spencers. Hilde wuchs wohlbehütet auf, doch erste Erfahrungen mit dem Antisemitismus und vor allem der Krieg politisierten sie. Plötzlich begann sie, den Preußenhass des sozialdemokratischen Vaters zu verstehen. Die Kriegsbegeisterung und der Nationalismus widerten sie an, und so wurde sie – wie Karl August Wittfogel – Mitglied des Wandervogels in Berlin. Auch in der Jugendbewegung waren Nationalismus und Antisemitismus weitverbreitet, aber nicht in ihrer Gruppe, in der es zahlreiche jüdische Mitglieder gab. «Ich trat dem Deutschen Wandervogel bei, denn diese Mädchen riefen nicht ‹Hurrah!›, wenn sie von deutschen Siegen hörten. Es gab keine Diskriminierung wegen des Geschlechts oder der Rasse in dieser Gruppe», erinnerte sie sich später.[10] Hilde genoss die Freiheit in der Natur und das unangepasste Leben der Jugendlichen. Sie verkleidete sich als Junge und wurde als einziges Mädchen von den Jungen in ihrer Runde akzeptiert. Sie erklärte sich das durch ihre intellektuelle Haltung, die sie von dem unkritischen Geschnatter der patriotischen Mädchen in ihrer Klasse abhebe. Jedenfalls erkannte sie früh das Geistige als Weg zu gesellschaftlicher Anerkennung. Nach dem Krieg war es dann ihr Vater, der sie auf ein Treffen der Freien Sozialistischen Jugend (FSJ) hinwies, die der USPD nahestand und sich erst im September 1920 als Jugendorganisation der KPD in Kommunistischer Jugendverband (KJVD) umbenannte. Weiss war sofort begeistert. War der Wandervogel vor allem ein bürgerliches Phänomen, so lernte sie in der FSJ Arbeiterjugendliche kennen. Erstmals kam sie hier mit marxistischer Theorie in Kontakt, vor allem durch ihren Freund Helmi, den Sohn des Spartakistenführers Karl Liebknecht. Als dieser im Januar 1919 ermordet wurde, versetzte ihr das einen Schock: «Mein Herz war durch diesen brutalen Akt gegen meinen Helden des Pazifismus gebrochen worden.»[11] Sie radikalisierte sich, wurde Teil der Gewerkschaftsjugend, wollte sich vom Elternhaus lösen. Nach zähem Ringen gestatteten die Eltern ihr ein Studium in Jena, und in der durch die Zeiss-Werke dominierten Universitätsstadt begann sie Wirtschaftswissenschaften, Soziologie, Arbeitsrecht, internationale Handelsbeziehungen und Sozialpsychologie zu studieren. Besonders die Vorlesungen zum Arbeitsrecht, die der junge Privatdozent Hans Carl Nipperdey bei sich zu Hause abhielt, taten es ihr an. Auch ein anderer Privatdozent lehrte an der juristischen Fakultät: Karl Korsch. Er hielt neben Seminaren zum Straf- und Prozessrecht auch Kurse zur marxistischen Theorie ab.[12] Kaum vorstellbar, dass die inzwischen bekennende Sozialistin Hilde Weiss sich diese Chance entgehen ließ.

Doch das Studium stand unter keinem guten Stern. Mit dem Voranschreiten der Inflation waren die Eltern immer weniger in der Lage, die aufmüpfige Tochter zu unterstützen. Sie legten ihr nahe, entweder nach Hause zurückzukehren oder sich einen Job zu suchen. Hilde begann in einer Buchhandlung zu arbeiten, doch die Arbeitszeiten wurden bei gleichbleibendem Lohn immer länger und länger, sodass keine Zeit mehr für ihr Studium blieb. Über ihren Vermieter, der Vorarbeiter bei den Zeiss-Werken war und mit dem sie oft nach der Arbeit freundschaftlich zusammensaß, erhielt sie schließlich eine Anstellung in der Schott’schen Glasfabrik. Wie in ihrer Schulzeit wurde sie im Betrieb erneut als Außenseiterin behandelt – nicht als Arbeiterin, sondern als Studentin und Bürgertochter. Obwohl der Zusammenhalt in der Fabrik stark war – fast alle Arbeiterinnen waren Mitglied der Metallarbeitergewerkschaft –, realisierte Weiss schnell, dass sie ihre Kolleginnen nicht sozialistisch agitieren konnte, weil sie von ihnen gar nicht als eine der ihren betrachtet wurde. Sie fühlte sich nicht als Mitglied einer Avantgarde, sondern als Fremde. Ihr Erfolgsrezept aus der Jugendbewegung, Anerkennung durch Bildung, funktionierte hier zunächst nicht. Doch dann wurde sie von einer verzweifelten jungen Arbeiterin, die ungewollt schwanger geworden war, um Rat gefragt. Sie sei doch eine Studentin und wisse bestimmt, was in solchen Fällen zu tun sei. Hilde hatte keine Ahnung, stammte sie doch aus einem bürgerlichen Haushalt, in dem nicht offen über Sexualität gesprochen wurde. Aber sie wusste sich zu helfen, befragte die Ehefrau ihres Professors Nipperdey, die ihr die Adresse eines sozialistischen Arztes gab, der illegale Abtreibungen für Arbeiterinnen durchführte. Hilde begleitete ihre Kollegin zur Praxis, der Eingriff gelang. Weiss hatte sich nun Respekt verschafft, wurde als Verbündete betrachtet und in die Gewerkschaft aufgenommen. Glücklich, jetzt Teil der Gemeinschaft zu sein, fühlte sie sich unter ihren Kolleginnen nunmehr gut aufgehoben. Nach einer dreimonatigen sozialistischen Sommerschule, bei der sie auch erstmals Exemplare von Karl Marx’ Kapital und Schriften Rosa Luxemburgs bekam, kehrte Weiss zurück in die Fabrik. Ihr Ruf als sozialistische Anführerin eilte ihr inzwischen voraus, und sie spielte eine führende Rolle im Betriebsrat. Als die KPD 1923 im Kontext des «Deutschen Oktobers» einen Generalstreik zu organisieren versuchte, beteiligte sich Weiss aktiv daran, indem sie Flugblätter verfasste, Arbeiterinnen agitierte und das Gewerkschaftsbüro bewachte. Als der Streik Ende Oktober niedergeschlagen wurde, musste Hilde Weiss als Rädelsführerin den Betrieb verlassen.

Arbeits- und mittellos kehrte sie im März 1924 nach Berlin zurück, wo sie dank der Unterstützung durch ihre Eltern das Studium wieder aufnahm, dieses Mal bei dem Soziologen Werner Sombart, in dessen Vorlesungen sie vermutlich Kurt Mandelbaum kennenlernte. Zwar hatte sie nun wieder Zeit zu studieren, aber sie vermisste ihr altes Leben in Jena. Denn nun war sie zur Passivität gezwungen. In der Gewerkschaft war sie lediglich ein Mitglied unter vielen, und von ihren Professoren fühlte sie sich nicht ernst genommen. Sombart war nicht nur Antisemit, sondern auch extrem konservativ. Er war der Meinung, dass Frauen sich um Heim und Herd kümmern sollen, nicht um Wissenschaft. «Solange die Frau ihre alte Hauswirtschaft zu betreiben hatte, war eine Frauenfrage nicht möglich», erklärte er 1910 dem Auditorium auf dem ersten Deutschen Soziologentag in Frankfurt.[13] Anders als Männer, die in der Wissenschaft ihre Berufung fänden, vertrieben sich Frauen ihre Zeit nur deshalb mit Büchern, weil sie außerhalb des Haushalts nichts mit sich anzufangen wüssten. Technische Innovationen hätten dafür gesorgt, so Sombart, dass die Hausarbeit nicht mehr erfüllend für die Frauen sei. Deshalb seien nun die Männer mit der Frauenfrage konfrontiert. Doch Hilde Weiss ließ sich von solchen patriarchalen Wehklagen nicht beeindrucken. Sie hatte die letzten Jahre enormes Selbstvertrauen aufgebaut. Auch wenn sie nun wieder vom Geld der durch die Inflation verarmten Eltern abhängig war, verfügte sie über einen unabhängigen Geist. Sie wusste, was sie wollte, und vor allem, was sie nicht wollte. So entschloss sie sich gegen den Rat ihres Professors, ihre Erfahrungen mit der Wissenschaft zu verbinden und über die kapitalistische Arbeitswelt zu forschen. Aus Materialien und Gesprächsnotizen, die sie während ihrer Zeit in der Fabrik angefertigt hatte, komponierte sie auf Bitten der Berliner Metallarbeiter-Gewerkschaft ein kleines Büchlein, das 1926 unter dem Titel Rationalisierung und Arbeiterklasse: Zur Rationalisierung der deutschen Industrie im sozialistischen Führer-Verlag erschien.[14] Sie versuchte Sombart davon zu überzeugen, sie als Doktorandin anzunehmen, doch der wies sie ab.

In dieser Situation war es für Hilde Weiss ein Glücksfall, dass ihr Freunde vom soeben gegründeten Institut für Sozialforschung in Frankfurt berichteten: «Ich schrieb dem Direktor, Professor Grünberg, und erhielt eine wohlwollende Antwort von ihm», erinnerte sie sich später. «Er versprach mir sogar sich um ein Stipendium für mich zu bemühen, wenn ich finanzielle Hilfe benötigte, um meine Studien zu vollenden. Da meine Eltern realisierten, dass die Jahre in der Fabrik einen wichtigen Platz in meinem Leben eingenommen hatten, gestatteten sie mir im Oktober 1924, nach Frankfurt zu ziehen, wo bereits eine Schwester meiner Mutter mit ihrer Familie lebte.»[15] Als sie in Frankfurt ankam und das erste Mal das monumentale Gebäude in der Viktoria-Allee erblickte, war sie tief beeindruckt. Besonders die Bibliothek mit ihrer reichen Sammlung an Literatur zur Arbeiterbewegung überwältigte sie. Mit Grünberg verstand sie sich von Anfang an gut. Er unterstützte sie und riet ihr für die Dissertation zu einem Vergleich zwischen den Jenaer Zeiss-Werken und der Ford Motor Company in Detroit. Anstatt aber eine struktursoziologische oder historische Studie vorzulegen, wagte sich Weiss an einen äußerst ambitionierten, ideologiekritischen Vergleich zwischen den philanthropischen Ambitionen Ernst Abbes von der Carl Zeiss AG und der modernen Unternehmerideologie Henry Fords.[16] In ihrer im Dezember 1925 abgeschlossenen Arbeit zeigte sie, wie Unternehmerideologien die revolutionäre Sehnsucht der Arbeiter erfolgreich durch eine sozialreformerische Politik neutralisieren und dadurch das Proletariat in das kapitalistische System integrieren konnten.[17] Besonders der «Fordismus» wurde von ihr als eine Ideologie beschrieben, die auch in Deutschland immer mehr Anhänger aufseiten der Kapitalisten finde. Die technische Rationalisierung des Produktionsprozesses, die Typisierung der Produkte und die Ausweitung der Arbeitsteilung führten zu einer «Diktatur der technischen Vernunft», die oberflächlich betrachtet wie eine Minderung von Ausbeutung durch den Einsatz von Maschinen aussehe, während sie in Wahrheit umgekehrt zu einer Intensivierung der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft führe. Zu diesem Schluss kam Weiss unter Bezugnahme auf Marx’ Arbeitswertanalyse, besonders des Begriffs der Arbeitsintensität. Auch den Ideologiebegriff entnahm sie, wenngleich vereinfacht, dem berühmten Fetischkapitel in Marx’ Kapital: «Unter Ideologie verstehen wir das Gesellschaftsbewusstsein der Menschen, d. h. den Reflex der jeweiligen realen Produktions- und Distributionsverhältnisse. Doch im Kopfe des Menschen erscheint die Wirklichkeit oft verändert. Solche Verschiebungen erklären sich in der modernen Gesellschaft daraus, dass der Kapitalismus, mehr wie jede andere Gesellschaftsepoche, die Tendenz hat, die menschlichen Verhältnisse in Erscheinungsformen zu hüllen, die das wahre Wesen der gesellschaftlichen Struktur mystifizieren.»[18] In den von ihr untersuchten Unternehmerideologien werde ausgeblendet, dass die arbeitsteilige Produktion immer schon die Trennung der Arbeiter von den Produktionsmitteln voraussetzt. Die angepriesenen Reformen würden die Eigentumsverhältnisse ebenso wenig antasten wie die Klassenherrschaft.

Aus eigener Beobachtung wusste Hilde Weiss, dass auch der scheinbar altruistische philanthropische Gedanke, der sich bei den Zeiss-Werken ebenso fand wie in manchen Spielarten des englischen Frühsozialismus, einen pazifizierenden und integrierenden Effekt erzeugen konnte. Strikte Arbeitszeitbegrenzungen, die Bereitstellung von Wohnraum, Alters- und Krankenversicherung oder Gewinnbeteiligungen stimmten die Arbeiterschaft günstig und sorgten für den reibungslosen Ablauf der kapitalistischen Produktion. Abbes Ideologie der Produktionsgemeinschaft schwindelte den Arbeitern Partizipation am gesellschaftlichen Reichtum vor, während all die Zuwendungen formal betrachtet lediglich einen kleinen Teil der Arbeitskosten ausmachten. Wenn die Arbeiter an den Gewinnen beteiligt wurden, änderte das nichts an ihrer Ausbeutung, sondern bedeutete einfach, einem Teil des Lohns ein anderes Etikett umzuhängen. Mit Rosa Luxemburg hielt sie daran fest, dass Sozialreformen innerhalb des kapitalistischen Systems die Lage der Arbeiter nicht grundlegend verändern konnten, sondern im Gegenteil die Herrschaft des Kapitals verlängerten.

Hilde Weiss und Kurt Mandelbaum, vielleicht auch Heinz Langerhans, Rolf Katz und Walter Biehahn waren Teilnehmer der Diskussion in Grünbergs Seminar. Sie alle waren Doktoranden und angehende wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut. Aber es kamen auch Studierende, die mit dem Institut nur lose oder gar nicht verbunden waren. Wolfgang Abendroth etwa dürfte teilgenommen haben, denn Grünberg war für ihn laut eigener Aussage einer der wichtigsten Lehrer. 1906 in Elberfeld geboren, stammte Abendroth aus einer in Frankfurt ansässigen Lehrerfamilie. Sein Großvater mütterlicherseits war Handwerker und aktiver Sozialdemokrat, der 1914 den Krieg ablehnte und sich 1917 der USPD anschloss, genau wie seine Tochter, Wolfgang Abendroths Mutter.[19] Als die USPD sich 1920 in einen sozialdemokratischen und einen kommunistischen Teil spaltete, schlossen sich Wolfgang und seine Schwester Ilse im Gegensatz zu Eltern und Großeltern dem KJVD an. Die Frankfurter Ortsgruppe traf sich im ersten Stock des linken Buchladens «Bücherkiste», Abendroth wurde verantwortlich für die Beschaffung der Bücher und Zeitschriften, die die kleine Gruppe zum marxistischen Selbststudium und für die Agitation nicht-kommunistischer Jugendlicher benötigte.[20] Nach seinem Abitur begann er 1924 in Frankfurt Jura zu studieren und schloss sich der «Freien Vereinigung Sozialistischer Studenten» (FVSS) an, die nicht parteigebunden war, aber links von der SPD stand.[21] Die Vereinigung wurde von der etwa zehn Personen umfassenden kommunistischen Fraktion (KoStuFra) dominiert, der auch Karl August Wittfogel und Richard Sorge angehörten, obgleich sie deutlich älter als ihre Kommilitonen und bereits promoviert waren.[22] Sie waren nicht die einzigen Mitarbeiter aus dem Institut für Sozialforschung, die sich in der KoStuFra engagierten: Während Wittfogel und Sorge sich «kaum noch um aktuelle Studentenprobleme kümmerten», gab es auch noch die jüngere Generation um Mandelbaum, Biehahn und Langerhans, die in der Fraktion tonangebend waren.

So kam es zu deutlichen personellen und wohl auch inhaltlichen Überlappungen zwischen akademischen Lehrveranstaltungen und politischen Diskussionstreffen. In den Institutsseminaren jener Jahre «wurde mit der Diskussion über die Philosophie des Marxismus begonnen, wobei die Standpunkte stark variierten und mir zunächst auch noch unklar waren», erinnert sich Wolfgang Abendroth.[23] «Von hier aus begann die generelle Aufarbeitung des historischen Materialismus und marxistischer ökonomischer Analysen des Monopolkapitalismus. Die philosophischen Debatten waren heftig, denn 1925 wurde [Lenins Schrift über den] Empiriokritizismus neu in deutscher Sprache verlegt, er stellte eines der meistumstrittenen Diskussionsprobleme dar. Hinzu kam die Aufarbeitung der russischen Krisen und der russischen Erfahrungen, denn in das Institut kamen ständig Russen, wurden russische Studenten von ihrer Partei geschickt. Sie vertraten sehr divergierende Standpunkte, selbst in den russischen Fragen. Auch das führte zu heftigen Debatten; allerdings begann in der Sowjetunion damals die Verengung der innerparteilichen Auseinandersetzungen.» Auch der damalige Mitarbeiter Hans Jäger erinnert sich an von Pollock organisierte regelmäßige «Arbeitsgemeinschaften, an denen sich auch jüngere Wissenschaftler beteiligten und in denen die Probleme des Kommunismus und der Sowjetunion durchgepflügt wurden».[24] Pollock sei einer der Ersten gewesen, «die schon 1925 darauf hinwiesen, dass die Staatsinteressen der Sowjetunion mit den kommunistischen Interessen kollidieren müssten».

Aus Abendroths und Jägers Erinnerungen wird nicht nur deutlich, wie eng die theoretischen Debatten mit denen der kommunistischen Arbeiterbewegung verzahnt waren, sondern auch, dass neben den rein akademischen Veranstaltungen, die im Vorlesungsverzeichnis der Frankfurter Universität verzeichnet waren, informelle Seminare abgehalten wurden, die grundsätzlich jedem Marxisten offenstanden. Zwar beschäftigten sich Grünbergs Vorlesungen vor allem mit eher klassischen Themen wie Agrar-, Gewerbe- und Sozialpolitik, Gewerkschaftswesen und Arbeiterschutz, dazu gab es Überblicksvorlesungen zur «Wirtschaftsgeschichte als Einleitung in die Volkswirtschaftslehre» sowie «Volkswirtschaftliche Übungen», aber Seminare, die Marx im Titel trugen, scheinen dennoch viele Studenten angelockt zu haben. Bald schon gingen auch nicht-marxistische Kollegen Grünbergs dazu über, Lehrveranstaltungen über Marxismus und Sozialismus anzubieten. Der von David Ricardo inspirierte Geldtheoretiker Siegfried Budge bot im Wintersemester 1924/25 «Wirtschaftstheoretische Übungen im Anschluss an ‹Das Kapital› von Karl Marx» an, der nationalkonservative Ökonom Heinz Marr las im Sommersemester 1925 über «Der volkstümliche Marxismus, seine Gedankenwelt und seine Organisationen». Und im Wintersemester 1925/26 annoncierten die Soziologen Franz Oppenheimer und Gottfried Salomon «Übungen für Fortgeschrittene über die Marxsche Lehre». Die Begeisterung für den Marxismus scheint dem einen oder anderen Dozenten allerdings negativ aufgestoßen zu sein, denn Marr sah sich im Sommersemester 1927 genötigt, eine Vorlesung mit dem Titel «Antikapitalistische Strömungen der Gegenwart (sozialpsychologische Darstellung)» zu halten.

Auch in der benachbarten gewerkschaftsnahen Akademie der Arbeit versuchte Heinz Marr – Sohn des Begründers des modernen Antisemitismus, Wilhelm Marr, und Geschäftsführer des Sozialen Museums –, den marxistischen Einfluss zurückzudrängen. Der damalige Student Franz Osterroth erinnert sich, wie «ein romantisch-konservativer Angriff» Marrs auf den Marxismus, «mit Spenglerschen Argumenten gewürzt, beinahe einmal zu einem großen Spektakel geführt» habe.[25] Zwar herrschte unter dem übermächtigen Einfluss des sozialdemokratischen Rechtswissenschaftlers Hugo Sinzheimer an der Akademie eine große Offenheit für die verschiedensten politischen Richtungen, sodass der erste Leiter Eugen Rosenstock-Huessy 1921 sogar zurücktreten musste, weil Sinzheimer seine Politik als zu einseitig am Marxismus ausgerichtet ansah. Zugleich war aber kaum zu bestreiten, dass Studenten wie Dozenten mehrheitlich dem linken Lager angehörten. Unter ihnen waren auch die Sinzheimer-Schüler Ernst Fraenkel und Franz Neumann, die gemeinsam mit dem Institutsmitarbeiter Leo Löwenthal den Sozialistischen Hochschulbund in Frankfurt leiteten. Der damalige Student Hans Kampffmeyer berichtet in unveröffentlicht gebliebenen Erinnerungen, dass viele Dozenten und Studierende des Instituts zu Veranstaltungen der Akademie kamen: «die kluge Hilde Weiss, der damalige Kommunist und Chinapolitiker Karl August Wittfogel, Karl Korsch von der Universität Jena und der KPD kommend und viele andere».[26] Auch Grossmann und Pollock hielten Ende der zwanziger Jahre Vorlesungen an der Akademie der Arbeit, die nur wenige Gehminuten entfernt vom Institut lag.

Insofern war das Institut nur einer der Knotenpunkte des marxistischen und sozialistischen Verkehrs innerhalb der Stadt. Die linken Studenten bewegten sich zwischen Institut und Universität, zwischen Akademie der Arbeit und kommunistischem Bücherladen, zwischen den Cafés im Westend und den Kneipen im angrenzenden Bockenheim und natürlich auch zwischen den jeweiligen Parteizentralen und dem Gewerkschaftshaus hin und her. Auch zur Arbeiterbewegung im benachbarten Offenbach oder im Frankfurter Ostend bestanden Kontakte, etwa zum von osteuropäischen Juden gegründeten Jüdischen Arbeiter-Kulturbund, der einige personelle Überschneidungen mit der KPD aufwies.[27] Das Zentrum aller theoretischen Debatten aber blieb ein kleines, überschaubares Gebiet, in dem das Institut für Sozialforschung als «Café Marx» einen besonderen Stellenwert einnahm, weil es überfraktionell war und einen geschützten Raum des freien Austausches bereitstellte. «In einem winzigen Raum – umgrenzt durch die drei Eckpunkte des Universitätsgebäudes mit seiner Eingangshalle, in der die Studentengruppen in den Pausen auf ihren Steh-Ce’s (Steh-Conventen) sich trafen und Präsenz zeigten, mit dem Hörsaal der Akademie der Arbeit […], dem seltsamen granitnen Architektentraum des Instituts für Sozialforschung […] und dem ‹Aquarium›, dem modernen Glaspalast der sozialdemokratischen Tageszeitung ‹Volksstimme› mit ihrer Buchhandlung, […] spielte sich – in vielfältiger Verflechtung – ein Gutteil unseres Studiums und unserer politischen Auseinandersetzung mit den großen Fragen unserer Zeit ab», erinnert sich Hans Kampffmeyer, der in den zwanziger Jahren Mitglied des Sozialistischen Hochschulbunds war.[28]

  1. Universität Frankfurt am Main: Vorlesungsverzeichnis für das Sommersemester 1925.
  2. Oscar H. Swede an Max Eastman, 1. Oktober 1927. Zitiert nach Martin Jay: Dialektische Phantasie. Die Geschichte der Frankfurter Schule und des Instituts für Sozialforschung 1923–1950. Frankfurt am Main 1976, S. 30.
  3. «I am still the same, but …», S. 505.
  4. Vgl. Gerd Placke: Jenö Varga und die Geschichte des Instituts für Weltwirtschaft und Weltpolitik in Moskau 1921–1970. Zu den Möglichkeiten und Grenzen Wissenschaftlicher Auslandsanalyse in der Sowjetunion. Berlin 1994.
  5. Zur Kritik der Luxemburgisten an den Bolschewiki vgl. Ossip K. Flechtheim: Die KPD in der Weimarer Republik. Frankfurt am Main 1976, S. 107.
  6. «I am still the same, but …», S. 506.
  7. Kurt Mandelbaum: Die Erörterungen innerhalb der deutschen Sozialdemokratie über das Problem des Imperialismus (1895–1914). Frankfurt am Main 1926.
  8. Abgedruckt in Hilda Weiss: My Life in Germany Before and After January 1933. In: Detlef Garz (Hg.): Hilda Weiss – Soziologin, Sozialistin, Emigrantin. Ihre Autobiographie aus dem Jahr 1940. Hamburg 2006, S. 2.
  9. Ebd., S. 10.
  10. Ebd., S. 23 (meine Übersetzung, PL).
  11. Ebd., S. 29 (meine Übersetzung, PL).
  12. Im Wintersemester 1921/22 hielt Korsch beispielsweise ein Seminar zur «Kritik der politischen Ökonomie von Marx» ab. Thüringische Landesuniversität Jena, Vorlesungsverzeichnis für das Winter-Halbjahr 1921/22, S. 15.
  13. Werner Sombart: Kultur und Technik. In: Verhandlungen des Ersten Deut- schen Soziologentages vom 19.–22. Oktober 1910 in Frankfurt a. M. Reden und Vorträge. Tübingen 1911, S. 73.
  14. Hilde Weiss: Rationalisierung und Arbeiterklasse: Zur Rationalisierung der deutschen Industrie. Berlin 1926.
  15. Weiss: My Life in Germany, S. 61.
  16. Hilde Weiss: Abbe und Ford. Kapitalistische Utopien. Berlin 1927.
  17. Zur Datierung vgl. das Vorwort von Weiss: Abbe und Ford.
  18. Ebd., S. 2.
  19. Wolfgang Abendroth: Ein Leben in der Arbeiterbewegung. Gespräche, aufgezeichnet und herausgegeben von Barbara Dietrich und Joachim Perels. Frankfurt am Main 1976, S. 17.
  20. Vgl. ebd., S. 26–29.
  21. Ebd., S. 65.
  22. Ebd. Wittfogel hatte sich 1925 formal als Student der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eingeschrieben, Sorge 1923 als Student der Medizin. Siehe dazu Jörg Becker: Richard Sorge im Bergischen Land 1920–1922, unv. Ms.
  23. Abendroth: Ein Leben, S. 67.
  24. Jäger: Erinnerungen, S. 91.
  25. Franz Osterroth: Erinnerungen eines deutschen Sozialisten zwischen 1900 und 1934, zitiert nach Kluke: Die Stiftungsuniversität, S. 407.
  26. Hans Kampffmeyer: Die Frankfurter Jungsozialisten. In: ISG, Materialsammlung Neuland, Manuskripte S 6b/75, Signatur 266, S. 7.
  27. Vgl. dazu Valentin Senger: Der beschnittene Engel oder Die vergessenen Juden in Frankfurt. In: Siegbert Wolf (Hg.): Frankfurt am Main. Jüdisches Städtebild. Frankfurt am Main 1996, S. 177–190.
  28. Hans Kampffmeyer: Sozialistische Studenten in Frankfurt 1930 bis 1933. In: ISG, Materialsammlung Neuland, Manuskripte S 6b/75, Signatur 266, S. 1.

Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Jens Bisky, Stephanie Kappacher.

Kategorien: Arbeit / Industrie Geschichte der Sozialwissenschaften Kapitalismus / Postkapitalismus Kritische Theorie Wissenschaft

Philipp Lenhard

Philipp Lenhard ist DAAD Professor of History and German an der University of California, Berkeley. Zuletzt erschien von ihm „Friedrich Pollock. Die graue Eminenz der Frankfurter Schule“ (2019).

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