Deadline: 21.11.2025

Aktive Arbeitsmarktpolitik reloaded: Wie gelingen im Strukturwandel Prävention und Anpassung?

Call for Abstracts für eine Konferenz vom 21. bis 22. Mai 2026 in Bremen. Deadline: 21. November 2025

Die gegenwärtigen strukturellen Veränderungen – die wirtschaftliche, soziale und ökologische Transformation, Digitalisierung und demografische Wandel – stellen die Arbeitsmarktpolitik vor große Herausforderungen. Diese soll den Strukturwandel unterstützen und negative Auswirkungen mindern. Dies erfordert den Ausbau von Weiterbildungsinstrumenten und eine wirksame Unterstützung langzeitarbeitsloser Menschen.

Heutige Arbeitsmarktpolitik folgt dem Leitbild von Aktivierung und Sozialinvestition: Sozialleistungen und -programme werden nicht als Ausgaben, sondern als wertschöpfende Investitionen betrachtet. Ziel ist es, die Autonomie und Beschäftigungsfähigkeit arbeitssuchender Menschen zu stärken, um eine schnelle und nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt zu erreichen. Volkswirtschaftlich wirksam ist eine Arbeitsmarktförderung dann, wenn sie sowohl effektiv als auch effizient ist – also langfristige Folgekosten von Arbeitslosigkeit reduziert und Anpassungsprozesse im Arbeitsmarkt unterstützt.

Zugleich zeigt sich, dass Instrumente zentrale Zielgruppen nicht in ausreichendem Maße erreichen. Für Geringqualifizierte, Langzeitarbeitslose, junge Menschen ohne Abschluss, Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen, Alleinerziehende und Zugewanderte stehen grundsätzlich viele Instrumente bereit. Doch werden im Grundsatz sinnvolle Angebote – etwa Weiterbildung oder Beratung – zu wenig in Anspruch genommen oder führen nur bedingt zu einer nachhaltigen Integration in den Arbeitsmarkt. Auch zeigen sich intersektionale Effekte, die bestehende Benachteiligungen verstärken.

Dies lässt vermuten, dass in der Ausgestaltung oder in der Implementierung der arbeitsmarktpolitischen Programme Defizite bestehen, dem Arbeitsmarkt Arbeitskräfte verloren gehen und die Teilhabechancen einzelner Zielgruppen eingeschränkt sind. Offen ist zudem, ob im Zuge der Transformation neue Risikogruppen entstehen – etwa langjährig Beschäftigte mit stabilen Erwerbsbiografien, die nach Restrukturierungen nur schwer zu vermitteln sind. Hier stellt sich die Frage, inwieweit neue Ideen und Programme (Arbeitsmarktdrehscheiben, Qualifizierungsgeld etc.) dazu beitragen können, Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft präventiv abzufedern.

Die Bundesagentur für Arbeit spielt in der Transformation eine wichtige, aber – u.a. aus Sicht von Praxisakteuren, Gewerkschaften und Kammern – nicht unumstrittene Rolle. Insbesondere bei der Ausgestaltung von Beratung und Weiterbildung werden divergierende Konzepte diskutiert (zielgruppenspezifische Beratungsangebote, Berufsberatung im Erwerbsleben, digitale Angebote etc.). Seit langem werden zudem bestimmte Gruppen, etwa Beschäftigte und Arbeitsuchende mit niedriger Qualifikation, wenig Weiterbildungserfahrung und geringem Einkommen schlechter erreicht als arbeitsmarktnähere Personen.

Die SAMF-Jahrestagung fragt: Welche Arbeitsmarktpolitik ist erfolgversprechend, damit in aktuellen Prozessen des Strukturwandels Prävention und Anpassung gelingen? Hierzu laden wir Forschung und Praxis zu Beiträgen ein. Ziel der Tagung ist es, aktuelle Befunde zur Situation der genannten Zielgruppen, zu Handlungslogiken arbeitsmarktpolitischer Akteure sowie zu Fragen der Finanzierung und Effizienz aktiver Arbeitsmarktpolitik zu diskutieren und innovative Lösungsansätze sichtbar zu machen.

Wir freuen uns über Beiträge, die sich insbesondere mit folgenden Schwerpunkten befassen:

1. Zielgruppen und Programme

  • Analysen zur Situation der genannten Zielgruppen und ihrer Potenziale auf dem Arbeitsmarkt.
  • Evaluation der Wirksamkeit arbeitsmarktpolitischer Programme.
  • Besonders wünschenswert sind hier thematische oder internationale Vergleiche sowie intersektionale Betrachtungen. Interessant ist dabei sowohl die Analyse der formalen Rechtslage als auch arbeitsmarktpolitischer Strategie und deren Fortentwicklung.

2. Akteure und Implementationsbedingungen

  • Politische Steuerung und Vorgaben, Inkongruenzen in der arbeitsmarktpolitischen Ziel- und Schwerpunktsetzung auf Bundes-, Landes- und kommmunaler Ebene.
  • Strategien und Entscheidungsrationalitäten von Jobcentern, Arbeitsagenturen, Betrieben und Maßnahmeträgern im Hinblick auf Zielgruppenförderungen sowie die Rolle der Sozialpartner.
  • Bedingungen, Herausforderungen und Defizite der Umsetzung arbeitsmarktpolitischer Programme, insbesondere für benachteiligte Zielgruppen.

3. Finanzierung und Wirtschaftlichkeit

  • Kosten, Finanzierung bzw. Finanzierungslücken arbeitsmarktpolitischer Instrumente im Rahmen von Arbeitslosenversicherung und Grundsicherung.
  • Verhältnis von Wirtschaftlichkeit des Mitteleinsatzes, Verteilungsgerechtigkeit und Nachhaltigkeit der Arbeitsmarktintegration.

Beiträge aus der Praxis

Die Tagung lädt ausdrücklich auch Praktikerinnen und Praktiker ein, ihre Erfahrungen einzubringen.

Beispiele guter Praxis können als Kurzvortrag, Poster oder im Rahmen von Thementischen in einer eigenen Session präsentiert werden.

Rahmen der Tagung

Die SAMF-Jahrestagung 2026 findet am 21. und 22. Mai 2026 in Kooperation mit dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung (WSI), dem Deutschen Institut für interdisziplinäre Sozialpolitikforschung (DIFIS) und der Arbeitnehmerkammer in Bremen statt.

Bitte senden Sie Ihre Vorschläge (bis 700 Worte) bis zum 21. November 2025 an: matthias.duetsch(at)uni-bamberg.de

Am Vortag (20. Mai 2026) findet ebenfalls in Bremen ein Young Scholar Workshop für Promovierende und Habilitierende statt. Interessierte beachten bitte den CfP für den Young Scholar Workshop des SAMF.

Zum Call for Papers (Link)

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