Deadline: 05.01.2026
Antifaschistische Medien- und Kommunikationswissenschaft
Call for Submissions für eine Tagung vom 16. bis 18. April 2026 in Jena. Deadline: 5. Januar 2026
6. Tagung des Netzwerks Kritische Kommunikationswissenschaft an der Universität Jena, 16.–18. April 2026
Anlass für die nächste Tagung des Netzwerks Kritische Kommunikationswissenschaft ist die Überzeugung, dass Antifaschismus für Wissenschaft, Journalismus, Kultur und Politik, im linken, aber auch im bürgerlichen Spektrum selbstverständlich, d.h. breit geteilter Grundkonsens sein sollte – zumal in Deutschland und nach dem Nationalsozialismus. Stattdessen wird Antifaschismus in Wissenschaft und Praxis häufig als extremistische Haltung diffamiert und kriminalisiert – so auch in der Medien- und Kommunikationswissenschaft. Der Tagungstitel ist an Isabella Webers Konzept einer „antifaschistischen Wirtschaftspolitik“ angelehnt und versteht sich als Einladung zur programmatischen und interdisziplinären Weiterentwicklung dieser Perspektive.
Im Sinne einer kritischen Medien- und Kommunikationswissenschaft wollen wir die Rolle von Medien, Kommunikation und Öffentlichkeit in Faschismus und Antifaschismus herausarbeiten, ohne Erklärungen oder Ansätze alleine nur auf Medien, Technik, Kultur, Ökonomie oder ausschließlich einzelne Akteur*innen engzuführen. Dabei wollen wir gemeinsam Wege aus einem „hilflosen Antifaschismus“ (W. F. Haug) erschließen. Damit ist gemeint, dass emotionale und moralische Botschaften – wie der Aufruf zu Zivilcourage, Toleranz und mitmenschlicher Solidarität, selbstständiges Denken und das Eintreten für demokratische Rechte – mit einer wissenschaftlichen Analyse der sozio-ökonomischen Ursachen und den damit verbundenen kulturell-ideologischen Deutungen des Faschismus verbunden werden sollen.
Auf Basis eines Verständnisses des historischen Faschismus und gegenwärtiger Faschisierungstendenzen interessieren wir uns für die Stärkung und Entwicklung antifaschistischer Ansätze in der Medien- und Kommunikationswissenschaft. Denn es ist klar, dass bestimmte Medien und Journalist*innen kulturelle Wegbereiter neuer Faschismen sind, während andere zusammen mit wissenschaftlichen Institutionen Ziel von Repression sind.
Wir rufen deshalb zur Einreichung von Beiträgen zu folgenden Fragen und Thematiken auf:
Faschismus im Zusammenhang mit Medien, Kommunikation und Öffentlichkeit
- Theorien und Ansätze zur Analyse des Faschismus und der Faschisierung sowie zur Entwicklung antifaschistischer Strategien unter Einbezug ökonomischer, politischer und ideologischer Dimensionen
- Lektionen aus früheren Faschismusanalysen, die die Rolle von Medien, Kommunikation und Öffentlichkeit ernst nehmen (z. B. Horkheimer, Adorno, Löwenthal)
- Anschlussmöglichkeiten und Grenzen in der Auseinandersetzung mit verwandten Phänomenen – wie etwa Rechtspopulismus, Rassismus, Rechtsextremismus, radikalisierter Konservatismus – in Hinblick auf eine kommunikations- und medienwissenschaftliche Analyse
- Rolle von Medien, Medieneigentümerinnen, Journalistinnen und Publizist*innen in historischen wie aktuellen Faschisierungstendenzen
Aspekte des Faschismus heute
- Aktuelle Entwicklungen und Beispiele für Faschismus, Faschisierung und Normalisierung rechter Ideologien (eingedenk der Rolle von Medien, Kommunikation und Öffentlichkeit)
- Tendenzen eines Techno- oder digitalen Faschismus – ideologisch, ästhetisch und strukturell
- Zusammenhänge zwischen KI-Software und Faschismus – ideologisch und ästhetisch
- Zusammenhänge zwischen digitaler Kultur und der globalen Verbreitung rechter Propaganda
- Soziale Netzwerke und ihr Beitrag zum Aufstieg des digitalen Faschismus
Mediale Repräsentation des (Anti-)Faschismus
- Kommunikative Strategien rechter und rechtsextremer Akteur*innen, inkl. Ressourcen und Netzwerke
- Anknüpfungspunkte ins „bürgerliche Lager“ und in die „Mitte der Gesellschaft“
- Rolle von Männlichkeitsbildern in der medialen Repräsentation von (Anti-)Faschismus
- (De-)legitimierende Konstruktion von Antifaschismus in medialen Diskursen (inkl. Referenzen auf „die Antifa“ und autonome Strömungen der linken bis linksextremen Szene, die auch militant gegen Rechtsextreme vorgehen)
Antifaschistische Medienpolitik und Kommunikationskultur
- Konturen einer antifaschistischen Medienpolitik
- Schutz von (öffentlich-rechtlichen) Medien vor faschistischen und autoritären Angriffen
- Diskursive Strategien, Interventionen und journalistische Praktiken gegen eine fortschreitende Normalisierung der Rechten
- Antifaschistische Medienpraktiken während des historischen Faschismus – und ggf. Anknüpfungsmöglichkeiten und Äquivalente heute
- Konturen einer antifaschistischen medialen Erinnerungskultur nach dem Nationalsozialismus und bei gegenwärtigen faschistisch motivierten Anschlägen und Übergriffen
- Merkmale einer antifaschistischen Medienproduktion, etwa im Bereich des Films oder der Sozialen Medien, sowie mögliche Ausprägungen einer antifaschistischen Medienökonomie
- Rolle von Dokumentationsarchiven (wie etwa DÖW oder APABIZ Berlin, EXIF Recherche & Analyse) für das gesellschaftliche Wissen um den Faschismus – als journalistische Quellen und antifaschistische Praktiken
- Antifaschistische Selbstorganisation und Kommunikation nach rechten Anschlägen (etwa „Migrantifa“-Gruppen, die nach den Anschlägen in Halle und Hanau entstanden sind)
Faschismusanalysen in der Medien- und Kommunikationswissenschaft
- Auseinandersetzung der (deutschsprachigen) Medien- und Kommunikationswissenschaft mit dem Faschismus und der eigenen Rolle darin – und wie steht es heute darum?
- Erklärungen für die Vernachlässigung des Tagungsthemas in der Medien- und Kommunikationswissenschaft
- Anknüpfung an Forschungen zu verwandten Phänomenen und Aspekten des Faschismus – wie etwa Rechtspopulismus, Rassismus, Rechtsextremismus, radikalisierter Konservatismus – für eine kommunikations- und medienwissenschaftliche Analyse des Faschismus und deren Grenzen
Dies sind einige Vorschläge; viele weitere Fragestellungen sind möglich. Wir ermutigen insbesondere auch studentische oder aktivistische bzw. praxisbezogene Beiträge (bitte vermerken!) einzureichen.
Hinweise zur Einreichung
Willkommen sind Vorschläge für verschiedene Formate (bitte kenntlich machen!):
- Tagungsvortrag (20 Minuten): Extended Abstract (4.000–6.000 Zeichen plus ggf. Abbildungen oder Tabellen)
- Panel (90 Minuten mit 2 oder 3 Vorträgen): Gemeinsames Oberthema, Panelbeschreibung (2.000–4.000 Zeichen inklusive Diskussionskonzept) plus Abstracts zu den einzelnen Vorträgen (je 4.000–6.000 Zeichen)
- Work in Progress (ca. 10 Minuten Input + 20–30 Minuten Diskussion): Beschreibung des Themas, Forschungsstand, eigene Vorarbeiten und Erwartungen an die Diskussion (4.000–6.000 Zeichen)
- Offenes Format (z. B. Panel-, Fishbowl-Diskussion oder Workshop, 90–120 Minuten): Darstellung des Themas, Relevanz, Methode und Teilnehmende (2.000–6.000 Zeichen)
Einreichungsfrist: bis 5. Januar 2026 per E-Mail an info(at)krikowi.net (PDF-Datei, Zeichenzahl bitte angeben). Annahmen bzw. Ablehnungen erfolgen Mitte Februar. Abstracts sollen den geplanten Beitrag kurz zusammenfassen, den Bezug zum Tagungsthema sowie Relevanz und Originalität der Fragestellung verdeutlichen. Diese Aspekte sind Kriterien der Begutachtung.
Eingereichte Beiträge dürfen in dieser Form noch nicht veröffentlicht sein. Bei empirischen Studien ist im Abstract anzugeben, ob es sich um eigene Daten handelt und in welchem Stadium sich die Studie befindet (Planung, Durchführung, Auswertung, abgeschlossen). Die Begutachtung erfolgt im offenen Peer-Review-Verfahren. Mit der Einreichung wird jeder Einreichende automatisch in den Pool der Reviewerinnen aufgenommen und stimmt damit der Mitwirkung an den Begutachtungen zu. Die Tagungsleitung behält sich vor, auch die Gesamtkonzeption der Tagung bei der Auswahl der Beiträge zu berücksichtigen.
Die Publikation von Tagungsbeiträgen in einem Special Issue einer Fachzeitschrift oder in einem Tagungsband ist geplant.
Informationen zur Tagung
Wann? 16.–18. April 2026 (Donnerstagabend bis Samstagmittag)
Wo? Rosensäle der Friedrich-Schiller-Universität Jena, Fürstengraben 27, 07743 Jena
Die Tagung wird in Kooperation mit dem Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena veranstaltet. Angaben zu Tagungsprogramm, Unterkünften etc. werden rechtzeitig in der Einladung und auf der Website des Netzwerks Kritische Kommunikationswissenschaft (www.krikowi.net) bekannt gegeben.
Call for Submissions (PDF)