Deadline: 01.12.2025
Ungleichzeiten: Recht und Ungleichheiten in gegenwärtigen Vergangenheiten
Call for Papers für eine Tagung in Berlin vom 18. bis 20. Juni 2026. Deadline: 1. Dezember 2025
Die Geschichte des Rechts lässt sich auch als eine Geschichte von Ungleichheiten erzählen. Zugang zu und Verteilung von Ressourcen wie Vermögen, Arbeit oder Gesundheit wurden und werden verrechtlicht. Dabei kann Recht an Ideologien wie Antisemitismus, Rassismus oder Sexismus anknüpfen, die sozialen Ungleichheiten oftmals vorausgehen. So bringt es neue Formen sozialer Differenzierung und Benachteiligung hervor, erhält diese oder verstärkt sie. Gleichzeitig können diese im und mit dem Recht aber auch bekämpft werden. In rechtshistorischen Quellen zeigt sich regelmäßig ein Mosaik aus hierarchischen Ressourcenverteilungen, asynchronen Durchsetzungschancen und versetzten Emanzipationsbewegungen. Von der Dogmen- zur Wissenschaftsgeschichte, von der Antike bis zur Gegenwart lässt sich dabei fragen, wie diese Quellen Ungleichheiten verhandeln.
Die so sichtbar werdenden Kämpfe um das Recht haben viele Bühnen: Sie werden vor Gerichten ausgefochten, auf der Straße erstritten und auf dem Papier formuliert – in Flugblättern, wissenschaftlichen Publikationen und juristischen Kommentaren. Sie sind dabei nicht nur historische Artefakte, sondern operieren selbst mit Argumenten und Annahmen der Zeitlichkeit, mit Entwicklungsprognosen, Zukunftshoffnungen oder drohenden Untergangsszenarien. Fragen und Fallstudien hierzu, die keinesfalls als umfassend oder abschließend anzusehen sind, könnten sich etwa mit zeitgebundenen Gleichheitsvorstellungen in dogmatischen Denkfiguren befassen, mit der Verfestigung von Ungleichheiten trotz rechtlicher Emanzipation, mit Umgehungsstrategien und Aneignungspraktiken angesichts legalisierter Diskriminierung, mit dem Zusammenhang von Fortschrittsnarrativen und der Verfestigung von Machtpraktiken oder mit disziplinären Selbstverständnissen, wie sie sich etwa im Umgang mit dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz oder in der Rezeption des Römischen Rechts zeigen. Ebenso stellt sich die Frage nach überlagernden Zeitachsen in juristischen Findungsprozessen wie etwa in der heutigen Fassung von Artikel 3 Absatz 2 Grundgesetz oder nach der Rolle rechtswissenschaftlicher Expertise bei der Mobilisierung gegen Ungleichheiten.
Solchen und vergleichbaren Verschränkungen von Ungleichheiten, Recht und Temporalität widmet sich die IV. Tagung des Jungen Netzwerks Rechtsgeschichte vom 18. bis zum 20. Juni 2026 an der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin. Interessierte sind eingeladen, ihre laufende Forschung anhand dieser Themenfelder zu reflektieren und auf der Tagung einen Vortrag im Umfang von 25 Minuten zu halten, an den sich eine 20-minütige Diskussion anschließt. Die Tagung richtet sich insbesondere an Rechtshistoriker:innen, Beiträge aus den Geschichts- und Sozialwissenschaften sind jedoch ausdrücklich erwünscht. Die Tagungssprache ist Deutsch, Vorträge auf Englisch sind ebenfalls willkommen.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich einzeln oder in Gruppen mit alternativen Formaten jenseits klassischer Vorträge zu beteiligen, etwa in Form von Workshops oder Diskussionsforen. Bewerbungen für Vorträge sollen aus einem anonymisierten Exposé von maximal 1000 Wörtern sowie einem ausgefüllten Bewerbungsbogen bestehen und bis zum 1. Dezember 2025 per E-Mail mit dem Betreff „Bewerbung Vortrag [NACHNAME]“ an ungleichzeiten.rewi(at)hu-berlin.de gesendet werden. Bewerbungen für alternative Formate sollen ein Konzeptpapier von maximal 500 Wörtern sowie den Bewerbungsbogen enthalten und ebenfalls bis zum 1. Dezember 2025 unter dem Betreff „Bewerbung Werkstatt [NACHNAME]“ eingereicht werden. Zusagen erfolgen bis Ende Januar 2026. Die Beiträge werden im Anschluss an die Tagung in der Schriftenreihe des Netzwerks im Nomos-Verlag veröffentlicht. Reise- und Übernachtungskosten werden übernommen, zudem wird eine kostenlose Kinderbetreuung angeboten.
Besonders willkommen sind Einreichungen von FLINTA*, von Menschen, die von Antisemitismus und/oder Rassismus betroffen sind, von Menschen mit Behinderungen, Erstakademiker:innen und weiteren bislang in der Rechtsgeschichte unterrepräsentierten Gruppen. Das Programm sowie Details zur allgemeinen Anmeldung werden bis Ende Februar 2026 auf der Homepage der Tagung veröffentlicht.
Kontakt
Sebastian Eller, Sophie Petry und Christoph Schuch für das Junge Netzwerk Rechtsgeschichte
ungleichzeiten.rewi(at)hu-berlin.de
www.ungleichzeiten.de
Call for Papers (PDF)