Tagung

Queere DDR-Literatur

20. - 21. Juni 2024
Organisator: Universität Regensburg
Veranstaltungsort: Universität Regensburg

„Reger […] nannte sie knäbisch, invertiert, einen Leckerbissen für Schwule […].“ (Brigitte Reimann: Franziska Linkerhand)

„ich habe angst. bin weiblich, bin männlich, doppelt. fühle meinen körper sich von meinem körper entfernen.“ (Ronald M. Schernikau)

„Das Mädchen erklärte: Ich bin keine Frau!

Was bist du denn? Fragte die Mutter.

Ein Jüngling, sagte das Mädchen ernst, jemand wie Schiller und Hölderlin.“ (Gabriele Eckart: Der Seidelstein)  

Queerness und Sozialismus – dies mag auf den ersten Blick wie ein Widerspruch erscheinen, ist es aber bei genauem Hinsehen auf das Alltagsleben, die Künste und Literatur von und über LGBTQI* Personen im Sozialismus ganz und gar nicht. Auch wenn sie oft verkannt waren und teilweise noch immer unsichtbar sind, gab es sie: queere Geschichten, Romane, Gedichte, Erzählungen uvm. in sozialistischen Ländern; so auch in der DDR.

Da es bislang keinen systematischen Überblick queerer DDR-Literatur gibt, will diese Tagung einen ersten Schritt für eine solche Übersicht machen. Jede Literatur aus der DDR, die von schwul-lesbisch-bisexuellem oder unbestimmtem Begehren erzählt, kommt dafür in Betracht. Genauso sind Geschichten von Weiblichkeit, Mutterschaft, sexueller Identität, Körpern (z.B. bei Roswitha Geppert, Helga Königsdorf, Christine Wolter, Gabriele Eckert oder Waltraud Lewin uvm.), von Männlichkeit (bspw. bei Thomas Brasch, Ronald M. Schernikau uvm), Sex, sowie Inter- und Transgeschlechtlichkeit und Perspektiven des Nicht-Identischen willkommen. Neben der inhaltlichen Ebene ist die Tagung auch an queeren Ästhetiken und Schreibweisen der DDR-Literatur interessiert: Welches Schreiben, welche literarische Produktion agiert jenseits normativer Ästhetiken? Welche polymorph-perversen Formen und Ästhetiken gab es in der DDR-Literatur, die bislang nicht im Kanon queerer, schwul-lesbischer Literatur auftauchen? Welche Alltagserfahrungen erzählt die Literatur der DDR?

Mögliche Themen und Teilbereiche der Vorträge könnten daher folgende sein:

  • Sex und Sexualität
  • Begehren und Lust
  • Geschlecht, Geschlechtsidentität
  • Familie, Eltern- Vater- und Mutterschaft
  • Beziehungsweisen, Lebensformen, Konstellationen
  • Rollenmuster, Erwartungen
  • Queere Utopien, Wünsche, Träume, Alltagserfahrungen
  • Literaturbetrieb, Orte queerer Literaturproduktion- und diskussion

Als Medien und Felder kommen dabei Prosa, Lyrik, Theater, Drama, Zeitschriften, Journalismus, Varietés, Galas, Salons, Musik, Clubs oder literatursoziologische Betrachtungen in Archiven oder anderen Räumen infrage.

Die Tagung findet am Donnerstag den 20. und Freitag den 21. Juni 2024 an der Universität Regensburg im Rahmen des Forschungsverbunds Light On! Queer Literatures and Cultures under Socialism statt (https://queersocialism.net/). Die Forschungsgruppe ist von der VolkswagenStiftung gefördert.

Kontakt: Franziska.Haug(at)ur.de

ORGANISATORIN DER TAGUNG:
Franziska Haug hat Germanistik, Kunstpädagogik, Soziologie und Genderstudies in Frankfurt am Main studiert. Sie war Lektorin für deutsche Literatur im S. Fischer Verlag, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Goethe Universität Frankfurt am Main und Visiting Research Fellow an der NYU (USA). Ihre Promotion verfasste sie zu “Literarischen Verfahren der Produktion von Geschlecht durch Arbeit” am Beispiel von Popkultur und Schriftstellern wie Ronald M. Schernikau, Thomas Brasch, Elfriede Jelinek und Gisela Elsner. Als PostDoc im Projekt Light On! Queer Literatures and Cultures under Socialism forscht Franziska zu queerer und schwul-lesbischer Literatur und Ästhetik der DDR.

CfP (Link)

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