Deadline: 08.12.2025

Kämpfe um den Liberalismus: Zur Theorie, Geschichte und Kritik liberalen Denkens

Call for Abstracts für einen Workshop vom 19. bis 20. Februar 2026. Deadline: 8. Dezember 2025

Debatten um den und Kritik am Liberalismus begleiten diesen seit seiner Entstehung in der europäischen ‚Sattelzeit‘ (R. Koselleck). Für die vergangenen Jahre kann gleichwohl ein deutliches Erstarken des wissenschaftlichen wie öffentlichen Interesses an der Geschichte, Gegenwart und Zukunft liberalen Denkens und liberaler Politik diagnostiziert werden. So lässt sich zum einen ein Wiederaufleben der Diskussionen über den Begriff, die Gehalte sowie die historische Entstehung und Entwicklung liberaler Theorie und Praxis beobachten (z. B. Kahan 2023; Freeden at al. 2019; Rosenblatt 2018; Bell 2014; Ghins 2024). Zugleich wird – und bisweilen heftig – über Krise(n), Probleme und Erneuerungspotentiale von Liberalismus und liberaler Demokratie debattiert (z. B. Moyn 2023; Selk 2023; Zürn 2024); so etwa, um nur einige Beispiele herauszugreifen, über die Frage der Kolonialität des europäischen Liberalismus (Ince 2018; Kerner 2024) oder seine Möglichkeiten und Grenzen angesichts der Klimakrise (Charbonnier 2021). Zudem werden in jüngerer Zeit vermehrt ‚postliberale‘ Kritiken und Gegenentwürfe formuliert (z. B. Deneen 2018; Vermeule 2022; vgl. Borg 2024), die politisch jedoch bisweilen in eine autoritäre Überwindung des Liberalismus münden. Bemerkenswerterweise werden Debattenstränge wie Begriffsklärung und Historiographie, Krisendiagnostik und Kritik, Erneuerungs- und Überwindungsbestrebungen bei alldem nicht selten miteinander verknüpft.

Unser Workshop, der am 19.-20. Februar 2026 an der Universität Hamburg stattfinden wird, nimmt diese Gemengelage zum Ausgang, um insbesondere jüngere Forschende miteinander ins Gespräch zu bringen, die sich mit ihren Arbeiten auf dem weiten Feld der Theorie und Geschichte des Liberalismus bewegen. Eingeladen sind folglich insbesondere Promovierende und Forschende in der (frühen) Postdoc-Phase aus allen Bereichen der Gesellschafts- und Geisteswissenschaften. Gerne dürfen Projekte in frühen Entwicklungsstadien zur Diskussion gestellt werden.

Beitragsvorschläge dürfen sich hierbei insbesondere an den folgenden Frage- und Problemstellungen orientieren:

  • Fragen zu Begriff und theoretischer Bestimmung des Liberalismus: Was ist Liberalismus? Wie lässt sich die notorisch heterogene Familie historischer und zeitgenössischer Liberalismen wissenschaftlich erfassen? Wie lässt sich das Verhältnis des Liberalismus zu weiteren Formen politisch-sozialen Denkens bestimmen – z. B. Republikanismus, Demokratie, Sozialismus, Post- und Dekolonialismus, Feminismus, nichtwestliches Denken, Ökologie, Populismus, Faschismus – u. v. a. m.?
  • Fragen und Aspekte der historischen Konstitution und Entwicklung liberaler Theorie und Praxis: Wann, wie und unter welchen Bedingungen kommt es zur Entstehung des (modernen) Liberalismus bzw. moderner Liberalismen? Welche Spezifika, Spannungslinien und Probleme zeichnen historische Liberalismen aus? In welchem Verhältnis stehen sie zueinander und zu konkurrierenden Strömungen, Ansprüchen und Interpretationen politisch-sozialer Grundfragen und -begriffe (z. B. Freiheit und Gleichheit, Individuum und Gemeinschaft, Staat und Nation, Tugend und Interesse, Fortschritt und Geschichte, Gesellschaft und Natur)? Ist der Liberalismus ein spezifisch westliches/europäisches Phänomen oder existieren multiple Liberalismen?
  • Liberalismus im Spannungsfeld von demokratischer Selbstregierung und autoritärer Politik: Sind Liberalismus und Demokratie als ‚Wesensverwandte‘ aufzufassen oder stehen sie in einer spannungsgeladenen, vielleicht sogar widersprüchlichen Beziehung? Ist Liberalismus eine grundsätzlich anti-autoritaristische Form politischer Theorie und Praxis – oder lassen sich im Liberalismus selbst autoritäre Elemente und „autoritäre Liberalismen“ identifizieren?
  • Probleme, Kritiken und Krise(n) von Liberalismus und liberaler Demokratie – von post- und dekolonialen Kritiken über feministische, ökologische und egalitäre Kontestationen bis Postliberalismus, Populismus oder Faschismus.
  • Alternativen zum und unausgeschöpfte Potentiale des Liberalismus im Zeichen seiner Krise(n).

Abstracts 

für Beitragsvorschläge (max. 300 Wörter + Kurz-CV) dürfen bis 8. Dezember 2025 eingesendet werden an: patrick.samtlebe(at)uni-hamburg.de. Die Rückmeldungen erfolgen bis vor der Winterpause. Für prekär Forschende wird bei Bedarf voraussichtlich eine Beteiligung an Reisekosten möglich sein.

Gastgeber:

Patrick Samtlebe, Lennart Riebe, Jonas von Bockel

Organisation

Jonas von Bockel, Joshua Folkerts, Julian Nicolai Hofmann, Carla Radtke, Lennart Riebe, Patrick Samtlebe

Call for Abstracts (PDF)

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