Workshop

Politischer Diskurs und die Grenzen des Sagbaren. Wie lassen sich diskursive Grenzen und ihre Verschiebung messen?

20. - 21. Juni 2024
Organisator: Eberhard Karls Universität Tübingen
Veranstaltungsort: Eberhard Karls Universität Tübingen

Keynote Speaker: Ruth Wodak und Michał Krzyżanowski 

Die Grenzen des Sagbaren sind in den letzten Jahren zu einem vieldiskutierten Thema geworden, nicht zuletzt angesichts des Aufstiegs der extremen Rechten. Jahrzehntelang haben Rechtsaußen-Akteure strategisch versucht, autoritäre und nationalistische Positionen zu normalisieren, und sprachliche Tabubrüche inszeniert, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Gleichzeitig haben sich progressive soziale Bewegungen erfolgreich für eine größere Sensibilität gegenüber ausgrenzenden und diskriminierenden Äußerungen eingesetzt. Die aus diesen Erfolgen resultierende erhöhte Sensibilität wird wiederum als Einschränkung der Meinungsfreiheit problematisiert – unter anderem von der extremen Rechten. Diese Auseinandersetzungen um die normativen Grenzen dessen, was in der Öffentlichkeit gesagt werden kann und darf, werden von widersprüchlichen Thesen darüber begleitet, in welche Richtung sich die Grenzen verschieben. Weiten sie sich immer mehr aus oder ziehen sie sich immer mehr zusammen? Bewegen sie sich „nach rechts“ oder „nach links“? Da solche vermuteten Verschiebungen starke Auswirkungen auf die Qualität der Demokratie haben, ist ihre empirische Untersuchung geboten.

Auseinandersetzungen um die Grenzen des Sagbaren in politischen Diskursen sind jedoch komplexe Prozesse, was ihre empirische Untersuchung zu einer methodischen Herausforderung macht. Dies gilt umso mehr für langfristige Veränderungen und Grenzverschiebungen. Diskurstheorie und Diskursanalyse bieten nützliche Startpunkte, da diese Ansätze darauf abzielen zu untersuchen, wie spezifische Räume des Sprechens und des Wissens entstehen und sich verändern. Doch obwohl die normativen Grenzen des Sagbaren in der Diskursforschung häufig diskutiert werden, steht ihre Verschiebung selten im Fokus der empirischen Betrachtung. Nur wenige Arbeiten haben den Prozess, wie sich diskursive Grenzen im Laufe der Zeit verändern, systematisch konzeptualisiert und operationalisiert. Auf der Grundlage dieser Konzeptualisierungen ist eine weitere Ausarbeitung erforderlich.

Um die Diskussion über die Konzeptualisierung, Operationalisierung und Messung der normativen Grenzen des Sagbaren und deren Wandel im Zeitverlauf weiterzuführen, bringt der Workshop Forscher:innen aus unterschiedlichen Disziplinen und methodischen Ansätzen zusammen. Der Workshop ist Teil eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsprojekts, in dem wir untersuchen, ob und wie sich die Grenzen des Sagbaren in der deutschen Öffentlichkeit in den letzten Jahrzehnten verschoben haben. 

Für eine Teilnahme an dem Workshop beachten Sie bitte den Call for Papers (Deadline: 15. April 2024). Weitere Informationen zum Forschungsprojekt „Die Aushandlung von Sagbarkeitsgrenzen in politischen Diskursen“ finden Sie hier.

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