Alfons Söllner | Portrait |

Leo Löwenthal

Der geheime Klassiker der Literatursoziologie?

Biografie

Leo Löwenthal[1] wurde am 3. November 1900 in Frankfurt am Main geboren. Seine Eltern, der Arzt Victor Löwenthal und seine Frau Rosie, gehörten zum assimilierten Judentum. Er besuchte das Gymnasium und studierte nach kurzem Militärdienst ab 1918 die Fächer Philosophie, Soziologie, Geschichte, Mathematik und Germanistik in Gießen, Heidelberg und Frankfurt, wo er 1923 mit einer Arbeit über Die Sozietätsphilosophie Franz von Baaders promoviert wurde.[2] In dieser Zeit vollzog Löwenthal eine Wendung zum orthodoxen Judentum, bekannte sich zu einem utopischen Sozialismus und engagierte sich zeitweilig in der Frankfurter Beratungsstelle für ostjüdische Flüchtlinge. Maßgeblichen Anteil an seiner intellektuellen Formung hatte vor allem sein Freundeskreis, zu dem unter anderen Martin Buber, Siegfried Kracauer,[3] Franz Rosenzweig und Theodor W. Adorno[4] gehörten. Die organisatorischen Zentren, um die herum sich das intellektuelle Leben Löwenthals und der meisten seiner Freunde während dieser Zeit abspielte, bildeten das Frankfurter Freie Jüdische Lehrhaus des Rabbi Nobel sowie das von Frieda Reichmann geleitete Heidelberger »Thorapeutikum«, in dem die Freudsche Psychoanalyse praktiziert wurde. 1926 legte Löwenthal das Staatsexamen für den Preußischen Schuldienst ab und arbeitete als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Philosophie. Nahezu zeitgleich wurde er nebenberuflich Mitarbeiter am frisch gegründeten Frankfurter Institut für Sozialforschung. Nach drei Jahren im Schuldienst, während derer er nebenher als künstlerischer Berater der Volksbühne fungierte und Erfahrungen als Herausgeber, Redakteur und Kritiker sammelte, erhielt er 1930 eine feste Anstellung am Institut, wo er von 1932 an als Redakteur für die Herausgabe der Zeitschrift für Sozialforschung verantwortlich zeichnete. Der Plan, sich mit einer Arbeit über die Philosophie des Helvetius zu habilitieren,[5] konnte angesichts der politischen Entwicklung nicht mehr realisiert werden.

Löwenthals Vorliebe für Kunst und insbesondere Literatur war früh angelegt, verband sich jedoch von Anfang an mit ebenso starken philosophischen, soziologischen und historischen Neigungen. Diese eigentümliche Melange von Interessen hatte sich bereits in der überwiegend auf die Frankfurter Szene begrenzten Publikationstätigkeit zu Themen der jüdischen Kultur und Geschichte bemerkbar gemacht,[6] bevor sie Anfang der 1930er-Jahre folgerichtig in den Anschluss an den Intellektuellenkreis um Max Horkheimer einmündete. Im Kontext des Instituts für Sozialforschung übernahm Löwenthal einerseits maßgebliche wissenschaftsorganisatorische und redaktionelle Aufgaben, andererseits exponierte er sich bereits in der ersten Nummer der Hauszeitschrift als der für die Analyse der Literatur zuständige Spezialist, der diesen (bürgerlichen) Kultursektor, den gesellschaftstheoretischen Vorgaben Max Horkheimers folgend, als »Literatursoziologie« durchdringen und bearbeiten sollte. Der Hinweis ist wichtig, weil die späteren literatursoziologischen Arbeiten Löwenthals, die einen Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit bildeten, hier ihre maßgebliche Prägung erfuhren.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 nahm Löwenthal, der die Entwicklung vorhergesehen und frühzeitig auf die Verlagerung des Instituts ins Ausland gedrängt hatte, zusammen mit den meisten anderen Mitarbeitern den Weg ins Exil. Im März 1933 ging er zunächst nach Genf, bevor er im August 1934 in die USA übersiedelte, wo die New Yorker Columbia University dem Institut Räumlichkeiten zur Verfügung stellte. Auch in der neuen Heimat blieb Löwenthal für die Redaktion der Zeitschrift für Sozialforschung zuständig. Darüber hinaus führte er nicht nur die sich verbreiternde Wissenschaftskorrespondenz, sondern war auch an den vielfältigen Bemühungen des Instituts beteiligt, in der amerikanischen Forschungslandschaft Fuß zu fassen.[7] Als die Finanzgrundlagen des Instituts mit Kriegsbeginn brüchig wurden, war Löwenthal, wie andere Institutsmitarbeiter auch, gezwungen, sich in die Dienste des amerikanischen war effort zu begeben. Er übte zeitweise eine Tätigkeit am Office of War Information in Washington aus, wo er unter anderem die deutsche Radiopropaganda auszuwerten hatte, eine gezielte Forschungstätigkeit, die sich für seine späteren Arbeiten auf dem Gebiet der Kommunikationsforschung als ausgesprochen nützlich erwies. Ausgestattet mit diesen Kenntnissen gelangte er 1949 an die Voice of America, einen international ausstrahlenden Radiosender in New York, für den er bis 1955 die Forschungsabteilung aufbaute und leitete. In diesem institutionellen Zusammenhang vervollkommnete Löwenthal seine zweite Fachkompetenz: die Erforschung der modernen Massenkommunikation, ihrer Techniken und ihrer Wirkungen.

Nach einem Aufenthalt am Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences in Stanford übernahm Löwenthal 1956 schließlich eine Soziologieprofessur an der University of California in Berkeley, die er bis 1968 innehatte. In dieser Funktion erwies er sich als erfolgreicher und beliebter Hochschullehrer und etablierte sich im akademischen Milieu des amerikanischen Westens durch eine kontinuierliche Serie von Fachaufsätzen und Buchpublikationen. Typisch für ihn wurde die methodisch angeleitete Wanderung zwischen »hoher« Kunst und Massenkultur, die Erforschung der immanenten Formgesetze der Literaturproduktion im Verhältnis zu ihrer Rezeption und Wirkung. Sowohl die immanente Interpretation der Literatur als auch die Beschreibung ihrer (ideologischen und sozialen) Funktionen behielten dabei ihr eigenes Recht, wurden aber intensiv in den sich wandelnden historischen Kontexten verankert. Der Horizont dieser weit ausgreifenden Studien umfasste nicht weniger als die Entstehung, die Etablierung und den Niedergang der europäischen Bürgergesellschaft.

Leo Löwenthal
Leo Löwenthal (1900–1993), Foto: Löwenthal-Archiv

Löwenthals Erfolg im amerikanischen Wissenschaftssystem hing aber nicht nur mit dieser speziellen Kombination von Forschungskompetenzen zusammen, sondern auch damit, dass er mitgebrachte »alteuropäische« Interessen bildungsbürgerlicher Art geschickt mit »amerikanischen« Methoden zu verknüpfen und dabei die extremen Formen des Behaviorismus zu vermeiden wusste. Wenn das auch mit dazu beitrug, dass einige seiner Bücher relativ früh ins Deutsche übersetzt wurden, so erlangte er in Europa doch erst in den 1970er- und 1980er-Jahren einen höheren Bekanntheitsgrad. Maßgeblich dafür war zunächst die intensive Rezeption, die die Literatur der Emigrantengeneration im Gefolge der Studentenbewegung erfuhr, noch mehr aber der »späte Ruhm«, der Löwenthal als letztem Überlebenden der ersten Generation der Frankfurter Schule zuteilwurde, nachdem Herbert Marcuse 1979 in Starnberg gestorben war. In die letzte Phase seines Lebens fallen auch eine Reihe öffentlicher Auszeichnungen, darunter die Verleihung der Goetheplakette (1982) und des Theodor-W.-Adorno-Preises (1989) der Stadt Frankfurt am Main,[8] Ehrenpromotionen in Siegen (1985), Hamburg (1990) und an der FU Berlin (1986), sowie die Verleihung des Bundesversdienstkreuzes (1985). Ihre Krönung fand diese verzögerte Wirkungsgeschichte schließlich in der Veröffentlichung der fünfbändigen Gesammelten Schriften, die Helmut Dubiel zwischen 1980 und 1987 im Suhrkamp-Verlag herausbrachte.

Von der Kritik der »bürgerlichen Literatur« zur Analyse der Massenkultur: Variationen der Literatursoziologie

Löwenthals Entwicklung als Literatursoziologe verlief zwar folgerichtig, aber nicht geradlinig. Um einen Überblick zu gewinnen, kann man sich an seine eigenen methodischen Interventionen halten, die ein Wissensgebiet in statu nascendi zeigen: 1932, in der ersten Nummer der Zeitschrift für Sozialforschung, veröffentlicht er den mit schneidender Schärfe verfassten Aufsatz Zur gesellschaftlichen Lage der Literaturwissenschaft.[9] Darin geißelt er den in Deutschland herrschenden Geniekult und Innerlichkeitsfimmel als irrational und tatsachenfeindlich und setzt dem eine methodische Kombination aus Psychoanalyse und Marxismus entgegen, um »die Geschichte der Dichtung als soziales Phänomen zu erfassen«.[10] Auch wenn hier terminologisch noch ein orthodoxer Marxismus das Wort hat – »Die Aufgabe der Literaturgeschichte ist zu einem großen Teil Ideologienforschung«[11] –, so kommen die konventionellen Fragen der ästhetischen Form gegenüber der literarischen Stoffwahl und ihrer politischen Verortung doch keineswegs zu kurz.

Vorausgegangen waren dem in dem Aufsatz formulierten Forschungsansatz eine Reihe von Vorlesungen, die Löwenthal bereits im Frankfurter »Bund für Volksvorlesungen« gehalten hatte, die jedoch infolge des erzwungenen Exils erst 1971 unter dem Titel Erzählkunst und Gesellschaft in Deutschland erschienen.[12] Löwenthal entfaltet darin in aller Breite das literatursoziologische Vorhaben, das Horkheimer in seinem Programmaufsatz von 1931[13] nur andeutet, und unternimmt den Versuch, anhand ausgewählter Werke eine ebenso feingliedrige wie scharf profilierte Geschichte des bürgerlichen Bewusstseins im 19. Jahrhundert zu entwerfen. In ihrem Kern lautet Löwenthals These wie folgt: So wenig sich die Literatur von der politischen und sozialen Geschichte trennen lässt, so unvermeidlich ist in die Entwicklung der deutschen Erzählkunst die unglückliche Geschichte des deutschen Bürgertums eingeschrieben. Bei allen ökonomischen und technischen Erfolgen hat es diese führungsdisponierte Schicht versäumt, sich gegenüber den Traditionsmächten von Adel und Militär durchzusetzen.

Versucht man ein Resümee dieser frühen, vor allem politisch ambitionierten Arbeiten zur Literaturgeschichte zu ziehen, so kann man nur darüber erstaunt sein, wie ein später Abkömmling des Bildungsbürgertums die Schicht, aus der er stammte, mit den Mitteln der soziologisch informierten Textinterpretation einer so treffenden Selbstkritik zu unterziehen vermochte: »In Deutschland hat es einen eigentlichen Liberalismus nicht gegeben, sondern aus bestimmten ökonomischen und politischen Bedingungen entstand ein Bündnis zwischen Großagrariern, Kaufleuten und Militärs, das einem heroischen Irrationalismus außerordentlich zugänglich war.«[14] Sucht man nach dem Anteil, den gerade die Mittelschichten an der Wehrlosigkeit gegenüber den antidemokratischen Kräften am Ende der Weimarer Republik hatten, so wird man dieser Diagnose nur zustimmen können, selbst wenn man die dafür von Löwenthal herangezogenen literaturhistorischen Beispiele, zu denen u.a. Werke von Eduard Mörike, Gustav Freytag und Conrad Ferdinand Meyer gehören, eher abwegig finden mag.

In seinen Jahren am New Yorker Institute of Social Research publizierte Löwenthal nur wenige Aufsätze, die aber umso gewichtiger waren, als sie verschiedene Forschungspfade der Literaturbetrachtung gleichsam experimentell beschritten. Die Studie[15] zur deutschen Dostojewski-Rezeption vor dem Ersten Weltkrieg erschließt nicht nur ideologiegeschichtlich wichtiges Material, das dazu beiträgt, den Mentalitätswandel der deutschen Mittelschichten zu verstehen, sondern demonstriert so feinsinnig wie eindeutig, worin dessen spezifische Tendenz bestand: Löwenthal zufolge waren es die Faszination durch das Dunkle und Geheimnisvolle, die psychologische Engführung von religiöser Mystik und Verbrechen, die Einbettung der krassesten Widersprüche in die »russische Volksseele«, die eine ideale Projektionsfläche abgaben, um die eigenen sozialen und seelischen Frustrationen sowohl zur Darstellung zu bringen als auch in völkischen oder anderweitigen »Ganzheitsideologien« wieder verschwinden zu lassen. Wichtiger als der »erklärende« Rekurs auf marxistische Epochenbegriffe – die Unterscheidung zwischen Liberal- und Monopolkapitalismus ist doch reichlich grob – wird für Löwenthal jetzt die vor allem von Erich Fromm zusammen mit Max Horkheimer entwickelte Sozialpsychologie des autoritären Charakters,[16] die eine geschmeidige und analytisch durchgebildete Sprache anbietet, um das durchaus eigenlogisch verstandene rezeptions- und mentalitätsgeschichtliche Material psychologisch aufzuschlüsseln und soziologisch zu deuten.

Wie beweglich und gleichzeitig textnah einsetzbar dieses neue Instrument der Ideologieanalyse war, zeigt Löwenthals zuerst 1937 publizierter Essay über den norwegischen Schriftsteller Knut Hamsun,[17] der seit der Jahrhundertwende in Deutschland ein breites Publikum gefunden hatte. In seinen Romanen ist es die scheinbar harmlose Idolatrie der Natur und des »bäuerlichen Lebens«, in dessen seelenvoller Schilderung sich Löwenthal zufolge die Kritik an den Zwängen des modernen Stadtlebens aufs Beste mit männlicher Brutalität, Frauenfeindlichkeit und der Abwehr der »sozialen Frage« verbindet. Wenn sich in dieser trüben Mischung der »Weg des bürgerlichen Bewusstseins vom Liberalismus zu den Parolen des autoritären Staates« offensichtlich angebahnt hatte,[18] so wurde Löwenthals Schlusspointe, die auf die hymnische Aufnahme Hamsuns in Alfred Rosenbergs Mythos des 20. Jahrhunderts verwies, rasch durch die Realität bestätigt: Der Autor lief bekanntlich im Zweiten Weltkrieg offen zum Nationalsozialismus über. Wichtiger als dieser »Treffer« – die Sozialwissenschaft hat ja ein notorisches Prognoseproblem – war für Löwenthal aber etwas anderes: Der sozialpsychologische Ansatz erlaubte es ihm, mittels der methodischen Parallelisierung psychischer, sozialer und kultureller Kategorien, den literarischen Stoff, seine ästhetische Verarbeitung und seine Rezeption mehr oder weniger unmittelbar auf soziale Tatsachen hin abzubilden, ja die Literatur selber als »faît social« aufzufassen.

Charakteristisch für Löwenthals Form einer gesellschaftskritischen Literatursoziologie, die an ihrem Gegenstand nicht nur den Verrat der bürgerlichen Gesellschaft an ihren Idealen offenlegt, sondern zugleich an eben diesen Idealen als ihren normativen Maßstäben festhält, ist auch seine ein Jahr zuvor entstandene große Studie über Henrik Ibsen.[19] Bemerkenswert an Löwenthals Umgang mit diesem Stoff ist nicht nur, wie einfühlsam, ja geradezu mitleidend er die von Ibsen inszenierten »bürgerlichen Tragödien« zergliedert, sondern mehr noch die Mühelosigkeit, aber auch die Treffsicherheit, mit denen er an ihren Charakteren die Grundmechanismen der bürgerlichen Gesellschaft wiedererkennt: die gnadenlose, vom ökonomischen auf den privaten Bereich übergreifende Konkurrenz, die Dominanz von Erfolgs- und Gewinnstreben, die damit einhergehende seelische Kälte bei den »Erfolgreichen« und die Verachtung der »Erfolglosen«. Kurz: Die Unfähigkeit zu Liebe und Glück, zu Solidarität und Mitleid und was sonst noch als mehr oder weniger direktes Spiegelbild beziehungsweise Zerrbild der hochkapitalistischen Gesellschaft erscheint, wird von Löwenthal kongenial freigelegt und analysiert. Denn das tatsächliche Leben der Individuen in Ibsens »bürgerlicher Hölle« ist so ziemlich das genaue Gegenteil dessen, was an den kulturellen und moralischen »Wertehimmel« des Bürgertums gemalt ist.[20] Und dennoch – das ist die kleine, aber entscheidende Differenz – ist diese Kunst für Löwenthal mehr als reine Ideologie; ihr Produzent, der bürgerliche Dramatiker Ibsen, wird für ihn dadurch zum »großen Künstler«, dass er im Negativen das Positive entschlüsselt, dass er noch im Scheitern der bürgerlichen Ideale ihren utopischen Sinngehalt festhält: als uneingelöstes Versprechen auf Liebe und Menschlichkeit, das nach Löwenthal besonders in Ibsens Frauenfiguren Gestalt angenommen hat.[21]

In dem 1948 veröffentlichten Zeitschriftenaufsatz über Aufgaben der Literatursoziologie ist der Begriff der neuen Disziplin, als deren maßgeblicher Pionier Löwenthal gelten kann, bereits titelgebend.[22] Signifikant für Löwenthals weitere Arbeit im amerikanischen Exil, das für ihn zur neuen Heimat wird, ist vor allem, dass sich neben der anhaltenden Beschäftigung mit der »bürgerlichen« Literatur[23] die Auseinandersetzung mit dem weiten Feld der Massenkultur zunehmend in den Vordergrund schiebt. Durch diese Verschiebung wird das Studium der Vermittlungen zwischen Gesellschaft und Kunstproduktion gleichzeitig dringlicher, aber auch einfacher – Letzteres nicht zuletzt deswegen, weil sowohl die Produzenten als auch die Konsumenten der Massenkultur Löwenthal zufolge Marktprozessen gehorchen und/oder von politischen Akteuren kontrolliert werden. Wichtiger als die »Formprobleme« der Literatur erscheinen Löwenthal jetzt die »gesellschaftlichen Determinanten des Erfolgs« sowie die »Funktionsanalyse des Inhalts«. An Bedeutung gewinnen für ihn zudem das Leseverhalten des Publikums und die Rolle des Schriftstellers, die sich ihm zufolge auf einer abschüssigen Linie einzupendeln drohen.[24]

Von den verschiedenen Arbeiten zur Massenkultur, die während der 1950er-Jahre entstehen, verdient in diesem Zusammenhang vor allem die detaillierte Studie zur Debatte über kulturelle Standards im England des 18. Jahrhunderts hervorgehoben zu werden,[25] die Löwenthal zusammen mit Marjorie Fiske-Löwenthal, seiner zweiten Frau, geschrieben hat und die als ein Glanzstück historischer Soziologie für sich stehen kann. Der Text verdient nicht zuletzt deshalb besondere Beachtung, weil in ihm sämtliche Instrumente einer ausgefeilten Literatur- und Kultursoziologie zur Anwendung kommen. So werden zunächst die literarischen Medien vorgestellt, die für einen neuen Entwicklungsschub hin zu einer »bürgerlichen Kultur« sorgen: die Zeitschriften und Monatsjournale, die volkstümlichen Romane, die frommen und die unterhaltsamen Theaterstücke, schließlich die immer beliebteren Zeitungen. Wie die neuen literarischen Medien für die Entstehung eines größeren Lesepublikums sorgen, so bedarf es sozialer und ökonomischer Institutionen, um diesen Prozess zu stabilisieren. Dazu gehören die Leihbüchereien, die Verlage und der Buchhandel einschließlich des rasch florierenden Rezensionswesens, das ebenfalls zur Verbreitung der Bücher beiträgt. Innerhalb dieses Szenarios entfaltet sich nun im Verlauf des 18. Jahrhunderts eine komplexe und ausgedehnte Debatte, in der sich das englische Publikum mittels seiner Romanschriftsteller, seines Theaters und prominenter Kritiker über sich selber verständigt, nicht zuletzt durch die minutiöse Abwägung von Wert und Unwert der hohen wie der niederen Kunst. Diese Debatte zeigt eine auffällige Dynamik: sie führt von einem frühen Optimismus über die aufbauende Rolle auch der populären Kunst zum Vorwurf ihrer demoralisierenden oder sogar brutalisierenden Wirkung bis hin zu einer dritten Position, in der objektivere Maßstäbe gesucht und schließlich auch gefunden werden, nicht zufällig solche, mittels derer sich Kunstkonsumenten und Kunstproduzenten auf ein gemeinsames Niveau von Geschmacksurteilen hinbewegen.

So mustergültig Löwenthal den »soziologischen Gesichtspunkt« in seiner Auseinandersetzung mit der Massenkultur bemüht, so schwer fällt es ihm doch, sich zu dem Phänomen normativ zu positionieren. So empfindet er einerseits Sympathie für den anti-elitären, gewissermaßen demokratischen Charakter der Massenliteratur und das von ihr bediente Bedürfnis nach Zerstreuung und Unterhaltung; andererseits bleibt er skeptisch gegenüber den dem Genre eigenen Aspekten der Standardisierung, der Stereotypisierung und der Profitorientierung.

Wie stark Löwenthal dieses von ihm nicht gelöste Dilemma empfindet und wie sehr es auf seine Vorstellung hinsichtlich der Aufgaben der Literatursoziologie durchschlägt, lässt sich schließlich an dem zuerst 1960 erschienenen Aufsatz „Die Diskussion über Kunst und Massenkultur. Kurze Übersicht“ studieren.[26] Hier projiziert Löwenthal auf der einen Seite die widersprüchliche Beziehung zwischen Kunst und Massenkultur auf die europäische Kulturgeschichte im Ganzen zurück und relativiert die notorisch damit verbundene kulturkonservative Verfallsthese, die ganz und gar nicht seine Sache ist. Auf der anderen Seite setzt sich in seiner eigenen Auffassung von Literatursoziologie verstärkt ein normativer Reflexionsprozess durch, der zu den »großen« Fragen der »großen« Literatur zurückkehrt, um das in ihnen artikulierte utopische Potential als das eigentliche Medium der Gesellschaftskritik freizulegen, aber auch die in ihm enthaltenen Hoffnungen als universalmenschliche Botschaften gleichsam zu »retten«.

In gewisser Weise schließt sich damit ein an der Genese der modernen Literatursoziologie festgemachter Gedankenkreis, der über weite Strecken mit der Theoriegeschichte der Frankfurter Schule parallel ging.[27] In dessen behutsamer Öffnung kann man die eigenständige Wirkungsgeschichte Leo Löwenthals identifizieren, jedenfalls so, wie er sie sich in einer späten Reminiszenz selber gewünscht hat.[28] So sehr sich also in Löwenthals Schaffensprozess das Spannungsverhältnis zwischen (exoterischer) Massenkultur und (esoterischer) Literatur in den Vordergrund schiebt – in dem nicht leicht zu entwirrenden Hin und Her von Themen und Perspektiven bleibt der archimedische Punkt immer die politische Kritik der bürgerlichen Gesellschaft, die anfangs explizit und etwas schematisch als »materialistische Literaturtheorie« entworfen und später – mehr implizit und spekulativ – mit Blick auf »das Schicksal des Individuums in der Gesellschaft« durchgeführt wird.

Wirkungsgeschichte und Kritik

Dass Leo Löwenthal in der Literatursoziologie heute nicht derselbe Klassikerstatus zukommt, den sein ehemaliger Mitstreiter Adorno in der Musiktheorie einnimmt, hängt ebenso mit persönlichen Zufällen wie mit den Zwängen der jüngeren Wissenschaftsgeschichte zusammen: In der Exilphase der Frankfurter Schule agierte er eher im Hintergrund des Kreises um Max Horkheimer, nicht nur, weil er für die programmatische Zeitschrift für Sozialforschung die redaktionelle Kärrnerarbeit erledigte, sondern auch, weil er einen Großteil der für das Funktionieren des Instituts unentbehrlichen, aber nicht öffentlichkeitswirksamen geschäftsführenden und organisatorischen Arbeiten ausführte.[29] Nach der Rückkehr des Instituts in die junge Bundesrepublik geriet er, der wie Herbert Marcuse in den USA verblieben war, in den Windschatten von Adornos übermächtiger Gestalt. Hinzu kommt, dass Löwenthal, als er in den 1960er-Jahren endlich im amerikanischen Wissenschaftssystem Fuß fasste, sich weder in den Mainstream der empirischen social sciences begab noch ein einzelnes Fachgebiet für sich reklamierte und systematisch beackerte. Sein Ehrgeiz war vielmehr auf methodologische und heuristische Anregungen gerichtet, die dabei helfen sollten, das Neuland der Literatursoziologie überhaupt erst einmal zu vermessen. Seine bleibende Leistung besteht in der Publikation von ebenso eigenwilligen wie thematisch vielfältigen Studien, die einerseits den weiten Horizont der europäischen Literatur neu ausleuchten und andererseits von reflektierten theoriestrategischen Überlegungen zur modernen Massenkommunikation getragen sind, immer auf der Suche nach dem Zusammenhang von beiden Gebieten und unter Verwendung einer klaren und eindringlichen Sprache.

Das Urteil verweist auf produktive Ambivalenzen, die Löwenthals intellektuelle Biographie als reichhaltig, aber sein wissenschaftliches Erbe als disparat erscheinen lassen. So stand die der Emigrantengeneration selbstverständliche Hochschätzung der »hohen« Literatur für ein generelles Kontinuitätselement der europäischen Tradition, während diese bildungsbürgerliche Schranke im Falle der Frankfurter Schule zweifach durchbrochen wurde: zum einen durch den Vorrang der ideologiekritischen Methode und zum anderen durch die wachsende Aufmerksamkeit gegenüber der modernen Massenkommunikation. Auch in theoretischer und, eng damit zusammenhängend, in politischer Hinsicht zeigt Löwenthal ein gebrochenes Profil. Obschon er sich in der Endphase der Weimarer Republik offen zur politischen Linken bekannte, wurde für seine Entwicklung doch zunächst jene Spielart des interdisziplinären Marxismus maßgeblich, wie sie insbesondere Max Horkheimer in seinen die Aufgaben des Instituts charakterisierenden programmatischen Schriften ausformuliert hatte. Demgegenüber zeigen Löwenthals spätere, in Amerika entstandene Arbeiten eine deutliche »Abmilderung« solcher Direktiven, ohne doch vom grundsätzlichen Anspruch auf eine gezielte Engführung von Literatur und Politik, von Kultur und Gesellschaft zu lassen. Im Zentrum bleibt der »bürgerliche Mensch« in seiner gesellschaftlichen Verfasstheit beziehungsweise die Lage des Individuums in der Massengesellschaft, das heißt eine Widerspruchskonstellation, deren historische Dynamik zwischen Freiheitsproklamationen und gesellschaftlichen Zwängen changiert.

Mochte es unter den gewandelten Bedingungen des Nachkriegsliberalismus eine Zeit lang so scheinen, als ob der gesellschaftskritische Impuls sich in einen verwaschenen Neuhumanismus aufgelöst hatte, der sich zum unverbindlichen Anwalt des bedrohten Individuums gegenüber der Massenkultur machte, so bedurfte es nur eines Schwenks des Zeitgeistes, wie er durch die Studentenrevolte ausgelöst wurde, um den politischen Radikalismus aus den 1930er-Jahren wieder aufleben zu lassen. Immerhin gehörte Löwenthal, wie Herbert Marcuse und andere »zornige alte Männer« auch, zu den »Weimar Connections«, die nach dem Vietnamkrieg von neokonservativen Intellektuellen für den Verfall der amerikanischen Glorie verantwortlich gemacht wurden.[30] Aber sie waren von dieser Bewegung weniger überrascht als vielmehr überholt worden und entpuppten sich jetzt als die geistigen Väter (im Fall Hannah Arendts: als die Mutter) der internationalen Protestgeneration. Für die Renaissance der Gesellschaftskritik und ihre Protagonisten wurde Löwenthal auf zweifache Weise zum Stichwortgeber: Während er in der Bundesrepublik zum Paten der »kritischen Germanistik« avancierte, die die Schule der »immanenten Interpretation« ablöste, beförderte er in den USA das comeback der »Critical Theory« und bezeugte mit seiner Person deren Abgrenzung sowohl vom »New Criticism« als auch vom modischen Postmodernismus.[31] Diese Differenzen zu verdeutlichen und den gesellschaftskritischen Anspruch der Literatursoziologie zu verteidigen, war das letzte explizit politische Anliegen von Leo Löwenthal.

Auf eine Grenze seiner literatursoziologischen Bemühungen hat Leo Löwenthal in der für ihn typischen Bescheidenheit selber hingewiesen, nämlich auf die fehlende Auseinandersetzung mit der literarischen Avantgarde,[32] die bekanntlich einen Ausweg aus dem Spannungsverlust zwischen den gesellschaftskritischen Intentionen der Kunst und den zunehmenden Integrationszwängen der spätbürgerlichen Gesellschaft gesucht und auf ihre Weise auch gefunden hat. So offensichtlich dieses Defizit durch die Konkurrenz von Benjamin und Adorno mitbedingt war, deren Autorität auf dem Gebiet der künstlerischen Moderne er neidlos anerkannte,[33] so sicher hat ihn seine primär historische Orientierung auch vor einigen Fehlschlüssen bewahrt, die man heute an dem postum gefeierten Starkritiker der Zwischenkriegszeit oder an dem wirkungsmächtigsten Kunstphilosophen der zweiten Nachkriegszeit bemängeln kann. Wenn Benjamin mithilfe des sowjetischen Massenfilms der 1930er-Jahre zur kulturkritischen Aufklärung der stalinistischen Politik beizutragen glaubte und Adorno in der frühen Bundesrepublik mit einer reichlich dogmatischen Auffassung von »Neuer Musik« Kulturpolitik betrieb, so beugten sich beide einem Aktualitätsdruck, den sie an der Moderne eigentlich ablehnten. Gegen dergleichen Verzerrungen war Löwenthal durch eine Haltung gefeit, die man als gesellschaftskritischen Historismus auch heute noch mit guten Gründen verteidigen kann.

  1. Zur Biografie vgl. Peter-Erwin Jansen, Vorwort, in: ders. (Hg.), Das Utopische soll Funken schlagen... Zum hundertsten Geburtstag von Leo Löwenthal, Frankfurt am Main 2000, S. 4–8 sowie Leo Löwenthal, Mitmachen wollte ich nie. Ein autobiographisches Gespräch mit Helmut Dubiel, Frankfurt am Main 1980. Knappe, allerdings teilweise widersprüchliche Angaben finden sich auch bei Martin Jay, Dialektische Phantasie. Die Geschichte der Frankfurter Schule und des Instituts für Sozialforschung 1923–1950, übers. v. Hanne Herkommer u. Bodo v. Greiff, Frankfurt am Main 1981, S. 39–40 und Rolf Wiggershaus, Die Frankfurter Schule. Geschichte – Theoretische Entwicklung – Politische Bedeutung, München 1988, S. 80–82.
  2. Leo Löwenthal, Die Sozietätsphilosophie Franz von Baaders, in: ders., Schriften, Bd. 5: Philosophische Frühschriften, hrsg. v. Helmut Dubiel, Frankfurt am Main 1987, S. 99–168.
  3. Vgl. dazu Leo Löwenthal/Siegfried Kracauer, In steter Freundschaft. Leo Löwenthal – Siegfried Kracauer. Briefwechsel 1921–1966, hrsg. v. Peter-Erwin Jansen u. Christian Schmidt, übers. v. Bob Detobel u. Susanne H. Löwenthal, m. e. Einleitung v. Martin Jay, Springe 2003.
  4. Der „Briefwechsel Leo Löwenthal – Theodor W. Adorno“ ist abgedruckt in: Leo Löwenthal, Schriften, Bd. 4: Judaica, Vorträge, Briefe, hrsg. v. Helmut Dubiel, Frankfurt am Main 1984, S. 153–181.
  5. Leo Löwenthal, Helvetius, in: ders., Schriften, Bd. 5, S. 7–98.
  6. Die entsprechenden Nachweise finden sich im „Verzeichnis der Schriften Leo Löwenthals“. Vgl. Löwenthal, Schriften, Bd. 5, S. 227–232. Ein jüngeres, von Alessandra Sorbello Staub besorgtes „Verzeichnis der Veröffentlichungen Leo Löwenthals“ findet sich in: Jansen (Hg.), Das Utopische soll Funken schlagen…, S. 182–197.
  7. Einen recht guten Einblick in diese Aspekte von Löwenthals Tätigkeit vermittelt sein Briefwechsel mit Max Horkheimer. Vgl. Leo Löwenthal, Briefwechsel Leo Löwenthal – Max Horkheimer, in: ders., Schriften, Bd. 4, S. 182–267.
  8. Vgl. Leo Löwenthal, An Stelle eines Vorwortes. Rede anläßlich der Verleihung des Theodor-W.-Adorno-Preises am 1. Oktober 1989, in: ders., Untergang der Dämonologien. Studien über Judentum, Antisemitismus und faschistischen Geist, Leipzig 1990, S. 5–9.
  9. Leo Löwenthal, Zur gesellschaftlichen Lage der Literaturwissenschaft, in: Zeitschrift für Sozialforschung 1 (1932), 1/2, S. 85–102; wiederabgedruckt in: ders., Schriften, Bd. 1: Literatur und Massenkultur, hrsg. v. Helmut Dubiel, Frankfurt am Main 1980, S. 309–327.
  10. Ebd., S. 315.
  11. Ebd., S. 320.
  12. Leo Löwenthal, Erzählkunst und Gesellschaft, Neuwied u.a. 1971; wiederabgedruckt unter dem Titel „Studien zum deutschen Roman des 19. Jahrhunderts“ in: ders., Schriften, Bd. 2: Das bürgerliche Bewußtsein in der Literatur, hrsg. v. Helmut Dubiel, Frankfurt am Main 1981, S. 298–444.
  13. Vgl. Max Horkheimer, Die gegenwärtige Lage der Sozialphilosophie und die Aufgaben eines Instituts für Sozialforschung (1931), in: ders., Gesammelte Schriften, Bd. 3: Schriften 1931–1936, hrsg. v. Alfred Schmidt, Frankfurt am Main 1988, S. 20–35.
  14. Löwenthal, Studien zum deutschen Roman des 19. Jahrhunderts, S. 427.
  15. Leo Löwenthal, Die Auffassung Dostojewskis im Vorkriegsdeutschland, in: Zeitschrift für Sozialforschung 3 (1934), 3, S. 343–382; wiederabgedruckt in: ders., Schriften, Bd. 1, S. 188–230.
  16. Vgl. Erich Fromm, Sozialpsychologischer Teil, in: Max Horkheimer et al. (Hg.), Studien über Autorität und Familie. Forschungsberichte aus dem Institut für Sozialforschung, Paris 1936, S. 77–135. Siehe dazu auch den ebenfalls für die Studien über Autorität und Familie konzipierten, aber unveröffentlicht gebliebenen Text Leo Löwenthal, Autorität in der bürgerlichen Gesellschaft. Ein Entwurf, in: ders., Schriften, Bd. 3: Falsche Propheten. Studien zum Autoritarismus, hrsg. v. Helmut Dubiel, Frankfurt am Main 1982, S. 239–311.
  17. Leo Löwenthal, Knut Hamsun. Zur Vorgeschichte der autoritären Ideologie, in: Zeitschrift für Sozialforschung 6 (1937), 2, S. 295–345; wiederabgedruckt unter dem Titel „Knut Hamsun“ in: ders., Schriften, Bd. 2, S. 245–297.
  18. Ebd., S. 292.
  19. Leo Löwenthal, Das Individuum in der bürgerlichen Gesellschaft. Bemerkungen über Ibsen, in: Zeitschrift für Sozialforschung 5 (1936), 3, S. 321–363; wiederabgedruckt unter dem Titel „Henrik Ibsen“ in: ders., Schriften, Bd. 2, S. 193–237.
  20. Vgl. dazu die Beiträge in Manfred Hettling/Stefan-Ludwig Hoffmann (Hg.), Der bürgerliche Wertehimmel. Innenansichten des 19. Jahrhunderts, Göttingen 2000.
  21. Vgl. Löwenthal, Henrik Ibsen, S. 221ff.
  22. Leo Löwenthal, Aufgaben der Literatursoziologie (1948), in: ders., Schriften, Bd. 1, S. 328–349 (Original: The Sociology of Literature, in: Wilbur Schramm (Hg.), Communications in Modern Society. Fifteen Studies of the Mass Media, Urbana, IL 1948, S. 328–349).
  23. Vgl. Leo Löwenthal, Das Bild des Menschen in der Literatur, übers. v. Tobias u. Helga Rülcker, Neuwied u.a. 1966 (Original: Literature and the Image of Man. Sociological Studies of the European Drama and Novel 1600–1900, Boston, MA 1957). Eine gegenüber dem Original variierte Fassung unter dem Titel „Studien zur europäischen Literatur von der Renaissance bis zur Moderne“ ist wiederabgedruckt in: Löwenthal, Schriften, Bd. 2, S. 19–297.
  24. Vgl. Löwenthal, Aufgaben der Literatursoziologie (1948), S. 338ff.
  25. Leo Löwenthal/Marjorie Fiske-Löwenthal, Die Diskussion über Kunst und Massenkultur. Das englische 18. Jahrhundert als Beispiel, in: Leo Löwenthal, Literatur und Gesellschaft. Das Buch in der Massenkultur, übers. v. Tobias Rülcker, hrsg. v. Heinz Maus u. Friedrich Fürstenberg, Neuwied u.a. 1966, S. 109–195; wiederabgedruckt unter dem Titel „Die Debatte über kulturelle Standards. Das englische 18. Jahrhundert als Beispiel“ in: Löwenthal, Schriften, Bd. 1, S. 89–170 (Original: The Debate on Art and Popular Culture in Eighteenth Century England, in: Mirra Komarovsky (Hg.), Common Frontiers of the Social Sciences, Glencoe, IL 1957, S. 33–112 u. S. 413–418).
  26. Die erste Fassung des Textes erschien unter dem Titel „Popular Culture. A Humanistic and Sociological Concept“ in: International Social Science Journal 12 (1960), 4, S. 532–542. Eine erweiterte Fassung erschien auf Deutsch unter dem Titel „Die Diskussion über Kunst und Massenkultur. Kurze Übersicht“, in: Löwenthal, Literatur und Gesellschaft, S. 54–108; wiederabgedruckt in: ders., Schriften, Bd. 1, S. 26–77.
  27. Siehe dazu die ausführliche Darstellung von Udo Göttlich, Kritik der Medien. Reflexionsstufen kritisch-materialistischer Medientheorien am Beispiel von Leo Löwenthal und Raymond Williams, Opladen 1996.
  28. Vgl. Leo Löwenthal, Literatursoziologie im Rückblick, in: Heine von Alemann/Hans Peter Thurn, Soziologie in weltbürgerlicher Absicht. Festschrift für René König zum 75. Geburtstag, Opladen 1981, S. 101–113; wiederabgedruckt in: ders., Schriften, Bd. 4, S. 88–105.
  29. Siehe dazu Jürgen Habermas, Leo Löwenthal. Ein Glückwunsch (1980), in: ders., Philosophisch-politische Profile, Frankfurt am Main 1987, S. 426–431, hier S. 431.
  30. Vgl. dazu Allan Bloom, Der Niedergang des amerikanischen Geistes. Ein Plädoyer für die Erneuerung der westlichen Kultur, übers. v. Richard Giese, m. e. Vorwort v. Saul Bellow, Hamburg 1988 (Original: The Closing of the American Mind. How Higher Education Has Failed Democracy and Impoverished the Souls of Today’s Students, Foreword by Saul Bellow, New York 1987).
  31. Zu Löwenthals Auseinandersetzung mit der Postmoderne siehe u.a. Martin Jay, Erfahrung und/oder Experimentieren. Löwenthal und die Herausforderung der Postmoderne, in: Frithjof Hager (Hg.), Geschichte denken. Ein Notizbuch für Leo Löwenthal, Leipzig 1992, S. 78–86.
  32. Vgl. Löwenthal, Mitmachen wollte ich nie, S. 182ff.
  33. Löwenthal hat sowohl Benjamin als auch Adorno mit Vorträgen gewürdigt. Vgl. Leo Löwenthal, Zum Andenken Walter Benjamins, in: ders., Schriften, Bd. 4, S. 121–135 sowie Leo Löwenthal, Erinnerung an Theodor W. Adorno, in: Ludwig v. Friedeburg/Jürgen Habermas (Hg.), Adorno-Konferenz 1983, Frankfurt am Main 1983, S. 388–401; wiederabgedruckt in: Löwenthal, Schriften, Bd. 4, S. 74–87.

Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Karsten Malowitz.

Kategorien: Kunst / Ästhetik

Alfons Söllner

Professor Dr. Alfons Söllner ist emeritierter Professor für politische Theorie und Ideengeschichte, er lehrte von 1994 bis 2012 an der Technischen Universität Chemnitz. Geb. 1947 in Bayern, Studium in Regensburg, München und Harvard, 1977 Promotion an der LMU München, 1986 Habilitation an der FU Berlin, 1990–1991 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, 1994–1997 Prorektor der TU Chemnitz. Forschungsschwerpunkte: Wirkungsgeschichte der Hitler-Flüchtlinge; Geschichte der Politikwissenschaft; Politische Theorien im 20. Jahrhundert; Politische Ästhetik; Flüchtlingspolitik. Ausgewählte Veröffentlichungen: Peter Weiss und die Deutschen, 1988; Deutsche Politikwissenschaftler in der Emigration, 1996; Fluchtpunkte. Studien zur politischen Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts, 2006; Deutsche Frankreich-Bücher aus der Zwischenkriegszeit, 2012.

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