Harald Bluhm | Rezension | 16.06.2016
Eine Serie von Instant-Klassikern
Oliver Neun über Daniel Bell und den Kreis der New York Intellectuals
Seit Joseph Dormans herrlichem Film Arguing the World (1999) und dem daraus hervorgegangenen gleichnamigen Buch[1] hat die Gruppierung der New York Intellectuals in den letzten Dekaden mehrfach akademische Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Wer sich nicht zufrieden geben will mit Dormans exzellent verfilmter Oral History, in der Daniel Bell, Nathan Glazer, Irving Howe und Irving Kristol die Hauptrollen spielen, sondern sich darüber hinaus einen Überblick über die Texte der meist jüdischen Autoren verschaffen will, sei zudem auf den schönen und breiter angelegten Reader The New York Intellectuals von Neil Jumonville verwiesen.[2] Der Film und die erwähnten Bände fangen die intellektuelle Atmosphäre in den von Massenarbeitslosigkeit und Armut gekennzeichneten jüdischen Slums des New York der frühen 1930er-Jahre ein. In diesem von forcierten theoretischen Debatten über Hitler, Stalin, Trotzki und die Große Depression geprägten Klima begannen die späteren New York Intellectuals (im Folgenden verwende ich das Akronym NYI) ihren Geist zu schärfen und sich in der Kunst der öffentlichen Auseinandersetzung zu üben. Sie fanden Zugang zum City College, sogen Politik, Geschichte und Theorien auf, debattierten und stritten mit anderen Intellektuellen, starteten ihre Zeitschriftenprojekte und wurden zu einer außerordentlich einflussreichen Gruppierung. Aus der Ausgangslage wird auch der spezifische, für die Arbeiten der NYI charakteristische Neuansatz erklärlich, in dem sich sowohl politische als auch gesellschaftstheoretische und literarische Ambitionen miteinander verbanden. Er beinhaltete einerseits sozialistische Orientierungen, die primär auf einen way of life abzielten, andererseits speiste er sich aus einer Form des Engagements, der eine stets leicht dramatisierte Deutung von Gesellschaft und Geschichte zugrunde lag. Zugleich lassen sich von dem Ausgangspunkt her auch die Wandlungen verstehen, die die NYI angesichts sich zügig ändernder Umstände im Laufe der Zeit vollzogen.
Während Leben und Werk der NYI in Amerika bereits seit Längerem Gegenstand der Forschung sind, ist Oliver Neuns 2014 erschienene, quellengesättigte Habilitationsschrift Daniel Bell und der Kreis der New York Intellectuals (alle in Klammern genannten Seitenangaben beziehen sich auf dieses Buch) hierzulande ein Solitär. Die Veröffentlichung fällt in eine Zeit, in der das Schaffen von Daniel Bell (1919–2011), dem diesseits des Atlantiks vielleicht bekanntesten Vertreter der NYI, etwas aus dem Blick geraten ist. In meiner Besprechung werde ich zunächst die Anlage, die Konzeption sowie den Inhalt von Neuns Schrift skizzieren (I.). Anschließend werde ich das Buch einer eingehenden Kritik unterziehen (II.), um schließlich perspektivisch einige weitergehende Forschungsfragen aufzuwerfen (III.)
I.
Einer der Vorzüge von Neuns Studie besteht darin, dass sie den Blick über die im Kontext der NYI häufig thematisierte Entstehung des Neokonservatismus erheblich ausweitet. Was den Autor besonders interessiert, ist das Aufkommen der neuen Form einer Public oder – wie es die untersuchten Autoren öfter nennen – Popular Sociology. Damit ist eine Soziologie gemeint, die ihre Darstellung gesellschaftlicher Veränderungen weder unter Datenbergen begräbt, noch hinter einem akademischen Fachjargon verbirgt, sondern ihre Thesen allgemein verständlich und mit politischer Wirkungsabsicht formuliert. Dass viele Texte der NYI in verschiedenen Zeitschriften erschienen sind – zuerst vor allem im Partisan Review und in Dissent, dann in Enquiry und Politics, später schließlich auch in Commentary und The Public Interest –, ist in diesem Zusammenhang wenig verwunderlich. Konstatiert werden muss zwar, dass Neuns breit angelegte Untersuchung über gut geschriebene Texte ihrerseits leider ganz und gar nicht flott verfasst ist und statt griffiger Thesen eher auf detaillierte Informationen setzt. Aber was aus dem Blickwinkel einer auf öffentliche Wirksamkeit zielenden Public Sociology als Manko erscheinen muss, erweist sich im engeren akademischen Kontext durchaus als eine Stärke des akribisch recherchierten Buches, präsentiert und interpretiert es auf seinen nahezu 600 Seiten doch eine beeindruckende Menge von Archivmaterialien, Texten und eigenen Interviews.
Die chronologisch aufgebaute Monographie zu Bells Werk beginnt mit einer Skizze des Forschungsstandes, die nicht nur Bells Bedeutung hervorhebt, sondern auch die Gründe nennt, die verständlich machen, warum seine Arbeiten im Kontext gelesen werden müssen und weshalb Public Sociology ihm ein zentrales Anliegen war. Um dem Charakter und dem Stellenwert von Bells Public Sociology näher zu kommen, rekurriert Neun vor allem auf den Begriff des „Intellektuellen“, wie ihn Bell selbst in seinem 1976 erschienenen Aufsatz The Intelligentsia in American Society entwickelt hat.[3] Begriffsgeschichtlich gilt „Intellegentsia“ Bell als Westernisierung der ursprünglich russischen Vokabel, die erstmals bereits 1860 auftaucht, bevor sie schließlich 1861 in Turgenevs Väter und Söhne anhand der beiden Figuren des kritischen Denkers und des Nihilisten, die stellvertretend für typische Eigenschaften des Intellektuellen stehen, genauer gefasst wird. Bell hatte sich freilich schon vor dem von Neun als zentral angesehenen Aufsatz mit der Gruppe der Intellektuellen befasst, insbesondere in dem zuerst 1952 erschienenen Text The Background and Development of Marxian Socialism in the United States.[4] Im Anschluss an Schumpeter definiert er sie darin als jene, „die die Macht des gesprochenen und geschriebenen Wortes haben“ und die den Zeitgeist zum Ausdruck zu bringen suchten, was sie von reinen Akademikern unterscheide.[5] Was Neun an dem von ihm herangezogenen Aufsatz besonders interessiert, ist der Umstand, dass Bell darin sein Konzept des Intellektuellen mit Blick auf die „New York Jewish Intellectuals“ skizziert und somit recht früh sowohl an ihrer als auch an seiner eigenen Historisierung mitwirkt. Für sein Konzept des Intellektuellen sind dabei insbesondere drei Momente wichtig: Erstens das Bestehen von Gruppenzusammenhängen, die nach Generationen spezifiziert werden;[6] zweitens die Existenz von Journalen und Magazinen, in denen die betreffenden Autor_innen regelmäßig publizieren; sowie drittens das Vorhandensein und die Identifikation mit einer bestimmten Haltung, die einerseits darauf abzielt, Veränderungen aufzuspüren und bekannt zu machen, und die andererseits mit einer ausgeprägten Skepsis gegenüber Allgemeinbegriffen einhergeht.[7] Neun nimmt diese Skizze auf und buchstabiert sie mit Bezug auf Bell detailliert aus, wobei er herausstreicht, dass sich Bells eigene Skepsis[8] nicht zuletzt an dessen deutlicher Vorliebe für die Denkfigur der nicht-intendierten Handlungsfolgen zeige.
Neun zeichnet den Denkweg und die intellektuelle Entwicklung Bells akribisch nach, wobei von ihm insbesondere die Konflikte unter den NYI thematisiert werden. Für seine Kontextualisierung unterscheidet er dabei treffend vier Entwicklungsphasen, denen er jeweils ein eigenes Kapitel widmet. Zum Auftakt konzentriert sich Neun zunächst auf Bells Präge- und Reifungszeit, die ihn vom City College an die Graduate School der Columbia University führt, an der er 1939 einen weiteren Abschluss macht. Bells Engagement als Managing Director der sozialistischen Zeitschrift New Leader markiert für Neun den Beginn der zweiten Phase, die er vom Ende der 1930er- bis zum Ende der 1950er-Jahre andauern sieht. In dieser Phase entwickelt und erprobt Bell seine theoretischen Konzepte und etabliert sich allmählich im intellektuellen Milieu New Yorks. Er knüpft neue Kontakte und engagiert sich in Debatten zum Sozialismus in den USA und zur sogenannten „jüdischen Frage“. Spielte Letztere für ihn zunächst kaum eine Rolle, gewinnt sie in Verbindung mit dem immer stärkeren Bekanntwerden des nationalsozialistischen Genozids an der jüdischer Bevölkerung sowie der 1963 einsetzenden Diskussion um Hannah Arendts Buch über Eichmann in Jerusalem schließlich massiv an Bedeutung.[9] Hier arbeitet Neun zwei schon von Bell selbst knapp markierte Gesichtspunkte heraus, nämlich erstens, dass sich die Frage des Judentums für ihn nicht primär auf den Zionismus und den Staat Israel richtete, sondern sich immer vor Ort, für Bell also: in der amerikanischen Gesellschaft stellte; und zweitens die Auffassung, dass Jüdischsein für ihn vor allem bedeutete, die Spannung zwischen Universalität und Partikularismus aushalten zu müssen.
Instruktiv ist auch Neuns Auseinandersetzung mit dem bereits erwähnten Essay Marxian Socialism in the United States, dessen Entstehungszeit zwischen 1949 und 1950 in die Mitte der zweiten Phase fällt. Die Kernthese des Bandes lautet, der Sozialismus sei in den USA deshalb nie attraktiv geworden, weil er an einer Spannung von Politik und (Gesinnungs-)Ethik kranke, die ein an pragmatischen Veränderungen orientiertes Handeln behindere. Aus diesem Grund sei er lediglich für die dispossed intelligentsia – und zwar vor allem während der wirtschaftlichen Depressionszeit – reizvoll gewesen.[10] Diese Feststellung mutet wie eine Vorwegnahme der These vom Marxismus als „Opium für Intellektuelle“ an, wie sie von Raymond Aron wenige Jahre später in dem gleichnamigen Buch breit ausbuchstabiert werden sollte.[11]
Seine Ergänzung findet der Essay über die Misserfolge des US-amerikanischen Sozialismus in dem von Bell herausgegebenen Sammelband The Radical Right,[12] der 1955 erscheint und so etwas wie das Gegenstück zur Auseinandersetzung mit der intellektuellen Linken darstellt. Beide Bücher verdienen nicht zuletzt deshalb Aufmerksamkeit, weil sie, wie Neun zu Recht betont, den selten hinreichend berücksichtigten sachlichen Hintergrund für Bells Studie The End of Ideology bilden,[13] die seinen endgültigen Durchbruch markiert. In dem zwischen 1958 und 1959 während eines Studienaufenthalts in Palo Alto am Center for Advanced Study in the Behavioral Sciences entstandenen Buch geht es freilich nicht primär um Ideologien, sondern um den rasanten sozialen Wandel der 1950er-Jahre, die Transformation des Kapitalismus (der sich vom family capitalism weg bewegt), die Änderung der Klassenstrukturen (etwa durch die zunehmende Anzahl von white collar workers), um neue Eliten, Tendenzen zur Massengesellschaft, sich wandelnde Kriminalität und anderes mehr. Im Lichte dieses thematischen Kaleidoskops kommt Bell erst im letzten Teil des Bandes auf die Auszehrung der überkommenen politischen Ideen zu sprechen. Mitnichten propagiert er also ein striktes Ende der Ideologien, wie schon der Schlussessay des Bandes und erst Recht das Nachwort zur Neuauflage von 1988 betonen. Mehr noch: Bell ist als Prophet eines entideologisierten Zeitalters schlichtweg fehlverstanden.[14] Worum es ihm in dem Band vor allem geht, ist das Verblassen alter ideologischer Muster im Zuge massiven sozialen Wandels: Während bestimmte utopische Ideale verbraucht seien, blieben andere ebenso wie allgemeine interessengleitete Vorstellungen durchaus intakt. Auch mit dieser These bewies Bell einen guten Riecher. So sorgte der Band nicht nur seinerzeit für viel Furore, wie sich unter anderem den Beiträgen des Sammelbandes The End of Ideology Debate entnehmen lässt,[15] sondern übte – gewissermaßen mit Langzeitwirkung – auch gewichtigen Einfluss auf spätere Debatten in den Sozialwissenschaften aus. Während einige seiner Überlegungen Eingang in Habermas‘ legendären Aufsatz über „Die Krise des Wohlfahrtsstaates und die Erschöpfung utopischer Energien“ (1985) fanden, kehrten andere Gedanken in Jean-Francois Lyotards These vom „Ende der großen Erzählungen“ wieder.[16]
Im Zentrum der dritten Phase von Bells intellektueller Entwicklung, die Neun vom Beginn der 1960er- bis zum Ende der 1970er-Jahre datiert, steht sodann der Konflikt der NYI mit der nachrückenden Generation der New Left, der seinen Höhepunkt mit der 1968 geführten Debatte um die Besetzung der Columbia University erreicht, aber auch noch für die nachfolgenden Jahre prägend bleibt. Nach dem Antritt einer Stelle am College der Columbia University 1959 setzt sich Bell dort in der Folgezeit für eine Reform von Studiengängen ein. Zugleich arbeitet er die von ihm betriebene Form von Soziologie weiter aus, die er 1960 wie folgt charakterisiert: „I am interested in social description and in explanation, in a sketching of broad reality rather than the controlled, but abstracted testing of hypotheses. It is not necessarily less ,scientific‘ than academic sociology. Nor is it really ,literary‘. It is sociology as a ,perspective‘, as a way of becoming sophisticated about the world.”[17] Wollte man ein Vorbild für diese Art des Denkens namhaft machen, dann wäre es der gern von Bell angeführte Alexis de Tocqueville, der sich mit seiner an die Gebildeten adressierten „neuen politischen Wissenschaft“ frühzeitig gegen aufkommende Tendenzen zur strikten Akademisierung der entstehenden Sozialwissenschaften absetzte. Dass Bell mehrfach formuliert, er würde seinen Thesen gern eine „methodisch strengere Theoriestruktur“ geben wollen, sollte in diesem Zusammenhang nicht irritieren, denn das ist zweifellos – solange der Inhalt eines der „sperrigen“ Nachlassmanuskripte[18] uns nicht eines Besseren belehrt – ein Missverständnis seiner Stärken.
Ihren kritischen Punkt erreicht die dritte Phase von Bells intellektueller Entwicklung mit den 1969 einsetzenden hochschulpolitischen Debatten um die Columbia University. Bell engagiert sich seinerzeit stark für Columbia, stößt aber auf radikalisierte Studenten, die im Rahmen der per se fragilen akademischen Institutionen nicht an Kompromissen interessiert sind. Verbittert hält er später fest, dass zu seiner Zeit in Columbia die Universität als eine Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden zerstört worden sei. Mit Blick auf Bells oft unterschätztes Buch The Reforming of General Education zeigt Neun,[19] wie wichtig Bell die Kultur und die Wissenschaften gewesen sind. Auch Bells eher konservative Grundhaltung auf diesem Gebiet wird von ihm überzeugend herausgearbeitet. Man kann die aufeinander prallenden Haltungen, die es ja heute unter veränderten Bedingungen immer noch gibt, gut mit einer Erinnerung von Bell veranschaulichen: „I remember at one point a student saying to me ‚Who are you to tell me what to study?‘ I said because you don’t know what you don’t know. If you knew what you didn’t know, you could go out and study.“[20]
Nach seinem Weggang von der Columbia University 1969 formt Bell – durchaus im Rahmen von Enttäuschungsverarbeitung – seine theoretischen Konzepte weiter aus.[21] Werkgeschichtlich gesehen systematisiert er zwischen 1969 und 1970 jene Überlegungen, die er dann sowohl in Die nachindustrielle Gesellschaft als auch in Die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus entwickeln sollte.[22] Mit Blick auf diese Bände räumt Neun ebenfalls mit einigen beliebten Missverständnissen und Fehlinterpretationen auf. So legt er etwa mit guten Gründen dar, dass die verbreitete Charakterisierung der Kulturellen Widersprüche des Kapitalismus als Nachfolgeschrift zu dem nur drei Jahre zuvor publizierten Buch über Die nachindustrielle Gesellschaft schlicht falsch ist (425), die Ideen für beide Bücher vielmehr parallel entstanden.[23] Sie konzeptualisieren einen Wandel, bei dem Wirtschaft, Politik und Kultur nicht nur in Spannungsverhältnissen gedacht werden, sondern als partiell autodestruktive Prozesse, die sich wechselseitig unterminieren. Plakativ verdeutlichen lässt sich diese These am Beispiel des Hedonismus, den Bell im Gefolge der Achtundsechziger-Bewegung im kulturellen Bereich auf dem Vormarsch sieht und den er als Gegenentwurf zur protestantisch-kapitalistischen Arbeitsethik begreift. Auch versäumt es Neun nicht, auf die Bedeutung hinzuweisen, die die strikt akademische Soziologie des nicht zum Kreis der NYI gehörenden Talcott Parsons sowohl für Bells Konzept der postindustriellen Gesellschaft als auch für dessen stärkere Hinwendung zu kulturellen Aspekten spielte (445).[24] Bells wiederholte Absetzbewegungen, mit denen er sich immer weiter von seinen Anfängen auf der politischen Linken distanzierte – er ist, in Parenthese gesagt, der Erste, der 1972 das Label „postmarxistisch“ für sich in Anspruch nimmt (556) –, bringt Neun ebenfalls gut zur Darstellung.
Ein viertes Kapitel ist schließlich der letzten Phase im Wandel der NYI gewidmet, die Neun mit den Anfängen der Präsidentschaft Ronald Reagans um 1980 einsetzen sieht und die von wachsenden politischen Differenzen zwischen den verschiedenen Gruppenmitgliedern gekennzeichnet ist. Während Bells Studienfreund Irving Kristol zum Wortführer des Neokonservatismus mutiert, löst Bell 1982 zunächst seine enge Beziehung zur Zeitschrift The Public Interest, bevor er sich zwei Jahre später auch von Kristol politisch abgrenzt, um schließlich 1992 eine systematische Kritik an der Strömung des Neokonservatismus zu formulieren (556f.). Dennoch bleiben, wie Neun zu Recht hervorhebt, trotz aller Unterschiede wichtige Gemeinsamkeiten zwischen Bell und den anderen Autoren der NYI bestehen, etwa die Bereitschaft zum politischen Engagement, das Interesse an gesellschaftlichem Wandel oder auch der historische Sinn für Veränderungen, die immer im Rahmen weltpolitischer Konstellationsanalysen akzentuiert werden.
II.
Als Bell-Interpret ringt sich Neun – wie schon angedeutet – nicht zu einem einfachen Plot durch, aber auch zu keinem klaren mehrdimensionalen Muster. So folgt er einerseits den Spuren Bells als jungem Radical, der sich dann nach und nach an die Verhältnisse anpasst. Dass dem Autor Neun diese Anpassung häufig zu weit geht, davon zeugen die zahlreichen Einschätzungen, in denen er seinem Protagonisten vorrechnet, was dieser während seiner mittleren und späteren Phase alles nicht kritisch genug sehe. Andererseits will Neun aber auch die Kontinuität in Bells Arbeiten verdeutlichen, wie sie etwa in dessen wiederholter Auseinandersetzung mit Marx, Weber und anderen Klassikern zum Ausdruck kommt. Und schließlich ist es ihm ein Anliegen, neben dem theoretischen auch den politischen Weg seines „Helden“ nachzuzeichnen, der auf der politischen Linken beginnt, um dann im Verlauf der 1960er-Jahre zunehmend in der Mitte der amerikanischen Gesellschaft anzukommen, bevor er sich in den 1980er-Jahren, in denen er mit den Neocons um Irving Kristol bricht, insoweit abermals radikalisiert, als er verstärkt sowohl kapitalismus- als auch wissenschaftskritische Motive aufgreift. Wie diese drei Stränge miteinander zusammenhängen bleibt dabei allerdings mitunter unklar.
Neun stellt Bell als unglaublich produktiven Autor vor, dessen Werk sich keineswegs nur auf die drei wegweisenden Monographien The End of Ideology, Die nachindustrielle Gesellschaft und Die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus beschränkt, sondern diverse weitere Bände umfasst. Dazu gehören neben dem Booklet Work and Its Discontents etwa auch die bereits erwähnten Monographien The Radical Right, Marxist Socialism in the United States und The Reforming of General Education sowie der Sammelband The Winding Passage.[25] Alle diese Bücher sind in mehreren und gewiss nicht kleinen Auflagen erschienen, viele wurden zudem als Taschenbücher gedruckt, von den zahlreichen Übersetzungen in andere Sprachen ganz zu schweigen. Bell hat also, und das ist bemerkenswert, eine ganze Serie von Instant-Klassikern geschaffen. Über die Wirkungsgeschichte der genannten Werke hätte man nur allzu gerne mehr erfahren, aber gerade was diesen Aspekt der Public Sociology seines Protagonisten angeht, hält sich Neun als Interpret auffällig zurück. Ihm geht es dann doch mehr um Bells Kontextualisierung und seine besondere Rolle im Beziehungsgeflecht der NYI.
Im Zuge seiner umfangreichen Rekonstruktion ist Neun stets bemüht, Bells Arbeiten nicht isoliert zu betrachten, sondern sein Wirken gruppen- und generationssoziologisch einzubetten. Dieser im Prinzip richtige und ertragreiche Ansatz führt freilich häufig dazu, dass so viele andere Personen, Konflikte und Themen aufgerufen und erörtert werden, dass darüber die großen Linien von Bells intellektueller Entwicklung gelegentlich in den Hintergrund treten. Auch wenn diesem Verfahren die löbliche Absicht des Verfassers zugrunde liegt, sich so gegen die im Rahmen werkgeschichtlicher Arbeiten stets drohende „Illusion der [intellektuellen] Biographie“ (Pierre Bourdieu) zur Wehr zu setzen, so hätten die übergreifenden Zusammenhänge von ihm doch ruhig stärker herausgestellt werden sollen.
Neben den akademischen, medialen und politischen Kontexten, die Neun rekonstruiert, wäre auch die wichtige Rolle, die die Belletristik für Bell spielt, zu erwähnen gewesen, doch diese Seite bleibt in seiner opulenten Interpretation leider weitgehend ausblendet. Man müsste aber doch hellhörig werden, wenn Bell etwa behauptet, seine Kritik an radikalen Positionen gründe gleichermaßen auf der Lektüre von Max Webers Werken wie von Dostojewskis Dämonen, die er als Graduate Student an der Columbia University gelesen habe. Die Ideologiekritik beider Autoren habe ihm verdeutlicht, dass man zwar Utopien brauche, dass deren Realisierungsversuche jedoch ins Chaos führten.[26] Diese und andere Äußerungen Bells lassen beispielhaft erahnen, wie wichtig die großen Romane für ihn wie für die meisten anderen NYI sowohl in ihrer Prägungszeit als auch später waren.[27]
Wenn man Bells Schriften heute zur Hand nimmt, so hat man es – trotz ihres politisch intervenierenden Charakters und der daraus resultierenden Zeitgebundenheit – immer noch mit frischen, gut lesbaren und sowohl in theoretischer als auch in praktischer Hinsicht alles andere als überholten Texten zu tun. Die Tatsache, dass dem so ist, schreibt Neun vor allem dem Ansatz der Public Sociology zu, deren Wirkung er insbesondere anhand von Rezensionen nachspürt. Auch wenn diese Seite der Wirkungsgeschichte zweifellos wichtig ist, hätte es dem Buch doch gutgetan, wenn Neun darüber hinaus noch mehr soziologische Untersuchungen zu Bells Resonanz angestellt und sich in diesem Zusammenhang auch um die Prägung öffentlicher Diskurse durch Begriffe, Frames und Schlagworte der NYI gekümmert hätte. Auch für Informationen zu Auflagenhöhen und Reprints wäre man dankbar gewesen, zumal sich auf diesem Feld gewiss interessante Unterschiede zwischen den NYI hätten feststellen lassen. Was diese Aspekte anbelangt, verfährt Neun zu wenig soziologisch, schaut zu sehr auf die Einbettung und zu wenig auf die Wirkung, deren Berücksichtigung in kulturwissenschaftlichen Konzepten – etwa aus dem Umfeld der Aufklärungsforschung – schon länger gängig ist. Dieses Manko wird durch die wenigen Seiten zu Bells Wirkungsgeschichte (583–587) nur geringfügig gemindert. Ebenfalls bedauerlich ist, dass der in vielerlei Hinsicht durchaus informative wissenschaftliche Apparat aufgesplittert ist und in Form von Anhängen zu den einzelnen Kapiteln präsentiert wird. Das erschwert das Nachschlagen und ist für die Nutzung hinderlich.
Und schließlich hätte man sich von dem kundigen Interpreten, der Neun zweifellos ist, auch in systematischer Hinsicht genauere Ausführungen zu den von Bell traktierten Thesen, Themen und Problemen gewünscht. Neuns überwiegend knappe Angaben zu diesen Aspekten zeugen von einer gewissen Kurzatmigkeit bei der theoretischen Argumentation. So wird nicht nur der Generationsbegriff von ihm eher weihevoll als systematisch ins Spiel gebracht; auch der Erfahrungsbegriff wird, obwohl hoch gehandelt, von ihm vielfach unreflektiert genutzt (z. B. 30, 39). Nicht zuletzt Bells Band über seine Erlebnisse an der Columbia University hätte für Neun einen guten Anlass geboten, den nicht nur im Titel, sondern auch im Werk selbst vielfach verwendeten Erfahrungsbegriff zu schärfen. Diese Nachlässigkeiten sind vor dem Hintergrund der Existenz einer akademisch etablierten Erfahrungsgeschichte und ausgearbeiteter erfahrungswissenschaftlicher Konzepte insofern problematisch, als nicht nur die spezifische Konstruktion von Erfahrungen bei Neun prinzipiell zu kurz kommt, sondern auch die Erfahrungsargumente der NYI in ihrer strategisch-politischen Funktion zu wenig ausgelotet werden. Diese begrifflich-konzeptionellen Defizite führen dazu, dass Neuns kenntnisreiche Arbeit gelegentlich in doxographische Darstellung abgleitet.
Ungeachtet der knapp umrissenen kritischen Punkte gilt es jedoch festzuhalten, dass Oliver Neun ein enorm quellengesättigtes und anregendes Buch vorgelegt hat, an dem man, wenn es um Daniel Bell und den Kreis der NYI, ihren Gruppenkontext, ihre Zeitschriftenprojekte und ihre universitären Anbindungen geht, zukünftig nicht vorbei kommt. Es ist ein Buch für Expert_innen, und ein gewichtiger Beitrag zur Theoriegeschichte sowohl der Soziologie im engeren als auch der Sozialwissenschaften im breiteren Sinne, das auf seinem Gebiet Maßstäbe setzt.
III.
Abschließend möchte ich die Besprechung von Neuns umfangreicher Studie zum Anlass nehmen, um in aller gebotenen Kürze einige Fragen zu skizzieren, denen nachzugehen für weitergehende Forschungen auf dem Gebiet nützlich sein könnte. Da wäre zuerst die vielleicht naiv anmutende Frage, ob sich hinter der gegenwärtig so populären Public Sociology eigentlich mehr verbirgt als die altbekannte Zeitdiagnostik. Auf den deutschen Kontext bezogen fallen einem zu dieser Frage als Protagonisten unter anderen Heinz Bude, Ralf Dahrendorf und Ulrich Beck ein. Wenn es aber um Differenzierung der Genres geht, dann stellt sich das Problem wie folgt: Summieren sich weitgehende Fußnotenfreiheit und Soziographie sowie plastische Beschreibung à la Heinz Bude – dem wir pointierte Formulierungen und Beobachtungen verdanken wie etwa jene von der „sozialen Stufenleiter“, die „glitschiger geworden“ sei[28] – zur Public Sociology, während ein Buch wie Ulrich Becks Risikogesellschaft ins Feld der Zeitdiagnostik gehört? Oder sollten beide als Varianten von Public Sociology verstanden werden? Daran schließt sich die nächste Frage an, nämlich die, ob der Begriff des „Intellektuellen“ nicht insgesamt geschärft werden müsste, um die verschiedenen Rollen von Daniel Bell und anderen der NYI zu erkunden. Die gängige Ablösung der Figur des Intellektuellen von den jeweils genutzten Medien hat hier die Konturen mehr und mehr verschwimmen lassen. Mir jedenfalls ist gegenwärtig kein entsprechendes Konzept bekannt, das systematisch eine gelungene Verknüpfung böte und sich zudem jeweils historisch konkretisieren ließe.
Prinzipiell müsste meines Erachtens schließlich auch danach gefragt werden, wie sich Einflussforschung von Gruppenmitgliedern im akademischen Bereich methodisch kontrolliert umsetzen lässt. Hier bleibt die Studie von Neun mit ihrer Mischung aus Theorie-, Gruppen- und Erfahrungsgeschichte zu vage (z.B. 399) – ein Defizit, das sie freilich mit vielen anderen theoriegeschichtlichen Arbeiten teilt. Zudem wird keine Relationierung zur großen Strömung der Diskursgeschichte vorgenommen. Dass man Bell keineswegs primär als Soziologen lesen muss, sondern in ihm durchaus auch einen Vertreter von Intellectual History sehen kann, der neue Konzepte vorstellt, hat Neil Jumonville in dem eingangs erwähnten Band überzeugend dargelegt.[29]
Erstaunlich ist zudem, dass Bells Studie über Die Entwicklung der Sozialwissenschaften seit 1945 in der Rezeption seiner Arbeiten bislang kaum eine Rolle gespielt hat.[30] Das ist schade, zeigt diese von Schumpeters Innovationskonzept inspirierte Art von Disziplinengeschichte doch einen beschlagenen Theoriehistoriker, der stets up to date ist. Zu den besonders anregenden Momenten von Bells Denken gehören nämlich neben dessen Interdisziplinarität (Politik, Soziologie, Ökonomie) nicht zuletzt auch der Abschied von holistischen Konzepten und der konsequente Verzicht auf jede Form von Grand Theory. Überraschend im Vergleich zu Arbeiten der traditionellen Disziplinengeschichte ist darüber hinaus, dass er Karl W. Deutsch und dessen Übersicht zu den Innovationen in der Sozialwissenschaft von 1900 bis 1965 aufgreift.[31] Bells Konzept der postindustriellen Gesellschaft gehörte ebenso in eine fortgesetzte Liste dieser Art wie sein Konzept unvermeidbarer Widersprüche zwischen den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Ordnungsmustern der Moderne. Was bei Deutsch und Bell auffällt, ist, dass sie an Stelle von Innnovationen eher Inventionen thematisieren. Es geht beiden Autoren nämlich weniger um die Durchsetzung, Diffusion und Ausbreitung von Paradigmen, Konzepten oder Forschungsprogrammen – wie man im Schumpeter‘schen Sinne annehmen sollte –, sondern um deren Aufkommen. Möglicherweise hat dieser Bias mit der letztlich doch solitären akademischen Position Bells zu tun, der, wie in einigen Nachrufen festgehalten wurde, weder eine eigene Schule gebildet noch einzelne Nachfolger gefunden hat.
Überhaupt wäre eine Studie wünschenswert, die das Verhältnis von Bell und Schumpeter eruiert, denn Bell hat den österreichischen Sozialökonomen früh rezipiert, wobei er sich vor allem für dessen Intellektuellenauffassung interessiert hat. In Bells Aufsatz über The Prospects of American Capitalism[32] wird der unkonventionelle Österreicher ebenso gewürdigt wie in Die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus, wo er im Kapitel über den öffentlichen Haushalt ebenfalls eine zentrale Rolle spielt. Auch die Denkfigur divergierender gesellschaftlicher Bereiche und die damit verbundenen Thesen von den zwischen ihnen existierenden Spannungen, ihren autodestruktiven Tendenzen sowie deren externer Verstärkung weisen Nähen zu Schumpeter auf, denen nachzugehen ein lohnendes Unterfangen für zukünftige Untersuchungen sein könnte.
Ebenfalls noch wenig erforscht ist schließlich Bells Methodenapparat, der meines Erachtens versierter ist, als häufig angenommen wird. Schon das von ihm genutzte axiale Prinzip wird meist unterschätzt. Dabei handelt es sich um ein kluges Konzept, das dazu dient, analytisch und sachlich verschiedene institutionelle Bereiche oder Ebenen zu identifizieren. Bell hat es seit der Einleitung in den Band über Die nachindustrielle Gesellschaft wiederholt skizziert. Mit seiner Hilfe unterscheidet er bekanntlich die drei für seine späteren Gesellschaftsanalysen maßgeblichen Bereiche von Politik, Wirtschaft und Kultur und diagnostiziert deren Auseinanderdriften. Dieses Prinzip wurde später von Anthony Giddens gekonnt modifiziert, wobei er bereits in Consequences of Modernity (1990) nachdrücklich darauf hinwies, dass surveillance und supervision, aber auch das Militär (militärische Gewaltmittel)[33] Achsen moderner Gesellschaften seien. Damit markierte Giddens nicht nur große blinde Flecken vieler Moderne-Theorien, sondern füllte sie auch sachlich auf, freilich ohne viele Nachfolger zu finden.
Die thematische Vielfalt der hier nur andeutungsweise skizzierten Frage- und Problemstellungen, deren Liste sich ohne weiteres fortsetzen ließe, mag ausreichen, um zu zeigen, wie viel es in der Auseinandersetzung mit Bell noch zu entdecken gibt. Sein umfangreiches, von breiten historischen und philosophischen Kenntnissen geprägtes Werk verdient nicht nur weitere Spezialstudien, sondern verlangt nach ausgreifenden Untersuchungen, die dem weitverzweigten Netz seiner vielfältigen Einflüsse und Wirkungen nachspüren. Bells keineswegs nur auf die Sozialwissenschaften im engeren Sinne gerichtetes Denken und Schreiben empfiehlt sich geradezu als Gegenstand einer Global Intellectual History, die Disziplinen- ebenso wie Ländergrenzen überschreitet und die Rezeption seiner Schriften in Westeuropa, aber auch in der sowjetischen Einflusssphäre sowie in Asien und Lateinamerika in den Blick nimmt. Nach der eingehenden Lektüre von Neuns Studie über Bell und den Kreis der NYI würde man gerne noch mehr über diesen produktiven Autor erfahren – wiewohl in dieser Feststellung einiges an Kritik steckt, enthält sie im Kern ein Lob des Bandes.
Fußnoten
- Siehe Joseph Dorman (Hrsg.), Arguing the World. The New York Intellectuals in Their Own Words, New York 2000.
- Vgl. Neil Jumonville (Hrsg.), The New York Intellectuals Reader, New York u.a. 2007.
- Der Text ist wieder abgedruckt in Daniel Bell, The Intelligentsia in American Society, in: ders., The Winding Passage. Sociological Essays and Journeys 1960–1980, New Brunswick, NJ, u.a. 1991, S. 119–137.
- Unter diesem Titel erschien der Text ursprünglich als sechstes Kapitel in Donald Drew Egbert/Stow Persons (Hg.), Socialism and American Life, Princeton, NJ, 1952.
- Der Text wurde in der Folge mehrfach als Booklet aufgelegt, u.a. 1967, 1970, 1973 und 1996. Die nachfolgenden Angaben beziehen sich auf die Ausgabe Daniel Bell, Marxian Socialism in the United States, Princeton, NJ, 1967. Das Zitat findet sich auf S. 136, die anschießende Paraphrase auf S. 152 (Übers. v. Harald Bluhm).
- Bell unterscheidet in diesem Zusammenhang zwei Generationen jüdischer Intellektueller voneinander. Zur älteren Generation, deren Vertreter_innen Ende der 1920er- bis Ende der 1930er-Jahre erwachsen wurden, zählt er u.a. Sidney Hook, Lionel Trilling, Hannah Arendt, Reinhold Niebuhr, James T. Farrell, Alfred Kazin, Isaac Rosenfeld, George Lichtheim, Mary McCarthy und Ralph Ellison. Von ihnen grenzt er eine jüngere Generation ab, deren Angehörige zwischen den später 1930er- und frühen 1950er-Jahren wirksam wurden, so u.a. Gertrud Himmelfarb, Irving Howe, Nathan Glazer, Irving Kristol, C. Wright Mills, Norman Podhoretz, Susan Sontag, Philip Roth und er selbst. Vgl. dazu auch diese Übersicht.
- Vgl. Bell, Intelligentsia, S. 127–130.
- Bells eigene skeptische Grundhaltung äußert sich nicht zuletzt in einer ganzen Reihe von Verweisen auf Montaigne, die sein Werk durchziehen.
- Vgl. Hannah Arendt, Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen, übers. v. Brigitte Granzow, München 1964 (Original: Eichmann in Jerusalem. A Report on the Banality of Evil, New York u.a. 1963).
- Bell, Marxian Socialism, S. 16.
- Siehe Raymond Aron, Opium für Intellektuelle oder Die Sucht nach Weltanschauung, übers. v. Klaus Peter Schulz, Köln 1957 (Original: L’opium des intellectuels, Paris 1955).
- Zuerst erschienen als Daniel Bell, The New American Right, New York 1955. Eine erweiterte Ausgabe unter dem o.g. Titel The Radical Right erschien 1963, Nachdrucke derselben erfolgten u.a. 1971 und 1979.
- Daniel Bell, The End of Ideology. On the Exhaustion of Political Ideas in the Fifties, Glencoe, IL, 1960.
- Bells bissige Bemerkung, der zufolge manche Bücher mehr für ihren Titel als für ihren Inhalt bekannt seien, erweist sich insofern auch in seinem eigenen Fall als gültig. Vgl. Daniel Bell, The End of Ideology. On the Exhaustion of Political Ideas in the Fifties. With a New Afterword by the Author, Cambridge, MA, 1988, S. 409 (alle nachfolgenden Seitenangaben zu Zitaten aus dem Buch beziehen sich auf diese Ausgabe).
- Vgl. Chaim I. Waxman (Hrsg.), The End of Ideology Debate, New York 1968.
- Siehe Jürgen Habermas, Die Krise des Wohlfahrtsstaates und die Erschöpfung utopischer Energien, in: ders., Die neue Unübersichtlichkeit. Kleine Politische Schriften V, Frankfurt am Main 1985, S. 141–163. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch Habermas‘ im gleichen Band (S. 30–56) erschienener Text über „Die Kulturkritik der Neokonservativen in den USA und in der Bundesrepublik“, der Bell einen eigenen Abschnitt (S. 35–39) widmet. Zu Lyotard vgl. Jean-Francois Lyotard, Das postmoderne Wissen. Ein Bericht, übers. v. Otto Pfersmann, vollst. überarb. Fassung, Graz/Wien 1986 (Original: La condition postmoderne. Rapport sur le savoir, Paris 1979).
- Bell, The End of Ideology, S. 15f.
- Bell spricht von größeren Entwürfen dieser Art, die er nicht publiziert hat. Vgl. Daniel Bell, Die Zukunft der westlichen Welt. Kultur und Technologie im Widerstreit, übers. v. Inge Presser, Frankfurt am Main 1976, S. 10 (Original: The Cultural Contradictions of Capitalism, New York 1976).
- Daniel Bell, The Reforming of General Education. The Columbia Experience in Its National Setting, New York u.a. 1966.
- So Bell in Dorman, Arguing the World, S. 153.
- Auf der amerikanischen Wikipedia-Seite zu Daniel Bell findet sich dazu ein schönes Hördokument einer 1968 von ihm gehaltenen Rede über den veränderten Charakter des amerikanischen Lebens, in dem sowohl die These der postindustriellen Gesellschaft als auch Fragen der Bildung eingehend traktiert werden. Zugleich kann man anhand des Audiofiles einen guten Eindruck von Bells Vortragskunst gewinnen.
- Siehe Daniel Bell, Die nachindustrielle Gesellschaft, übers. v. Siglinde Summerer u. Gerda Kurz, Frankfurt am Main/New York 1975 (Original: The Coming of Post-Industrial Society. A Venture in Social Forecasting, New York 1973). Die deutsche Übersetzung von The Cultural Contradictions of Capitalism erschien zunächst unter dem Titel Die Zukunft der westlichen Welt (vgl. FN 18).
- Eine gekürzte Fassung zweier Kapitel aus The Cultural Contradictions of Capitalism in Form eines Aufsatzes hatte Bell zunächst in The Public Interest 21 (1970), S. 16-43 veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung erschien unter dem Titel „Kulturelle Widersprüche im Kapitalismus“ in Daniel Bell/Irving Kristol (Hrsg.), Kapitalismus heute, übers. v. Herbert Schieffer, Frankfurt am Main/New York 1973, S. 37–71. Neun zufolge (S. 364 ff.) taucht der Begriff der nach- bzw. postindustriellen Gesellschaft bei Bell bereits ab Mitte der 1960er-Jahre auf, gewinnt aber erst ab 1968 klare Konturen.
- Vgl. Talcott Parsons/George M. Platt, Die amerikanische Universität. Ein Beitrag zur Soziologie der Erkenntnis, übers. v. Michael Bischoff, Frankfurt am Main 1990 (Original: The American University, Cambridge, MA, 1973).
- Vgl. Daniel Bell, Work and Its Discontents, Boston 1956; ders., The Winding Passage. Essays and Sociological Journeys 1960–1980, New York u.a. 1980.
- Bell in Dorman, Arguing the World, S. 92.
- Seine Kritik an eschatologisch-utopischen Formen des Denkens hat Bell übrigens kurz vor seinem Tod noch einmal bekräftigt, wie man in einem erhellenden Interview nachlesen kann. Siehe Daniel Bell, Die Finanzkrise ist das kleinere Problem, in: The European. Das Debatten-Magazin, 10. März 2011.
- Heinz Bude/Andreas Willisch, Die Debatte über die „Überfüssigen“, in: dies. (Hrsg.), Exklusion. Die Debatte über die „Überflüssigen“, Frankfurt am Main 2008, S. 13.
- Siehe Jumonville, The New York Intellectuals Reader, S. 195.
- Daniel Bell, Die Sozialwissenschaften seit 1945, übers. v. Udo Rennert, Frankfurt am Main/New York 1986 (Original: The Social Sciences Since the Second World War, New Brunswick, NJ, 1982).
- Vgl. Bell, Die Sozialwissenschaften seit 1945, S. 36–48.
- Daniel Bell, The Prospects of American Capitalism, in: ders., The End of Ideology, S. 75–94.
- Bell berührt das Thema des Militärs nur in seiner Auseinandersetzung mit C. Wright Mills‘ These vom Entstehen einer neuen Machtelite, in der die Spitzen von Wirtschaft, Politik und Militär zusammenwirkten. Vgl. Daniel Bell, Is There a Ruling Class in America? The Power Elite Reconsidered, in: ders., The End of Ideology, S. 47–74. Erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang auch die zweite wegweisende Besprechung von Mills durch Talcott Parsons, der auf die Ausklammerung der politischen Parteien und des Rechtssystems durch Mills ebenso hinweist wie auf dessen verengten Begriff einer als Nullsummenspiel gedachten Macht. Vgl. Talcott Parsons, The Distribution of Power in American Society, in: World Politics 10 (1957), 1, S. 123–143.
Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Karsten Malowitz.
Kategorien: Geschichte der Sozialwissenschaften
Zur PDF-Datei dieses Artikels im Social Science Open Access Repository (SSOAR) der GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften gelangen Sie hier.
Empfehlungen
Was lehrt die Schule des Südens?
Folge 24 des Mittelweg 36-Podcasts
Tanja Bogusz, Stephanie Kappacher, Ute Tellmann
Zur Aktualität Émile Durkheims
Ein Themenschwerpunkt zum 100. Todestag