Michael Hampe | Rezension |

Wir sind nicht nur zu Besuch auf dieser Welt

Rezension zu „Vom Reiz des Möglichen. Natur als Ereignis“ von Didier Debaise

Didier Debaise:
Vom Reiz des Möglichen. Natur als Ereignis
übersetzt von Moritz Gansen
Deutschland
Berlin 2021: August Verlag
159 S., 18,00 EUR
ISBN 978-3-94136-078-5

Für die meisten Menschen ist es offensichtlich, dass unsere Erfahrungen kein Sonderfall in der Natur sind oder gar etwas außerhalb von ihr. Sie sind ein natürlicher Vorgang, der sich auf andere natürliche Wesen bezieht. Doch ein großer Teil des wissenschaftlichen und philosophischen Theoretisierens – zumindest in der westlichen Welt – wird diesen Offensichtlichkeiten nicht gerecht. Das hat zwei Gründe.

Zum einen, und das ist auch der prominenteste Grund, haben Menschen sich nach den mosaischen Religionen lange Zeit als Ebenbilder Gottes verstanden. Gott wurde nicht als Teil der Natur erachtet, sondern als deren Schöpfer, der sie transzendiert. Folglich gelangten auch Menschen zu der Überzeugung, sie würden in ihrer Gottesebenbildlichkeit die Natur vermeintlich transzendieren, sich mit ihrer Seele oder ihrem Geist, in denen menschliche Erfahrungen stattfand, über die Natur erheben.

Zum anderen liegt das in der Mathematisierung der modernen Naturwissenschaft begründet, genauer in einem Vorgang, der bei Galilei zu der Unterscheidung zwischen primären und sekundären Qualitäten geführt hat. Als primäre Qualitäten definierte er diejenigen, die sich geometrisch und algebraisch erfassen lassen wie etwa Volumen, Masse oder Geschwindigkeit. Als sekundär werden solche bezeichnet, die sich einer derart exakten graduellen Erfassung entziehen wie beispielsweise die phänomenale Qualität der Farbe Purpurrot, der leicht faulige Geschmack von Champagner, die Begeisterung der Liebe, das Brennen des Hasses und so weiter.

Schon die Aufteilung in primär und sekundär macht deutlich, dass diese Theoriekontexte dazu neigen, die Eigenschaften des zweiten Typs als „nicht ganz wirklich“ einzustufen, als „subjektive Zutat“ zu dem, „was da draußen“ „eigentlich“ ist. Auch die Vorstellung, dass „die Wirklichkeit“ „da draußen“ ist, in „unserem Inneren“ jedoch eine Subjektivität, die dieser Wirklichkeit etwas hinzufügt und sie auf diese Weise verzerrt, Schein produziert, gehört in diesen Denkzusammenhang.

Dieses Denken steht schon lange unter dem Verdacht, in Verwirrungen und für die Menschheit gefährliche Probleme zu führen, auch wenn die mathematisierten Naturwissenschaften eine glanzvolle Erfolgsgeschichte mit immer neuen Erkenntnissen und Technologien geschrieben haben. Es gibt zahlreiche Aufrufe, die empfehlen, die „Subjekt-Objekt-Spaltung“ endlich zu überwinden, Menschen als „Teil der Natur“ zu begreifen, einzusehen, dass wir zu den ökologischen Zusammenhängen dieser Erde dazugehören und keine Aliens sind, die einer anderen Welt entstammen, diese Erde eine Weile besuchen und ausbeuten, um dann in einer Transzendenz wieder verschwinden zu können. Solche Aufrufe durchziehen das Denken des gesamten 20. Jahrhunderts und halten auch im 21. noch an. Zum Teil sind sie auch im Alltagsdenken angekommen. Man halte sich nur das weit rezipierte Werk Bruno Latours vor Augen. Trotz derartiger Aufrufe und eines weit verbreiteten ökologischen Denkens wird niemand behaupten wollen, dass sich bereits eine Revolution der Denkungsart und vor allem des Handelns vollzogen hätte, die der Tatsache Rechnung trägt, dass Menschen von der sie umgebenden Natur nicht abgrenzbar sind, dass sie mit jedem Schritt auf der Erde, mit jedem Atemzug, mit jedem Schluck Wasser die Masse des Planeten in ihren Muskeln spüren, den Sauerstoff aus der Luft filtern, ihre Zellen mit der Flüssigkeit ausfüllen, aus der sie zu etwa 60 % bestehen.

Der Philosoph, der sich besonders darum bemüht hat, mit der Umsetzung solcher Aufrufe Ernst zu machen, war der Engländer Alfred North Whitehead, dessen wirkungsmächtigste philosophische Bücher in den 1920er- und 1930er-Jahren als eine „Philosophie des Organismus“ erschienen sind. Er ist auch für das spätere ökologische Denken, einschließlich des Latourschen, von großer Bedeutung. Gilles Deleuze hat in seiner Schrift Differenz und Wiederholung schon 1968 Whiteheads Hauptwerk Prozess und Realität von 1929 als eines der „größten Bücher der modernen Philosophie“ charakterisiert (deutsche Ausgabe 1992, S. 354). In seinem hier zu besprechenden Buch Vom Reiz des Möglichen. Natur als Ereignis zitiert der Brüsseler Philosoph und Whitehead-Forscher Didier Debaise diese Passage mit Zustimmung. Auch für ihn ist Whitehead ein Gigant in der westlichen Geistesgeschichte.

Debaise entwickelt in seinem Buch einen frischen Blick auf Whiteheads auf unterschiedlichen Ebenen durchgeführte Versuche, die Bifurkation der Natur in primäre und sekundäre Eigenschaften, in Materie und Geist, in Subjekt und Objekt theoretisch zu überwinden. Denn Debaise ist der Auffassung, dass Whiteheads Arbeiten in ihrer Radikalität bis heute weder richtig verstanden noch in ihrer Bedeutung angemessen gewürdigt worden sind. Es sei Whitehead vor allem nicht, wie manchmal vereinfachend kolportiert wird, allein um die Überwindung des Cartesischen Dualismus zwischen einer denkenden und einer ausgedehnten Substanz, also das so genannte Leib-Seele-Problem, sondern um Grundsätzlicheres gegangen.

Whitehead und Deleuze waren, wie nicht erst seit dieser Studie von Debaise klar ist, auf einen neuen und radikalen Empirismus aus, der versucht, Empfinden oder Wahrnehmen zu thematisieren, ohne immer gleich das mit zu bewerten, was „wir“ von unseren Erfahrungen und Empfindungen vermeintlicherweise „abziehen“ oder zu ihnen „hinzufügen“. Es ging den beiden Philosophen um die Thematisierung von Erfahrung, wie sie ist, ohne gleich ihre Bewertung hinsichtlich Wahrheitstauglichkeit oder Scheinhaftigkeit ins Spiel zu bringen. Whitehead hat dabei eine Universalisierung vieler mit der Erfahrung zusammenhängender Termini angestrebt, weit über das Menschliche hinaus. Das hat ihm den nicht immer freundlich gemeinten Ruf eingetragen, ein Panpsychist oder Animist des 20. Jahrhunderts zu sein. Wie ist er, fragt sich Debaise in seinem Buch, dazu gekommen?

In einem ersten Schritt, so Debaise, müsse man nach Whitehead das „gesamte Naturgeschehen“ als ein „im Fluss befindliches Ereignis“ begreifen, das unserem sinnlichen Bewusstsein in einer Gegenwart gegeben ist (S. 53). Aber was bedeutet das? Offenbar ist „uns“ zunächst eine „Gesamtheit“ nur dunkel in einem körperlichen Spüren gegeben, und zwar aus einer bestimmten Perspektive heraus, nämlich derjenigen, die sich aus der „Position unseres Körpers“ ergibt (ebd.). Schon dieses Spüren ist eine Erfahrung, auch wenn es nicht mit einem Urteil über die Beschaffenheit eines Gegenstandes verbunden sein sollte, sondern sich in ihm nur eine Stimmung manifestiert. Was immer uns im Detail dabei zugänglich sein mag, es wird nach Whitehead, wie Debaise deutlich macht, immer im Fluss sein, einen vorübergehenden Ereigniszusammenhang darstellen, wie immer er auch später „inhaltlich“ genauer bestimmt sein mag. Alle Gefühle, alle Geschmäcker, alle Wahrnehmungen von Farben und Klängen, alle Einblicke in räumliche Konstellationen kommen und gehen. Alles werde bei Whitehead, wie Debaise mit Bezug zu Deleuze festhält, zum Ereignis: ein Unfall, ein Gedanke, eine Pyramide, ein Blick Gottes. Alles, was es gibt, geschieht. Zu sagen, dass eine Wahrnehmung geschieht, eine Erfahrung ein Prozess ist, jedoch das, was wahrgenommen oder erfahren wird, nicht geschieht, sondern einfach da ist, ist dagegen der erste Schritt in die falsche Richtung der Bifurkation, der im Westen früh, vielleicht schon von Aristoteles an gemacht worden ist und der zu der fatalen Unterscheidung von statischem Sein und prozessualem Schein geführt hat.

Nach Debaise haben wir dagegen bei Whitehead keinen Grund, ein „Ereignis auf etwas jenseits seiner selbst zu reduzieren“ (S. 56 f.). Ereignisse sind für ihn explanatorische Endpunkte. Im Geschehen der Ereignisse meint Whitehead den Debaiseschen Ausführungen zufolge, so etwas wie die „wahre Substanzialität“ der Wirklichkeit aufzufinden. Ob uns etwas andauernd oder veränderlich erscheint, hängt von der zeitlichen Perspektive ab, die wir einnehmen. Ein steinernes Monument erscheint uns unveränderlich andauernd, wenn wir es aus der zeitlichen Perspektive der Lebensdauer eines Menschen betrachten, aus der Perspektive einer Jahrmilliarden umfassenden Zeitspanne jedoch stellt es sich als ein Prozess oder Ereignis dar. Letztlich gilt: „Die Persistenz setzt das Geschehnis voraus.“ (S. 60) Damit ein Monument stehen bleibt, muss sich einiges auf der Welt wiederholen, ein Prozess in Gang bleiben, in der inneren Molekularstruktur der Kristalle des Monuments und in der Welt um es herum. Wiederholte der Mond nicht stetig seine Bahn, sondern kollidierte er mit der Erde, würde das Monument nicht stehen bleiben. Damit wir als Lebewesen andauern, muss unser Herz fleißig weiterschlagen, der Atem ein- und ausgehen und vieles andere mehr in und um uns herum kontinuierlich geschehen. Nach Whitehead gibt es nichts, das einfach nur so da wäre, ohne dass in seinem „Inneren“ und seiner Umgebung etwas dafür geschehen muss. Wir selbst sind ein Ökosystem und auf Ökosysteme um uns herum angewiesen, um zu existieren.

In Whiteheads Prozess und Realität werden auch Theorien als etwas betrachtet, was prozessual zu rekonstruieren ist. Das hat weitreichende Konsequenzen. Denn Theorien werden meist auf Wahrheit und Gewissheit bezogen und beide als „eigentlich“ unveränderlich aufgefasst. Die ideale Theorie, die wahr und gewiss wäre, wäre deshalb auch letztgültig. Wenn es, wie Whitehead annimmt, in der Wirklichkeit nur Veränderliches gäbe, dann müsste das auch für Theorien gelten. In der für die Tradition der Metaphysik charakteristischen Selbstanwendung bedeutet das, dass Whitehead seine eigene Theorie nicht als gewiss, nicht als absolut wahr, sondern lediglich als hypothetisch betrachten kann. Hier liegt er auf einer Linie mit Pragmatisten wie etwa Charles Sanders Peirce, die die Metaphysik als ebenso hypothetisch und fehlbar auffassen wollten wie die Theorien der Einzelwissenschaften.

Was Didier Debaise vor allem an Whitehead interessiert – obwohl sein Buch auch als eine gut lesbare einführende Gesamtdarstellung von dessen Philosophie gelesen werden kann – ist der Versuch, „der Vielfalt der Weisen des Erfahrens Bedeutung zu verleihen“, um „einen wirklichen Panexperimentalismus“ zu befördern (S. 73). Denn das ist es, worauf, wie Debaise überzeugend zeigt, der Whiteheadsche „Panpsychismus“ letztlich hinausläuft: auf einen mit allen Wassern der Wissenschaften und der philosophischen Spekulation gewaschenen Erfahrungsuniversalismus, der alles andere als ein kindlicher Animismus ist, in dem alles als „irgendwie beseelt“ angesehen wird. (Damit sollen die animistischen Kosmologien vieler Völker der Welt nicht als kindlich lächerlich gemacht sein, denn sie haben „uns“ ökologisch oft viel voraus!) Dabei geht es nicht um einen anthropozentrischen Erfahrungsbegriff, bei dessen Verwendung die Kategorien „der Intentionalität, des Bewusstseins oder der Vorstellungskraft“ ins Spiel kommen (ebd.). Schlüssel für Whiteheads allgemeine Metaphysik der Erfahrung und der Subjektivität ist nach Debaise der Begriff des feeling, des Spürens oder Empfindens. Auch bei Tieren und Pflanzen sowie niederen organischen Formen, die nach Selbsterhaltung streben, vermutet Whitehead solch ein Empfinden.

Für Empfinden bedarf es den Whiteheadschen Ausführungen zufolge keines Subjektes als Voraussetzung. Das Subjekt ist bei ihm vielmehr das Ergebnis eines Empfindungsprozesses (S. 84). Sofern Elementarteilchen von einem bestimmten Ort im Raum aus die Kraft eines Feldes spüren, eine Pflanze von einem bestimmten Ort im Raum aus das Sonnenlicht erfasst, ein Tier von einem bestimmten Ort im Raum aus einen Geruch wahrnimmt, ein Mensch von einem bestimmten Ort im Raum aus eine Landschaft erblickt, sind sie alle in Empfindungsprozesse involviert, die zu unterschiedlichen Formen von Subjektivität führen. Sie sind keine Subjekte im Sinne von autonomen bewussten Agenten, sondern Wesen, denen etwas anderes als ihnen selbst gegeben ist, die nicht einfach nur für sich sind.

Ähnlich wie in der Monade der Leibnizschen Monadologie von 1714 die Vielheit des ganzen Universums „gespiegelt“ wird, sei auch bei Whitehead in jedem Akt des Spürens, wie Debaise zu Recht hervorhebt, die ganze Welt (mehr oder weniger deutlich) gegeben. Doch fügt, anders als bei Leibniz, jeder Akt des Spürens der Welt, die in ihm erfahren wird, etwas Neues hinzu. Welt und Erfahrung sind nicht wirklich trennbar, sondern gehen ineinander über, wie Debaise deutlich macht. Im Vorgang des Erfahrens der Welt setzt sich der Prozess der Welt selbst fort. Deshalb ist die Erfassung der Welt keine Spiegelung, sondern ein Reagieren auf sie. Das, was nach Whitehead als Welt erfasst wird, ist selbst eine Vielheit von vorgängigen Erfahrungsprozessen. Debaise schreibt:

„Es scheint, als kontrahiere sich das Universum immerzu und ohne Unterlass in einer Vielzahl von Punkten: in Erfahrungszentren, in Perspektiven auf all das, was existiert. Diese Perspektiven wären dann im eigentlichen Sinne keine Perspektiven auf das Universum, sondern Perspektiven des Universums, die ihm immanent sind, sie wären letztlich der Stoff, aus dem es besteht. […] Empfinden ist die erste Operation aller Existenz.“ (S. 88–91)

Denn nichts existiert nach Whitehead in Isolation, alles ist auf anderes bezogen und immer ist diese Bezogenheit eine der Empfindung.

Empfinden vollzieht sich jedoch auch vor einem Hintergrund von Möglichkeiten und nicht immer werden diese Möglichkeiten selbst wahrgenommen. Doch die gegebene Welt könnte auch anders sein, sie stellt keinen logisch notwendigen Zusammenhang dar. Unser menschliches Empfinden kann diese Möglichkeiten miterfassen. Es gebe, so Debaise, bei Whitehead jedoch Grade des Empfindens und Stufen der Subjektivität. Das sich selbst in gewissem Grad transparente Subjekt, das Möglichkeiten mitevaluiert, sei „ein Endpunkt einer Erfahrungskette“ (S. 95), die nur manchmal auftrete und keine allgemeine Tatsache über beliebige Zentren der Erfahrung, etwa denen in Pflanzen oder niederen Tieren, darstelle. Es sei für ein Wesen auf eine bestimmte Weise etwas vor dem Hintergrund von Möglichkeiten und reflexiv (in Selbsttransparenz) zu erfahren. Deshalb sei Debaise zufolge selbsttransparente Subjektivität eine Weise des Empfindens und Erfahrens neben anderen.

Um diese Weisen des Empfindens und Erfahrens auszubuchstabieren, nimmt Whitehead auf wiedererkennbare Sinndaten Bezug: auf Farben, Formen, Töne, die sich wiederholen und dazu führen, dass wir Gegenstände wiedererkennen. Er nennt dieses Wiedererkennbare „ewige Objekte“ und scheint damit einen neuen Dualismus, den der Ewigkeit auf der einen und den der fließenden Wirklichkeit auf der anderen Seite, einzuführen. Doch wir empfinden, wie Debaise hervorhebt, nie reines Rot, sondern das Rot der Kirsche, das Rot des Blutes, das Rot des Sonnenuntergangs oder das Rot eines Mundes. Rot ist eine Möglichkeit, unterschiedliche Erfahrungen zu machen und in ihnen dennoch etwas wiederzuerkennen.

Debaise nennt diese von Whitehead hergestellte Verbindung, den wirklichen Erfahrungsfluss mit den ewigen Möglichkeiten auf bestimmte Weisen zu erfahren, „kosmologischen Manierismus“ (S. 111): Es gebe, so Debaise, nichts „jenseits der Weisen“ des Erfahrens (S. 133) in einem pluralistischen Universum der Erfahrungszentren, in dem Menschen nur eine von vielen Weisen des Erfahrens realisierten.

Selbstverständlich ist das alles fallibele Spekulation. Doch sie hat einen Grund: Whitehead versucht der Erfahrung in seiner Metaphysik wieder die höchste Bedeutsamkeit in der Weltbetrachtung zu verleihen, nicht der toten verfügbaren Materie. Auch darüber, was es heißt, dass etwas mehr oder weniger bedeutsam ist, sinniert Whitehead am Ende seiner Philosophie in den Denkweisen von 1938. Nach Debaise sei Bedeutsamkeit für Whitehead etwas, in dem sich die „einzigartige Perspektive“ einer jeden Erfahrung auf der Welt zeige (S. 148). Was zeigt sich in unserer Welterfahrung, wenn in ihr Wohlstand und das Gewinnen das Bedeutsamste ist?

Würde sich Whiteheads Sicht der Welt verbreiten, könnte Letztere für uns schwerlich nur noch eine verfügbare Ressource sein, sondern würde wieder das, woraus wir als erfahrende Wesen hervorgehen und auf das wir als einen unsere eigene Existenz bedingenden Erfahrungszusammenhang angemessen zu reagieren hätten, damit wir noch ein Weilchen da sein können.

Whitehead versucht uns darauf hinzuweisen, dass wir keine Sonderwesen, keine Besucher auf einer im Großen und Ganzen gefühllosen Welt sind, sondern dass überall gespürt wird. Das muss dem etablierten modernen Denken absurd erscheinen. Würde sich Whiteheads Sicht der Welt verbreiten, könnte Letztere für uns schwerlich nur noch eine verfügbare Ressource sein, sondern würde wieder das, woraus wir als erfahrende Wesen hervorgehen und auf das wir als einen unsere eigene Existenz bedingenden Erfahrungszusammenhang angemessen zu reagieren hätten, damit wir noch ein Weilchen da sein können.

Didier Debaise‘ klar geschriebene wie handliche Studie hat das Potenzial, die Verbreitung dieses schwierigen, aber mehr denn je aktuellen Denkens von Whitehead zu befördern.

Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Stephanie Kappacher.

Kategorien: Ökologie / Nachhaltigkeit Philosophie Religion Wissenschaft

Michael Hampe

Michael Hampe, Ord. Professur für Philosophie an der ETH Zürich. Letzte Buch-Publikationen: Die Lehren der Philosophie. Eine Kritik, Berlin 2015. Die Wildnis. Die Seele. Das Nichts. Über das wirkliche Leben, München 2020.

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