Zeitschrift

PSYCHE. Zeitschrift für Psychoanalyse und ihre Anwendungen

Website: https://www.klett-cotta.de/zeitschrift/PSYCHE/7820
Erscheint: 12 Ausgaben/Jahr

Die PSYCHE, einzige deutschsprachige Monatszeitschrift für Psychoanalyse, spiegelt in ihrer 75jährigen Geschichte ein einzigartiges Bild nicht nur der deutschsprachigen Psychoanalyse nach dem Zweiten Weltkrieg wider; sie hat zentrale Wendungen der Entwicklung psychoanalytischer Theorie und Praxis nachvollzogen und mitgeprägt.

Als die Zeitschrift 1947 von Hans Kunz, Alexander Mitscherlich und Felix Schottlaender gegründet wurde, ging es den Herausgebern um eine breit angelegte und sehr allgemeine Zielsetzung: sie wollten zusammenführen, integrieren und versöhnen. Die PSYCHE sollte offen sein für alle Strömungen der Tiefenpsychologie in den von ihr beeinflussten theoretischen und praktischen Gebieten. Die Bedingung für die Aufnahme in die Zeitschrift hieß freilich damals schon: die Darstellung musste methodisch streng und selbstkritisch sein.

Das sich verändernde Selbstverständnis der PSYCHE und ihrer Herausgeber läßt sich an den Untertiteln ablesen: War sie 1947 als Jahrbuch für Tiefenpsychologie und Menschenkunde angetreten, nannte sie sich zwei Jahre später Zeitschrift für Tiefenpsychologie und Menschenkunde. 1956, die Herausgeber waren nunmehr Wolfgang Hochheimer und Alexander Mitscherlich, wurde sie umgetauft in Zeitschrift für psychologische und medizinische Menschenkunde. Seit 1966 trägt die PSYCHE den auch heute noch gültigen Untertitel Zeitschrift für Psychoanalyse und ihre Anwendungen.

Ab den 60er Jahren setzte in der PSYCHE eine verstärkte Rezeption und Veröffentlichung sowohl der Arbeiten der von den Nazis ins Exil getriebenen Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker als auch der neueren psychoanalytischen Ansätze vor allem aus den angelsächsischen Ländern ein.

Die 70er und dann vor allem die 80er Jahre standen im Zeichen der (selbst-) kritischen Befragung der aktiv betriebenen wie erduldeten Einbindung der »deutschen« Psychoanalyse, ihrer Institutionen und Repräsentanten, in den Nationalsozialismus. Auch diese Debatte wurde von der PSYCHE aktiv betrieben und dokumentiert. Seither ist die Auseinandersetzung mit den aktuellen psychologischen Auswirkungen des Nationalsozialismus auf der Täter-, der Mitläufer- und der Opferseite ein Schwerpunkt der PSYCHE.

Die in den 90er Jahren verstärkt einsetzende Diversifizierung, die in die Diagnose eines gleichermaßen begrüßten wie kritisierten Pluralismus der Psychoanalyse mündete, hat auch in der PSYCHE ihren Widerhall gefunden. Bis dahin eher randständige innovative Forschungstrends wie Säuglingsforschung und Bindungstheorie, markante Schulrichtungen wie die (neo-)kleinianische und die intersubjektive wurden rezipiert und diskutiert; der interdisziplinäre Austausch, insbesondere mit der Entwicklungspsychologie und den Neurowissenschaften, wurde intensiviert.

Der Untertitel Zeitschrift für Psychoanalyse und ihre Anwendungen bezeichnet die bis heute gültige umfassende Programmatik der PSYCHE. Die Zeitschrift will den gegenwärtigen Stand der Psychoanalyse, ihrer Forschung, Theoriebildung, Methodologie und Behandlungstechnik repräsentieren und die verschiedenen Strömungen der heutigen Psychoanalyse darstellen und diskutieren. Den gewachsenen Anforderungen an eine zeitgemäße Psychoanalyse entsprechend wird dabei Fragen der Klinik im weitesten Sinn verstärkt Rechnung getragen.

Ungeachtet der Ausdifferenzierung der Psychoanalyse ist und bleibt die PSYCHE ein Forum, das jenen Versuchen Gehör verschafft, die mit psychoanalytischen Mitteln kulturelle, gesellschaftliche und politische Entwicklungen zu durchdringen helfen: dazu gehören Interpretationen von Werken der Bildenden Kunst, Literatur, Musik und Film ebenso wie Themen der neueren Geschichte (einschließlich der Geschichte der Psychoanalyse), der Gesellschaftspolitik (Migration), der Soziologie, der Ethnologie und der Gender Studies.

Die »Sache der Psychoanalyse« steht vermehrt unter Legitimationsdruck: von gesellschaftspolitischer Seite durch Forderungen nach empirischem Aufweis der Effizienz und Wirtschaftlichkeit psychoanalytischer Behandlungsverfahren; wissenschaftspolitisch durch den hegemonialen Geltungsanspruch konkurrierender Therapieverfahren oder Erklärungsansätze anderer Wissenschaften, etwa der Neurobiologie, die sich verstärkt Gegenstandsbereichen zuwenden (Gedächtnis, Erinnerung und bewusste wie unbewusste Prozesse), die lange Zeit Domäne der Psychoanalyse waren. Fragen nach dem Stellenwert und dem Selbstverständnis der Psychoanalyse werden aber auch durch die gewandelte Wahrnehmung der Psychoanalyse in der Öffentlichkeit provoziert.

Die PSYCHE hat sich diesen unterschiedlichen Herausforderungen gestellt: Mit den seit 1994 veröffentlichten Doppelheften wird versucht, den jeweils fortgeschrittensten Stand eines aktuellen Themas der Psychoanalyse sowohl für die psychoanalytische Gemeinschaft als auch für eine breitere Öffentlichkeit darzustellen (zu den einzelnen Heften siehe Archiv). 2006 hat die Zeitschrift ein anonymes Peer-Review-Verfahren eingeführt, an dem sich über 30 externe Gutachterinnen und Gutachter beteiligen. Die für wissenschaftliche Zeitschriften unabdingbar gewordene Indexierung wird garantiert durch PsycINFO, Social Sciences Citation Index, Current Contents, Social & Behavioral Sciences und EMBASE. Durch die Mitgliedschaft im International Council of Editors of Psychoanalytic Journals (ICEPJ) hat die PSYCHE ihre internationale Anbindung gestärkt.

Ausgaben

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PSYCHE 77 (2023), 12

Im Beitrag wird ausgeführt, wie Krisensituationen wie die Coronapandemie Zirkel der Entgrenzung von Misstrauen, Projektionen und Spaltungen in Gang bringen können. Im Zuge dessen werden dann auch individuelle Pathologie und psychische Desintegration, wie sie sich zum Beispiel in Verfolgungsängsten zum Ausdruck bringen,…

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PSYCHE 77 (2023), 11

Der Beitrag beschreibt die wichtigsten psychoanalytischen Erklärungen und Therapieansätze für Sucht aus dem deutsch- und englischsprachigen Raum vor dem Hintergrund einer Skizzierung ihrer historischen Vorläufer. Die triebtheoretischen Annahmen der Anfangszeit hatten die Sucht bei den Perversionen eingereiht. Der…

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PSYCHE 77 (2023), 9-10

Die PSYCHE bildet die zentralen Kontroversen in der Entwicklung psychoanalytischer Theorie und Praxis ab und prägt sie wesentlich mit. International ausgerichtet, repräsentiert und diskutiert sie Stand und Strömungen der Psychoanalyse, ihrer Forschung und Theoriebildung, Methodologie und Behandlungstechnik sowie ihrer…

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PSYCHE 77 (2023), 6

Die Juni-Ausgabe der Psyche ist dem Spätwerk Wilfred Bions gewidmet. Die Ausgabe eröffnet die mit einem Postskript von Chris Mawson versehene Transkription eines Vortrags, den Bion 1975 gehalten hat: »Break Up, Break Down, Break Through«: Er kreist um den Zusammenhang von Wissen, Erkenntnis und Sprache, in den Bion…

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PSYCHE 77 (2023), 5

In der Mai-Ausgabe der Psyche geht Günter Holler dem schwierigen Weg vom proto-homosexuellen Jungen zum schwulen Mann nach: Er untersucht die normale homosexuelle Entwicklung und ihre Störungen unter der Grundannahme, dass auch Homosexuelle die ödipale Situation meistern müssen, um zu einer gesunden homosexuellen…

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PSYCHE 77 (2023), 4

In der April-Ausgabe der Psyche erkundet Erdem Anvari die Sprache der Hypochondrie, wie sie sich im Spiegel der Gegenübertragung zeigt: Hypochondrisch Kranke fühlen sich fremd im eigenen Körper und entwickeln mitunter ein gegnerisch anmutendes Verhältnis zu diesem – eine intrapsychische Dynamik, die sich auf…

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PSYCHE 77 (2023), 3

In der Märzausgabe der Psyche berichtet David Bell vor dem Hintergrund seiner langjährigen Tätigkeit als Facharzt für Psychiatrie am Tavistock and Portman NHS Foundation Trust und einer Schilderung der dortigen beruflichen Bedingungen über die Entwicklung der Gesundheitsfürsorge von Kindern mit…

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PSYCHE 77 (2023), 2

In der Februar-Ausgabe der Psyche behandelt Christian Maier eine entwertende Selbstbeurteilung von Psychoanalytikern, die mit Schuldgefühlen und Versagensängsten einhergeht und als Ausdruck eines destruktiven analytischen Über-Ichs beschrieben wird. Sylvia Schulze versucht, den Begriff »Race«, der aus den universitären…

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