Miriam M. Müller | Essay | 23.05.2016
Das Kalifat des 21. Jahrhunderts
Zwei Monografien zum Aufstieg des „Islamischen Staats“
Olivier Hanne / Thomas Flichy de la Neuville, Der Islamische Staat. Anatomie des neuen Kalifats, Berlin 2015.
Loretta Napoleoni, Die Rückkehr des Kalifats. Der islamische Staat und die Neuordnung des Nahen Ostens, Zürich 2015.
Die „Ausrufung des Kalifats“ in Syrien und Irak im Juni 2014 katapultierte die in der westlichen Öffentlichkeit bis dahin kaum beachtete Gruppe „Islamischer Staat“ über Nacht ins Zentrum der Medienberichterstattung. Dabei war der Übergang vom regionalen zum trans- und international relevanten Akteur weniger schlagartig als vielmehr graduell über ein ganzes Jahrzehnt hinweg erfolgt. Insbesondere aufgrund einschneidender Misserfolge war die Gruppe dabei immer wieder aus dem Blickfeld ‚westlicher‘ Beobachter geraten, weshalb selbst Kenner der Region auf ihre rasanten Gebietsgewinne im fernen Nahen Osten nur unzureichend vorbereitet waren. Politik, Medien und Öffentlichkeit reagierten mit einer gewissen Hilfslosigkeit – entsprechend groß war der Bedarf nach Erklärungen, Lösungen und Hintergrundanalysen zu Daesh, wie die Gruppe „Islamischer Staat“ hier auch bezeichnet werden soll.[1]
Wenig überraschend ist somit die inzwischen unüberschaubare Fülle an vorrangig journalistischen und populärwissenschaftlichen Monografien,[2] die sich nahezu ausnahmslos der Frage widmen, wie der Aufstieg Daeshs möglich wurde. Dabei neigen die Analysen nicht nur zu ganz unterschiedlichen Gewichtungen, sondern kommen sogar zu diametral gegensätzlichen Schlüssen und Bewertungen, was nicht zuletzt auf die damals wie heute denkbar schwierige Quellenlage zurückzuführen ist: Der Informationsfluss aus dem und in das von der Gruppe beanspruchte Gebiet wird engmaschig kontrolliert; nur die wenigsten Augenzeugenberichte lassen sich mittels einer zweiten Quelle verifizieren. Entsprechend können und sollen die bislang vorgelegten Studien zum sogenannten „Islamischen Staat“ auch nicht unmittelbar am schwachen empirischen Unterbau gemessen werden. Vielmehr ist ausschlaggebend, ob ihre Argumentation zumindest ansatzweise der Komplexität des Phänomens gerecht wird.
Gute Gründe für einen Blick auf die ‚frühen‘ Analysen des Jahres 2014
Mit der Rückeroberung der Stadt Kobanê an der syrisch-türkischen Grenze durch die kurdischen Milizen Anfang 2015, den zunehmenden Gebietsverlusten Daeshs sowie den im Namen von Daesh verübten Attentaten in Paris, Istanbul und Brüssel hat sich die öffentliche Einschätzung des Wesens der Gruppe insofern grundlegend gewandelt, als sie nicht mehr zuvorderst als territoriale Bedrohung empfunden wird. Vielmehr bestimmen inzwischen vor allem Berichte zu den militärischen Niederlagen des „Islamischen Staates“ sowie die Sorge über mögliche terroristische Anschläge in Deutschland und seinen Nachbarländern die deutschsprachigen, aber auch europäischen Medien. In der Folge sind nun auch die Debatten um die Territorialität verschwunden und die damit verbundenen Fragen nach der Bedeutung des territorialen Anspruchs verstummt.
Die veränderte Wahrnehmung Daeshs, der zufolge die Gruppe von einer konkreten territorialen zu einer diffusen terroristischen Gefahr geworden zu sein scheint, bedeutet jedoch leider nicht, dass die Gruppe ihren territorialen Anspruch aufgegeben oder auch nur zurückgenommen hätte: Gerade dem Kontrollverlust über bereits eroberte Gebiete folgen regelmäßig neue Botschaften, die das Mantra der dauerhaften Errichtung eines Kalifats nach eigenem Zuschnitt wiederholen, bekräftigen und weiter ausdifferenzieren. Aus diesem Grunde lohnt es sich, den Blick auch 2016 noch auf die frühen Analysen zum ‚Kalifatsprojekt‘ des Jahres 2014 zu richten. Zwar mussten die Autor_innen jener Abhandlungen mit (noch) weniger Informationen auskommen als diejenigen später erschienener Einschätzungen. Für die Perspektive der genannten Bücher aus der Phase der stetigen Gebietsgewinne Daeshs spricht aber, dass sowohl der Modus der unbeschränkten Expansion als auch die Bedrohung für die Region durch die Kalifatsidee darin zentraler diskutiert werden als in vielen aktuelleren Analysen.
Der Zusammenhang zwischen Aufstieg und Territorium: Erklärungsansätze
Während die politische Journalistin Loretta Napoleoni den Fall „Islamischer Staat“ essayistisch und vom damaligen Stand aus zurückblickend mit breiten Pinselstrichen darstellt, leiten der Geopolitologe Olivier Hanne und der Historiker Thomas Flichy de la Neuville, die mit dem französischen Verteidigungsministerium assoziiert sind, eine auf den ersten Blick detaillierte und nüchterne Lagebeschreibung aus dem zeithistorischen Kontext in Syrien und Irak ab. Beide hier besprochenen handlichen Bände[3] stellen, wenn auch auf sehr unterschiedliche Weise, die Territorialität des Kalifatsprojekts und die sich daraus ergebenden möglichen Konsequenzen für die Region ins Zentrum ihrer Analysen. Auch der Staatlichkeitsproblematik und den möglichen Auswirkungen der aus der Distanz zu beobachtenden Institutionalisierungsprozesse weichen die Autor_innen nicht aus: Napoleoni stellt bereits in der Vorbemerkung klar: „Ich halte die Botschaft, die [die Bezeichnung Islamischer Staat] vermittelt, für weit realistischer als ISIS oder ISIL: nämlich dass die Gruppe entschlossen ist, eine Version des Kalifats für das 21. Jahrhundert zu errichten.“ (Napoleoni: 9) Übereinstimmend verstehen beide Monografien das Kalifatsprojekt als „Protostaat“ (Hanne / Flichy de la Neuville: 49; Napoleoni: 41).
Wie die Verfasser_innen nahezu aller Neuerscheinungen zum Thema „Islamischer Staat“ der letzten beiden Jahre machen sich die Autor_innen nun auf die Suche nach Erklärungen für den rasanten Aufstieg einer noch vor wenigen Jahren lokal operierenden Terrorgruppe. Wo ist die Gruppe entstanden? Wer führt, organisiert, finanziert Daesh? Und was sind die wichtigsten Gründe für den augenscheinlichen Erfolg des Kalifatsprojekts? Auf diese Fragen suchen beide Analysen gleichermaßen Antworten, indem sie auf die Formierungsprozesse moderner Nationalstaaten Bezug nehmen. Als zentrale Faktoren für den Aufstieg Daeshs führt Napoleoni zunächst strukturelle Veränderungen vor dem Hintergrund des „Staatenzerfalls“ in Irak und Syrien an, hält aber in erster Linie die Vereinheitlichung einer integrativen Ideologie als verbindliche „Lesart“ aller Mitglieder sowie die finanziellen Ressourcen und geschickte „Wirtschaftspolitik“ der Gruppe für ausschlaggebend. Letztere hätten nicht zuletzt die militärischen Operationen und somit deren Erfolg erst ermöglicht. Gleichzeitig habe Geld aber auch eine zentrale Rolle für die Rekrutierung von Kämpfern und die Aufrechterhaltung der territorialen Kontrolle beispielsweise durch soziale und karitative Maßnahmen gespielt. (Napoleoni: 55) Hanne und Flichy de la Neuville hingegen erkennen neben der integrativen Kraft der religiösen Ideologie der Gruppe vor allem in den militärischen Erfolgen die Erstursache des Aufstiegs. Letztere seien der Verbindung eines ideologisch gestützten und medial vermittelten Nimbus der Unbesiegbarkeit mit dem militärischen Know-How einstiger Baath-Offiziere zu verdanken. Entscheidend sei zudem, ganz im Sinne der an historischen Beispielen nachgezeichneten Staatenwerdung, die erfolgreiche Sicherung der territorialen Gewinne durch soziale und politische Regulierung vonseiten der Führungselite der Gruppe gewesen.
Der Komplexität auch für Leser ohne Vorkenntnisse gerecht werden?
Auf den ersten Blick bieten Hanne und Flichy de la Neuville eine detaillierte Beschreibung und Interpretation des Phänomens Daesh, wobei dieser Eindruck nicht zuletzt auf ihrem angesichts der Kürze des Textes durchaus gelungenen historischen Abriss zu den Entwicklungen in Irak und Syrien („Die Entstehung des Islamischen Staates“) beruht. Auch bezüglich der ideologischen Grundlagen des jihadistischen Salafismus im Allgemeinen und Daesh im Besonderen wird der Eindruck erweckt, dass eine vertiefte Analyse zu erwarten sei. Im Kapitel „Das Islamische Kalifat: Dynamik eines Protostaates“ stellen die Autoren zentrale Konzepte des jihadistischen Salafismus vor und beziehen diese auf die medialen Repräsentationen Daeshs.
Leider erfüllt der Band die in den ersten Kapiteln geweckte Erwartung einer verständlichen und dennoch richtigen Darstellung der komplexen Thematik an dieser Stelle jedoch nicht mehr. Viele der Ausführungen verlieren schon allein dadurch an Erklärungskraft, dass die Zusammenhänge schlichtweg an den falschen Punkten verkürzt werden. Dies betrifft beispielsweise die unmittelbaren Bezüge auf Koranstellen, die nicht ausreichend durch eine Gegenüberstellung etablierter (ebenfalls sunnitischer) Auslegungen mit der jihadistisch-salafistischen Interpretation kontextualisiert werden.[4] Die Bewertung der Charakteristika der Gruppe und des Lebens im realen Kalifat unter dem Einfluss der religiösen Ideologie Daeshs beschränkt sich bedauerlicherweise auf wenig reflektierte und dabei mitunter gefährliche Plattitüden, die einem wissenschaftlichen Anspruch nicht gerecht werden: „Die Sunniten von Falludscha haben schon zu viele Tote gesehen, um Tränen über einen hingerichteten Ausländer zu vergießen, noch dazu, wenn es ein Amerikaner ist“ (Hanne / Flichy de la Neuville: 85). Insgesamt finden sich in dem Buch zwar zahlreiche bedenkenswerte Ansätze, insbesondere auch zum Wesen und der Dynamik ideologischer Bezüge, doch begegnet der Leser regelmäßig polemischen Werturteilen.
Demgegenüber weiß Napoleoni uns zur alles durchdringenden Ideologie des „Islamischen Staates“ leider nur wenig zu sagen. Auf die konkrete Ideenwelt des „radikalen Salafismus“ geht sie nur knapp und in groben Zügen ein. (Napoleoni: 104–107) Zum Ausgleich besticht ihre Analyse jedoch mit einem kenntnisreichen und realistischen Blick auf die aktuelle Situation in der arabischen Welt, insbesondere bezüglich des Entstehungskontextes der Terrorgruppe Daesh und ihrer politischen Verortung innerhalb der Bewegung des jihadistischen Salafismus. Hinsichtlich der Struktur- bzw. Makroebene stellt Napoleoni gut nachvollziehbar den Aufstieg des Daesh in enge Beziehung zur vormals kolonialen Präsenz der europäischen Mächte in der Region. Auch den Wandel des internationalen Systems von der berechenbaren Bipolarität zur multipolaren Welt wechselnder Allianzen seit Ende des Ost-West-Konfliktes macht sie anschaulich.
Zwar taugen diese Argumente schwerlich als universelle Erklärung, doch spielen postkoloniale Ressentiments, wie sie bereits Frantz Fanon in den 1960er-Jahren beschrieb[5], sowie die Auswirkungen des Wandels der internationalen Beziehungen auch auf die Region Nah- und Mittelost mit Sicherheit eine gewisse Rolle. Schließlich verlässt sich Daesh wie alle jihadistisch-salafistischen Gruppierungen auf die mobilisierende Kraft einer Schwarz-Weiß-Einteilung der Welt im Sinne eines „Us vs. Them“. Insbesondere im syrischen Konflikt macht sich die Gruppe geschickt die Interessendiversität und Konkurrenz der beteiligten regionalen Akteure zunutze. Zu nennen wären hier insbesondere das Kräftemessen zwischen Iran und Saudi-Arabien, aber auch die ungeklärte Kurdenfrage im Dreieck zwischen Türkei, Syrien und Irak.
Ausblick in eine ungewisse Zukunft
So aktuell und überzeugend Napoleonis Erläuterung der trans- und internationalen Entwicklungen auch 2016 noch erscheint, so vage liest sich hingegen ihre Einschätzung deren lokaler und regionaler Auswirkungen. Ihre abschließenden Bemerkungen zur Situation in Syrien gehen kaum über journalistische Allgemeinplätze hinaus, was wohl nicht allein auf fehlendes Quellenmaterial, sondern vor allem auf die augenfällige Abwesenheit eines theoretischen Überbaus zurückzuführen ist. Zumindest erschöpft sich Napoleonis Bewertung der Situation in Irak und Syrien, mit Verweis auf Mary Kaldors[6] inzwischen gut zwei Jahrzehnte zurückliegende Interpretation des Theoriegebäudes von Thomas Hobbes als Zustand der Anarchie, in der Diagnose eines Krieges „aller gegen alle“. (Napoleoni: 124)
Auch Napoleonis berechtigtes und wichtiges Plädoyer dafür, Daesh und sein Kalifatsprojekt politisch ernster zu nehmen, verliert im Argumentationsverlauf leider an Überzeugungskraft – driftet es doch an zahlreichen Stellen in eine wenig differenzierte ‚Erfolgsgeschichte‘ über das Erstarken der Bewegung und ihren als militärisch brillant vorgestellten Gründervater Abu Musab al-Zarqawi (1966–2006) ab. Überhaupt erscheint die stark heterogene Gruppe über weite Strecken in Napoleonis Erzählung als hierarchisch-funktionale Organisation unter strikter Führung eines einzelnen „starken Mannes“. Der seit 2010 als Führer der Gruppe auftretende Abu Bakr al-Baghdadi, wird, im Übrigen ganz im Sinne der Bewegung selbst, als zentrale, wenn nicht gar allwissende und allmächtige Figur gezeichnet, die mit „unsichtbarer Hand“ das Handeln der Gruppe zu steuern vermag. Ähnlich beschreiben das Hanne und Flichy de la Neuville, die zwar die flüchtigen und unklaren Organisationsstrukturen der Gruppe diskutieren und auch über die Rolle des „verborgenen Kalifen“ für die historische wie moderne Kalifatsidee aufklären. Dennoch übernehmen auch diese beide Autoren unkritisch das von medialen Repräsentationen gezeichnete Bild der Ausnahmeperson Al-Baghdadi: „Seine religiöse Gelehrsamkeit, sein Frömmigkeit und vor allem seine Härte machen ihn [Al-Baghdadi] zu einem gefürchteten Anführer.“ (Hanne / Flichy de la Neuville: 57)
Hannes und Flichy de la Neuvilles abschließender Ausblick hingegen ist, wiederum dank ihrer Kenntnis der sozialen und politischen Gegebenheiten in Syrien wie im Irak, selbst aus heutiger Sicht noch bedenkenswert. Die drei von den Autoren entworfenen Zukunftsszenarien des ‚Kalifats‘ in Syrien und Irak zwischen Sieg und Niederlage Daeshs werden gerahmt von der Erkenntnis, dass der „Islamische Staat“ keinesfalls auf den territorialen Anspruch einer bewaffneten Gruppe reduziert werden sollte. Als „phantasmagorisches Banner“ (Hanne / Flichy de la Neuville: 139) bezeichnen die beiden Autoren die historische und nun modernisierte Kalifatsidee, der erst die Territorialisierung des Gruppe „Islamischer Staat“ medienwirksam habe Leben einhauchen können. Und in der Tat wird zumindest die Idee des Kalifats im 21. Jahrhundert nach salafistischer Lesart wohl kaum mit dem Untergang dieses ersten, realen Kalifats verschwinden. Als utopisches, aber nichtsdestotrotz langfristiges Ziel aller Gruppierungen der globalen jihadistisch-salafistischen Bewegung wird sie uns weiterhin beschäftigen.
Fazit
Beide hier vorgestellten Monografien sind in keiner Weise als umfassende Analysen des Phänomens „Islamischer Staat“ in Syrien und Irak zu verstehen, zumal sie als populärwissenschaftliche Bücher auch nicht diesen Anspruch erheben. Obschon die Autor_innen beider Bände dazu neigen, komplexe Zusammenhänge über Gebühr zu vereinfachen und mitunter sogar polemisch zu verfremden, liefern die Bücher bedenkenswerte Argumentationszusammenhänge, die nicht nur für den politisch interessierten Leser, sondern auch für mit der Problematik befasste Autoren aus Wissenschaft, Medien und Politik relevant sind. Insbesondere Napoleonis Buch ist aufgrund seiner überblickartigen Darstellung durchaus als Einstieg in die Thematik „Islamischer Staat“ sowie die aktuellen Entwicklungen in der Region des Nahen und Mittleren Ostens geeignet.
Fußnoten
- Die in der arabischen Welt gebräuchliche Bezeichnung „Daesh“ ist das Akronym der Vorläuferbezeichnung „Islamischer Staat in Irak und der Levante“ (arab. al-dawla al-islāmīya fīl-ʿirāq wa al-shām). In der Vergangenheit handelte es sich bei dem Begriff Daesh um eine Selbstzuschreibung des „Islamischen Staates“, die im Wortsinn auch so viel bedeutet wie „Zertreter“ oder „Zerstörer“. Heute will die Gruppe offensichtlich nicht mehr als „Zerstörer“ verstanden werden, zumindest nicht auf dem von ihr kontrollierten Gebiet. Mittlerweile steht die Verwendung des Begriffs auf dem Gebiet des ‚Kalifats‘ unter Strafe.
- Vgl. beispielsweise Wilfried Buchta, Terror vor Europas Toren. Der Islamische Staat, Iraks Zerfall und Amerikas Ohnmacht, Frankfurt am Main 2014; Christoph Reuter, Die schwarze Macht. Der „Islamische Staat“ und die Strategen des Terrors, München, 2015; Bruno Schirra, ISIS. Der Globale Dschihad, Berlin 2015.
- Ich zitiere die beiden Titel im Folgenden mit Kurzverweisen im Fließtext.
- Siehe etwa den Bezug auf den sogenannten „Schwertvers“ der 2. Sure auf S. 68; Zwar rechnet sich die Strömung des Salafismus selbst der Ḥanbalīya zu, einer der vier innerhalb des sunnitischen Islams anerkannten Rechtschulen, doch wird die durch Daesh formulierte Version des jihadistischen Salafismus nur in sehr beschränktem und selektivem Maße durch Schriften anerkannter, sunnitischer Rechtsgelehrter gestützt. „Aufgelöst“ wird dieser Widerspruch durch Daesh, aber auch andere jihadistisch-salafistische Gruppen wie z.B. Al-Qaida auf der Arabischen Halbinsel dadurch, dass ein Großteil der tradierten Auslegungsregeln und theologischen Doktrinen des sunnitischen Islam als korrumpiert und „uninslamisch“ abgelehnt werden.
- Frantz Fanon, The Wretched of the Earth, New York 2004.
- Mary Kaldor, New and Old Wars. Organized Violence in a Global Era, Stanford, CA, 1999.
Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Christina Müller.
Kategorien: Gewalt
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