Wibke Liebhart | Zeitschriftenschau | 22.04.2021
Aufgelesen
Die Zeitschriftenschau im April 2021
Eine zentrale Auseinandersetzung der an Konflikten und Paradoxien so reichen westlichen ,Spätmoderne‘ tobe zwischen der neuen Mitteklasse, die sich in der globalisierten Welt tummele „wie ein Fisch im Wasser“, und der alten, absteigenden Mittelklasse, die zu Nostalgie und Populismus neige. So steht es etwa in Das Ende der Illusionen (2019), dem viel beachteten zeitdiagnostischen Essay von Andreas Reckwitz. Aber stimmt das auch?
Im Leviathan (1/2021) setzen sich Nils Kumkar und Uwe Schimank kritisch mit „Andreas Reckwitz’ Diagnose der ‚Spätmoderne‘“ auseinander, die er in Die Gesellschaft der Singularitäten (2017) und Das Ende der Illusionen entfaltet, besonders im Kapitel „Von der nivellierten Mittelstandsgesellschaft zur Drei-Klassen-Gesellschaft: Neue Mittelklasse, alte Mittelklasse, prekäre Klasse“, dessen Aussagen sich empirisch überprüfen lassen. Reckwitz pariert im selben Heft mit einer „Replik auf Nils Kumkar und Uwe Schimank“, woraus sich ein interessanter Schlagabtausch um Positionen, Begriffe, Debatten ergibt.
Ausgehend von den empirischen Befunden ihres eigenen Forschungsprojekts zu „Lebensführung als investiver Statusarbeit“ stellen die Bremer Soziologen Kumkar und Schimank die Reckwitz’schen Kernthesen infrage: Erstens sei dessen Zuspitzung, dass die Gesellschaft in drei – und nur drei – Klassen (neue Mittelklasse, alte Mittelklasse, prekäre Klasse) unterteilt werden könne, empirisch nicht haltbar. Stattdessen müsse man, so Kumkar und Schimank, „das Bild erheblich differenzierter“ (S. 16) zeichnen und es einer Revision unterziehen; entweder einer relativierenden (diffuse ineinander übergehende Milieus) oder einer strengen (mehr und schärfer gegeneinander abgrenzbare Klassen).
Zweitens können Kumkar und Schimank den von Reckwitz ausgemachten und betonten Bruch in der Lebensführung, der sich ihm zufolge seit den 1970er-Jahren vollzogen habe, nicht erkennen. Der Hauptteil ihres Aufsatzes ist der empirisch unterfütterten Beweisführung gewidmet, dass das Streben nach performativer Lebensführung keineswegs die investive Statusarbeit abgelöst hätte, sondern dass Letzterer weiterhin eine große Bedeutung zukomme. Zudem sei erfolgreiche Selbstentfaltung weder ein in den letzten Jahrzehnten entstandenes Motiv noch stelle sie für ein Drittel der Gesellschaft ein vordringliches Lebensziel dar. Kurzum: Kumkar und Schimank sehen „auf beiden Seiten der von Reckwitz behaupteten Bruchkante zu viel Kontinuität, um die These so aufrechterhalten zu können“ (S. 24).
Drittens bezweifelt das Autorenduo die binäre Konfrontation zwischen alter und neuer Mittelklasse. Die beiden gehen vielmehr von zahlreichen und dafür weniger umkämpften Konfliktbereichen aus. Sie können „kein inhärent angelegtes schroffes Gegeneinander“ erkennen, denn „[j]eder der Modi [der Lebensführung] begründet sich aus sich selbst heraus, nicht als unversöhnlicher Antipode von etwas anderem“ (S. 26). Trotz der strukturellen wie substanziellen Einwände erklären Kumkar und Schimank das Reckwitz’sche Modell nicht rundheraus für falsch. Sie wollen seine Thesen vielmehr zur Diskussion stellen, um sie nach einer gründlichen Prüfung entweder verwerfen oder weiterentwickeln zu können.
Hierzu nimmt der Autor in der gleichen Ausgabe Stellung. Reckwitz eröffnet seine Erwiderung mit einigen grundsätzlichen Überlegungen zur Aufgabe, zu den Risiken und Schwierigkeiten von Gesellschaftstheorien: „Von der Gesellschaftstheorie muss man in jedem Fall erwarten, dass sie anhand bestehender empirischer Studien zu Einzelphänomenen Plausibilität gewinnt, zugleich ist sie zwangsläufig diesen gegenüber selektiv und spitzt sie ‚übertreibend‘ zu – in einer Weise, die notwendigerweise umstritten sein muss, da sie das, was vielgestaltig ist, in ein konsistentes Modell und in das Narrativ einer Prozesslogik einfügt.“ (S. 35)
Im Folgenden zeigt er sich aufgeschlossen gegenüber den Einwänden und Rückfragen von Kumkar und Schimank. Diese nimmt er zum Anlass, seine „Drei-plus-eins-Klassenstruktur“ (ebd.), die er vor allem in Das Ende der Illusionen entwickelt, en detail mit den Milieus der SINUS-Studie abzugleichen. Damit will er weder die empirischen Befunde aus Bremen entkräften noch die darauf aufbauende Kritik vom Tisch wischen. Reckwitz versucht vielmehr, für eine analytische Konzentration auf die neue Mittelklasse – „als zentrale Trägergruppe von Prozessen der Kulturalisierung und Singularisierung“ (S. 38) – zu argumentieren und zugleich seine Thesen bezüglich der neuen wie der alten Mittelklasse mithilfe der SINUS-Milieus zu plausibilisieren. Dabei widerspricht er zum einen dem Vorwurf, er würde den konstatierten Bruch in der Lebensführung überzeichnen (S. 46); zum anderen fühlt er sich in seiner Charakterisierung der alten Mittelklasse missverstanden, der er keineswegs ihre Orientierung an investiver Statusarbeit abspreche (S. 48 f.), wie seine Kritiker behaupteten.
Allerdings macht er sich trotz mancher Gemeinsamkeiten und Überschneidungen zwischen alter und neuer Mittelklasse (Stichwort Statusinvestition) weiterhin stark für die Relevanz der nicht nur von ihm konstatierten einen Konfliktlinie, die entlang kulturell-politischer Einstellungen verläuft und die „mitten durch jenes Segment der Gesellschaft geht, die [sic] man einmal ‚die Mittelklasse‘ genannt hat“ (S. 54).
Beide Aufsätze schließen mit einer wissenssoziologischen Notiz: Während sich Kumkar und Schimank fragen, warum Reckwitz’ Thesen auf eine solch große Resonanz in den Feuilletons und der Politik stoßen, überlegt selbiger in seiner Coda, warum die deutschsprachige Soziologie wiederum die Existenz der neuen Mittelklasse – und damit auch die Beschäftigung mit ihr – derart vehement verneint. In der allgemeinen Öffentlichkeit, die seit dem Überraschungserfolg von Didier Eribons Rückkehr nach Reims (2016) leidenschaftlich über Ungleichheit und enttäuschte Aufstiegshoffnungen streitet, schärfen die Diskussionen um Klassismus den Blick auf die soziale Wirklichkeit und befördern die Ausbildung eines gesellschaftlichen Selbstverhältnisses. Dafür steht beispielhaft der jüngst erschienene Essayband Klasse und Kampf – hrsg. von Maria Barankow und Christian Baron –, in dem Publizistinnen, Autoren, Journalistinnen und Intellektuelle über ihre persönlichen Erfahrungen mit Klassen(zugehörigkeit) schreiben. Ihre Erzählungen „setzen sich mit den Klassenstrukturen auseinander, verorten sich in ihnen, wollen sie überwinden“ (S.10). Sie könnten die hier vorgestellten soziologischen Interventionen – ob nun aus Bremen oder Berlin – gewinnbringend ergänzen.
Die Zeitschrift für Ideengeschichte (1/2021) beschäftigt sich mit „Kolonialwaren“, denn „Kolonialwaren haben ihren festen Platz in den Schubladen unseres Gedächtnisses“ (S. 4) – so die Herausgeber:innen im Editorial. Es sei an der Zeit, „den Kolonialgespenstern“ (ebd.) nachzuspüren, ihnen auf die Spur zu kommen; nicht zuletzt denen im eigenen Denken. Angesichts der hitzig geführten Debatten zum Umgang mit musealem Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten hätte man sich von einer Zeitschrift, die unter anderem von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) getragen wird, eine (deutlich) kritischere Aufbereitung des Themas gewünscht. So stellt Hermann Parzinger – Präsident der SPK und Mitherausgeber der Zeitschrift – in der Bilderstrecke zu „Trophäen und Tribute“ den „Gedenkkopf, Benin“ vor (S. 52 f.), erwähnt dabei allerdings mit keinem Wort die neueren Forschungen zum rituellen Gebrauch der „Benin-Bronzen“, die seit fünfzig Jahren von Nigeria erhobenen Forderungen nach Rückgabe oder die aktuellen Kontroversen. Seine Beschreibung schließt mit dem Verweis darauf, dass die von den Briten gestohlenen und in Europa versteigerten Kunstwerke „das kolonialistische und rassistisch geprägte Bild von Afrika als einem geschichts- und zivilisationslosen Kontinent eindrucksvoll [widerlegten]“ (S. 53). Damit ist die Geschichte jedoch keineswegs zu Ende erzählt: Nicht zuletzt aufgrund des öffentlichen Drucks machen sich Institutionen wie das Humboldt-Forum Berlin die Provenienzforschung und Restitution ihrer Exponate mittlerweile zur Aufgabe. Ein Themenheft, das sich auf der Höhe seines Gegenstandes befindet, würde die hierzu zählenden Fragen, Probleme, Meinungen und Ansätzen nicht verschleiern.
Der Historiker Jürgen Osterhammel bietet in seinem systematisierenden Aufmacher zu „Warenökonomie und Mobilitätsfolklore“ verschiedene Begriffsdefinitionen an, denn „[l]eider ist nicht klar, was überhaupt unter Kolonialwaren zu verstehen ist“ (S. 11). Waren damit all jene Produkte gemeint, die aus einem weit entfernten Land importiert wurden? Oder sollte das Gut zumindest aus einer als solchen definierten Kolonie stammen? Ging es um Waren, die bei den Konsumenten als exotisch galten oder die „einer kolonialen Kommodifizierung unterlagen“ (S. 12)? Man könnte darunter auch solche Waren verstehen, die durch Raubbau an der Natur und/oder Zwangsarbeit der Bevölkerung eines kolonialisierten Landes produziert wurden.
Aus aktuellem Anlass widmet sich Osterhammel dem Reiseerlebnis als letzter Kolonialware, mit der allerdings zumindest derzeit kaum gehandelt wird. Denn der Tourismus ist Treiber und Opfer der Pandemie: Nur durch die zahlreichen Urlaubs- und Geschäftsreisen konnte sich das Corona-Virus (und seine Mutationen) derart schnell und weit verbreiten. Zugleich zeigt die Pandemie, wie abhängig einzelne Unternehmen und ganze Branchen, ebenso wie zahlreiche Regionen und Länder vom Reisegeschäft sind. Dabei, so der Historiker, ist die prinzipielle Mobilität von Personen, Informationen und Waren keine Entwicklung des letzten Jahrhunderts, allerdings sind Entfernungen und Geschwindigkeiten in der Moderne exponentiell gestiegen (S. 7 f.). Dies liege zum einen an bahnbrechenden technischen Erfindungen, zum anderen an der Mobilität von Kapital – zumindest Letztere ist Osterhammel zufolge tatsächlich „[n]eu und charakteristisch für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts“ (S. 10). Europäisches Geld floss unter anderem in Betriebe und Plantagen in den Kolonien und sorgte dafür, dass dort die für die verbesserte Transporttechnik benötigte Infrastruktur überhaupt aufgebaut werden konnte. Nur so war es möglich, die Kolonialwaren „unidirektional von den Peripherien des Welthandelssystems in die Metropolen“ zu kanalisieren (S. 11). Vielleicht lässt sich „Kolonialware“ so definieren: ein Gut, das in einer wirtschaftlich abgehängten und/oder unterdrückten Region hergestellt und von dort in reichere Gegenden transportiert wird. So gesehen gibt es auch heute noch mehr als genug Kolonialwarenhandlungen.
Um eine Kolonialware der etwas anderen Art geht es Anne Applebaum und Peter Pomerantsev, wenn sie – in Anlehnung an Nick Couldry und Ulises Mejias – im Atlantic (April 2021) von „Datenkolonialismus“ schreiben. In ihrem Artikel „How to Put Out Democracy’s Dumpster Fire“ zeichnen sie nach, wie die großen Tech-Konzerne demokratische Institutionen, Gewohnheiten und Praktiken aushöhlen. Vor allem Soziale Medien kommodifizierten nicht nur die Aufmerksamkeit, sondern auch die Informationen ihrer Nutzer:innen (Stichwort Datenkolonialismus), während diese größtenteils weder willens noch fähig seien, sich dagegen zu wehren.
Im letzten Drittel des Textes zeigen Applebaum und Pomerantsev, welche Möglichkeiten und Ansätze es gibt, um das demokratische Potenzial des Internets – als virtuell öffentlicher Raum – zu nutzen. Das politische Prinzip der Demokratie sei, so die Autor:innen, Teil der US-amerikanischen Geschichte und Bestandteil der nationalen DNA. Die Zivilgesellschaft müsse zum einen ihre demokratischen Fähigkeiten wiederentdecken: „Americans were good at democracy because they practiced democracy.“ Zum anderen sei es an der Zeit, die partizipatorischen Möglichkeiten des Cyberspace, die von Unternehmen wie Facebook geradezu pervertiert würden, endlich zu realisieren.
Gegenwärtig würden digitale Räume nicht von demokratischen Verfahrensregeln moderiert, sondern durch Algorithmen organisiert, die darauf ausgelegt seien, Aufmerksamkeit zu erregen, Daten zu sammeln und Waren zu verkaufen – „in this new wilderness, democracy is becoming impossible“. Dabei zeigten Projekte wie Wikipedia, dass es durchaus gelingen könne, eine nicht auf Gewinn ausgelegte, kollaborative Online-Plattform zu schaffen, deren Nutzer:innen einem gemeinsam ausgehandelten Normen- und Verhaltenskodex folgen.
Den Autor:innen zufolge fand allerdings mit dem Aufkommen der Smartphones eine Verschiebung statt: „the ‚generative‘ model of the internet – an open system in which anyone could introduce unexpected innovations – gave way to a model that was controlled, top-down, and homogeneous. The experience of using the internet shifted from active to passive […].“ Es sei eine demokratische Pflicht mündiger Bürger:innen, nicht nur die Kontrolle über ihre eigenen Daten (wieder) zu erlangen, sondern auch die Entwicklung und Implementierung von Algorithmen und Programmen mitzugestalten und zu überwachen. Denn nur so könne die Zivilgesellschaft die „internet kleptocracy that profits from disinformation, polarization, and rage“ überwinden und zum Souverän des digitalen öffentlichen Raums werden.
Während der Themenschwerpunkt der Feministischen Studien (2/2020) „Aktuelle Tendenzen in der feministischen Kunst der Gegenwart“ beleuchtet, fragt Anna Leyer in der Rubrik Außer der Reihe nach der „Geschichte von Beziehungen zwischen Frauen“. Sie untersucht die Freundinnenschaft als Beziehungsform, die sich ausschließlich in Relation und als Relation entfaltet: „Erstens ist die Freundschaft als (nur) Relation gleichsam existenziell angewiesen auf jenen Gesprächsfaden, der sie immer wieder neu herstellt und bekräftigt. Zweitens findet so das Gespräch nicht einfach ‚in‘ der Freundschaft statt, es ist ihr Funktionsmodus und ihre Konstitution.“ (S. 350)
Mit ihrer Herangehensweise unterwandert Leyer bewusst die üblichen Kategorisierungen von Frauenbeziehungen, die oftmals als vermeintlich pubertäres Phänomen betrachtet werden, das sich auch unter erwachsenen Frauen realisiert. Abgesehen davon gelten Beziehungen zwischen Frauen als weiblicher Beratungskontext für Fragen der Lebens- und Beziehungsführung oder als Anerkennungsmöglichkeit für das weibliche Subjekt. Männerfreundschaften, so Leyer, konstituieren sich zum einen über ihre Einbindung in die Familienterminologie – als Brüderlichkeit –, zum anderen bedürfen sie letztlich drei zentraler Abgrenzungen: der Unterscheidung Freund/Feind, des Ausschlusses von Sexualität und des Ausschlusses der Frauen. Insofern könne es nicht darum gehen, den männlich konzeptualisierten Begriff der „Freundschaft“ um eine weibliche Perspektive zu ergänzen oder gar „die Freundin in die Freundschaft einzugliedern“ (S. 343). Leyer plädiert vielmehr dafür, die Beziehungen zwischen Frauen verbal und nonverbal, das heißt anhand von Gesten und Worten, zu untersuchen, „um herauszufinden, was das ist und wie das funktioniert: die Freundin“ (S. 356).
Zum Schluss ein ungewöhnliches Fundstück, das hier als soziologischer Kommentar zur Zeit vorgestellt werden soll: Dylan Rileys „Lockdown Limbo“ in der New Left Review (Jan–Feb 2021). In 16 Einträgen – „personal-sociological reflections on a pandemic year“, so die Ankündigung – veröffentlicht der an der University of California in Berkeley lehrende Soziologe Gedanken und Überlegungen, notiert zwischen März 2020 und Februar 2021. Es geht unter anderem um das US-amerikanische Gesundheitssystem, die Paradoxien der Isolation, den Sturm auf das Kapitol, die Beziehung zwischen Soziologie und Marxismus und die (politische) Situation in den Südstaaten. Die einzelnen Textteile sind durchnummeriert, womöglich ergibt sich die Reihenfolge aus der Chronologie ihrer Aufzeichnung, aber dies bleibt eine Vermutung, denn ihnen ist kein Datum zugeordnet. Auch gibt es keinen ein- oder ausleitenden Passus, der genauer erklären würde, was Riley mit seinen Vignetten intendiert.
Im Eintrag zu Online Teaching fragt er nach dem Sinn und Zweck des physischen Raums „Universität“. Er sei, so die Feststellung, eine gigantische materielle Struktur, um soziale Bestimmungen und Verpflichtungen vorübergehend zu eliminieren und geschützte semiöffentliche Sphären zu generieren. Die dadurch aufrechterhaltene Grenze zwischen der Alltagswelt und der Welt des Denkens sei eine eigentlich unabdingbare, aktuell aber nicht mehr gegebene Voraussetzung für die Entfaltung eines rational-kritischen Prozesses. Entsprechend sieht Riley die Gefahr der derzeit ubiquitären Online-Lehre nicht darin, dass sie Studierende und Lehrende zu weit voneinander entferne, sondern – im Gegenteil: „that it brings them paradoxically too close together, and, as it were, in the wrong way“ (S. 22).
Eine andere Reflexion widmet Riley dem Begriff der „Klasse“. Sein Hinweis, Klassenpositionen ließen sich nicht allein anhand des Einkommens identifizieren – „the confusion of class positions with income“ (S. 16) –, erinnert an einen Kritikpunkt von Nils Kumkar und Uwe Schimank, die ebenfalls die Uneindeutigkeit der Einkommensdimension betonen, wenn es darum geht, Klassenzugehörigkeiten zu bestimmen (Kumkar/Schimank, S. 14). Eine differenziertere Untersuchung der Klassenverhältnisse, so Riley, „is always a matter of treating the given structure of political conflict as a form of appearance” (S. 17). Dies impliziere immer auch eine methodologische Position, nämlich die, „that reality is never exhausted by the given“ (ebd.).
Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Jens Bisky.
Kategorien: Daten / Datenverarbeitung Demokratie Gender Gesellschaftstheorie Kolonialismus / Postkolonialismus Sozialstruktur
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