Jakob A. Bertzbach | Nachruf | 29.11.2024
„Ich freue mich, wenn es regnet, denn …!“
Zur Erinnerung an Herbert Schnädelbach und seine soziale Sinnschärfe
Prolog
Argumente sind in der Philosophie entscheidend, laut Herbert Schnädelbach „in dem Sinne, dass jemand einen vernünftigen Grund hat anzunehmen, dass etwas so und so ist.“[1] Doch wie sein erster Philosophie- und Soziologie-Lehrer Theodor W. Adorno blieb Schnädelbach bei Begründungen nicht stehen. Allerdings völlig anders als bei diesem begründete sich so bei Schnädelbach – mit seinem methodisch-rationalen, auf Kant und Wittgenstein aufbauenden „Fort-Schritt“ – eine Distanz zu der „Frankfurter Schule“ mit Adorno, also zur klassischen Kritischen Theorie und ihrer ambivalenten, die Zukunft quasi ausmalenden,[2] geltungsbeschränkten Gesellschaftstheorie.
In diesem Text werde ich zum einen darstellen, wie Schnädelbach sich von dieser Gesellschaftstheorie abgrenzte und das Element der Kritik bewahrte. Zum anderen erfasse ich weitere interessante, überwiegend berufliche Lebensstationen. Seit dreißig Jahren verfolge ich seine umsichtigen und sozial feinsinnigen Gedankenwege – erst als Leser und als sein Student in Berlin, später mit Besuchen in Hamburg und als Filmautor von Schnädelbach und die Hegelsche Milchschale – Philosophische Orientierungen in (post-)moderner Zeit (erscheint seit 2023 in Episoden). Mit Schnädelbach kann bezweifelt werden, ob es Sinn macht, zukünftig von der Moderne mit ihrem kritischen Kantischen Aufklärungsbestreben in eine Postmoderne zu wechseln.
Nun erfahre ich von Freunden, die ebenfalls erschrocken sind, dass dieser bewundernswert intelligente Mensch, Philosoph und Sozialphilosoph am 9. November 2024 im Alter von 88 Jahren gestorben ist – ein großartig warmherziger wie humorvoller Mensch, der unsere Aufmerksamkeit verdient, weil mit ihm eine soziale Sinnschärfe deutlich wird, für die er meines Erachtens so sehr steht, dass sie und er auch zukünftig eine Orientierung bieten – nicht nur in den Wissenschaften, sondern so wie es sein Anspruch war generell in pluralen Gesellschaften wie auch in unserem mit Erfahrungen, Selbstreflexionen und Gründen geführten, alltäglichen Leben.
Alltagstauglich
Das tägliche Interesse, Sätze ihrem Gehalt nach zu überprüfen,[3] verband Schnädelbach mit Wittgenstein, noch bevor er von ihm wusste. Dies sei kein Selbstzweck, es gehe um die jeweils relevanten Sätze des Gesprächs (welches wir nach Gadamer „sind“). Philosophie dürfe nicht in-sich-gekehrt, ausschließlich wissenschaftlich sein, sondern solle immer querlaufende, widersprechende Stimmen zulassen, in unserem Leben stehen und zur Aufklärung beitragen, sonst fehle es ihr an Verantwortung und Wert. Sie tut dies in Diskursen, in denen Einzelne verbindlich Stellung beziehen und kritikfähig sein müssen, sonst gleiten wir ab in Dogmatismus, Relativismus und Verantwortungslosigkeit. Mit seinem Hauptwerk Reflexion und Diskurs und der dort vertretenen These, dass es unzulässige Diskursvermengungen gebe, erweiterte er unsere Grundlagen zur Überprüfung von Geltungsansprüchen.[4] Kurzum: Herbert Schnädelbach war Aufklärer, Geltungstheoretiker und Vertreter einer methodisch-rationalen Gesprächsphilosophie.
Wie kam es dazu? Auf seinem von Bescheidenheit geprägten Lebenspfad dachte Herbert Schnädelbach 1957 als Studiumsanfänger noch nicht daran, sich der Soziologie oder gar einer stark belächelten Philosophie zu widmen. Zuvor als Schüler dachte er daran, vielleicht singender Thomaner zu werden. Als zumeist unmotivierter Abiturient mit kirchlichen Beziehungen erschien ihm eine berufliche Zukunft als Organist realistisch zu sein, aber die Musikwissenschaft kam ihm im 1. Semester so furchtbar verschult vor wie zuvor das Gymnasium. Seine Hinwendung zu Adorno mit anschließender Karriere als Philosoph „fügte sich“ zu seinem Erstaunen, nachdem er „zufälligerweise“ mitbekam, dass über die von ihm bisher nur durch Spiel und Gefühl erfasste Musik ein Herr Adorno es vermochte, sinnvoll tiefgründig zu reden, und dass dieser wie er in Frankfurt war. Schnädelbachs Philosophieren begann musisch inspiriert, hierbei tiefschürfend und rein zufällig.
Wissenschaftstauglich
Schnädelbach schlug einen großen Bogen: Geboren 1936 in Altenburg, Thüringen, ab 1938 in Breslau, 1945 auf der Flucht in Dresden Bombenangriffe und Hunger überlebt, Schule erst in Leipzig, Abitur in der Pfalz, bei Adorno zunächst Hilfskraft, später Doktorand (zu Hegels subjektiver Freiheit) und dann Habilitierender. Seine Habilitation zum Positivismus wurde nach dem plötzlichen Tod Adornos 1969 von Jürgen Habermas betreut. Professor wurde er 1971 in Frankfurt am Main, wechselte 1978 nach Hamburg, 1993 nach Berlin, also zurück in den Osten, wo er Kommentarwerke zu Hegel verfasste.[5] Mit Diskussionsbeiträgen im In- und Ausland erlebte und prägte Schnädelbach mehrere Sparten der Philosophie der Gegenwart;[6] für sie erfasste er die Begriffe ‚Vernunft‘ und ‚Rationalität‘ ihrer Tradition enteilend in einem nunmehr toleranteren Sinne als ‚Verständlichkeit‘.[7] Hierbei bot er Kant und Hegel wie auch den aktuellen Philosophen inklusive Luhmann und Habermas die Stirn. Im Weiteren wird meines Erachtens deutlich werden: Schnädelbachs eigene Philosophie repräsentiert die Spitze einer sprachpragmatisch-diskursiven Rationalität.
Im Wissenschaftsbetrieb erlebte Schnädelbach, was geht und was nicht. Soziologische und philosophische Klassiker wie auch sein eigenes Hauptwerk wurden oftmals nicht mehr wie in seinem Studium bei Max Horkheimer solide studiert. Diskurse verlagerten sich nicht weniger intensiv auf Aufsätze, Konferenzen und Seminare. So entschied er sich in seiner Berliner Zeit gegen ein Buch zur Rationalität, die auch an anderen Orten gemeinsam thematisiert wurde, er passte sich an mit kürzeren Beiträgen, dann allerdings 1998 mit dem zentralen Artikel „Rationalitätstypen“.[8] Diesem zufolge gibt es eben neben der Begründungs- auch die diskursive und obendrein die elementarere Regelrationalität. Während Habermas abzielt auf Diskursregeln, die moralisch und normativ regulierend wirken und entsprechend explizit ausformuliert werden,[9] erfasst Schnädelbach nach und nach die impliziten Diskursregeln, so dass zu enge Regulierungen und Sinngrenzen vermieden und dadurch Mehrdeutigkeiten stärker berücksichtigt werden.[10]
Diskursanalyse zur Bestimmung von Geltungsgründen
Die (post-)moderne Gesellschaft kennt einen Plural von Diskursen und kann prinzipiell wie die Systemtheorie unterscheiden, dass beispielsweise Politik und Recht verschieden sind und sogar sein müssen. Ebenso verhält es sich mit dem Plural und den Grenzen der Philosophie, vor deren Überschreiten Schnädelbach die Philosophen in seiner Abschiedsvorlesung warnte.[11] Argumente müssen bei Schnädelbach ihre Geltung nachweisen. Ausgehend von drei Bedeutungen des Begriffs ‚Reflexion‘ erdachte Schnädelbach ein starkes Instrument zur Analyse und kritischen Begutachtung der vielfältigen Diskurse unserer Welt, indem er mehrere Einsichten summiert:
- Deskriptiver Diskurs analog zur Selbstbeobachtung (bei Edmund Husserl die Phänomenologie des Bewusstseins)
- Normativer Diskurs analog zum Nachdenken über Geltungsgründe (bei Immanuel Kant die Praktische Philosophie)
- Explikativer Diskurs analog zur Begriffsklärung (bei Ludwig Wittgenstein die Sprachphilosophie).
Mit dem Begriff ‚Diskursvermengung‘, auch ‚Diskursvermischung‘ genannt, kritisiert Schnädelbach, dass in der philosophischen Diskurspluralität und auch anderswo Diskurse vermengt werden und ihre Sachgehalte auf diese Weise an Geltung verlieren. Husserls Phänomenologie strebe „in Wahrheit Begriffsexplikation an […]. Also dann hat man eine »Vermengung« des deskriptiven mit dem explikativen Diskurs“; Schnädelbach nennt dies „ein Analyseinstrument, um eben die manchmal problematische Reichweite von bestimmten Argumentationen besser abschätzen zu können.“[12] Dies ist noch weiter ausbaufähig, aber auch kritikanfällig, wenn ich erwäge, dass die Newton’sche Himmelmechanik wie auch die Relativitätstheorie „Erklärungsbeschreibungen“ sind, die offenbar von Newton zu Einstein fluide sind – wie schon bei Platon wegen des Formats als Dialog.
Beurteilen – und Korrigieren mit Pluralität
Der „naturalistische Fehlschluss“ (G. E. Moore), den Schnädelbach der „Frankfurter Schule“ unterstellt, ist seines Erachtens die Vermengung des deskriptiven mit dem normativen Diskurs, weil praktische Sollens-Sätze nicht in wissenschaftlicher Weise aus Beschreibungen ableitbar sind. Normative Ableitungen haben wir somit ohne den Schutzmantel der Wissenschaft selbst zu verantworten. Ob nun zur Rolle der Geschlechter oder den Normen der Verfassung, ihre intersubjektive Geltung ist nicht natürlich gegeben, sondern wird positiv gesetzt in Diskussionen. Schnädelbach will sie gegenüber Habermas nicht überreguliert sehen, aber gegenüber Luhmann auch nicht ohne kritisches Engagement. Kritik und Demokratie dienen der stetigen Korrektur. Hierbei klärt uns Schnädelbach auf über unterschiedliche Codierungen bei einerseits Regeln sowie andererseits (den handlungs- und verhaltensregulierenden) Normen:
„Nur die Regeln, die die Differenz zwischen ›richtig‹ und ›falsch‹ »regeln«, sollten wir Normen nennen.“[13]
Implizite Regeln, denen wir folgen, wenn wir ein Getränk gut finden (Begriffs- bzw. Satzgebrauch), würden hingegen Grade der Erfüllung zulassen, denn sie sind, wie Schnädelbach zu diesem Zitat ausführt, nicht normativ, sondern evaluativ codiert als ‚gut‘, ‚besser‘ oder ‚schlechter‘ (Wertung) mit daran angelehnten Standards (dann Bewertung). Die Tatsache, ob es ein Getränk ist, ist ganz anders codiert mit ‚wahr/falsch‘ (Urteil). Fragen zu Werten seien entsprechend passend zu stellen, Werte seien nicht zu überhöhen, wenn wir wie Wittgenstein die Fallen der Sprache zu vermeiden suchen und lieber über das Evaluative unseren jeweiligen „Sinn“ schaffen wollen. Entscheidend ist offenbar nicht ein Wert („Pseudogegenstand“), beispielsweise ‚Aufklärung‘, sondern als Kantische Komponente das eigenständig kritische, auch situationsabhängige Werten und Urteilen (Prädikate). Daher ermöglichen moderne Gesellschaften ein konkretes Verständigen: statt mit Werten anhand demokratischer Regelwerke (Normen). Das Schnädelbach‘sche Korrektiv zum Korrektiv lautet dann „mehr Pluralität.“[14]
Wunschdenken
Seiner Katze, die ihm „vieles über die Menschen lehrte“, widmete er ein Buch.[15] Schnädelbachs gedanklicher Offenheit erneut zu begegnen, ist ein Wunsch vieler, die in seinen überaus gut besuchten Vorlesungen und Seminaren waren. Er begann seine akademischen Veranstaltungen stets pünktlich und stieg mit Tempo ein, mit hochgekrempeltem Hemd und Manuskript in der Hand, er legte aber auch Pausen ein und gab viel Raum für Dialog, Antworten, Fragen und kritische Nachfragen, in denen im vitalen Leben kein „Abgegoltenes“ ist, nur individuelle Endlichkeit der Wünsche. Sollten wir jetzt keine Wünsche mehr an ihn haben? Versöhnt man sich da nicht mit etwas Inakzeptablem? Was bleibt, ist die Erinnerung an seinen verständnisvollen und genialen Eigensinn, der jenen magischen Überschuss erst freizusetzen vermochte, der unser eigenes Selbstverhältnis bei Begegnungen mit ihm berührte. In diesem Selbstverhältnis schaut Herbert Schnädelbach als ein „für uns“ Lebendiger zu:
Freundlich Ja und Nein sagend, schimpfend, sanft, methodisch zweifelnd, augenzwinkernd und mit jenem Hunger, der uns ernst nimmt. Letzteres fand sich in seinem Zuhören und Sprechen, manchmal war es auch ein „Beckett‘sches Schweigen“ als ein sozialer Feinsinn gegen eine allzu bereite Öffentlichkeit des Verstehens. Er wusste, diese Bereitschaft ist nur das kognitive Produkt einer psychisch affektiven Bestätigung. Dem verweigerte er sich, denn er wusste zu sehr um die Existenz von Missverstehen im Verstehen wie zugleich um einen kompensierenden kognitiven Überschuss an reflexiver Sinnschärfe, der darin besteht, Nachsicht gegenüber Mehrdeutigkeiten zu üben. Wir könnten Schnädelbach ebenso gut einen individuellen Scharfsinn zuschreiben, aber im Kommunikationsparadigma ist „sozialer Sinn“ so universal wie bei Niklas Luhmann (aufbauend auf Husserl) und Pierre Bourdieu (vergleichend zu Kant), nunmehr ebenfalls einfühlsam angereichert mit einer diskursiv-sinnkritischen und epistemischen Schärfe.[16]
Schlussfolgern
Es folgt nun hieraus, wie schon in der antiken Rhetorik,[17] dass vermeintlich schwache Argumente oft mehr überzeugen als präzise, weil in den schwachen ein Zeitsinn steckt, der kommunikativ eine Schärfe, eine soziale Sinnschärfe erzeugt. Jeweilige Seminare waren für Herbert Schnädelbach hinreichender Beweis, denn die zur „Mystik der Schärfe“ erzeugende Nachsicht des Verstehens ist kein (epistemologisch) dritter Schritt im System Hegels, keine primäre Frage der individuellen Intelligenz, sondern (ontologisch) soziale Bereitschaft zur Irritation. Herbert Schnädelbach war sich nie sicher, ob man dazu auch immer bereit ist, aber er wusste – und das ist der Punkt, der ihn für viele Menschen, die ihn wahrgenommen haben, unvergesslich macht – dies: Wer nichts verschenkt, was ihm nahe ist, und wer auch nichts vom Anderen begehrt, als das Andere, als eine Möglichkeit von sich selbst, der versteht zu wenig das ihm aktuell bereits Mögliche.
Soziale Sinnschärfe gibt es nicht von der Stange, sondern eigentlich nur in den Momenten des offenen Miteinanders, so wie das Philosophieren nur im Gespräch mit sich und anderen lebt und weiterlebt. Die Logisch-semantische Propädeutik von Ernst Tugendhat und Ursula Wolf war 1998 in meinem ersten Seminar bei Schnädelbach die Textgrundlage, eine Lehrveranstaltung zu The Concept of Mind von Gilbert Ryle war die zweite bei ihm, parallel zur Vorlesung „Analytische und »postanalytische« Philosophie“. In ihr schlussfolgerte er: Nach der Analytischen Philosophie verbleibe nun die Wittgenstein‘sche Pflicht zur „grammatischen Aufklärung unserer philosophischen Redemittel“,[18] und zwar als pragmatische Sinnkritik sogar noch vor der Erkenntniskritik, also „Was kann ich verstehen?“ bevor man fragen kann „Was kann ich wissen?“.[19] Analytische Sortierungen und Weiterentwicklungen finden sich bei Quine, Davidson, Dworkin, Kripke, Hacker, … – „Das Gespräch geht weiter“,[20] zu gegebenen Anlässen auch mit dem genannten Buch von Schnädelbach, Reflexion und Diskurs. Fragen einer Logik der Philosophie (1977), welches nicht nur für Philosophieprofessoren weiterführend ist.
Politik bleibt Politik
In den Frankfurter Seminaren von Horkheimer, Cramer, Adorno und Liebrucks gewöhnte Schnädelbach sich an deren philosophische Erörterungen, die er erstmal „verstehen“ musste. Hierbei wurde er vom Sog der Kritischen Theorie miterfasst, inklusive der fatalen Stimmung des Wir-haben-Recht-und-die-anderen-haben-Unrecht, was sich aber für Schnädelbach erst mit Seminaren von Cramer und Liebrucks (etwa zu Hannah Arendt) und dann mit seiner Habilitation zum Positivismus langsam anders darstellte. Habermas hatte derweil die radikalisierte „Frankfurter Schule“ schlagartig und auch nachhaltig aufgebrochen, um sie zu transformieren, indem normative Grundlagen hermeneutisch geklärt werden, aus denen dann trotzdem eine kritische Gesellschaftstheorie folge, die für politische Fragen wissenschaftliche Entscheidungen biete. Aber gerade dazu rief sein späteres, durchaus kommunikativ aufklärendes Hauptwerk Theorie des kommunikativen Handelns eine sofortige, noch kritischere Stimme hervor, die Thomas A. McCarthy und andere in ihren Schriften nutzten, nämlich Schnädelbachs Rezension. Auch in der „Lebenswelt“, so Schnädelbach, bleibe das Individuum an Vorüberzeugungen gebunden. Dies ist auch später seine Auffassung geblieben:
„Ich beanspruche nicht mehr, dass mir die Wissenschaft sagen kann, was ich für normative Überzeugungen haben kann [bzw. haben soll].“[21]
Habermas hatte das „Moment von Unbedingtheit“ eingeräumt, „welches mit den kritisierbaren Geltungsansprüchen in die Bedingungen der Konsensbildungsprozesse eingebaut ist“.[22] Doch Schnädelbach sieht hier „prinzipiell nicht, wie ein rekonstruierendes Philosophieren […] dazu taugen soll, jenes »Moment von Unbedingtheit« bereitzustellen“, so dass „»normative Grundlagen« – auch mittels Praktischer Philosophie zwar analysierbar sind, aber eben – prinzipiell relativ bleiben.[23] Das gelte auch für ihren letzten großen Entwurf bei Hegel.[24] So habe sich im 20. Jahrhundert Max Weber im Vergleich zu Karl Marx durchsetzen können.[25] Im Sinne der Kantischen Endlichkeit der Vernunft – fern von Kant sprechen Psychologen eher von „bounded rationality” – vertritt Schnädelbach ja, der Begriff ‚Rationalität‘ reiche noch weiter als der der ‚Begründung‘, nicht nur „weil die Vernunft noch vieles andere kann als Warum-Fragen zu beantworten, sondern weil die Konzeptionen von Begründung […] ihrerseits auf ein Vorverständnis von Rationalität zurückverweisen, das viel zu komplex ist, als daß es durch ein Begründungskonzept allein vollständig ausgeschöpft werden könnte.“[26]
Dennoch kritisch und verbindlich
Schnädelbachs eigener sozialer Theorie gelingt der Spagat, einerseits nicht abzugleiten in den vernunftskeptischen Poststrukturalismus. Auch die interpretationsergiebige Dekonstruktion von Jacques Derrida müsse ja zu einem Punkt kommen und auch die analysestarke Systemtheorie eines Niklas Luhmann gewinne nur in Verbindung mit Kritik ihre praktische Relevanz. Andererseits gelangte Schnädelbach trotz und wegen seiner Hegel-Rezeption nicht mehr zurück zur überhöhten Gesellschaftstheorie seiner Lehrer Horkheimer und Adorno. Dennoch betrachtete er deren Element der Kritik als den Schlüssel, mit dem Kant zuvor der Philosoph der Moderne wurde, relativistische Positionen – bei diesem weniger konkret, aber generell – vermieden werden und Aufklärung erzeugt wird, auch aber nicht nur von Fachkollegen,[27] dann als Sprach-, Erkenntnis- und schließlich Gesellschaftskritik. Zusammengefasst: Zweifel ja, sogar methodisch, aber zugleich rational, nunmehr diskursiv rational, und dann mit ‚wahr/falsch‘ codierten Urteilen verbindlich positionieren.
So ergab sich eine „methodisch-rationale Gesprächsphilosophie“ als charakterisierender Term, und so erklären sich die starken Positionierungen Schnädelbachs, der als frommer Atheist in Reaktion auf die „7 Todsünden“ des Papstes Johannes Paul II. neben den „Segen des Christentums“ dessen „Fluch“ stellt und erläutert.[28] Akteure der Wissenschaft erinnert er oft an den Umstand, dass ihre Orientierung an gesicherten Erkenntnissen sie nicht davon entlastet, ihre „persönliche Urteilskraft“ zu nutzen für den Bedarf an sozialer Veränderung und Verantwortung. Auch Demokratie entwickelt sich mit Normen, die rechtspositivistisch gesetzt werden, und Aufklärung und Wissensfortschritt entwickeln sich mit dem Mut, Positionen zu beziehen und Thesen zu verteidigen, die fehlgehen können. Der Positivist Karl Popper lehrte Schnädelbach, dass das, was er weiß, nur so lange gewusst wird, wie die Überzeugung um dieses Wissen anhält (Wissen bedarf der Überzeugung). Wie Sokrates wird er nicht das zu wissen behaupten, was er nicht weiß oder sogar nicht wissen kann, aber wiederholtes Prüfen und das Risiko des Fehlgehens scheut der Weise nicht, um voranzukommen.
Im philosophischen Ruhestand: Russland und Ukraine
Am Ende seines Lebens nahm Schnädelbach die Endlichkeit in die Hand und erklärte 2002 schon vor seiner Abschiedsvorlesung, es gäbe neben der Philosophie auch noch anderes in der Welt zu erleben. So war er in seinen letzten 20 Jahren immer weniger in der Öffentlichkeit zu sehen. Es berührten ihn musikalische, spielfilmische und religiöse Themen, viele private Angelegenheiten und die Biografie von Max Weber, parallel dazu interessierten ihn philosophische Debatten, an denen er einst so leidenschaftlich teilnahm, immer weniger. Jüngst sah er noch seine zukünftigen philosophischen Filme als solche, deren Veröffentlichung noch folgen soll. Schnädelbach freute sich darüber und bezweifelte ernsthaft, ob seine Leistung besonders gewesen sei, es habe sich doch vieles auch ohne eigenes Zutun gefügt, eben angefangen damit, dass er seinen Lehrer Adorno gefunden habe, aber gar nicht gesucht.
Zudem hörte er sich nochmal an, was Habermas über seine Arbeit sagte: „Eine bewundernswerte Kraft der argumentativen Energie hat Herbert Schnädelbach zu einem der bedeutendsten philosophischen Köpfe der Gegenwart gemacht.“[29] Diesmal kein Kopfschütteln, nur Beckett’sches Schweigen und das Schwelgen in Erinnerungen. Draußen in der Welt tobt es derweil. Schnädelbach las Bücher zuletzt nur noch mit einem schwachen Auge, schreiben konnte er praktisch nicht mehr, aber eine Sache war es ihm noch wert zu sagen angesichts eines Krieges, den Putin zweifelsohne begonnen und autorisiert habe, und dessen großes Blutvergießen er längst hätte beenden können. Schnädelbach wollte dann unser gemeinsames Statement – „Ruhm und Ehre der Ukraine!“[30] – nicht missverstanden wissen als eine Aussage gegen die große russische Kultur, ihre Musik und Literatur, sondern als eine aktuell wichtige Solidaritätsbekundung mit den Menschen in der Ukraine.
Dampflokomotiven und ihr Aussterben
Wollten wir in die Zukunft sehen und dazu Anhaltspunkte aus der Vergangenheit heranziehen, müssten wir uns vergewissern, was ‚Geschichte‘ sei, so Schnädelbach. Das Verhältnis von Geschichte und Evolution war 1976 Thema einer Diskussion zwischen Habermas und Luhmann,[31] darauf aufbauend veränderte Schnädelbach den Fokus: Als zweite Stufe der Reflexivität sei Geschichte kulturelle Evolution.[32] „Schließlich gibt es rein »Kultürliches«, das sich nur evolutionär darstellen lässt: zum Beispiel die »Entwicklung« der Dampflokomotiven und ihr »Aussterben« oder die der Automobile, deren artmäßiges Verschwinden sich leider nicht voraussagen“ lasse.[33]
Die Frage sei dann, „woran wir uns bei der Steuerung der kulturellen Evolution orientieren sollen“.[34] Die Geschichte schweige nämlich zu dem, „was wir tun können und tun sollen“ (am Vergangenen zeige sich Handlungssinn, jedoch ohne definitiven Mitteilungssinn),[35] aber es bestehe – als Chance und auch als Last – „prinzipiell“ eine intentionale Steuerbarkeit kultureller Evolution mittels moralischer und politischer Überzeugung und Verantwortung. Wir können uns zwar nicht auf Gott, eine Vorhersehung oder einen Plan verlassen, aber Schnädelbach meint, der Verzicht auf Gott könne im Sinne seines Lehrers Horkheimer eine Solidarität unter den Menschen auslösen.[36] Zu einem sehr weiten Begriffssinn von ‚Religion‘, der aber in der Regel enger gefasst werde, gehöre ein von ihm geteiltes Vertrauen: Die Vernunft im Sinne von Kant begründe sich selbst.[37]
Epilog
Mit genussvollem Lächeln nutzte Schnädelbach bis zuletzt die Gabe, im Traume die Gesprächspartner zu finden, die er sich herbeiwünschte. Was er im wirklichen Leben zu sagen hatte, das meinte er am Ende gesagt zu haben. Dieser Philosoph war jemand, der das Leben in separaten Abschnitten kommen und gehen ließ, sich überraschen ließ, mit Dankbarkeit, mit Lachen, mit Weinen und mit Zuwendung. Er forcierte nichts, trat aber verbindlich auf, mit dem ihm eigenen Naturell. Die geführten Debatten verlieren ihre Kontexte, aber seine Schriften führen einen Widerstand dort fort, wo er Unrecht, Unwahrheit oder Verantwortungslosigkeit erkannte, sei es bei Andersdenkenden, Kritikern oder Freunden.[38] Am Grab können sie und seine Angehörigen neben Trauer auch ein Lächeln im Gesicht haben, Humor war ihm ein stetes Lebenselixier, getreu eines Valentin‘schen Ausspruchs, der diesmal, falls Schnädelbach uns verschmitzt über die Schulter schaut, seiner logisch-semantischen Überprüfung standhält:
„Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch!“
Fußnoten
- Herbert Schnädelbach, in: Jakob Bertzbach und Herbert Schnädelbach, Was weiß Philosophie? SH Milk Bowl 1.1, Youtube.com/@philosophieren, San Bruno, CA, 26.6.2023, Min. 23 f.
- Vgl. Herbert Marcuse, es gehe „in der kritischen Theorie nicht um das Ausmalen einer künftigen Welt“ (ders., „Philosophie und kritische Theorie“, 1937, in: ders., Kultur und Gesellschaft I, Frankfurt am Main 1965, S. 102–127, dort S. 125). Die Herstellung einer zukünftigen Gesellschaft war gleichwohl der ausdrückliche Anspruch, der von dieser Theorie beschrieben wurde mit Referenz auf Proletariat und Intellektuelle; gerade dadurch wurde aus einer „k“ritischen Theorie die „K“ritische Theorie.
- Vgl. Herbert Schnädelbach, in: Südwestrundfunk (SWR), Teleakademie, Was Philosophen wissen und was man von ihnen lernen kann, Vortrag aus dem Deutsch-Amerikanischen Institut am 24.11.2019, Minute 39. Dort amüsiert er sich mit ernstem Interesse über einen Ausspruch des „Münchener Philosophen Karl Valentin“ (Philosophen gibt es für Schnädelbach offensichtlich auch außerhalb ihrer Akademien), nämlich: „Mögen hätt‘ ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut“.
- Herbert Schnädelbach, Reflexion und Diskurs. Fragen einer Logik der Philosophie, Frankfurt am Main 1977; generell zur Einführung empfehlenswert: ders., Vernunft, Reihe: Grundwissen Philosophie, Stuttgart 2007; Letzteres ist ein Taschenbuch mit mehreren Thesen einer ihm eigenen Philosophie (1. Kapitel: „Kritik der Alltagsvernunft“).
- Herbert Schnädelbach, Georg Wilhelm Friedrich Hegel zur Einführung, Hamburg 1999; ders. (Hg.), Hegels Philosophie – Kommentare zu den Hauptwerken, 3 Bände, Frankfurt am Main 2000; ders., Hegels praktische Philosophie. Ein Kommentar der Texte in der Reihenfolge ihrer Entstehung, Frankfurt am Main 2000.
- Herbert Schnädelbach, in zahlreichen Sprachen, insb.: ders., Philosophie in Deutschland 1831–1933, Frankfurt am Main 1983; es berücksichtigt Schopenhauer, Nietzsche und viele andere orientiert an Themen wie Leben, Sein und Verstehen; ders., Kant. Eine Einführung, Leipzig 2005; ders., Was Philosophen wissen und was man von ihnen lernen kann, München 2012.
- Herbert Schnädelbach, in: Was weiß Philosophie? SH Milk Bowl 1.1, siehe FN 1, dort Min. 2. Habermas ist da ebenfalls viel strenger (siehe FN 9) und Luhmanns ‚Systemrationalität‘ bindet Rationalität ans jeweilige System, aber auch in ihnen wäre dann normativ bedeutsam ein Verständnis für diese Toleranz.
- Herbert Schnädelbach, „Rationalitätstypen“, damaliger Hauptartikel in: Ethik und Sozialwissenschaften. Streitforum für Erwägungskultur 9 (1998), 1, mit zahlreichen Reaktionen und einer Replik von Herbert Schnädelbach sowie auch dann in überarbeiteter Form in: Herbert Schnädelbach, Philosophie in der modernen Kultur. Vorträge und Abhandlungen 3, Frankfurt am Main 2000, S. 256–283.
- Vgl. Jürgen Habermas, Kommunikatives Handeln und Moralbewußtsein, Frankfurt am Main 1981, dort S. 97–99, mit Referenz auf Diskursregeln bei dem Juristen Robert Alexy.
- Vgl. Herbert Schnädelbach, Über Rationalität und Begründung, in: ders., Zur Rehabilitierung des animal rationale. Vorträge und Abhandlungen 2, Frankfurt am Main 1992, dort beispielsweise S. 76: „jede Grenze des Verfügens über das Regelverfügen wäre eine Rationalitätsschranke“.
- Herbert Schnädelbach, Das Gespräch der Philosophie. Berliner Abschiedsvorlesung, in: Analytische und postanalytische Philosophie. Vorträge und Abhandlungen 4, Frankfurt am Main 2004, , S. 334–352.
- Herbert Schnädelbach, in: Jakob Bertzbach und Herbert Schnädelbach, Erklären(d), beschreiben(d) oder sollen(d)? SH Milk Bowl 1.3, Youtube.com/@philosophieren, San Bruno, CA, 5.5.2024, Min. 11 f.
- Herbert Schnädelbach, Werte und Wertungen, in: Logos 7 (2001), Tübingen, erneut in: ders., Analytische und postanalytische Philosophie. Vorträge und Abhandlungen 4, Frankfurt am Main 2004, S. 256 f.
- Ebd. S. 255 f. und 264 f., dort: „moderne Gesellschaften vertragen mehr Pluralität“.
- Herbert Schnädelbach, Analytische und postanalytische Philosophie. Vorträge und Abhandlungen 4, Frankfurt am Main 2004, S. 4.
- Vgl. Pierre Bourdieu, Le sens pratique, Les Éditions de Minuit, Paris 1980; Niklas Luhmann, Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie, Frankfurt am Main 1987; ggf. auch George Herbert Mead, Mind, Self & Society: The definitive edition, Chicago, IL 1934; und Erving Goffman, The presentation of self in everyday life, Edinburgh 1959; dazu querlaufend Herbert Schnädelbach, neben ders., Reflexion und Diskurs (siehe FN 4), zum Beispiel auch: ders., Erkenntnistheorie zur Einführung, 2., korr. Aufl., Hamburg [2002] 2004, S. 10 f. mit einer einführenden Abklärung erkenntnistheoretischer Termini, die eben auch in sozialen Diskursen elementar sind.
- Sokrates, zuvörderst, mit seiner von Mut begleiteten Bescheidenheit über das eigene Wissen, in: Platon, Apologie, 22d., wobei er auch schon im ersten Satz seiner Rede den Richtern mit „ich weiß nicht“ kommt.
- Herbert Schnädelbach, Analytische und postanalytische Philosophie, S. 7.
- Ebd., S. 43.
- Herbert Schnädelbach, Das Gespräch der Philosophie, Vorlesung an der Humboldt-Universität, Abschiedsvorlesung vom 18. Juli 2002, Berlin 2003, wiederabgedruckt in: ders., Analytische und postanalytische Philosophie, S. 334–352.
- Herbert Schnädelbach, in: Jakob Bertzbach und Herbert Schnädelbach, Wie Gesellschaft kritisieren? SH Milk Bowl 1.2, Youtube.com/(at)philosophieren, San Bruno, CA, 26.10.2023, Min. 19 f.
- Jürgen Habermas, Theorie des kommunikativen Handelns, Bd. 2: Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft, Frankfurt am Main 1981, S. 586 ff.
- Herbert Schnädelbach, Transformation der kritischen Theorie. Zu Jürgen Habermas’ Theorie des kommunikativen Handelns, in: Philosophische Rundschau (1982) und in: Herbert Schnädelbach, Vernunft und Geschichte. Vorträge und Abhandlungen, Frankfurt am Main 1987, S. 258 f.
- Vgl. Herbert Schnädelbach, Hegels praktische Philosophie. Ein Kommentar der Texte in der Reihenfolge ihrer Entstehung, Frankfurt am Main 2000, S. 10: zur „letzten umfassenden Philosophia practica universalis unserer europäischen Tradition“. Die Betonung liegt hier auf ‚umfassenden‘, ist also nicht gegen Spätere wie etwa die englischsprachigen Bentham, Sidgwick, Moore, Scheler, McIntyre, Gewirth, Foot, Hare oder Rawls.
- Herbert Schnädelbach, in: Jakob Bertzbach und Herbert Schnädelbach, Wie Gesellschaft kritisieren? SH Milk Bowl 1.2, Min. 18 (in Min. 26 verweist er auf Aristoteles, indirekt im Sinne einer Durchsetzung gegen Platon).
- Herbert Schnädelbach, Zur Rehabilitierung des animal rationale. Vorträge und Abhandlungen 2, Frankfurt am Main 1992, S. 67.
- Hans Albert, Karl-Otto Apel, Jean-François Lyotard und weitere wie eben Jürgen Habermas: Marxisten bis hin zu Poststrukturalisten sind weiterhin aktuell: Es gilt, jeweilige Positionsabschnitte zu analysieren. Die größten Fortschritte sah Schnädelbach aber als fachfremde, wie etwa von Darwin, Einstein und Freud.
- Herbert Schnädelbach, „Der fromme Atheist“, „Der Fluch des Christentums. Die sieben Geburtsfehler einer altgewordenen Weltreligion. Eine kulturelle Bilanz nach 2000 Jahren“ und „Nachschrift 2009“, alle in: Religion in der modernen Welt, Frankfurt am Main 2009 (gewidmet: seinen Kritikern).
- Jürgen Habermas und Herbert Schnädelbach, in: Jakob A. Bertzbach, Kultur des rationalen Argumentierens, Jürgen Habermas, Herbert Schnädelbach 88 Happy Birthday 6.8.24, Youtube.com/@philosophieren, San Bruno, CA 2024.
- Jakob Bertzbach und Herbert Schnädelbach, Was zählt wirklich? Denke umsichtig, rede mit UN-Bezug! SH 1.3, 35‘: pro Ukraine, Youtube.com/@philosophieren, San Bruno, CA, 4. Posting, 12.11.2024.
- Niklas Luhmann, Evolution und Geschichte und Jürgen Habermas, Geschichte und Evolution, beide in: Geschichte und Gesellschaft (1976), 2.
- Herbert Schnädelbach, Geschichte als kulturelle Evolution, in: ders., Analytische und postanalytische Philosophie. Vorträge und Abhandlungen 4, Frankfurt am Main 2004, S. 282–307, siehe S. 283, FN 4 (umgearbeitete Version von Herbert Schnädelbach, Geschichte erzählen oder Geschichte machen? Noch einmal über den Sinn der Geschichte, in: Kultur•Handlung•Wissenschaft, Weilerswist-Metternich 2002).
- Ebd., S. 294; zuvor S. 286 f.: Man müsse mit Schopenhauer, Marx und Nietzsche einräumen, Handlungsabsicht und -erfolg stimmen im geschichtlichen Feld nicht selten überein, der Grund sei aber „nicht die Irrationalität des Handelns selber, sondern die Tatsache, daß wir viele sind und daß es deswegen viele sind, die in diesem Bereich rational zu handeln versuchen.“
- Ebd., S. 306.
- Herbert Schnädelbach, Geschichte als kulturelle Evolution, in: ders., Analytische und postanalytische Philosophie. Vorträge und Abhandlungen 4, Frankfurt am Main 2004, S. 282–307, siehe S. 307.
- Herbert Schnädelbach, in: Westdeutscher Rundfunk (WDR), Das philosophische Radio mit Herbert Schnädelbach, Köln, 29.8.2008.
- Ebd.
- Vgl. Oswald Schwemmer, in: Jakob Bertzbach und Herbert Schnädelbach, Erklären(d), beschreiben(d) oder sollen(d)? SH Milk Bowl 1.3, Youtube.com/@philosophieren, San Bruno, CA, 5.5.2024, 5. Min. Schwemmer sagt dort an Schnädelbach gerichtet: „Ihre Versuche gerade durch scharfe Charakterisierungen Verbindendes zwischen zunächst gegensätzlich erscheinenden Positionen erkennen zu lassen, haben Sie zu einem philosophischen Friedensstifter der besonderen, nämlich der unmöglichen und doch so notwendigen Art werden lassen.“
Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Jens Bisky, Stephanie Kappacher.
Kategorien: Erinnerung Kritische Theorie Philosophie Wissenschaft
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