Thomas Hoebel | Essay | 02.06.2022
Richtig zitieren
Machen wir es kurz. Um in eigenen Texten richtig zu zitieren, gibt es im Grunde nur zwei zentrale Regeln:
- Regel 1: Sie entscheiden sich für einen Zitierstil.
- Regel 2: Sie wenden diesen Zitierstil über den ganzen Text hinweg konsistent an.[1]
Das ist Ihnen jetzt doch zu kurz? Dann sollten Sie sich idealerweise noch mit den Funktionen von direkten und indirekten Zitaten auseinandersetzen. Denn es ist eine Selbstverständlichkeit, sich nicht mit fremden Federn zu schmücken und jeden Gedanken, den sie von einer anderen Autorin oder einem anderen Autor übernehmen, deutlich zu kennzeichnen!
Überlegen Sie jedoch genau, ob Sie den übernommenen Gedanken paraphrasieren oder wörtlich zitieren. Unsere Empfehlung ist, so viel wie möglich mit Paraphrasen zu arbeiten. Sie zeigen damit zum einen, dass Sie in der Lage sind, mehr oder weniger komplizierte Sachverhalte in eigenen Worten auszudrücken. Außerdem haben Sie dadurch eine Lernoption, indem Sie sich zwingen, komplizierte Gedanken eigenständig und nachvollziehbar für andere zu reformulieren.
Falls Sie ein direktes Zitat verwenden möchten, machen Sie sich bitte bewusst, ob es tatsächlich eine Funktion für Ihren Text hat – und wenn ja, welche. Wörtliche Wiedergaben sollten mindestens eine dieser fünf Funktionen haben:
- Sie präsentieren eine Textpassage, mit der Sie sich anschließend auseinandersetzen. Damit erleichtern Sie den Lesenden den Nachvollzug Ihres Gedankengangs.
- Sie belegen eine von Ihnen getroffene Aussage mit einer Stelle aus einem Quellen- oder einem Forschungstext.
- Sie referieren einen Text, um die Herkunft von Ideen, Ergebnissen, Überlegungen und Daten anzugeben, die weder von Ihnen selbst stammen können noch unbestrittenes Wissen bilden.
- Sie verwenden ein exponierendes Zitat und geben eine Textpassage wieder, weil es hier auf den exakten Wortlaut ankommt.
- Sie nutzen ein direktes Zitat autoritativ, das heißt, Sie zitieren eine anerkannte Arbeit, um sich selbst argumentativ zu entlasten. Verwenden Sie jedoch niemals ein autoritatives Zitat am Ende eines Absatzes, eines Kapitels oder eines ganzen Texts. Sie erwecken damit unter Umständen den Eindruck, dass Sie Ihren Argumentationsgang nicht in eigenen Worten abschließen können.[2]
Fußnoten
- Alle weiteren Informationen finden Sie im hervorragenden Leitfaden Zitieren und Bibliographieren [20.5.2022] des Seminars für Volkskunde / Europäische Ethnologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. In der Broschüre finden Sie auch Angaben zum angemessenen Umgang mit Online-Quellen.
- Thomas Forrer / Jürgen Spitzmüller, Zitate und Fußnoten [20.5.2022].
Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Wibke Liebhart.
Kategorien: Universität Wissenschaft
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