Dariuš Zifonun | Essay |

Die Fabrikation des Schlafs

Das Schlaflabor und die epistemischen Brüche der Schlafforschung

Ausgangspunkt dieses Essays ist die Verwunderung über den Erfolg der Schlafforschung im Allgemeinen und des Schlaflabors im Speziellen. Die Wissenschaft vom Schlaf war noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts quasi inexistent. Zwar nennt die Historiografie des Schlafs zahllose Vorläufer der Schlafforschung, allen voran Hippocrates und Aristoteles. Auch verweist sie darauf, dass schon seit der Antike ein medizinisches Interesse am Traum existiert und dass bereits im 19. Jahrhundert experimentelle Schlafstudien durchgeführt wurden. Den entscheidenden Bruch in der Geschichte der Beschäftigung mit dem Schlaf erkennt sie jedoch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als man sich der Physiologie des Schlafs und seiner biologischen Funktion zuwandte und den Schlaf ins Feld biomedizinischer Forschung integrierte.[1] Das erste Labor, Modell heutiger medizinischer Schlaflabore, wurde erst 1970 an der Stanford University eingerichtet, mittlerweile listet die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) allein für Deutschland mehr als 300 Schlaflabore. Die Unterscheidung zwischen Leicht-, Tief- und REM-Schlaf, die sich erst ab den 1950er-Jahren etablierte, gehört heute zum Allgemeinwissen. Die weltweiten Ausgaben für Produkte und Dienstleitungen, die der Schlafgesundheit dienen sollen – von Laboraufenthalten und Beatmungsmasken über Medikamente bis zu White Noise Geräten – lagen 2020 geschätzt bei 80 Milliarden Dollar.[2] Im Folgenden möchte ich einige mögliche Erklärung für diese erstaunliche Karriere der Schlafforschung Revue passieren lassen. Dabei wird sich zeigen, dass keine für sich allein zu befriedigen vermag, sie aber in der Gesamtschau ein Bild vermitteln von Logik, Struktur, Funktion und Pragmatik des wissenschaftlichen Schlafwissens. Auch werden so die epistemischen Brüche erkennbar, die das Feld durchziehen.

Entdeckung und Ernüchterung

Der Erfolg der Schlafforschung lässt sich als Geschichte wissenschaftlicher Entdeckungen erzählen. Mustergültig unternimmt dies Kenneth Miller in seinem Buch Mapping the Darkness. The Visionary Scientists who Unlocked the Mysteries of Sleep, in dem er die Biografien von vier „sleep explorers“ präsentiert.[3] Als Gründungsfigur führt Miller Nathaniel Kleitman ein, der mit seinem Höhlenexperiment in der Mammoth Cave in Kentucky die Grundlagen der modernen Schlafforschung gelegt und eines der einflussreichsten Bücher über Schlaf geschrieben habe. Kleitman erkannte demnach die Bedeutung der inneren Uhr für die Regulierung des Wach-Schlaf-Rhythmus und entdeckte die Abfolge verschiedener Schlafphasen. Kleitmans Schüler Eugene Aserinsky beschreibt Miller als Entdecker des REM-Schlafs und William Dement, ein weiterer Mitarbeiter Kleitmans, gilt ihm als ‚Vater der Schafmedizin‘, der das erwähnte Labor an der Stanford University gründete und die psychologische Bedeutung des Schlafs herausstellte. Mary Carskadon, ehemalige Assistentin von Dement, habe die Veränderung des Schlaf-Wach-Rhythmus im Jugendalter nachgewiesen und deren Ursache identifiziert.

Das Buch folgt einer unverdrossenen Fortschrittsrhetorik, in der es großen Männern und Frauen gelingt, Geheimnisse zu lüften, Unbekanntes zu entdecken und Licht ins Dunkel zu bringen. Miller schließt in seiner Darstellung an das Selbstverständnis der Schlafforschung als positiver Wissenschaft an. Der Wissenschaftler exploriert dem zufolge Tatsachen, die objektiv vorliegen und zu denen die Wissenschaft, im Gegensatz zum Laien, methodisch kontrolliert Zugang hat. Ergebnis ist, so Miller, das folgende gesicherte Wissen: Schlaf ist ein einmal täglich eintretender Zustand, der sich mit einer Wachphase abwechselt. Dieser Wechsel wird endogen durch eine ‚innere Uhr‘ gesteuert. Der Schlaf selbst weist unterschiedliche Phasen auf, die in der Nacht nach einem wiederkehrenden Muster auftreten. Abweichungen von dieser Schlafarchitektur sind als Störungen zu verstehen, die der individuellen Korrektur bedürfen. Heute kennt die Schlafforschung dutzende Schlafkrankheiten und zahlreiche Therapieformen. Neben dem menschlichen Schlaf wurde das Schlafverhalten unzähliger Tierarten erforscht.

Das Gegenstück zu Millers Geschichte wissenschaftlichen Erfolgs ist eine Erzählung über Enttäuschung und Ernüchterung. Zum einen scheinen viele Erkenntnisse der Schlafforschung lediglich Alltagserfahrungen zu bestätigen. So verweist der Begriff der Chronotypen auf die gebräuchliche Unterscheidung zwischen Morgen- und Abendmenschen. Bei anderen Ergebnissen stellt sich die Frage nach ihrer Reichweite.[4] Auch die gesellschaftlichen Folgen schlafwissenschaftlicher Expertise sind beschränkt: Appelle, vor dem Schlafen das Handy nicht mehr zu benutzen, und Initiativen zum späteren Schulbeginn sind nur bedingt erfolgreich. Daneben blühen zudem zahllose alternative Deutungsquellen des Schlafs, von tradierten Hausrezepten bis zu fernöstlichen Schlafphilosophien.

Vor allem jedoch ist die Schlafforschung selbst geprägt von dem Eingeständnis, dass ihre großen Fragen weiterhin ungeklärt sind und statt grundlegender Antworten immer neue Fragen auftauchen. Das betrifft zum einen die medizinische Schlafforschung: Keine der zahllosen Störungen, die heute anerkannt und im International Classification of Diseases (ICD) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) klassifiziert sind, ist heilbar, die verbreitetsten Krankheiten können nur schlecht, mit großem Aufwand oder nicht zufriedenstellend therapiert werden. Die enorme klinische Ausdifferenzierung von Schlafstörungen ist vermutlich weniger als Erfolg denn vielmehr als Anzeichen von Ratlosigkeit zu bewerten.[5] Zum einen liegt dem Klassifikationssystem nicht etwa ein einheitliches Prinzip zugrunde, stattdessen werden unterschiedliche Kriterien wie Ätiologie, Symptomatik und Verlauf herangezogen, um die Krankheiten zu bestimmen. Zum anderen herrscht auch in der Grundlagenforschung Ungewissheit: „Was Schlaf genau ist, wissen wir nicht“,[6] die evolutionäre Funktion des Schlafs ist unklar[7] und es existiert keine einheitliche Definition des Schlafs.[8] Wissenschaftsintern gibt es außerdem Kritik beispielsweise am Schlafphasenmodell und am Verfahren der Zuordnung von Schlafereignissen zu den einzelnen Phasen.[9]

Schlafforschung und die Kultur der Moderne

Den nunmehr etwas genauer fassbaren Erfolg der Schlafforschung will ich in einem weiteren Zugriff durch die Übereinstimmung der Schlafforschung mit kulturellen Imperativen von Wissenschaftlichkeit erklären. Dass trotz des vielfachen Scheiterns am Ziel der wissenschaftlichen Durchdringung des Schlafs festgehalten wird, hängt somit mit der Stabilität und Persistenz jener wissenschaftlichen Ideen zusammen, denen die Schlafforschung folgt. Gemeint sind damit die Prinzipien der Nummerierung und Quantifizierung, der Visualisierung sowie der Lokalisation und des Materialismus.

Nummerierung und Quantifizierung
Zahlen erlauben das Vereinen, Unterscheiden und Vergleichen von Gegenständen. Sie ermöglichen es, von deren vielfältigen Merkmalen und Kontexten zu abstrahieren und sie stattdessen zu klassifizieren. Zahlen machen es zudem möglich, die Gegenstände zu quantifizieren und dadurch Objektivität herzustellen.[10] Gegenstände zu nummerieren und zu quantifizieren, ist daher von elementarer Bedeutung für die modernen Wissenschaften, deren Ziel es ist, die Subjektivität menschlicher Beobachtung und Analyse zu überwinden und objektive Aussagen zu formulieren. Entsprechend verabschiedete sich die Schlafforschung von den persönlichen Erfahrungsberichten und unmittelbaren Beobachtungen, die in der Vergangenheit die Grundlage der Beschäftigung mit Schlaf gewesen waren, und wandte sich dem Schlaf der anderen[11] zu, der gerätetechnisch zugänglich wurde und die Form von Zahlenwissen annahm. Die Bedeutung der Quantifizierung für die Transformation des Schlafs in ein wissenschaftliches Objekt zeigt sich eindrücklich anhand der Polysomnografie (PSG). Mittels PSG werden im Schlaflabor die Schlafstadienanalyse und die Diagnose von Schlafkrankheiten vorgenommen. Das Verfahren kombiniert eine Reihe von Messtechniken, insbesondere EEG (an der Schädeldecke), EOG (an den Augen) und EMG (an Kinn und Beinen), aber zum Beispiel auch die Messung von Atemfluss (an der Nase) und von Atemanstrengung (an Brust und Bauch). Alle Bestandteile der PSG sind quantifiziert.[12] Als Alfred Loomis in den 1930er-Jahren in New York die Schlafphasen erstmalig mithilfe von EEG-Aufnahmen quantifizierte und dokumentierte, erlangte der Schlaf „objective existence for the first time“.[13] Schlaf war nunmehr keine subjektive Bewusstseinsleistung mehr, sondern ein mithilfe von Messgeräten beobachtbarer, in Zahlen transformierter Gegenstand.

Visualisierung
Der Erfolg der Schlafforschung gründet darüber hinaus in einer kulturell verbürgten Überzeugungskraft des Visuellen,[14] die sich auch die Wissenschaften zunutze machen. Regula Burri hat darauf hingewiesen, dass der „visual value, also die Eigenschaft von Bildern, Dinge sichtbar zu machen und gleichzeitig darzustellen, […] in der medizinischen Praxis eine zentrale Rolle“ spielt.[15] Die Grafen der PSG sind keine Abbildungen des Schlafs, sie machen vielmehr gerätetechnisch erhobene Messwerte sichtbar, indem sie die beim EEG gemessene Hirnaktivität in Form von Wellen visualisieren, die dann die Grundlage des Scorings bilden, bei dem jeweils 30-sekündige Zeiteinheiten (‚Epochen‘) einer Schlafphase zugeordnet werden. Eine andere in der Schlafmedizin gebräuchliche Visualisierung ist das Hynogramm, auch als Schlafkurve bezeichnet, es stellt die Abfolge der Schlafphasen in einer Nacht dar. Alle Messwerte der PSG sind hierin gebündelt. Die Schlafforschung macht sich dadurch die Überzeugungskraft des Visuellen zunutze. Die moderne Wissenschaftskultur hierarchisiert Wissensformen danach, wie gut sie Zugang zur Wahrheit verschaffen. Dabei rangieren Zahlen, da sie den Verstand ansprechen, ganz oben, während Bilder, da sie die Sinne ansprechen, ganz unten stehen, Texte liegen dazwischen. Grafen gelten in diesem Zusammenhang als „pictures of numbers“, die die „quantitative detection of activity“ erlauben.[16] Gefunden werden sollen so die „neural substrates of cognitive processes“.[17] Das Hypnogramm stellt den extrakorporalen Ort des Schlafs dar, mit dessen Hilfe die Schlafmedizin Autorität über den schlafenden Körper beanspruchen kann. Kein Organ, sondern der „temporalisierte Körper“[18] ist Objekt der Schlafmedizin.

Lokalisation und Materialismus
Die experimentelle Schlafforschung folgt zugleich der „doctrine of localization“.[19] Lokalisation heißt zunächst, dass wir Schlaf überhaupt als ortsgebundenes und damit körpergebundenes Geschehen erachten. Schlaf ist also kein temporaler Zustand eines (ungebundenen, freien) Geistes und er ist nicht die Zeit für den Traum als Reich der Freiheit. Ebenso wenig ist er etwas Überindividuelles, wird dem Einzelnen nicht von Gott, Engeln oder der Gesellschaft auferlegt. Die experimentelle Schlafforschung hat sich auf die Suche nach dem Ort des Schlafs begeben und diesen im Gehirn ausfindig gemacht. Sie folgt dem „Lokalisationsgedanken“[20] von Hirnforschung und Neurowissenschaften, die zur wesentlichen Inspiration der Schlafforschung wurden, und betont die Materialität des Schlafs, die J. Allan Hobson auf die Formel brachte: „Sleep is of the brain, by the brain and for the brain.“[21] Damit ist gesagt, dass der Schlaf im Gehirn verortet ist, durch Veränderungen in den Mustern der Hirnaktivität erzeugt wird, dem Funktionserhalt des Gehirns dient, seinen Ausgang im Gehirn hat und von dort aus den gesamten Körper erfasst. Wie sich gezeigt hat, gibt es mehrere Orte im Gehirn, die für unterschiedliche Teilaspekte der Schlafregulierung zuständig sind. Von besonderem Interesse ist dabei der suprachiasmatische Nukleus (SCN). Während die Neuronen im Mittel- und Hinterhirn das Umschalten zwischen REM-Schlaf und Nicht-REM-Schlaf steuern, sind die Neuronen des SCN für den circadianen Rhythmus zuständig, also für die circa 24-stündigen Einheiten, die sich durch einen Wechsel zwischen Schlaf- und Wachphase auszeichnen. Im SCN sitzt der die „master circadian clock“.[22] Sie synchronisiert die Vielzahl der peripheren ‚inneren Uhren‘, die die Regulierung des circa 24-Stunden-Rhythmus unterschiedlichster körperlicher Funktionen (u.a. Stoffwechsel, Blutdruck und Hormonproduktion) übernehmen. Die Schlafforschung orientiert sich damit an der neurowissenschaftlichen Neuerfindung des Gehirns, das als biologisches, auf molekularer Ebene zu untersuchendes Objekt erachtet wird und nicht länger als Sitz des Geistes und des (Unter-)Bewusstseins gilt.[23] Dies geschah in Abgrenzung zur zuvor vorherrschenden klassischen Psychologie und zur Psychoanalyse; beide hatten das Deutungsmonopol über den Geist für sich beansprucht und prägten die Schlafforschung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts .

Aber auch die kulturalistische Erklärung des Erfolgs der Schlafforschung weist Schwächen auf. Denn in diesem Paradigma sind Zahlen, Bilder und Dinge ‚nur‘ kulturelle Konstruktionen, wodurch den Naturwissenschaften, deren Erkenntnisse lediglich Zufall oder Magie sein könnten, ihre Erklärungskraft abgesprochen wird.[24] Im Folgenden sollen statt der kulturellen Bedingungen des Schlafwissenschaft die lokale Einbettung des Schlafs und deren Folgen diskutiert werden. Im experimentellen Labor erscheint der Schlaf als äußerst instabiler Untersuchungsgegenstand und als unscharfe Entität.

Schlaf als multiples epistemisches Ding der Verhaltensbiologie

Der Schafforschung ist es gelungen, sich als experimentelle Wissenschaft zu etablieren, indem sie den Schlaf zu einem epistemischen Ding erklärte. Epistemische Dinge sind nach Hans-Jörg Rheinberger dynamische, sich entwickelnde Entitäten.[25] Im Gegensatz zu klar definierten und als selbstverständlich erachteten technischen Dingen (Sensoren, Bildschirme, Kameras etc.) sind epistemische Dinge geradezu fragwürdige Einheiten, das heißt, sie befinden sich in einem Zustand der Offenheit, Unschärfe und Unbestimmtheit. Auf sie richtet sich unser wissenschaftliches Erkenntnisinteresse, sie werden beständig experimentell untersucht. Der Schlaf als epistemisches Ding provoziert kontinuierlich neue Forschungsfragen und treibt so den Prozess der Erkenntnisgewinnung voran. Mit den Grafen der PSG und dem Hynogramm wurden bereits Funktionsmodelle des Schlafs eingeführt, die im Schlaflabor produziert und interpretiert werden und die ihn immer wieder neu hervorbringen.

Versteht man Schlaf als Form des Verhaltens von Organismen, kann man die Forschungsfragen der Schlafforschung den vier Grundfragen der Ethologie zuordnen, die Nikolaas Tinbergen 1963 formuliert hat[26] und die als „a standard framework in the behavioral sciences“[27] gelten. Tinbergen unterscheidet zwischen Kausalität (Was sind die Mechanismen, die ein Verhalten – Einschlafen, Aufwachen – unmittelbar auslösen?), Funktion (Welchen Vorteil hat ein Verhalten für das Überleben eines Organismus?), Ontogenie (Wie verändert sich ein Verhalten im Verlauf des Lebens?) und Evolution (Wie ist ein Verhalten in der Entwicklungsgeschichte einer Art oder über verschiedene Arten hinweg entstanden und wie hat es sich verändert?).

Die Frage der Kausalität betrifft im Fall des Schlafs das Problem der Schlafregulierung, also welche Mechanismen lösen Beginn und Ende des Schlafs aus. Bezüglich des Nutzens des Schlafs experimentiert die Schlafforschung beispielsweise mit Schlafentzug, um aus den Funktionsverlusten, die bei mangelndem Schlaf einsetzen, Rückschlüsse auf die Funktion des Schlafs zu ziehen. Derzeit existieren drei konkurrierende Theorien, die die Funktion des Schlafs in der Zellerneuerung, im Einsparen von Energie oder in der Festigung des Gedächtnisses sehen.[28] Die sich im Laufe des Lebens kontinuierlich verändernden Schlafmuster (Ontogenie) werden sieben Lebensphasen zugeordnet.[29] Es geht unter anderem um die Verschiebung der Schlafphase im Tagesverlauf und um die Veränderung ihrer Länge sowie um die Veränderung der Länge einzelner Schlafstadien im Lebenslauf. Evolutionsgeschichtlich untersucht man die Anpassung des Schlafverhaltens und der Schlafstruktur an die Umweltbedingungen, in denen die unterschiedlichen Arten leben.

In der Forschung gibt es ständig Widersprüche zwischen etablierten und neuen Wissensständen. Dies provoziert neue Forschung, um das dort zutage getretene Erklärungsdefizit zu bearbeiten. Der Schlaf bleibt so als Gegenstand der Forschung in dauernder Bewegung. Allerdings wäre es falsch, wenn man den Schlaf ausschließlich für epistemisch unruhig hielte, dies ist er vor allem im experimentellen Speziallabor. Insbesondere im medizinischen Schlaflabor nimmt der Schlaf eine andere Form an.

Schlafwissen: Interessen und Diskurse

Die Schlafforschung im Sinne eines kohärenten Wissenschaftsfeldes gibt es nicht. Ihr Erfolg scheint geradezu eine Folge der Spannungen und Widersprüche zu sein. Insbesondere klinische und experimentelle Schlafforschung stehen in einem Spannungsverhältnis.[30] Während der Erfolg der experimentellen Forschung, wie gezeigt, darin liegt, den Schlaf als epistemisches Ding zu etablieren, wird der Schlaf im medizinischen Schlaflabor zu einem klar umrissenen Untersuchungsgegenstand, über den das oben zusammengefasste, als gesichert geltende Wissen existiert. Auf Basis dessen ließ und lässt sich, so die historische, soziologische und ethnologische Forschung, mit dem Schlaf zum einen erfolgreich Interessenpolitik betreiben, zum anderen ist er Teil machtvoller Diskurse.

Schlafmedizinische Interessenpolitik
Das wissenschaftliche Schlafwissen ist mittlerweile ein wichtiger Teil des medizinischen Feldes. So werden im neuen ICD-11 alle relevanten Diagnosen in einem eigenen Kapitel unter „Schlaf-Wach-Störungen“ zusammengefasst.[31] Diese Bündelung der in der Vorgängerversion noch verstreuten Symptome und Klassifikationen sind ein großer Schritt im Prozess der gesellschaftlichen Anerkennung der Schlafmedizin und des wissenschaftlichen Schlafwissens. Der Erfolg der Schlafmedizin fußt auf ihrer erfolgreichen Interessenvertretung, allen voran der American Academy of Sleep Medicine (AASM) und der Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM).

Eine wichtige Stütze dieses professionspolitischen Erfolges war wiederum die Vermittlung eines Krankheitsbildes mit zugehöriger Therapie: die Obstruktive Schlafapnoe (OSA). Eine Schwierigkeit der Schlafmedizin bestand nämlich lange Zeit darin, dass sie zwar mit der PSG über eine erfolgreiche Diagnosetechnologie verfügte, ihr zentrales Krankheitsbild, die Insomnie, sich jedoch als in vielerlei Hinsicht problematisch erwies. So galten Ein- und Durchschlafstörungen als „highly individualistic disorder“ und „difficult to clarify diagnostically“.[32] Zudem sah man die Insomnie als eine psychische Störung an, ihre medikamentöse Behandlung erachtete man wegen des hohen Suchtpotenzials, das man ihr zuschrieb, für kritisch. Ganz anders verhält es sich mit der OSA, einer Störung, bei der es durch eine Entspannung der Muskulatur im Rachenraum zu einem Verschluss der Atemwege kommt, was im Schlaf zu Atemaussetzern führt. Dadurch wird der Schlaf erheblich gestört, dies geht mit zahlreichen Folgeerkrankungen einher. Mithilfe der OSA-Diagnose und der Entwicklung von CPAP-Masken als therapeutische Geräte gelang es der Schlafmedizin, sich als eigenständiger medizinischer Tätigkeitsbereich zu installieren.

Machtvolle Diskurse
Referenzpunkte unterschiedlicher Machtachsen, die sich im Schlaflabor kreuzen, sind der menschliche Körper, dessen Leistungsfähigkeit und Krankheiten. Die schlafmedizinische Forschung war von Anfang an und ist bis heute nicht allein an Diagnose und Heilung interessiert, sie stand und steht immer wieder unter dem Einfluss militärischer Interessen, der Pharmaindustrie, von privaten Stiftungen oder allgemeiner gesagt: den Institutionen der industriellen Moderne und deren Zurichtungsinteressen. In diesem Lichte betrachtet, waren Nathaniel Kleitman und seine Kollegen nicht etwa Pioniere des wissenschaftlichen Fortschritts, sondern Produzenten eines für die Moderne nützlichen Wissens. Mit der Chronobiologisierung des Schlafs stand dieser der biomedizinischen Manipulation offen: Die Reduktion der Schlafzeit und deren fast beliebige Einpassung in Dienst- und Arbeitspläne schienen möglich. Neuere Entwicklungen in der Schlafforschung, die die individuelle Ausprägung von Schlafrhythmen und Schlafgewohnheiten betonen, spiegeln entsprechend gesellschaftliche Liberalisierungsprozesse.[33] In Anlehnung an Bruno Latour lässt sich argumentieren, dass der Schlaf im medizinischen Labor seine Naturhaftigkeit verlor und von einem matter of fact zu einem gesellschaftlichen matter of concern transformiert wurde.[34] Denn das medizinische Schlaflabor interessiert sich weniger für den Schlaf und dessen Objektivierung als für den Patienten und dessen Subjektivierung, sprich: Unterwerfung.

Ähnlich wirken wissenschaftliche Empfehlungen zur Schlafhygiene. Diese zielen nicht auf den im klinischen Sinne gestörten, sondern auf den problematischen Schlaf. Schlafhygiene umfasst ein Bündel an Alltagspraktiken und -regeln für besseren Schlaf,[35] dies verweist darauf, dass das medizinische Schlafwissen das Labor verlässt und in die Gesellschaft diffundiert.[36] Der erwähnte Erfolg der Schlafindustrie erscheint so als zweifelhafte Errungenschaft, denn medizinische Labore und auch das Schlaflabor sollen „in erster Linie Normalisierungsleistungen“[37] erbringen.

Mithilfe des Diskursmodells lässt sich der Erfolg des Schlaflabors genauer beschreiben. Allerdings ist zweifelhaft, wie prägend diese Diskurse tatsächlich sind. So steht beispielswiese das Sleep-Tracking im Verdacht, das Schlafverhalten standardisieren und optimieren zu wollen. Die Nutzungsweisen der (eigensinnigen) Akteure entsprechen allerdings wenig dem Bild vom unterworfenen Subjekt.[38] Zudem zeigt sich, dass die medizinische Schlafforschung von einer Objektivität des wissenschaftlichen Schlafwissens ausgeht und welche Folgen diese Deklaration hat. Unklar bleibt jedoch, wie der Schlaf überhaupt zum (vermeintlich) stabilen Objekt wird. Der Blick soll daher abschließend weg von den Diskursen und Machtkonstellationen der Schlafforschung und hin zur Eigenlogik des Labors und seiner Praktiken gehen.

Die Praxis des Schlaflabors

Die Laborforschung[39] interessiert sich dafür, wie „Untersuchungsobjekte aus ihrer ursprünglichen Existenzform gelöst und im Labor als Objekte neu konstituiert werden“.[40] Sobald sie wissenschaftliche Aufmerksamkeit bekommen, verändern sich die bis dato unhinterfragt als wirklich geltenden Alltagsobjekte.[41] Der Schlaf erscheint dann nicht mehr als passiver und unzugänglicher Zustand, sondern als strukturierter Prozess, der durch sich abwechselnde Arten und Niveaus der Hirnaktivität gekennzeichnet ist. Außerdem kann Schlaf aus wissenschaftlicher Perspektive vermessen, klassifiziert und gezielt manipuliert werden.[42]

Im Fall des Schlafs ist bei der Frage nach dem Wie seiner Herstellung zwischen dem experimentellen und dem medizinischen Labor zu unterscheiden. Im medizinischen Labor sind insbesondere die erwähnte Laborpraktik des Scoring und die Geräte der PSG von besonderem Interesse sowie die CPAP-Masken, die der Behandlung der OSA dienen. Außerdem ist zu beachten, dass und wie neben dem Schlaf auch der Patient praktisch hergestellt wird.

Doing Patient
Der Patient durchläuft im Schlaflabor eine Reihe von Stationen, an denen er zum Patienten gemacht wird. Die Statusveränderung von der Alltags- zur Patientenperson beginnt mit dem bürokratischen Aufnahmegespräch in der Klinik und der Anlage einer Patientenakte, setzt sich mit der medizinischen Anamnese fort, in der es um Körper und Gesundheit des Patienten geht, und schreitet über das Verkabeln zur Bio-Kalibrierung fort, in der die Funktionalität der Messgeräte geprüft wird. Darauf folgen die nächtliche Messung des Schlafs, ein Arzt-Patienten-Gespräch mit Befundbesprechung und Therapieplanung und zu guter Letzt die Entlassung aus der Klinik. Weder der Körper noch die Person sind konstitutive und vorgegebene Einheiten, sondern durch fortlaufende Interaktionen konstruierte Prozesseinheiten. Selbst in Situationen, die die Patienten auf ihren Körper zu reduzieren scheinen, werden Strategien eingesetzt, die die Zuweisung von Person-Sein aufrechterhalten.[43]

Objektivierung des Schlafs
Für die Objektwerdung des Schlafs ist das Scoring entscheidend, das medizinisch-technische Assistenten (MTA) im Anschluss an die nächtliche Schlafmessung am Computer durchführen. Dafür wird auf einem Bildschirm die gesamte polysomnografische Aufzeichnung in Form von untereinander angezeigten Grafen visuell zugänglich und in 30-sekündigen Abschnitten (den ‚Episoden‘) angezeigt. Der MTA wählt für jede Episode einen der fünf schlafwissenschaftlich unterschiedenen Zustände (NREM 1, 2, 3, REM, Wach) aus, sodass die Episode hinsichtlich des vorliegenden Schlafstadiums vereindeutigt wird. Ausgehend von der Vordiagnostik nimmt der MTA so Schritt für Schritt eine Subsumption des Einzelfalls – des Schlafpatienten – in die nosologische Klassifikation vor.[44] Im medizinischen Labor werden also keine Experimente vorgenommen und Patienten mit nicht diagnostizierbaren Symptomen werden in der Vordiagnostik aussortiert.[45] Das medizinische Labor stabilisiert so seinen Gegenstand und bringt den Schlaf als geklärtes Phänomen hervor.

Der Prozess der Herstellung des Schlafs lässt sich auch im experimentellen Labor beobachten. Exemplarisch zeigt dies der Übergang vom Pickwick-Syndrom zur Obstruktiven Schlafapnoe. Ersteres meinte eine exzessive Tagesschläfrigkeit, die man bei Menschen mit Adipositas beobachtete und ursächlich deren hohem Körpergewicht zuschrieb.[46] Dies änderte sich, als Pulmologen begannen, ihre Patienten im Schlaflabor untersuchen zu lassen, woraufhin man die Störung in den 1970er-Jahren neudefinierte, was in ihrer Umbenennung in Obstruktive Schlafapnoe endete. Die Erfindung der OSA verdankt sich einem Prozess, den Pickering als „interaktive Stabilisierung“ bezeichnet.[47] Diese umfasst Veränderungen im Bereich der verwendeten Theorien, der technischen Geräte, die zum Einsatz kommen, sowie der genutzten Daten. Im Fall der OSA vollzog sich ein Wechsel des technischen Settings (von der pulmologischen Abteilung ins Schlaflabor), des datafizierten Beobachtungsgegenstandes (in der PSG registrierte Atemaussetzer im Nachtschlaf statt hoher Kohlendioxidanteil im Blut) sowie der unabhängigen Variable in der Hypothese (Erschlaffung der Muskulatur im Rachen statt Fettleibigkeit verursacht niedrigen Sauerstoffanteil im Blut, was zu Aufweckreaktionen im Schlaf führt, die in Tagesschläfrigkeit münden). Die Ausgangsbeobachtung, die das Pickwick-Syndrom konstituierte – Tagesschläfrigkeit bei Menschen mit Adipositas –, wurde dabei zu einer von vielen negativen Folgen der OSA zurückgestuft. Damit schuf die Praxis des Schlaflabors ihren eigenen Gegenstand.

Schlussbemerkung

1981 erschien Karin Knorr-Cetinas epochale Studie The Manufacture of Knowledge. An Essay on the Constructivist and Contexual Nature of Science, die 1984 auf deutsch unter dem Titel Die Fabrikation von Erkenntnis. Zur Anthropologie der Naturwissenschaft veröffentlicht wurde. Ziel des Buches war es, „zu untersuchen, wie Naturerkenntnis am Ort wissenschaftlicher Forschung geschaffen wird“.[48] Dieses Essay griff den Buchtitel auf, um dabei gleichzeitig ein breiteres und ein engeres Erkenntnisinteresse zu verfolgen. Es ist begrenzter, da es hier nur um den Schlaf ging. Es ist insofern aber auch breiter, als der Text zwar im letzten Teil Knorr-Cetinas praxeologische Fährte aufnahm und sich den Laborpraktiken widmete, die den Schlaf zum Erkenntnisobjekt machen. Der Beitrag interessierte sich aber auch für die Frage, welche Aussagen über den wissenschaftlichen Schlaf möglich sind, wenn man dessen Herstellung anders theoretisiert: positivistisch, kulturtheoretisch, als epistemisches Ding, diskursanalytisch. Dabei hat sich gezeigt, dass die Schlafforschung von vielfältigen Unterscheidungen geprägt ist. In ihr überschneiden sich klinische und experimentelle Forschung, unzählige Forschungsfragen werden verfolgt, zahllose wissenschaftliche Disziplinen und Wissenschaftsfelder sind beteiligt genauso wie unterschiedliche medizinischen Teildisziplinen. Der Schlaf nimmt dabei zahlreiche Formen an.

Ziel des Beitrages war es, die epistemischen Brüche hervortreten zu lassen, die die Schlafforschung durchziehen und die den Erfolg des Schlafforschung nicht verhinderten. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob das Schlaflabor nicht ein Auslaufmodell darstellt. Vielleicht ist die Anerkennung der Schlafmedizin im ICD-11 ein letzter Höhepunkt der Schlafforschung als klinischer Disziplin, bevor ihr kostengünstige und immer leistungsfähigere Schlaf-Apps einen großen Teil der Arbeit abnehmen. Und möglicherweise geht die experimentelle Schlafforschung in den Neurowissenschaften und der Genforschung auf und verschwindet Mitte des 21. Jahrhunderts als eigenständiges Forschungsfeld so schnell, wie sie Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden ist.

  1. Kenton Kroker, The Sleep of Others and the Transformations of Sleep, Toronto 2007, S. 6; Steven W. Lockley / Russell G. Foster, Sleep. A Very Short Introduction, Oxford 2012, S. 4; Kenneth Miller, Mapping the Darkness. The Visionary Scientists who Unlocked the Mysteries of Sleep, New York 2023, S. 11.
  2. Miller, Mapping the Darkness, S. 8.
  3. Ebd., S. 11.
  4. In der historischen und ethnologischen Literatur wird etwa gefragt, ob der monophasische Schlaf tatsächlich einem natürlichen Schlafrhythmus entspricht oder doch eher ein Produkt moderner Lebensführung ist. A. Roger Ekirch, The Modernization of Western Slumber. Or, Does Insomnia Have a History?, in: Past & Present 226 (2015), 1, S. 149–192.
  5. Mike Jay, Zzzzzzz [26.5.2025], in: London Review of Books 46 (2024), 7.
  6. Tatjana Crönlein / Wolfgang Galetke / Peter Young, Schlafmedizin 1x1. Praxisorientiertes Basiswissen, Berlin 2020, S. 12.
  7. Lockley/Foster, Sleep, S. 40; Timothy H. Monk / David K. Welsh, The Role of Chronobiology in Sleep Disorders Medicine, in: Sleep Medicine Reviews 7 (2003), 6, S. 455–473, hier S. 456 f.
  8. Lockley/Foster, Sleep, S. 55.
  9. Anthony Kales und Allan Rechtschaffen, ein weiterer Schüler Kleitmans, entwickelten in den 1960er-Jahren die Methode des sogenannten Scorings. Deren „stereotyped classifications“ der Schlafphaseneinteilung sollten durch „accurate description of the true biological processes“ ersetzt werden. Sari-Leena Himanen / Joel Hasan, Limitations of Rechtschaffen and Kales, in: Sleep Medicine Reviews 4 (2000), 2, S. 149–167; hier S. 157. Die Unzufriedenheit mit dem Schlafmodell erweist sich damit als Unzufriedenheit mit der mangelnden Objektivität der bisherigen Forschung. Vgl. auch Rajeev Agarwal, Computer-Assisted Sleep Staging [26.5.2025], in: SLeepDT. Sleep Diagnosis and Therapy Journal 2 (2007).
  10. Wendy Nelson Espeland / Mitchell L. Stevens, A Sociology of Quantication, in: European Journal of Sociology 49 (2008), 3, S. 401–436; Theodore M. Porter, Making Things Quantitative, in: Science in Context 7 (1994), 3, S. 389-407.
  11. Kroker, The Sleep of Others and the Transformations of Sleep.
  12. Zum Beispiel wird im EEG die Hirnaktivität als elektrisches Signal konzeptualisiert, das eine Spannung (gemessen in Volt) und eine Frequenz (gemessen in Hertz) aufweist. So lassen sich ‚Hirnwellen‘ voneinander unterscheiden, die charakteristisch sind für unterschiedliche Schlafphasen. Oder der Atemfluss wird mithilfe eines Nasensensors gemessen, der die Temperatur der Atemluft misst (in Grad Celsius). Durch den gemessenen Temperaturunterschied wird zwischen Einatmen (kühlere Luft) und Ausatmen (wärmere Luft) unterschieden, was es ermöglicht, Atemstillstände zu entdecken. Deren Länge und Häufigkeit erlauben dann die Diagnose einer Obstruktiven Schlafapnoe (OSA).
  13. Kroker, The Sleep of Others and the Transformations of Sleep, S. 290.
  14. Chris Jenks, The Centrality of the Eye in Western Culture. An Introduction, in: Chris Jenksders. (Hg.), Visual Culture, London / New York 1995, S. 1–25.
  15. Regula Valérie Burri, Bilder als soziale Praxis. Grundlegungen einer Soziologie des Visuellen, in: Zeitschrift für Soziologie 37 (2008), 4, S. 342–358, hier S. 350.
  16. Anne Beaulieu, Images Are Not the (Only) Truth. Brain Mapping, Visual Knowledge, and Iconoclasm, in: Science, Technology, and Human Values 27 (2002), 1, 53–86., hier S. 57.
  17. Ebd., S. 70.
  18. Sebastian Weste, Temporalisierte Körper. Ethnografische Untersuchungen zur klinischen Schlafforschung, Masterarbeit, Universität Marburg 2025.
  19. Kroker, The Sleep of Others and the Transformations of Sleep, S. 264.
  20. Michael Hagner, Homo cerebralis. Der Wandel vom Seelenorgan zum Gehirn, Frankfurt am Main 2008, S. 21.
  21. J. Allan Hobson, Sleep Is of the Brain, by the Brain and for the Brain, in: Nature 437 (2005), S. 1254–1256.
  22. Lockley/Foster, Sleep, S. 30.
  23. Joelle M. Abi-Rached / Nikolas Rose, The Birth of the Neuromolecular Gaze, in: History of the Human Sciences 23 (2010), 1, S. 11–36.
  24. Zu diesem Anti-Objektivismus siehe Karin Knorr-Cetina, Die Fabrikation von Erkenntnis. Zur Anthropologie der Naturwissenschaft, Frankfurt am Main 1984, S. 18 ff.
  25. Hans-Jörg Rheinberger, Epistemische Dinge, in: Stefanie Samida / Manfred K. H. Eggert / Hans Peter Hahn (Hg.), Handbuch materielle Kultur. Bedeutungen, Konzepte, Disziplinen, Stuttgart/Weimar 2014, S. 193–197; Hans-Jörg Rheinberger, Über den Eigensinn epistemischer Dinge, in: Hans Peter Hahn (Hg.), Vom Eigensinn der Dinge. Für eine neue Perspektive auf die Welt des Materiellen, Berlin 2015, S. 147–162.
  26. Nikolaas Tinbergen schlug schon in seinem Aufsatz „On Aims and Methods of Ethology“ (in: Zeitschrift für Tierpsychologie 20 (1963), 4, S. 410-433, hier S. 432) vor, die Bezeichnung Ethologie durch Verhaltensbiologie zu ersetzen, was sich heute durchgesetzt hat. Michael Tomasello, Die Evolution des Handelns. Von den Eidechsen zum Menschen, übers. von Jürgen Schröder, Berlin 2024, S. 15.
  27. Vojtěch Hladký / Jan Havlíček, Was Tinbergen an Aristotelian? Comparison of Tinbergen’s Four Whys and Aristotle’s Four Causes, in: Human Ethology Bulletin 28 (2013), 4, S. 3–11, hier S. 3.
  28. Lockley/Foster, Sleep, Oxford 2012, S. 47 ff.
  29. Ebd., S. 56 ff.
  30. Hagner, Homo cerebralis, S. 23.
  31. Der ICD ist das wichtigste nosologische Klassifikationssystem, ihm kommt zentrale Bedeutung bei der Abrechnung und Kostenerstattung im Gesundheitswesen zu. Krankenkassen nutzen die Codes des ICD zur Beurteilung der Notwendigkeit einer medizinischen Leistung und machen die Kostenerstattung von der Zuordnung eines Codes abhängig. Ärzte verwenden ihrerseits die ICD-Codes, um Diagnosen zu codieren und Therapien zu rechtfertigen. Geoffrey M. Reed et al., Innovations and Changes in the ICD-11 Classification of Mental, Behavioural and Neurodevelopmental Disorders, in: World Psychiatry 18 (2019), 1, S. 3–19, hier S. 6.
  32. Kroker, The Sleep of Others and the Transformations of Sleep, S. 391 und S. 390.
  33. Hannah Ahlheim / Jonathan Holst, „Masters“ of Time. Chrono-Biologizing Sleep in the 20th Century [26.5.2025], in: Historical Social Research 48 (2023), 2, S. 63–90.
  34. Matthew Wolf-Meyer, Sleep, Signification and the Abstract Body of Allopathic Medicine, in: Body & Society 14 (2008), 4, S. 93–114.
  35. Rowan P. Ogeil / Mai-Tram Nguyen / Michael Savic /Dan I. Lubman, Assembling a ‚Good‘ and ‚Bad‘ Night’s Sleep. A Multifactorial Proposition [26.5.2025], in: Lifestyle Medicine 2 (2021), 4, e48, S. 1–9.
  36. Catherine Coveney / Michael Greaney / Eric L. Hsu / Robert Meadows / Simon J. Williams, Technosleep. Frontiers, Fictions, Futures, Cham 2023, S. 29
  37. Karin Knorr Cetina, Das naturwissenschaftliche Labor als Ort der „Verdichtung“ von Gesellschaft, in: Zeitschrift für Soziologie 17 (1988), 2, S. 85–101, hier S. 91.
  38. Nicole Zillien / Nico Wettmann / Frederik Peper, Sleep Experiments. Knowledge Production through Self-Tracking [26.5.2025], in: Historical Social Research 48 (2023), 2, S. 157–175.
  39. Bettina Heintz, Wissenschaft im Kontext. Neuere Entwicklungstendenzen der Wissenschaftssoziologie, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie. 45 (1993), 3, S. 528–552, hier: S. 541 ff.
  40. Knorr Cetina, Das naturwissenschaftliche Labor als Ort der ‚Verdichtung‘ von Gesellschaft, S. 87 f.
  41. Lorraine Daston, The Coming into Being of Scientific Objects, in: dies. (Hg.), Biographies of Scientific Objects, Chicago, IL 2000, S. 1–14.
  42. Ebd., S. 12.
  43. Dariuš Zifonun / Svenja Reinhardt / Sebastian Weste, Rescaling the Patient. The Diagnosis of Sleep-Related Problems in the Sleep Laboratory [26.5.2025], in: Historical Social Research 48 (2023), 2, S. 41–62.
  44. Nico Wettmann / Dariuš Zifonun, Soziotechnisches Modellieren. Zur temporalen Hervorbringung des Schlafs in Schlaflabor und Selbstvermessung, Manuskript Koblenz/Marburg 2025.
  45. Im experimentellen Labor wären diese Problemfälle von bevorzugtem Interesse.
  46. Tiago Moreira, Sleep, Health and the Dynamics of Biomedicine, in: Social Science & Medicine 63 (2006), 1, S. 54–63, hier S. 56.
  47. Heintz, Wissenschaft im Kontext, S. 541 ff.
  48. Knorr-Cetina, Die Fabrikation von Erkenntnis, S. 21.

Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Henriette Liebhart.

Kategorien: Gesundheit / Medizin Körper Methoden / Forschung Wissenschaft

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Dariuš Zifonun

Dariuš Zifonun, Dr. rer. soc., ist Professor für Soziologie mit den Schwerpunkten Sozialstrukturanalyse und Konfliktsoziologie an der Philipps-Universität Marburg.

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