Silke van Dyk, Hartmut Rosa | Interview | 30.06.2021
Nachgefragt beim Sonderforschungsbereich „Strukturwandel des Eigentums“
Fünf Fragen anlässlich der Eröffnungstagung, beantwortet von Silke van Dyk und Hartmut Rosa
Frau van Dyk, Herr Rosa, in ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen treten Phänomene rund um den Wandel von Eigentum und dessen Struktur in modernen Gesellschaften zutage – seien es wachsende soziale Ungleichheiten, Fragen in Bezug auf Urheberrechte und die Privatisierung öffentlicher Infrastrukturen oder Aspekte rund um Sharing Economy. Der Sonderforschungsbereich[1] hat sich zum Ziel gesetzt, diese vielfältigen Phänomene einer systematischen Analyse zu unterziehen, um die unterschiedlichen Entwicklungen zusammenzuführen, Zusammenhänge wie Wechselwirkungen aufzuzeigen, und eigentumstheoretisch einzuordnen. Mit welchem begrifflichen Werkzeug und welchen grundlegenden theoretischen oder methodologischen Hypothesen gehen Sie an die Arbeit?
Hartmut Rosa: Wir haben den Sonderforschungsbereich in Jena und Erfurt aus der Überzeugung heraus entwickelt, dass die Institution des Eigentums in ihren unterschiedlichsten Facetten ein Schlüsselthema für das Verständnis gegenwärtiger Gesellschaften ist, weil sich in ihr und um sie herum zentrale Entwicklungstendenzen und Konfliktfelder der Gegenwart bündeln. Unsere Ausgangsbeobachtung lautet, dass wir es mit zwei eng miteinander verknüpften, aber gegenläufigen Trends beziehungsweise Bewegungen zu tun haben: Auf der einen Seite hat nach 1989 die Institution des Privateigentums weltweit stark an Bedeutung gewonnen. Sie ist in vielen Hinsichten dominant geworden, wenn wir etwa an die Privatisierung von öffentlichen Einrichtungen, Dienstleistungen und Infrastrukturen denken. Auf der anderen Seite sehen wir eine wachsende Infragestellung und Herausforderung der sich herausbildenden Eigentumsordnung: erstens durch politische Widerstände, die sich gegen empfundene Ungerechtigkeiten oder gegen die Ineffizienz der Eigentumsverhältnisse bei der Lösung sozialer und politischer Probleme richten; zweitens durch neue technische Entwicklungen und Möglichkeiten, wobei vor allem Dynamiken der Wissens- und Bioökonomie bedeutsam sind, mit denen sich alternative Entwürfe von Gemeingütern, geteilter Nutzung und freiem Zugang verbinden; drittens und gleichsam inner-ökonomisch, durch wachstums- oder akkumulationshemmende Effekte der Eigentumsordnung, gerade wenn es um die Privatisierung und Einhegung von Wissen und Informationen geht. Zugespitzt formuliert diagnostizieren wir ein wachsendes Missverhältnis zwischen den klassischen Eigentumsformen und -rechten einerseits und neuen technologischen Möglichkeiten und soziokulturellen Nutzungsformen andererseits. Die Entwicklungen der Digitalisierung und der digitalen Ökonomie sind hier natürlich zentral.
Zugespitzt formuliert diagnostizieren wir ein wachsendes Missverhältnis zwischen den klassischen Eigentumsformen und -rechten einerseits und neuen technologischen Möglichkeiten und soziokulturellen Nutzungsformen andererseits.
Silke van Dyk: Unserem Eindruck nach sind die Sozialwissenschaften bislang aber nur unzureichend gewappnet, diese Dynamiken zu analysieren; wir konstatieren sogar eine tendenzielle ‚Eigentumsvergessenheit‘, insbesondere in der Soziologie. Eine so zentrale Institution wie die des Eigentums wird im Fach – von einigen frühen Ausnahmen abgesehen – als gesellschaftsfundierende Kategorie entweder stillschweigend vorausgesetzt oder ganz ausgeblendet, womit ich allerdings nicht gesagt haben möchte, dass sich natürlich brillante Einzelstudien zu verschiedenen Teilbereichen finden lassen. Selbstverständlich ist Eigentum in den klassischen Disziplinen des Rechts, der Ökonomie und der Philosophie ein zentrales Thema. Allerdings fehlt diesen Fächern in der Regel eine gesellschaftstheoretische oder integrative ‚Makro-‘ Perspektive, die es erlauben würde, den strukturellen und kulturellen Zusammenhang der ganz unterschiedlichen Phänomene zu untersuchen. Genau um solche Interdependenzen geht es uns aber.
Und da Sie nach unserem begrifflichen Werkzeug gefragt haben: Konzeptionell bestimmen wir Eigentum als die regulierte Verfügungsgewalt von Eigentumssubjekten (zumeist natürlichen Personen, Rechtspersonen oder Gemeinschaften) über Eigentumsobjekte, die in der Regel mit dem Ausschluss anderer einhergeht. Insofern regeln ganze Eigentumsordnungen dann die Beziehung der Verfügungsberechtigten zu ihren Gütern und bestimmen Schranken der Verfügbarkeit. Derartige Regulierungen sind beispielsweise im Arbeits- oder im Mietrecht mit Händen zu greifen. Für uns ist entscheidend, dass Eigentum nie ein bloßes Rechtsverhältnis von Individuen zu Dingen darstellt, vielmehr strukturiert es grundlegend das Verhältnis von Individuen zueinander sowie deren Selbst- und Weltverhältnisse.
Sie gehen von einem Strukturwandel des Eigentums und einem Strukturwandel durch Eigentum aus. Könnten Sie das genauer erläutern? Und wie schlägt sich der von Ihnen unterstellte Strukturwandel von Eigentum in dem Verhältnis von Eigentum und Freiheit nieder, auf das Sie in Ihrem Papier eher beiläufig zu sprechen kommen?
SvD: Ein Strukturwandel des Eigentums liegt aus unserer Sicht dann vor, wenn sich etablierte Eigentumssubjekte, -objekte und/oder -ordnungen grundlegend verändern – und zwar in einer disruptiven Weise, die über den Wandel in Permanenz hinausweist, der für kapitalistische Gesellschaften so oder so typisch ist. Solche Disruptionen lassen sich beobachten, wenn neue Eigentumsobjekte – etwa Finanzmarktprodukte wie Derivate – entstehen oder wenn natürliche Ressourcen wie der Wind oder die Meere plötzlich ökonomisch interessant und proprietär erschließbar werden. In Bezug auf Subjekte stellt sich natürlich sofort die Frage, wie Eigentum verteilt ist und welche Subjekte über Eigentumstitel verfügen. Und was Eigentumsordnungen betrifft, interessiert uns besonders, inwiefern die klassische Trias aus Privateigentum, öffentlichem und gemeinschaftlichem Eigentum in Bewegung gerät: Was bedeutet es zum Beispiel, wenn private Investor*innen zu Eigentümer*innen von Pflegeheimen oder Gefängnissen werden, wenn Mutterschaft zu einem Leihgut wird, Sharing Economies neue Profite versprechen, Verfügungsrechte über Wind reklamiert werden oder Commons und Gemeingüter die vormals öffentliche Daseinsvorsorge substituieren? Natürlich werden wir auch nach den Folgen der Corona-Pandemie fragen, nicht zuletzt nach den Wirkungen, die sich aus den Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus ergeben haben: Welche Effekte hat das umfassende Social Distancing zum Beispiel auf Sharing Economies? Könnte die Überlastung vieler Gesundheitssysteme zum Ausgangspunkt für eine Re-Vitalisierung öffentlicher Daseinsvorsorge werden? Was wird von der staatlichen Notfallwirtschaft mit ihren weitreichenden Eingriffen in private Verfügungsrechte nach der Krise eventuell noch fortexistieren?
HR: Dass aufgrund der Macht- und Verteilungswirkungen des im Wandel begriffenen Eigentums zugleich ein Strukturwandel durch Eigentum stattfindet, ist unsere Ausgangsvermutung. Wenn Eigentum eine konstituierende Institution moderner kapitalistischer Gesellschaften ist, ohne die andere soziale Grundstrukturen gar nicht möglich wären, bedingt sein Wandel notwendigerweise auch Veränderungen der institutionellen Ordnung, namentlich der Marktwirtschaft, der Demokratie und des Wohlfahrtsstaates. Zugleich werden wir die Auswirkungen dieses Strukturwandels auf die Sozialstruktur und die soziale Ungleichheit analysieren mitsamt ihrer Echos in den alltäglichen Praktiken und Deutungsmustern. Gerade in diesem Kontext treiben uns unterschiedliche Vermutungen um: dass sich zum Beispiel der Ding- und Weltbezug wandelt, wenn Menschen allenfalls zeitlich befristet über Güter verfügen; dass sich mit der Vermögenskonzentration in einer extrem wohlhabenden Bevölkerungsminorität die Familien- und Generationenbeziehungen verändern oder dass sich, ein nicht unbedeutender Punkt, in seinen lebensweltlichen Konsequenzen, in der digitalisierten Ökonomie ein neues Verständnis von Eigentum und Diebstahl entwickelt.
Während die Garantie des Privateigentums für das liberale Denken die Sicherung von Freiheitsrechten begründet und bestimmte Praktiken der Subjektivierung überhaupt erst ermöglicht, kodifiziert ebendiese Garantie für andere eine Herrschaftsordnung, die nicht selten durch gewaltsame Enteignung hergestellt wurde und durch Ausbeutung, Ungleichheit, Entfremdung und Freiheitsverlust charakterisiert ist.
Und was die von Ihnen angesprochene Frage nach dem Zusammenhang von Eigentum und Freiheit angeht, so ist dies sicherlich eine der umstrittensten Fragen, insbesondere im Hinblick auf das Privateigentum: Während die Garantie des Privateigentums für das liberale Denken die Sicherung von Freiheitsrechten begründet und bestimmte Praktiken der Subjektivierung überhaupt erst ermöglicht, kodifiziert ebendiese Garantie für andere eine Herrschaftsordnung, die nicht selten durch gewaltsame Enteignung hergestellt wurde und durch Ausbeutung, Ungleichheit, Entfremdung und Freiheitsverlust charakterisiert ist. Wir werden dem Zusammenhang sowohl konzeptionell als auch empirisch mit Blick auf unterschiedliche Kontexte und Eigentumsordnungen nachgehen, wobei wir uns intensiv sowohl mit aktuellen Konflikten als auch mit Alternativen zum Privateigentum befassen wollen.
Ob Diskussionen um Patente, Wohnraum oder Erbschaftssteuern – allein im deutschen Diskurs ist das Thema Eigentum virulent. Mit welchen aktuellen Entwicklungen und Konflikten befasst sich der Sonderforschungsbereich konkret im Rahmen seiner insgesamt 23 Teilprojekte? Gibt es instruktive Beispiele, die verdeutlichen, wie Ihre konfliktsoziologische Perspektive ins Spiel kommt?
HR: Sowohl die schiere Anzahl als auch die interdisziplinäre Bandbereite der Teilprojekte ermöglichen uns, ganz unterschiedliche aktuelle Entwicklungen und Dynamiken anzuschauen: Wie verändert sich die Welt, wenn Wohnraum zum Spekulationsobjekt wird? Was bedeutet es für das Eigentum an Unternehmen, wenn Beschäftigten Teilhaberechte garantiert werden? Wo geraten öffentliche Interessen und die Interessen von Privateigentümer*innen in Konflikt? Zum Beispiel im Spitzenfußball, wie eines der wirtschaftswissenschaftlichen Teilprojekte fragt. Wir untersuchen aber auch, wie sich bestehende Eigentumsverhältnisse, insbesondere die zunehmende Eigentumskonzentration, auf demokratische Prozesse auswirken, welche Bedeutung ökonomisches Eigentum für die Rekrutierung politischer Eliten hat oder wie sich industrielle Klassenkonflikte und die Auseinandersetzungen um das Privateigentum an Produktionsmitteln in Zeiten sozial-ökologischer Transformationen wandeln. Nicht zuletzt schauen wir in den privaten Bereich, analysieren die Verteilung von und die Verfügung über Eigentum in Paarhaushalten oder nehmen in den Blick, wie sich Eigentumsordnungen in einem alltäglichen doing property herausbilden und erhalten.
Und da Sie die Konflikthaftigkeit von Eigentumsverhältnissen angesprochen haben: Wir interessieren uns besonders für Bereiche, in denen Privateigentum fraglich und umkämpft ist, sei es aus ethischen, aus verteilungspolitischen oder praktischen Gründen. Hier geht es beispielsweise um das Eigentum an genetischen Ressourcen oder Konflikte um die Propertisierung traditionellen Wissens von indigenen Bevölkerungsgruppen, um die Frage, wem der eigene Körper gehört, oder um die Regulierung des Zugriffs auf globale Commons wie die Ozeane oder die Atmosphäre. Die Frage „Wem gehört der Wind?“ ist in Zeiten seiner zunehmenden energetischen Bedeutung ebenso virulent wie die zahlreichen Konflikte um geistiges Eigentum unter den Bedingungen der zunehmenden Digitalisierung der Lebenswelt. Zuletzt hat die Pandemie eindrücklich gezeigt, welche existenzielle Bedeutung der Frage zukommt, ob zentrale Aufgaben der sozialen Daseinsvorsorge – man denke insbesondere an das Gesundheitssystem oder die Altenpflege – in öffentlicher Verantwortung liegen oder entlang der Profitinteressen privater Eigentümer*innen organisiert sind.
SvD: Um diese aktuellen Dynamiken und Konflikte einbetten zu können, gibt es im SFB historische, philosophische, anthropologische und religionswissenschaftliche Projekte, die sich mit konzeptuellen Grundlagen von Eigentumsordnungen befassen und fragen: Was heißt ‚Eigentum‘ eigentlich in ökonomischen, juristischen, staatstheoretischen, philosophischen und anderen (etwa religiösen) Kontexten? Gibt es einen gemeinsamen Kern aller Eigentumsbegriffe und -deutungen, oder unterscheiden sie sich je nach fachlich-disziplinärem und gesellschaftlichem Kontext? Welche Grundformen und -muster von Eigentum haben sich mit welchen, in der westlichen Tradition wirksamen Triebkräften herausgebildet? Und welche wurden unter Umständen verdrängt? Wo haben Eigentumsarrangements alternative Formen sozialer Ordnung abgelöst, wo wirken frühere Muster (von patriarchaler Verfügungsgewalt über feudale Loyalität bis hin zur Leibeigenschaft) in modernen Eigentumsgesellschaften fort? Solcherart sind die Fragen, die uns im Sonderforschungsbereich bewegen.
Sie begegnen einem häufig aus eurozentristisch gestalteten Forschungsvorhaben resultierenden Bias, indem Sie Entwicklungen nicht nur in Europa und den USA, sondern auch in Südamerika, China und Indien berücksichtigen. Welche Phänomene, insbesondere mit Blick auf Alternativen zum Paradigma des Privateigentums, wollen Sie untersuchen?
SvD: Unser Ausgangspunkt ist, dass die Institution des Privateigentums durch Kolonialismus und Imperialismus, ökonomische Globalisierung und den Niedergang des Staatssozialismus weltweit durchgesetzt worden ist, allerdings mit erheblichen regionalen Variationen. Während der beschriebene Strukturwandel des Eigentums, so unsere Annahme, besonders in den frühindustrialisierten Ländern des globalen Nordens beobachtbar ist, dürfte er in wirtschaftlich zunehmend zentralen Ländern wie China, Indien, Brasilien oder den Staaten des ehemaligen Ostblocks einen anderen Verlauf nehmen, bedingt etwa durch eine bislang geringere beziehungsweise später erfolgte Etablierung von Privateigentum oder eine deutlich stärkere politische Steuerung. Formen des Staatseigentums und hybrider Eigentumskonstellationen in China sind für uns dabei ebenso interessant wie informelle Alltagsökonomien in den städtischen Slums Indiens, die nicht mit klassischen liberalen Eigentumskonzepten zu fassen sind. Für die Frage nach Alternativen zum Privateigentum (zum Beispiel in Form von Commons) ist die lange Tradition gemeinschaftlicher Nutzung von Ressourcen und Gütern ohne Eigentumstitel in indigenen Gesellschaften von großer Bedeutung, und natürlich werden wir uns auch mit (post-)sozialistischen Eigentumsverhältnissen in Osteuropa beschäftigen.
Wenn wir von Alternativen zum (Privat-)Eigentum sprechen, ist damit nicht gesagt, sie seien in jedem Fall normativ vorzuziehen; wir wollen vielmehr die (bestehende) Heterogenität von Eigentum in unterschiedlichen Kontexten sichtbar machen und die damit jeweils verbundenen Macht-, Verfügungs- und Ungleichheitsverhältnisse in den Blick nehmen.
Wenn wir von Alternativen zum (Privat-)Eigentum sprechen, ist damit nicht gesagt, sie seien in jedem Fall normativ vorzuziehen; wir wollen vielmehr die (bestehende) Heterogenität von Eigentum in unterschiedlichen Kontexten sichtbar machen und die damit jeweils verbundenen Macht-, Verfügungs- und Ungleichheitsverhältnisse in den Blick nehmen. Spannend ist dabei nicht zuletzt, dass die Eigentumsregime Europas und Nordamerikas ihrerseits zunehmend Veränderungsimpulsen aus anderen Weltteilen (namentlich aus China) ausgesetzt sind und in ihren globalen Verflechtungen (vom Medikamentenhandel bis zum Zugriff auf Biodiversität) neu verhandelt werden müssen.
Die im SFB thematisierten Konzepte, Methoden und Erkenntnisse sollen im Sinne einer Public Sociology nicht nur zwischen den beteiligten Disziplinen, sondern auch mit einer außeruniversitären Öffentlichkeit diskutiert werden. Wie soll dieses Vorhaben konkret umgesetzt werden?
HR: Die Idee einer Public Sociology hat in Jena schon Tradition; sie hat uns ja bereits im Forschungskolleg Postwachstumsgesellschaften animiert. Unsere leitende Voraussetzung lautet, dass sozialwissenschaftliches Wissen stets auch im Dialog mit Intellektuellen und Expert*innen aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Teilbereichen gewonnen und dort nicht nur erprobt wird, sondern sich auch bewähren muss. Um einen solchen Dialog zu ermöglichen, richten wir ein regelmäßig tagendes Transferforum ein, an dem (je nach Thema) Expert*innen aus der Politik, aus Rechtsinstitutionen, Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften, aus Umwelt- und Verbraucherschutz, aus Kirche und Medien etc., aber eben auch die Expert*innen des Alltags, also Menschen aus allen sozialen Schichten, beteiligt sein werden. Wir wollen insbesondere gesellschaftliche Akteure einbeziehen, die aktiv an der Neuaushandlung von Eigentum beteiligt sind – von der durch Mietpreise und Infrastrukturprobleme verschärften Frage „Wem gehört die Stadt?“ über die Frage nach alternativen Eigentumsformen in der Energiewende bis hin zur Frage nach dem geistigen Eigentum an Texten in einem System wissenschaftlichen Publizierens, das sich zunehmend auf Open Access und Open Science umstellt.
Ein solches Verständnis öffentlicher Forschung geht über einen unilateralen Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Gesellschaft hinaus, indem Räume für die Ko-Produktion von Wissen geschaffen werden: Solche Räume und die dort möglichen Begegnungen sollen uns einerseits Anschlüsse an sowie die Nutzung von nicht-wissenschaftlicher Expertise erlauben, aber umgekehrt auch im SFB gewonnene Erkenntnisse für die Lösung von in der Praxis drängenden Fragen nutzbar machen. Im Sinne einer Public Sociology forschen wir nicht zuletzt mit der Motivation, die Welt außerhalb der universitären Räume und Hallen zu erreichen, um mit Akteur*innen aus allen Gesellschaftsbereichen an Ideen und Konzepten für die notwendigen Veränderungen zusammenzuarbeiten.
Fußnoten
- Anm. der Redaktion: Als Sprecher*innen für den Sonderforschungsbereich fungieren Silke van Dyk, Hartmut Rosa und Tilman Reitz. Weitere Informationen zum SFB finden Sie hier.
Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Stephanie Kappacher.
Kategorien: Digitalisierung Kapitalismus / Postkapitalismus Soziale Ungleichheit Wirtschaft
Zur PDF-Datei dieses Artikels im Social Science Open Access Repository (SSOAR) der GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften gelangen Sie hier.
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