Oliver Römer | Essay |

Soziologische Aufklärung

Über Bücher, Lektoren und Verlage

„Die Enzyklopädie duldet – strenggenommen – überhaupt keine Auslassung.“

Diderot und d’Alembert[1]

Wissenschaftsgeschichte als Verlagsgeschichte

[2] Versteht man die Soziologie als eine öffentliche Wissenschaft, die in eine Art Dauergespräch mit sozialen Bewegungen verstrickt bleibt, stellt sich ganz unmittelbar die Frage, „wofür?“ und „für wen?“[3] genau Soziologie als öffentliche Soziologie zu betreiben sei. An welche Öffentlichkeit wendet sie sich überhaupt? Antworten verspricht ein Forschungsprogramm, das etwa vor einem halben Jahrhundert wohl noch fester Bestandteil der Literatursoziologie gewesen wäre, inzwischen aber längst in die Kultur-, Literatur-, Medien-, Buch- und Geschichtswissenschaften ausgelagert worden ist. In all diesen Disziplinen ist inzwischen ein verstärktes wissenschaftsgeschichtliches Interesse an der Erforschung von Verlagen und ihrer Geschichte zu beobachten, das Überschneidungen mit den Fragestellungen der öffentlichen Soziologie aufweist: Statt wissenschaftliche Disziplinen als weitgehend geschlossene diskursive Universen aufeinander bezogener Autorschaften zu verstehen, rückt eine „Geschichte der Rezeption“[4] in den Mittelpunkt, die historisch-gesellschaftliche Voraussetzungen und Aneignungsweisen wissenschaftlich-intellektueller Produkte thematisiert.

Ausgangspunkt hierfür ist die Erkenntnis, dass sich die Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit nicht nur gegenüber einer akademischen Gemeinschaft, sondern als Publikationen auch auf einem allgemeinen literarischen Markt zu bewähren haben. Von hoher Relevanz ist dies insbesondere für die verlegerische Situation im deutschsprachigen Raum, wo sich – anders als etwa in den USA und in Großbritannien – bereits im 19. Jahrhundert Universitätsverlage zu unternehmerisch betriebenen Wissenschafts- und Fachverlagen entwickelten.[5] Eine eindeutige Trennung von wissenschaftlichem und allgemeinem Buchmarkt kann damit weder für das 19. noch für das 20. Jahrhundert unterstellt werden. Vielmehr zielen unterschiedliche verlegerische Formate ganz bewusst auf Überschneidungszonen „fachmännischen und populären Wissens“[6] – angefangen vom bereits um die Jahrhundertwende weit verbreiteten Kulturbuch bis hin zum modernen wissenschaftlichen Taschenbuch.[7] Verlegerische Strategien vollziehen so nicht nur Entwicklungen in den Wissenschaften nach oder helfen dabei, wissenschaftliche Erkenntnisse zu ‚popularisieren‘. Vielmehr tragen sie aktiv zur Konstitution oder Auflösung (inter-)disziplinärer Grenz- und Binnenbeziehungen bei und regulieren überdies den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.

Betreibt man also – wie hier vorgeschlagen – eine Wissenschaftsgeschichtsschreibung unter verlegerischen Gesichtspunkten, dann ergibt sich eine folgenreiche Perspektivverschiebung für die bisher dominanten Formen der Selbsthistorisierung in den Geistes- und Sozialwissenschaften: Die unterschwellig dem romantischen ‚Geniegedanken‘ verhaftete Idee souveräner Autorschaft in den Wissenschaften findet sich infrage gestellt. Gerade das historische Selbstbild der Soziologie wird durch einen Kanon von ‚Klassikern‘ bestimmt, die in den Rang eines „epistemische[n] Individuum[s]“[8] erhoben und zu Verkörperungen der wissenschaftlichen Standards promoviert werden. Vergessen wird dabei in der Regel, dass die Genesis eines ‚Klassikers‘ stets das Resultat seiner (zeitgenössischen) Rezeption ist, die neben wissenschaftsimmanenten Entwicklungen in hohem Maße von verlegerischen Entscheidungen (z. B. Werk- und Gesamtausgaben) abhängt – „das Schicksal eines Autors“ ist und bleibt im Wesentlichen also „das seiner Werke“.[9]

Fragt man vor diesem Hintergrund nach einem Subjekt der Wissenschaftsentwicklung, stößt man unweigerlich auf ein komplexes Geflecht aus Lektoren, Verlegern und Herausgebern, die im Bewusstsein wissenschaftlicher Disziplinen nur wenig präsent sind. Sie treten faktisch als „Vermittler zwischen dem Autor und dem literarisch und wissenschaftlich gebildeten Publikum“[10] auf. Eine vergleichbar konstitutive Rolle spielt für die Faktenkonstruktion in den Naturwissenschaften das kulturabhängige, apparative Erkennen, das in den Science und Technology Studies adressiert wird.[11] Im modernen, arbeitsteiligen wissenschaftlichen Produktionsprozess sind die ‚Büchermacher‘ damit jene Schicht von „soziologischen Bauern und Arbeiter[n]“,[12] die aus der ‚offiziellen‘ Geschichtsschreibung wissenschaftlicher Disziplinen systematisch ausgeschlossen bleiben. Sie entgegen den eingespielten Praktiken ihrer Exklusion miteinzubeziehen, bedeutet folglich, die Historiografie von Wissenschaft für eine Kultur- und Sozialgeschichtsschreibung zu öffnen, die das für die öffentliche Soziologie zentrale Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft in den Mittelpunkt stellt.

Das westdeutsche Verlagswesen vor und um 1968

Rückt man die Frage nach verlegerischen Überschneidungszonen von Wissenschaft und Öffentlichkeit in den Mittelpunkt, dann erscheinen die 1960er-Jahre als eine Art „Sattelzeit“,[13] in der unterschiedliche, zum Teil widersprüchliche Entwicklungstendenzen zusammenliefen. Einerseits finden sich in dieser Phase bereits die historischen Anfänge jener Konzentrationstendenzen, die das wissenschaftliche Verlagswesen in Gestalt großer Publikationsplattformen (De Gruyter, Springer) gegenwärtig prägen.[14] Andererseits zeichneten sich gerade die 1960er-Jahre durch eine verlegerische Offenheit für neue literarische Genres aus, zu denen auch die Soziologie zu zählen ist.[15] Galt sie in der Weimarer Republik noch als Nebenfach und Bildungswissenschaft, die „keine praktischen gesellschaftlichen Interessen“[16] zu befriedigen vermag, so änderte sich diese Situation spätestens Anfang der 1960er-Jahre aus historisch und soziologisch nachvollziehbaren Gründen grundlegend.

Bereits in der direkten Folge des Zweiten Weltkriegs entstand ein „nachholende[s] Lesebedürfnis“,[17] das zunächst von größtenteils unter alliierter Schirmherrschaft herausgegebenen kulturpolitischen Zeitschriften,[18] schließlich von günstigen Paperback-Ausgaben wissenschaftlicher, politischer und literarischer Beiträge zum Zeitgeschehen gedeckt wurde. Auf diesem Wege sollten insbesondere die „Interessen bildungsbeflissener und aufstiegsorientierter Menschen mit schmaler Geldbörse“[19] befriedigt werden. Das Verlangen nach Information und politisch-moralischer Orientierung ist dabei als eine Reaktion auf die kulturellen Mangelerscheinungen in Folge des Nationalsozialismus zu deuten, die mit dem erzwungenen Exil der meisten bedeutenden Intellektuellen und Wissenschaftler sowie dem hiermit verbundenen Funktionsverlust der deutschen Universität als Ort bürgerlicher Bildung korrespondierten. Die Krise der nach dem Zweiten Weltkrieg zwar wieder schnell eröffneten, aber zu einem Ort der Bildungsdisziplin mit „unpolitische[r] und konservative[r] Grundstimmung“[20] mutierten Hochschulen manifestierte sich im Misstrauen gegenüber etablierten und traditionell ‚sinnstiftenden‘ Disziplinen wie Philosophie oder Theologie. Konnte diese Skepsis in den ersten Nachkriegsjahren mit neuen literarischen und philosophischen Moden wie dem aus Frankreich ‚importierten‘ und für die deutschen Verhältnisse zurechtgeschnittenen Existenzialismus noch phasenweise kaschiert werden, wurde spätestens in den 1950er-Jahren deutlich, dass eine Entschlüsselung des „gesellschaftlichen Charakter[s] der Konfliktlagen“[21] der westdeutschen Nachkriegswirklichkeit so kaum zu leisten war: Weder auf die damals intensiv erörterte deutsche ‚Schuldfrage‘ noch auf die alltäglichen Probleme einer von den unmittelbaren Kriegsfolgen gezeichneten Gesellschaft wurden befriedigende Antworten gegeben. Und genau diese Situation lieferte der Soziologie, die spätestens in den 1950er-Jahren sowohl im kulturkritischen Feuilleton als auch an den Hochschulen allmählich Fuß fassen konnte, ihre historische Chance.

Zu einer nachhaltigen Institutionalisierung an westdeutschen Hochschulen kam es allerdings erst im Zuge der Bildungsexpansion der 1960er-Jahre. Die damaligen Hochschulreformen stellten die Hierarchie und die Struktur der an den Universitäten vertretenen Fächer endgültig infrage und öffneten sie für Trends, die in Publikumsverlagen zum Teil bereits angekommen waren: Soziologie, Linguistik, Marxismus, Strukturalismus und Psychoanalyse, seit den 1970er-Jahren auch Kybernetik und Systemtheorie wirbelten in der Folge das Tableau der traditionellen Geisteswissenschaften gleich mehrfach durcheinander. Umgekehrt eröffnete der Ausbau der Hochschulen zu „Massenuniversitäten“[22] zusehends einen neuen Markt für wissenschaftliche Einführungen, Handbücher, Seminarreader, wissenschaftliche Text- und Taschenbücher mit nun teilweise hohen fünfstelligen Auflagezahlen.

Die Gründung von Reformuniversitäten und Fachbereichen, verbunden mit einem bis heute einzigartigen Ausbau der Sozialwissenschaften, korrespondierte also mit einer Neuordnung von Disziplingrenzen und Schwerpunktsetzungen im Verlagswesen, die für mindestens noch eine weitere gesellschaftliche Entwicklungstendenz in der jungen Bundesrepublik von Bedeutung war. Die zentralen Lektoratsposten der wichtigen westdeutschen Publikumsverlage wurden vielfach mit jungen linken, zum Teil marxistisch orientierten Intellektuellen besetzt. Mit Günther Busch (Suhrkamp), Walter Boehlich (Suhrkamp), Fritz J. Raddatz (Rowohlt) und Frank Benseler (Luchterhand) tauchten seit den späten 1950er-Jahren Namen an neuralgischen Punkten des westdeutschen Verlagswesens auf, die wenig später auch im Zusammenhang der außerparlamentarischen Opposition ein Begriff werden sollten.[23] Dass sie ihre berufliche Existenz in Verlagen fanden, ist kein Zufall gewesen: Ihre akademischen Karriereaussichten waren angesichts der personellen Engpässe an den Hochschulen verschwindend gering. Das Verbot der KPD, das Bad Godesberger Programm der SPD und der Ausschluss des SDS aus der Partei besiegelten ferner die politische Heimatlosigkeit einer ganzen Generation junger „nonkonformistischer Intellektueller“[24] und erschwerten deren berufliche Laufbahn im Rahmen von politischen Parteien und Gewerkschaften erheblich.[25] Mit dem Ausweichen auf die von direktem staatlich-politischem Einfluss relativ unabhängigen Kulturapparate begann – streng genommen – jener „lange Marsch durch die Institutionen“,[26] der insgesamt kennzeichnend werden sollte für das außerparlamentarische Wirken der ‚Neuen Linken‘ in der Bundesrepublik.[27] Das in Teilen progressive Verlagswesen, in dem eine grundlegende Offenheit für neue literarische Strömungen und Orientierungen (wie etwa die Gruppe 47) sowie neue verlegerische Formen (Taschenbuch, neue literarische und wissenschaftliche Zeitschriftenformate) vorherrschte, avancierte zu einem zentralen Schauplatz linker intellektueller Praxis. Die wohlwollende Schirmherrschaft einer älteren Generation liberaler Verleger wie Siegfried Unseld (Suhrkamp), Gottfried Fischer-Behrmann (S. Fischer), Heinrich Ledig-Rowohlt (Rowohlt) oder Eduard Reifferscheid (Luchterhand) ermöglichte bereits auf dem Höhepunkt der gesellschaftspolitischen ‚Restauration‘ der Adenauer-Regierung literarische und politische Experimente. Zweifelsohne bereitete dieses Verlagswesen jenen geistigen Nährboden, auf dem Hochschulprotestbewegung und außerparlamentarische Opposition überhaupt erst gedeihen konnten.

Wird die Epochenzäsur ‚1968‘ inzwischen mit einer ‚exzessiven‘ Kultur des Lesens[28] identifiziert, erscheint es einleuchtend, die Wurzeln dieser ‚lesenden Revolte‘ im aufbrechenden Verlagswesen der Bundesrepublik zu suchen. Die mit der westdeutschen Studentenbewegung untrennbar verbundene Wiederentdeckung und Neuerschließung von durch den Nationalsozialismus unterbrochenen oder vertriebenen intellektuellen Traditionen (beispielsweise der frühen kritischen Theorie) sorgte nicht zuletzt für eine Aufwertung der Soziologie zum nahezu exklusiven Medium der Kultur- und Sozialkritik sowie des öffentlich-intellektuellen Engagements.

Lektoren und Verleger als Produzenten öffentlicher Wissenschaft

Versucht man den Beitrag zu ermessen, den das Verlagswesen zur Konstitution der Geistes- und Sozialwissenschaften in der Bundesrepublik geleistet hat, so sind die in den 1950er-Jahren in Mode gekommenen Taschenbuchreihenformate ein guter Indikator. Bereits in der ersten Hälfte dieses Jahrzehnts wurden die Deutsche Enzyklopädie des Rowohlt-Verlages (rde) und die vom S. Fischer-Verlag verantwortete Serie Bücher des Wissens ins Leben gerufen. Dass beide Reihen jeweils mit dem Anspruch antraten, eine Enzyklopädie des Wissens zur Verfügung zu stellen, erklärt sich nicht zuletzt aus der bereits erwähnten Krise der Universitäten und der Geisteswissenschaften in der Nachkriegszeit. Die systematische Sammlung und Erfassung von gegenwärtig (noch) relevantem Wissen versprachen Halt und Orientierung in einer Zeit, welche die bereits in der ersten Jahrhunderthälfte ins Rutschen geratenen Gewissheiten des deutschen Bildungsbürgertums endgültig erschütterte.

In der Form der Enzyklopädie reflektierte sich einerseits ein Rückgriff auf eine bewährte Methode wissenschaftlicher Sammlung, die „seit Beginn des Buchdrucks ein Hauptgeschäft für Autoren und Verleger, Zeichner und Stecher“[29] war. Andererseits sind gerade die Fischer- und die Rowohlt-Enzyklopädien Paradebeispiele für die vorsichtige Annäherung eines in seinem Selbstverständnis immer noch bildungsbürgerlich orientierten Verlagswesens an ein neues ‚Massenpublikum‘ für literarische Produkte, das sich durch die Taschenbuchproduktion nach amerikanischem Vorbild konstituierte. Mit der Neuvermessung wissenschaftlicher Disziplinen verband sich auch eine Restrukturierung von Resorts und Arbeitsteilungsformen in den großen Publikumsverlagen. Die Suche nach neuen Absatzchancen brachte neue literarische Genres und Formate hervor. Insofern sie einen Publikumserfolg garantierten, verband sich wenigstens für eine gewisse Zeit das kommerzielle Interesse von Publikumsverlagen mit dem kulturpolitischen Engagement liberaler Verleger und linker Lektoren. Das in hoher Auflage rasch produzierte Taschenbuch ersetzte die in der Spätphase der Weimarer Republik und in der unmittelbaren Nachkriegszeit verbreitete Broschüre binnen weniger Jahre fast völlig, weil es gelang, im Medium des Taschenbuchs zu außerordentlich günstigen Konditionen wissenschaftliche und literarische Beiträge zum Zeitgeschehen zu versammeln.[30] Damit veränderte sich zugleich die Funktion der Enzyklopädie: Entgegen der auf geistige Orientierung und Konservierung von klassischem Bildungswissen bedachten Enzyklopädien der unmittelbaren Nachkriegszeit näherte sie sich mehr und mehr der kritischen Stoßrichtung der französischen Enzyklopädisten des 18. Jahrhunderts an.

Bestes Beispiel hierfür ist die zwischen 1963 und 1979 unter Leitung von Günther Busch in insgesamt 1000 Bänden aufgelegte edition suhrkamp (es). Mit einem günstigen Preis von anfangs 3 DM pro Band und dem regelmäßigen Erscheinen von insgesamt vier auflagenstarken Bänden pro Monat zielte die es von Beginn an auf ein Lesepublikum, das unter anderem durch die Fischer- und Rowohlt-Enzyklopädien bereits an das Taschenbuch gewöhnt war. Der Versuch, sich optisch von anderen Reihen dieses Formats mit einer streng sachlich gehaltenen Aufmachung zu unterscheiden, die erst in der chronologischen Aneinanderreihung der einzelnen Bände ihr buntes Regenbogendesign offenbart, entpuppt sich rückblickend nicht nur als ein kluger Marketingschachzug: Die in der es versammelten Beiträge grenzten sich in ihrer politischen Stoßrichtung auch inhaltlich von den auf bürgerliche Selbstbesinnung ausgelegten Bände der rde-Reihe klar ab. Die Bücher versprachen eine „Aufklärung über gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge“,[31] deren Fundament die Soziologie lieferte.

Gleichwohl zeichnete sich die edition suhrkamp dadurch aus, dass sie literarische, geistes- und sozialwissenschaftliche Beiträge zum Zeitgeschehen gleichgewichtig versammelte. Wenn es eine große Leistung der französischen Enzyklopädisten gewesen war, auf die Wertigkeit von handwerklichen und technischen Errungenschaften gegenüber den sich immer stärker ausdifferenzierenden Wissenschaften hingewiesen zu haben, so stellte die es insofern den „Versuch einer Enzyklopädie moderner Aufklärung“[32] dar, als sie im Gegensatz zur rde-Reihe und zur Fischer-Enzyklopädie die Disziplingrenzen innerhalb der Geistes- und Sozialwissenschaften sowie die Trennung von Literatur und Wissenschaft nicht nur rekonstruierte, sondern zugleich in Gestalt einer elaborierten Zeitkritik aus ihren Angeln hob. Dass die Reihe einen regelrechten „Sog der Theoretisierung“[33] entfaltete, ist nur im Hinblick auf die westdeutsche Studentenbewegung zu verstehen, die sich – unter anderem angeregt von der es – in offensiver politischer Weise kritisch auf die universitäre und gesellschaftliche Wirklichkeit der Bundesrepublik zu beziehen begann. Theorie, spätestens durch die ebenfalls vom Suhrkamp-Verlag seit Anfang der 1970er verantworteten Reihen Theorie I und Theorie II in den Rang eines eigenen literarischen Genres erhoben, kann also tatsächlich als ein „Taschenbuchphänomen“[34] dechiffriert werden, das sich neben und gegen den Kanon der Geisteswissenschaften in und außerhalb westdeutscher Universitäten zur Geltung brachte.

Falsch verstandene Professionalisierung? Die Entwicklung der deutschsprachigen Soziologie im Spiegel des Verlagswesens

Die Tätigkeit von Verlegern und Lektoren muss als ein wichtiger Beitrag zur Institutionalisierung, Transformation sowie zur gesellschaftlichen Vermittlung der Geistes- und Sozialwissenschaften in der Bundesrepublik begriffen werden. Die in der historischen Rückschau oftmals beschworene „Suhrkamp-Kultur“ (Georges Steiner) wurde durch eine in mehreren Publikumsverlagen wirksame Allianz von Wissenschaft, intellektueller Kultur und politischer Öffentlichkeit getragen, in der die Soziologie eine zentrale Rolle spielte. Dass etwa der Luchterhand-Verlag schon im Jahre 1957 ein eigenständiges soziologisches Lektorat einführte, war Ausdruck jener kulturpolitischen Sprengkraft, die unter anderem der Verleger Eduard Reifferscheid jener neuen Wissenschaft beimaß. So übernahm die Buchreihe Soziologische Texte (ST) – verantwortet vom Luchterhand-Lektor Frank Benseler und zwischen 1959 und 1976 von Friedrich Fürstenberg und Heinz Maus herausgegeben – jene Funktion für die sich herausbildende akademische Soziologie in der Bundesrepublik, die die es für die Geistes- und Sozialwissenschaften insgesamt innehaben sollte. In einem vergleichsweise preisgünstigen Zwitterformat zwischen Taschen- und gebundenem Buch stellte die Reihe anfangs zum Preis von 10 DM pro Band Quellentexte, Monografien und Reader zur Verfügung – Formate, die, wie die beiden Herausgeber in ihrem fast jedem Band der Reihe vorangestellten Vorwort betonten, „Information und Heranführen an soziologische Interpretationsweise“ ermöglichen, darüber hinaus aber auch den Soziologen zu einer „problembewußten, verantwortlichen Stellungnahme“ auffordern sollten.[35] Neben Max Weber, Karl Mannheim, Talcott Parsons, Herbert Mead und den ersten brauchbaren Übersetzungen Émile Durkheims erschienen hier von Beginn an auch Bücher marxistischer Autoren wie Georg Lukács, Paul A. Baran und Wolfgang Abendroth. Den durchschlagendsten Erfolg lieferte 1965 Der Eindimensionale Mensch, Herbert Marcuses kulturkritische Programmschrift, die zum zentralen Referenztext der westdeutschen Studentenbewegung wurde. Die Entstehungsgeschichte der Reihe präsentiert ein Kaleidoskop deutscher Verlags- und Soziologiegeschichte im 20. Jahrhundert: Bereits in der unmittelbaren Nachkriegszeit unterbreitete Heinz Maus gleich mehreren Wissenschaftsverlagen den Vorschlag einer Soziologiereihe, die nach dem Vorbild der zwischen 1908 und 1928 erschienenen Philosophisch-soziologischen Bücherei[36] aktuelle deutschsprachige und internationale Monografien zur Soziologie zusammenführen sollte. Ging es in der Zwischenkriegszeit noch darum, „in einem kritischen Zeitpunkte der Wissenschaftsgeschichte“ das „gemeinsame Feld“ einer „in Deutschland noch nicht vorhandenen Disziplin zu versammeln“,[37] so sah sich die von einem „antiideologischen Realitätsbedürfnis“[38] getragene westdeutsche Nachkriegssoziologie mit einer Fülle von praktischen Problemen konfrontiert, die sie durch „unmittelbare empirische Sozialforschung[39] kleinzuarbeiten versuchte.

In einer Situation, in der die Soziologie in Deutschland in Bewegung geraten war und sich unter „amerikanischem Einfluss“[40] auf den Weg zu einer empirisch orientierten Einzelwissenschaft machte, zielte die ST-Reihe auf eine Vermittlung zwischen der auf geistige Synthese gerichteten Wissenschaftskultur der Weimarer Soziologie sowie einer anwendungsorientierten, modernen Sozialforschung und bezog ferner die aus der akademischen Soziologie bis dahin ausgegrenzte Marx’sche Tradition mit ein. Übersetzungen wichtiger außerdeutscher Beiträge sollten helfen, die durch den Nationalsozialismus bedingte und lange noch nicht aufgeholte Rückständigkeit des Faches zu überwinden, und zugleich geeignete Materialien für den expandierenden soziologischen Unterricht zur Verfügung stellen.

Schon Mitte der 1970er-Jahre wurde die Reihe als Folge einer verfehlten Verlagspolitik und einer allgemeinen ‚Krise‘ der Soziologie eingestellt.[41] Trotz eines fortschreitenden institutionellen Ausbaus der Disziplin manifestierte sich in dieser Phase der Eindruck, dass die Soziologie nur wenig zu den drängenden gesellschaftlichen Fragen beizutragen wusste. Das Fach hatte sich zunehmend von der zerfallenden Protestbewegung entfremdet. Den sich in rivalisierenden ‚Schulen‘ und ‚Richtungen‘ abzeichnenden Segregationstendenzen begegnete die westdeutsche Soziologie mit einem ‚Professionalisierungsprogramm‘, das (wissenschafts-)politische Konflikte etwa auf der Ebene von „Theorievergleichen“[42] versachlichen sollte. Das richtete den Blick des Faches in der Folge weniger auf die Fragen der Gesellschaft als auf die ‚selbstinduzierten Eigenprobleme‘ einer Wissenschaftsdisziplin. Im Fokus „soziologischer Kontroversen“[43] standen fortan die typisch-programmatischen Fragen einer „wachsende[n] Disziplin“,[44] die sich angesichts der Ausdifferenzierung von Theoriesprachen, Methodologien und Anwendungsfeldern mit internen ‚Professionalisierungsproblemen‘ konfrontiert sah. Unter Preisgabe ihrer gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Orientierungsfunktion, die auf dem Höhepunkt der Studentenbewegung zumindest kurzzeitig auch eine sozialkritische Funktion gewesen sein mag, versuchte sich die westdeutsche Soziologie fortan möglichst reibungslos in das System universitärer Einzelwissenschaften einzugliedern. Dass sie dadurch bis heute mit den ganz gewöhnlichen Problemen anderer Geistes- und Sozialwissenschaften zu kämpfen hat, zeigt ihre aktuelle verlegerische Situation: Im Zeichen wissenschaftlicher Professionalisierung haben spezialisierte Handbücher, Sammelbände und Zeitschriften längst die Oberhand über die orientierende Monografie gewonnen.[45] Während die Kanonisierung ganzer sozialwissenschaftlicher Arbeitsbereiche in ‚standardisierten‘ Handbuchformaten geleistet wird und ein auf Zeitfragen aufgerichtetes Gespräch zwischen Soziologie und Gesellschaft in soziologischen Zeitdiagnosen ein eigenes Medium findet, fehlt es aktuell an Formaten, die analog zum Theoriegenre der 1960er-Jahre beide Diskussionsfelder miteinander verknüpfen könnten. Diese durchaus problematische Entwicklung zeigt sich auch in einer zunehmenden Konzentration der fachsoziologischen Diskussion in einem einzig und allein auf innerakademische Qualitätssicherung bedachten Wissenschaftsverlagswesen. Wo der kulturpolitische Mehrwert und der kommerzielle Publikumserfolg nichts mehr zählen und eine auf Drittmittel und Druckkostenzuschüsse ausgerichtete „Projektforschung“[46] Bücher subventioniert, die kaum noch Leser finden, werden weder Verleger noch Lektoren gebraucht.

  1. Denis Diderot / Jean-Baptiste le Rond d’Alembert, Prospekt der Enzyklopädie [1765], in: Manfred Naumann (Hg.), Artikel aus der von Diderot und d’Alembert herausgegebenen Enzyklopädie, Leipzig 1972, S. 23–44, hier S. 27.
  2. Eine leicht modifizierte Version dieses Beitrags erscheint demnächst unter dem Titel „Publikationsformate: Verlage, Buchreihen, Zeitschriften“ in dem von Heinz Bude, Robert Jende, Stephan Lessenich, Oliver Neun und Stefan Selke herausgegebenen „Handbuch öffentliche Soziologie“ bei Springer VS.
  3. Michael Burawoy, Public Sociology. Öffentliche Soziologie gegen Markfundamentalismus und globale Ungleichheit, Weinheim 2015, S. 28.
  4. Walter Benjamin, Eduard Fuchs, der Sammler und der Historiker [1937], in: ders., Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Drei Studien zur Kunstsoziologie, Frankfurt am Main 1963, S. 95–156, hier S. 101.
  5. Reinhard Wittmann, Geschichte des deutschen Buchhandels, München 1999, S. 245.
  6. Ludwik Fleck, Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. Einführung in die Lehre vom Denkstil und Denkkollektiv [1935], Frankfurt am Main 1980, S. 148.
  7. Vgl. hierzu mit Blick auf die Soziologie: Oliver Römer, Die Entwicklung der Soziologie im Spiegel des wissenschaftlichen Verlagswesens, in: Stephan Moebius / Andrea Ploder (Hg.), Handbuch Geschichte der deutschsprachigen Soziologie, Band 1: Geschichte der Soziologie im deutschsprachigen Raum, Wiesbaden 2018, S. 477–502.
  8. Pierre Bourdieu, Homo Academicus, Frankfurt am Main 1988, S. 62.
  9. Günther Busch, zitiert nach Oskar Negt, Als Zöllner in Großverlagen, in: Rebekka Habermas / Walter H. Pehle (Hg.), Der Autor der nicht schreibt. Versuche über den Büchermacher und das Buch, Frankfurt am Main 1989, S. 201–236, hier S. 221. Ein solcher Nachweis ist für die Geschichte der Soziologie leicht zu erbringen: Max Webers posthum komponiertes (und inzwischen wieder dekomponiertes) Opus Magnum „Wirtschaft und Gesellschaft“ prägt bis heute das Bild des vielleicht wichtigsten ‚Klassikers‘ der Soziologie, die Renaissance Georg Simmels seit den 1980er-Jahren ist ganz wesentlich das Produkt einer Neuauflage seiner bis dahin eher schwer zugänglichen Schriften in einer großen Gesamtausgabe und Émile Durkheim fand unter anderen deshalb sehr spät Eingang in den Kanon der deutschsprachigen Soziologie, weil erste brauchbare Übersetzungen seiner Werke erst in den 1960er-Jahren erschienen. Sehr viel jünger und deshalb präsenter ist hingegen die Wiederentdeckung von Durkheims bereits zu Lebzeiten marginalisiertem Kontrahenten Gabriel Tarde. Vgl. Christian Borch / Urs Staehli, Einleitung – Tardes Soziologie der Nachahmung und des Begehrens, in: dies. (Hg.), Soziologie der Nachahmung und des Begehrens. Materialien zu Gabriel Tarde, Frankfurt am Main 2009, S. 7–38, hier S. 18 ff.
  10. Ulrich K. Preuß, Der Humankapitalist. Mutmaßungen über den Beruf des Lektors, in: Habermas/Pehle (Hg.), Der Autor der nicht schreibt, S. 169–181, hier S. 171.
  11. Vgl. hierzu etwa die Beiträge in Susanne Bauer / Thorsten Heinemann / Thomas Lemke (Hg.), Science and Technology Studies. Klassische Positionen und aktuelle Perspektiven, Berlin 2017.
  12. Jennifer Platt, Biographie in der Soziologiegeschichte, in: Christian Dayé / Stephan Moebius (Hg.), Soziologiegeschichte. Wege und Ziele, Berlin 2015, S. 149–191, hier S. 150.
  13. Vgl. zu diesem von Reinhart Koselleck geprägten Begriff: Daniel Fulda, Sattelzeit. Karriere und Problematik eines kulturwissenschaftlichen Zentralbegriffs, in: Élisabeth Décultot / Reinhart Koselleck (Hg.), Sattelzeit. Historiographiegeschichtliche Revisionen, Berlin 2016, S. 1–17.
  14. Vgl. Ute Volkmann, Soziologieverlage im Zeitalter der Digitalisierung, in: Soziologie 45 (2016), 4, S. 5–19.
  15. Der Literaturkritiker Jean Améry begriff die aus Amerika nach Europa übergreifende Soziologie ganz in diesem Sinne als ein neues literarisches Genre, das in der Tradition der Sozialreportage in den USA Philosophie und Literatur als Medien kritischer Selbstverständigung längst abgelöst hatte (ders., Geburt der Gegenwart. Gestalten und Gestaltungen der westlichen Zivilisation seit Kriegsende, Freiburg 1961, S. 121): „Die klare und offene Aussage über das amerikanische Abenteuer im Zeitalter des Kalten Krieges, der zweiten industriellen Revolution, der explosiven Entwicklung der exakten Wissenschaften und der ‚affluent society‘ blieb einem anderen Zweig menschlicher Einsichts- und Schöpferkraft vorbehalten: der Soziologie.“
  16. Erhard Stölting, Akademische Soziologie in der Weimarer Republik, Berlin 1986, S. 21.
  17. Uwe Sonnenberg, Von Marx zum Maulwurf. Linker Buchhandel in Westdeutschland in den 1970er Jahren, Göttingen 2016, S. 20.
  18. Vgl. Ingrid Laurien, Politisch-kulturelle Zeitschriften in den Westzonen 1945–1949. Ein Beitrag zur politischen Kultur der Nachkriegszeit, Frankfurt am Main 1991.
  19. Axel Schildt / Detlef Siegfried, Deutsche Kulturgeschichte. Die Bundesrepublik von 1945 bis zur Gegenwart, München 2009, S. 114.
  20. Ebd., S. 42.
  21. Friedhelm Neidhardt, Identitäts- und Vermittlungsprobleme der Soziologie. Über den Zustand der Soziologielehre an Universitäten, in: M. Rainer Lepsius (Hg.), Zwischenbilanz der Soziologie. Verhandlungen des 17. Soziologentages, Stuttgart 1976, S. 426–452, hier S. 427.
  22. Vgl. Hans Paul Bahrdt, Soziologie der „Massenuniversität“, in: Universität und Universalität. Universitätstage 1963, Veröffentlichung der Freien Universität Berlin, Berlin 1963.
  23. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang insbesondere eine sich während der Frankfurter Buchmesse 1968 formierende Initiative namens „Literaturproduzenten“, die die in den Publikumsverlagen schwelenden Konflikte um Beteiligungs- und Mitbestimmungsformen zwischen Verlegern und Lektoren politisierte. Vgl. Sonnenberg, Von Marx zum Maulwurf, S. 95 ff.
  24. Vgl. Alex Demirović, Der nonkonformistische Intellektuelle. Die Entwicklung der Kritischen Theorie zur Frankfurter Schule, Frankfurt am Main 1999.
  25. Im Sinne einer gesamtdeutschen Wissenschaftsgeschichte müssten an dieser Stelle auch Vergleiche zur Situation des Verlagswesens in der Deutschen Demokratischen Republik gezogen werden. Es ist zu vermuten, dass Verlage in beiden deutschen Staaten zumindest zu bestimmten historischen Zeitpunkten als ‚Asyle‘ kritischer Intellektualität fungierten. Beispielhaft hierfür stehen im Osten die von Peter Huchel herausgegebene Zeitschrift „Sinn und Form“, die Lektoratstätigkeit des Ernst Bloch-Schülers Jürgen Teller beim Leipziger Reclam-Verlag sowie die Gründungsphase des Berliner Aufbau-Verlages. Vgl. etwa Hans Mayer, Erinnerungen eines Mitarbeiters von „Sinn und Form“, in: ders. (Hg.), Über Peter Huchel, Frankfurt am Main 1973, S. 173–180; Friedrich Diekmann, Statthalter der docta spes, in: Jürgen Teller, Hoffnung und Gefahr. Essays, Aufsätze, Briefe 1954–1999, Frankfurt am Main 2001, S. 21–25 sowie Werner Mittenzwei, Die Intellektuellen. Literatur und Politik in Ostdeutschland 1945–2000, Leipzig 2002, S. 127 ff.
  26. So zitiert Helmut Schelsky Rudi Dutschke und bemerkt selbst (ders., Systemüberwindung, Demokratisierung, Gewaltenteilung, München 1973, S. 22): „Mit einem ‚Marsch auf Rom‘ ist es nicht mehr getan; Revolution kommt heute auf leisen Sohlen.“ Es verwundert nicht, dass unmittelbar nach 1968 die Kulturapparate und die mit ihnen verbundenen Formen intellektueller Intervention in den Fokus einer rechten Kulturkritik gerieten. Vgl. Susanne Martin, Denken im Widerspruch. Theorie und Praxis nonkonformistischer Intellektueller, Münster 2013, insbesondere S. 164 ff.
  27. Vgl. hierzu Richard Heigl, Oppositionspolitik. Wolfgang Abendroth und die Entstehung der Neuen Linken, Hamburg 2008.
  28. Vgl. Philipp Felsch, Der lange Sommer der Theorie. Geschichte einer Revolte. 1960–1990, München 2015.
  29. Ulrich Johannes Schneider, Die Erfindung des allgemeinen Wissens. Enzyklopädisches Schreiben im Zeitalter der Aufklärung, Berlin 2013, S. 15.
  30. Zu einer Renaissance der Broschüre kommt es insbesondere im Zuge der sich Ende der 1960er-Jahre konstituierenden Raubdruckbewegung. Vgl. Jan-Frederik Bandel / Georg Stantizek, Broschüren. Zur Legende vom ‚Tod der Literatur‘, in: Caspar Hirschi / Carlos Spoerhase (Hg.), Bleiwüste und Bilderflut. Geschichten um das geisteswissenschaftliche Buch, Wiesbaden 2015, S. 59–90.
  31. Claudia Michalski, Aufklärung und Kritik. Die edition suhrkamp und das geisteswissenschaftliche Taschenbuch, in: Hirschi/Spoerhase (Hg.), Bleiwüste und Bilderflut, S. 22–36, hier S. 22.
  32. Negt, Als Zöllner in Großverlagen, S. 208.
  33. Jürgen Habermas, Über Titel, Texte und Termine oder Wie man den Zeitgeist reflektiert, in: Habermas/Pehle (Hg.), Der Autor der nicht schreibt, S. 3–6, hier S. 4.
  34. Philipp Felsch, Theorie verlegen 1963–1979, in: Hirschi/Spoerhase (Hg.), Bleiwüste und Bilderflut, S. 105–121, hier S. 107.
  35. Vgl. hierzu ausführlich Oliver Römer, Die Edition ‚Soziologische Texte‘. Ein Beitrag zu einer Geschichte der Soziologie unter verlegerischen Gesichtspunkten, in: Martin Endreß / Klaus Lichtblau / Stephan Moebius, Zyklos 2. Jahrbuch für Theorie und Geschichte der Soziologie, Wiesbaden 2015, S. 223–264.
  36. Vgl. hierzu Katharina Neef, Die Entstehung der Soziologie aus der Sozialreform. Eine Fachgeschichte, Frankfurt am Main 2012, S. 210 ff.
  37. Leopold von Wiese, Zur Einführung: Die gegenwärtigen Aufgaben einer deutschen Zeitschrift für Soziologie [1921], in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 69 (2017), Supplement 1, S. 75–80, hier S. 76. Erst im Jahr 1931 erschien dann ein erstes, von Alfred Vierkandt herausgegebenes Handwörterbuch der Soziologie, das die disziplinäre Eigenständigkeit des Faches unterstrich.
  38. Heinz Bude / Friedhelm Neidhardt, Nachwort – Die Professionalisierung der deutschen Nachkriegssoziologie, in: Karl Martin Bolte / Friedhelm Neidhardt (Hg.), Soziologie als Beruf. Erinnerungen westdeutscher Hochschulprofessoren der Nachkriegsgeneration (=Soziale Welt – Sonderband 11), Baden-Baden 1998, S. 406–418, hier S. 407.
  39. René König, Vorbemerkung des Herausgebers zum Jahrgang VII, in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 7 (1955), 1–5, hier S. 2.
  40. Vgl. Johannes Weyer, Westdeutsche Soziologie 1945–1960. Deutsche Kontinuitäten und nordamerikanischer Einfluß, Berlin 1984.
  41. Vgl. Alvin Gouldner, Die westliche Soziologie in der Krise, 2 Bände, Hamburg 1974. In der Bundesrepublik erfährt diese eigentlich linke Krisendiagnose interessanterweise eine konservative Wendung hin zu einer pointiert rechten ‚Anti-Soziologie‘. Vgl. Karl-Siegbert Rehberg, Das Unbehagen an der Soziologie, in: Georg Kneer / Stephan Moebius (Hg.), Soziologische Kontroversen. Beiträge zu einer anderen Geschichte der Wissenschaft vom Sozialen, Berlin 2010, S. 217–253.
  42. Vgl. Karl Otto Hondrich / Joachim Matthes (Hg.), Theorienvergleich in den Sozialwissenschaften, Darmstadt/Neuwied 1978. Die ‚Konfliktbewältigungsstrategie‘ des Theorievergleichs beschreibt etwa Niklas Luhmann treffend als „Dekonkurrenzierung“ des intellektuellen Klimas in der westdeutschen Soziologie (ders., Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie. Frankfurt am Main, S. 522): „Jeder arbeitet an seiner Theorie und findet Anerkennung, wenn er Anerkennung findet, ohne das Andersdenken anderer als Widerspruch oder gar Herausforderung empfinden zu müssen.“
  43. Vgl. Kneer/Moebius (Hg.), Soziologische Kontroversen.
  44. Horst Baier u. a., Vorwort der Herausgeber, in: Zeitschrift für Soziologie 1 (1972), 1, 2–4.
  45. Vgl. Richard Münch, Editorial – Soziologie in der Identitätskrise. Zwischen totaler Fragmentierung und Einparadigmenherrschaft, in: Zeitschrift für Soziologie 47 (2018), 1, S. 1–6.
  46. Michael Hagner, Zur Sache des Buches, Göttingen 2015, S. 174.

Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Martin Bauer, Wibke Liebhart.

Kategorien: Kommunikation Geschichte der Sozialwissenschaften

Oliver Römer

Dr. Oliver Römer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Georg-August-Universität Göttingen. Seine Arbeitsschwerpunkte sind soziologische Theorie, Geschichte und Wissenschaftstheorie der Soziologie sowie politische Philosophie.

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