Ingo Meyer | Rezension | 14.11.2024
Auf Durkheims Spuren?
Rezension zu „Elementare Formen sozialen Lebens“ von Tilman Allert
Vor knapp eineinhalb Jahrzehnten stellte Jürgen Kaube der in seinen Augen völlig zerfaserten Soziologie den Totenschein aus, gebe es doch „in diesem Fach derzeit keinen Stand der Erkenntnis“.[1] Damit stimmte er in jenen allbekannten Chor der Klagen ein, die seit der erfolgreichen Institutionalisierung des Fachs, also seit nunmehr über hundert Jahren, zur Begleitmusik der Soziologie gehören. Doch obwohl Probleme des Überhangs quantitativer Sozialforschung zu letztlich beliebigen Themen „nach demselben Erfolgsmuster“[2] sowie längst erlahmte Theoriearbeit großen Stils bei gleichzeitigem Schwund des Traditionsbestandes[3] weiterhin zu beklagen und methodologische Revolutionen wohl nicht mehr zu erwarten sind, scheint die Disziplin gegenwärtig doch so weit konsolidiert, dass der Wunsch, „nichts als Soziologie“ betreiben zu wollen, schon wieder als Gütesiegel verteilt wird.[4] Salopp gewendet: Wenn mehr oder weniger umfängliche Gegenwartsdiagnosen aktuell sogar zu Bestsellern avancieren, kann die Soziologie so tot nicht sein – und sei's auch nur als Aufklärung.[5]
So mag die Zeit günstig sein, die mittlere Ebene der Sozialtheorie zu bedienen und zu fragen, was das Soziale eigentlich ist. Das verspricht jedenfalls der Titel des neuesten Buches vom Frankfurter Soziologen Tilman Allert. Nachdem er am Ende des zweiten Bandes seiner Soziologie der kleinen Dinge das „Programm elementarer Formen der Sozialität“ als „Korsett einer theoretischen Systematik“[6] angekündigt hatte, scheint selbiges nun in vergleichsweise schlanker Form vorzuliegen. Doch wer, vom Titel angezogen, mit Ableitungen und Generalisierungen im Stile Durkheims rechnet, wird durch einen Blick ins Buch zunächst irritiert: Es gibt unter anderem Proben einer Soziologie des Verkehrs, Ausführungen zur Kosmetik und zum Fußballspiel sowie eine lange Reihe von professionssoziologischen Untersuchungen – alles verortet im handlungstheoretischen Paradigma und sortiert nach Mikro-, Makro- sowie institutioneller Perspektive.
Die Analyse des Verkehrs ist gelungen, zumal Allert hier einen verfremdenden Blick auf das Alltägliche einnimmt und fragt, was wir eigentlich tun, wenn wir fliegen, uns also in eine mit Hightech bestückte Blechröhre zwängen, um 10.000 Meter über dem Boden große Distanzen mit extrem hoher Geschwindigkeit zu überwinden. Die Antwort lautet: Wir geben in dieser Leib und Leben bedrohenden „Extremsituation“ einer buchstäblichen „Verortungskrise“ (S. 5, 10 f.) so gut wie jede Selbstbestimmung ab. Es ist amüsant zu lesen, wie Allert anhand des Beispiels Sozialität in nuce beobachtet: von der Stratifikation der Fluggäste (Business Class, Economy Class) über eine Typologie ihres Verhaltens bis hin zu den Anforderungen an das Personal, das zwischen penibel regulierten Kommunikationsvorschriften – es muss ankündigen, dass man sich in Lebensgefahr begibt – und der Verpflichtung, als Gastgeber den Wünschen der Transportierten möglichst optimal nachzukommen, zu vermitteln hat.
In ähnlicher Weise wird das Autofahren in Allerts Analyse zu einer Abfolge öffentlich regelgeleiteter „Grenzsituation[en] mit hoher Unsicherheit“ (S. 35). Die Verwendung von Autoaufklebern deutet Allert in diesem Kontext einerseits als gleichsam privatistische Kompensationsstrategie, andererseits erblickt er darin – im Anschluss an Marcel Mauss – „Merkmale gelegenheitsmagischer Besetzung“, ja geradezu Schwundstufen der Anrufung des Heiligen Christophorus, Schutzpatron der Reisenden: Die hier von den Verkehrsteilnehmern per Sticker kund getanen Meinungen, Mitgliedschaften, moralischen Appelle sowie Konsum- und Markenpräferenzen deutet er allesamt als „Zeichensetzungen“, die eine „kommunikative Situation präsupponieren, die der aktuelle Kontext nicht zulässt“ (S. 32 ff.). Handelt es sich also um eine Art irrationales Fehlverhalten? Nicht ganz. Für ihn ist der Aufkleber eher „das Dokument eines rationalisierenden Umgangs mit potentiellem Leid“ via Identitätsausweis inmitten der Anonymität: ich bin es, der hier mit euch verkehrt (S. 35).
Ebenso geht Allerts soziologische Neugierde auf den Körper und die „Sorge um sich“, allerdings nicht postmodern, sondern konkret phänomenologisch. Davon zeugt im vorliegenden Band eine Soziologie der „Haarpflege“. Er konstatiert zu Recht eine Aufwertung des im Grunde doch höchst profanen Friseurberufs, die Salons von einst nennen sich heute Studios (S. 49), als gälte es, Kunstwerke zu schaffen – und so gerät das Haar im Zuge der Selbstoptimierung zur „prinzipiell manipulierbare[n] Materialdeponie“ (S. 48). Damit nicht genug, folgt als weitere Volte – man möchte sagen: als ein ,typischer Allert‘ – ein Schlenker zur Thanatosoziologie, der die Vergeblichkeit aller haarpflegerischen Bemühungen herausstellt, denn nicht nur wächst – trivial – das Haar immer wieder nach und macht so, im Wortsinn naturwüchsig, jeden Gestaltungswillen bald zunichte; gegenstrebig gemahnt es in seinem Ergrauen, ja Ausfallen auch an „Altern und Absterben“ (S. 47). Haarpflege wird so zum Einspruch gegen den Tod. Wer solche Deutungen für spinnert hält, wird sich mit Allert nicht anfreunden können. Auch mag die Frage erlaubt sein, wie verbreitet diese Art der ,Sorge‘ tatsächlich ist. Ich jedenfalls kenne keine Männer, die sich über ihre Frisur definieren und damit, zum Beispiel durch ein neues Styling nach der Trennung (S. 46), Lebensabschnitte markieren.[7] Eher doch geht man erst zum Friseur, wenn die eigene ,Mähne‘ lästig fällt oder die Partnerin mitteilt, dass man ,so nicht mehr herumlaufen‘ könne.
Es folgen Ausführungen zu Haustieren und zur Kosmetik. Haustiere helfen als „Verkörperung exemplarischer Sittlichkeit“ gegen Vereinsamung und Kommunikationsarmut (S. 55), keine Frage, doch der „Funke zwischen Tier und Mensch“ springt Allert zufolge erst dann so recht über, wenn das Sozialverhalten der Tiere menschenähnlich erscheint (S. 61), was ihn zur sozialanthropologischen These führt, im Umgang mit dem Tier trainiere der Mensch die „Elastizität seines Austauschs mit sich und anderen“ (S. 63). In der geschlechterübergreifenden Bewerbung und Verwendung von Kosmetik hingegen erblickt er „eine Tendenz zur Selbstsakralisierung“, doch auch von „Selbsttröstung“ (S. 72, 74), also grundsätzlich affirmative Praktiken, ja Beispiele von „Versöhnung“ (ebd.). Ich bin mir nicht sicher, denn vielleicht hätte es in diesem Fall verlohnt, das anthropologische Axiom von der ,Plastizität‘ des Menschen im Kontrastfall beim Wort zu nehmen: Wenn man sich die verunstalteten Visagen aus Trash-TV-Formaten wie Dschungelcamp, Love Island und Big Brother anschaut oder auf Instagram in die seltsam püppchenhaften Gesichter von Millionen Teenagern aus aller Welt blickt, könnte man geneigt sein, darin eher einen Ausdruck von grassierender Unzufriedenheit mit der eigenen persona im Rahmen einer Ideologie grenzenloser Machbarkeit zu sehen.
Allert bewegt sich nun weiter zum Sport, genauer zum Fußball. Wenn man, frei nach Niklas Luhmann, den ursprünglichen Sinn von Sport darin sieht, „überflüssige Zeit zu vernichten“,[8] kann man sich über die Begeisterung vieler Intellektueller für ihn eigentlich nur wundern.[9] Allert bildet hier keine Ausnahme, liefert aber gleich zu Beginn in einem Satz den Grund für dieses Faszinosum: „Fußballspiel beeindruckt als eine Praxis der Exemplifizierung menschlicher Austauschbeziehungen“ (S. 87), ist Sozialität quasi im Reagenzglas. Im Anschluss analysiert er jedoch nicht etwa die Eventkultur, das Milliardengeschäft oder ,Weltsportsystem‘, sondern entfaltet die Mikrologik als reine Soziologie des Gebolzes selbst, mitsamt dem dazugehörigen „symbolischen, gestischen und mimischen Vokabular“ (S. 92). Agonalität, Kooperationsdynamik, Tragödie und Triumpf, Resonanzraum der Fans et cetera – das alles kommt zur Sprache und ist auch zustimmungsfähig, doch gern hätte man noch etwas soziologisch Informiertes über aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen gelesen, etwa über den rasanten Aufstieg des Frauenfußballs, der mittlerweile zur Prime Time ausgestrahlt wird.
Vom Spiel geht es weiter zum Beruf, ja zur Profession, doch beim Konstruieren der Sozialtypen des Ingenieurs und des Bastlers – angelehnt an Claude Lévi-Strauss und angekündigt unter der Überschrift „Entsorgen als Handlungsform“, was eine Soziologie des Mülls zu versprechen scheint – verläuft sich Allert und vergisst dabei sogar eine Pointe. Der Ingenieur konstruiere das Universum im Kopf, der Bastler verwerte das, was so herum liegt, als Transformation „von Hinterlassenem in Strukturiertheit“ (S. 82 f.). Und? Verfährt so nicht selbst die Natur? Am Ende des Beitrags folgt immerhin eine kühne Spekulation: Da sich in Osteuropa jahrzehntelang keine politische Öffentlichkeit entwickeln konnte, so Allert, habe sich dort auch kein sorgsamer Umgang mit dem öffentlichen Raum einspielen können, alles sei vermüllt (S. 83). Vielleicht hätte sich an dieser Stelle ein Abgleich mit Eindrücken aus den beiden Mutterländern der modernen Demokratie, den USA und Frankreich, empfohlen, denn sonderlich reinlich sieht’s dort auch nicht aus.
Den Rest des Bandes füllen professionssoziologische Studien, darunter nahrhafte Passagen zu den eigentlichen Intentionen von Ulrich Oevermanns objektiver Hermeneutik, in der Allert selbst akademisch sozialisiert wurde (S. 159–171 u. S. 179–188). Für diese knappen Darstellungen ist derjenige dankbar, der sich durch die (wenn überhaupt) verstreut publizierten, nicht selten umfangreichen und in einem barbarischen Jargon abgefassten methodologischen Aufsätze Oevermanns gequält hat und deren Prämissen so gar nicht folgen mag.[10]
Dennoch, für „elementare Formen des Sozialen“ ist mir dieses Textbündel von gut 120 Seiten ein wenig zu speziell. Oder ist Allert etwa wie Jürgen Habermas der Auffassung, soziales Leben sei durch Arbeit, Sprache und Herrschaft definiert? Nein, denn obwohl Allert über einen feinen Sinn für Sprache als dem „schlechthin wichtigsten Sinnträger“ (S. 162) verfügt, sind seine diesbezüglichen Beobachtungen bereits an anderer Stelle erschienen[11] – und hier fehlt eine ausgeführte Herrschaftssoziologie. Zum Themenkomplex Arbeit, Profession und Öffentlichkeit kontrastiert Allert zwei Sozialtypen, die er anhand der politischen Karrieren von Karl-Theodor zu Guttenberg und Johannes Rau entwickelt, inklusive Herkunft, Disposition und Habitus. Wer das unpassend findet, sei daran erinnert, dass Sozialisationsprozesse seit jeher einen zentralen Interessensbereich der Oevermann-Schule bilden. Professionstheoretisch bestehe das Handeln von Anwälten, Ärzten, Pädagogen, Therapeuten und verwandten Experten darin, die „Respektierung und Wiederherstellung einer beschädigten Autonomie der Praxis“ einzelner Subjekte ins Werk zu setzen[12] – ein Ziel, das zugleich den Fluchtpunkt der gesamten Oevermann’schen Soziologie darstellt. Im Kern aber, das war schon Talcott Parsons’ These, vermitteln professionelle Akteure zwischen Werten, sozialem Wandel und dem Anpassungsdruck auf den Einzelnen. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, müssen sie selbst einen ständigen Spagat vollziehen zwischen ihrem Expertentum und der hohen ethischen Verpflichtung ihrer Dienstleistung, den Menschen konkret zu helfen. Allerts Pointe lautet nun, dass dem Politiker Expertentum gerade ermangele; letztlich sei er für alles zuständig und insofern Vertreter eines „legitimen Dilettantismus“ (S. 106) – eine Kategorie, die Max Weber meines Wissens so nicht kannte. Mehr noch, da seit der Durchsetzung der Volkssouveränität im Grunde jeder Politiker werden könne („Rekrutierungsoffenheit“), bezahlten wir dies, was schön gesehen ist, regelmäßig „mit dem hohen Preis einer hohen Devianzanfälligkeit der Entscheidungen“ (S. 107). Der Freiherr von und zu Guttenberg wird nun treffend als handstreichartig auftrumpfender Hasardeur beschrieben, der stets den Kairos auf seiner Seite weiß und die Öffentlichkeit mit der „Sukzession der Überbietungslogik“ begeistert (S. 116). Soziologisch gehaltvoll ist diese Analyse, weil Allert zeigen kann, wie und warum Guttenbergs Versuch einer „Quadratur der Verkehrskreise“ scheiterte (S. 111). Dem Adel, mit Simmel „schauspielnah“, ist die bürgerliche Leistungsethik fremd; will man hier reüssieren, bedarf es der Expertise, also wird ein wenig nachgeholfen: „So entsteht das Plagiat als Ausdruck einer Idee, in der eigenen Lebensgeschichte ließe sich die epochale Differenz von zwei Anerkennungsprinzipien überbrücken und in ihren unterschiedlichen motivationalen Folgen für die Person ignorieren“ (ebd.). So überzeugend das in der Beschreibung ist, tendenziell gerät Guttenberg als Störfall der bürgerlichen Ordnung hier zum Opfer seiner Herkunft und der eigenen Ambitionen, erliege er doch einer „Täuschung über sich selbst“ (S. 116). Der Umstand, dass er das schwerste Vergehen beging, das die Scientific Community überhaupt kennt, nämlich Täuschung qua Plagiat, wird von Allert geradezu beiläufig notiert.
Ferner als Johannes Rau kann man dem Guttenberg’schen Milieu nicht stehen, weshalb ihn Allert, der sich hier als subtiler Hermeneut erweist, vermutlich gewählt haben wird, wohl wissend, dass auch „das öffentliche Urteil über Rau [...] keineswegs einhellig positiv ist“ (S. 141). Der ehrgeizige, aus einem pietistischen Milieu stammende Autodidakt, ausgestattet mit einer gewissen journalistischen Begabung – nach Max Weber ja die ideale Voraussetzung moderner Berufspolitiker –, steht Allert zufolge exemplarisch für die Dispositionalität deutscher „Politikergenerationen des zwanzigsten Jahrhunderts“, geprägt durch „[k]onfessionsbestimmte sozialmoralische Orientierung“ und die „Struktur der Familienerfahrung“ (S. 137 f.). Sicher richtig – aber ist das nicht trivial? Vielleicht hätte es sich doch angeboten, etwas robuster vorzugehen und den Politikertypus des Poseurs gegen den des Betbruders auszuspielen (womit sich als Alternative zu Rau auch Joachim Gauck als Vorlage einer ostdeutschen Differentialdiagnose angeboten hätte). Poseure, schnell durchschaut, richten in Wissenschaft und Kunst wenig Schaden an, während man sie in der Politik nur über den Skandal wieder los wird. Guttenberg hat ihn geliefert und damit dem Gemeinwesen einen wichtigen Dienst erwiesen, denn über den Skandal versichert sich das politische System von Zeit zu Zeit seines Funktionierens.[13] Allert geht in diese Richtung, wenn er die „Komplizenschaft“ des Publikums und dessen „Sehnsucht nach Führung“ mit Guttenbergs „Selbstsuggestion“ als bedenkliches Lehrstück begreift (S. 118). Den Betbruder hingegen kann man nur meiden beziehungsweise auf repräsentative Ämter abschieben, denen er nicht widerstehen kann. Und so geschah es im Falle Raus. Hätte Allert aber mit Blick auf die Gegenwart, gerade auch in professionssoziologischer Perspektive, mit dem Dilettantismus nicht ernst machen und dem Vergleich noch einen dritten Typus, den des Berufslosen (fast immer Studienabbrecher), gerne auch als Kollektivbiografie, hinzufügen sollen? Dem Berufslosen fehlt mit der akademischen Expertise schließlich die eine Hälfte der Professionalität, womit Politik als ,legitimer Dilettantismus‘ gewissermaßen zu sich selbst käme. Ist das ein Trend? Bei den Grünen etwa wird man reichlich Anschauungsmaterial finden, doch es war Österreich, wo vor Kurzem jemand von den Konservativen, der über keinerlei höheres Ausbildungszertifikat verfügt, bis in die Ämter des Außenministers und Bundeskanzlers aufsteigen konnte.
Insgesamt mutet Allerts soziologische Biografik recht deterministisch an, erweckt sie doch den Eindruck, als hätte alles so kommen müssen, wer mag, kann hier noch die Überschätzung von Strukturen bei den objektiven Hermeneutikern herauslesen. Mit Luhmann hingegen ließe sich einwenden, dass Biografien „mehr eine Kette von Zufällen [sind], die sich zu etwas organisieren, das dann allmählich weniger beweglich wird“.[14] Und mit Hölderlin gilt: „Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch“ – es gibt vermeintliche politische Leichtgewichte, die in der Krise unerwartet über sich hinauswachsen. Allerts Probanden freilich standen niemals in diesem Verdacht. Wäre Rau nicht auf seinen Ziehvater Gustav Heinemann getroffen, hätte er wohl sein Lebtag fromme Broschüren und Traktätchen vertrieben, der Freiherr hingegen hätte als das brillieren können, wozu er, der früh eine von Bismarck ehelichte, geboren ward, nämlich als Themenlieferant für die Klatschpresse. Das reichte ihm nicht, womit alle Unbill ihren Anfang nahm.[15]
Ein ,echter Allert‘ ist der Beitrag zum „Professionalitätsbedarf [...] in der Gastronomie“, denn wenn wir tatsächlich in einer Dienstleistungsgesellschaft leben, Sommeliers und Köche zu auratischen Trägern eines „Spezialwissen[s]“ avancieren, täten auch die Servicekräfte, Nachkommen der feudalen Dienerschaft, gut daran, zu reflektieren, wie sie leisten, was sie leisten, könnten sie doch zu den „Avantgardeberufen der nachbürgerlichen Gesellschaft werden“ (S. 157). Ähnlich ,schräg‘ sind auch die Überlegungen zur Interaktion von Kreißender, Arzt und Hebamme „als alternativer Zugang zur Sequenzanalyse“, da es in dieser Extremsituation bei möglichem Kompetenzgerangel zweier Professionen darum gehe, „dass die Position des ausgeschlossenen Dritten vermieden wird“ (S. 171, 175). Darauf muss man erst einmal kommen. Ein langer Aufsatz verhandelt sodann die Frage, ob Professionelle, verstanden als Berufsstand mit bereits eingebauter Selbstreflexion, noch zusätzlicher Supervision bedürfen. Die Antwort lautet: Kann gelegentlich nicht schaden (S. 202). Das Finale gibt eine schöne, gedankenreiche – man verzeihe mir die Sinndopplung – praxeologische Produktionsästhetik der Ausbildung an Musikhochschulen, die auch für die Situation an Kunstakademien gelten dürfte, nicht jedoch für den letztlich ,asozialen‘ Schriftstellerberuf, der keiner ist.[16] Einwenden könnte man allenfalls, dass Allert noch die „Erzeugung künstlerischer Wahrheit“ bemüht (S. 211), von der man heute nicht mehr spricht. Adorno war der Letzte, der mit einem ästhetischen Wahrheitsbegriff kämpfte.
All das ist denkbar divers und oftmals ausgesprochen kleinteilig ausgeführt. Allert interessiert „die Buntheit der Sozialität“,[17] doch die eigentlich bunten Texte finden sich in den zwei früheren Bänden der Soziologie der kleinen Dinge. Wie aber verortet er sich in seinem neuen Buch, das als Programmatik und Probensammlung zugleich auftritt? Oevermann hat im Dialog mit Allert Georg Simmels Vorarbeiten zu einer „Morphologie der Sozialität“ als „zu geschmäcklerisch und nicht bodenständig genug“ zurückgewiesen,[18] was Allert so gar nicht beherzigenswert findet; des Klassikers Sinn für das Fluide und Fragile jeder sozialen Ordnung ist hier Stichwortlieferant und nimmer versiegender Quell theoretischer Rückversicherung, Max Weber hingegen Zeuge für das moderne Auseinandertreten der Wertsphären, vulgo: kulturelle Differenzierung. Aber wo ist der Ordnungstheoretiker Durkheim, der „Soziologie [...] als Wissenschaft von den Institutionen“ propagierte?[19] Durkheim ist interaktionsfern, Allert nicht, „Akteur, Sinn und Konstellation“ (S. VII) heißt die Triade, in der hier soziale Phänomene expliziert werden. Spezifisch durkheimisch scheint mir das nicht, zumal der Nachweis des determinierten Handelns, „wobei Regeln als soziale Tatsache sui generis zu verstehen seien“ (S. IX), ja schon mit Oevermann in Frankfurt exzessiv trainiert wurde. Näher aber kommt man Allerts Anliegen tatsächlich mit Durkheims Religionsstudie, in der es heißt: „Der soziale Bereich ist ein natürlicher, der sich von den anderen Bereichen nur durch seine größere Kompliziertheit unterscheidet“,[20] denn das bedeutete, dass alle sozialen Verflechtungen, Verwindungen, Konflikte und Irrsinnigkeiten letztlich normal seien. Oder ist es der Traum von der Gesellschaft als „aktive[r] Kooperation“?[21] Schaut man in das Vorlesungsverzeichnis der Frankfurter Universität, findet man unter Allerts letzten Veranstaltungen vom Wintersemester 2021/22 ein Proseminar „Elementare Formen sozialen Lebens“ mit folgendem Ankündigungstext:
„Aus einer sozialkonstruktivistischen Perspektive erscheinen elementare Formen des Lebens in zweierlei Hinsicht von Bedeutung: Sie bringen gleichsam universelle Konstellationen menschlicher Sozialität zum Ausdruck und markieren zugleich in ihrer jeweiligen Gestalt gegenwartsanalytisch aufschlussreiche Konkretionen. Das Seminar konzentriert sich auf soziale Prozesse, Wechselwirkungen in der Terminologie Georg Simmels, die in der Körperbezogenheit menschlichen Handelns ihr Kommunikationspotenzial ebenso wie ihre Kommunikationsbegrenzung erfahren. Im Mittelpunkt steht die Exposition eines soziologischen Kommunikationsbegriffs, von dem aus Grenz– und Übergangsphänomene zu erschließen sind: Das Sehen, das Hören, das Schmecken, die Hautempfindung, der Mundraum mit dem Sprechen wie dem Schweigen, das Lachen und das Weinen, das Lächeln, der aufrechte Gang sowie das Empfindungspotenzial der Hand werden aus der Perspektive theoretischer Klassiker der Soziologie behandelt.“
Das klingt vor allem nach Helmuth Plessner[22] und Heinrich Popitz (S. 8, 36, 43, 45, 59, 78 f.), die auch hier sehr viel präsenter als Durkheim sind. Faktisch bewegt sich Allert damit im Feld der Sozialanthropologie. Damit aber bleibt sein Gliederungsvorschlag, Handeln in Institutionen, im „Makro-“ und im „Nahraum“ zu untersuchen (S. 5), viel zu blass, denn letztlich lassen sich die Beiträge in eine Soziologie der Mobilität (zwei Texte), der Selbstsorge (von der Frisur bis zum Haustier, drei Aufsätze), des Spiels (Fußball und Bastler), sowie ganz überwiegend der Arbeit (sechs Texte) sortieren, wobei wiederum zwischen alltagssoziologischen und exemplarisch-existenziellen Themen unterschieden werden kann – die manchmal zusammenfallen.
Und es gibt noch ein weiteres Problem. Für die objektive Hermeneutik sind Datenanalyse und Theoriearbeit, Struktur und Prozess, ja Soziologie und Geschichtsschreibung letztlich eins – indem beobachtet wird, wie Interaktionen in der Lage sind, „sich weitgehend selbst zu ordnen“.[23] Nur wird man über ihre Exegese, also des episodischen Systemtyps, der kaum dauerhafte, über aktuelle Anlässe hinaus weisende Strukturelemente bereit stellen kann, niemals zu einer anspruchsvollen Sozialtheorie gelangen – es sei denn, man glaubt, Interaktion sei bereits das Soziale selbst.[24] Für die benachbarte Ethnomethodologie haben Jörg Bergmann und Habermas darauf hingewiesen, dass diese, auf sich selbst angewandt, zum Kollaps jeder Theoriebildung führen müsse[25] – es könnte gut sein, dass es sich mit den Arbeiten dogmatischerer Oevermann-Schüler ähnlich verhält. Insofern ist zu begrüßen, dass Allert schon länger über den Tellerrand blickt und auch Mode, Technologie, Hardware, Institutionen beobachtet. Vor dreißig Jahren hat Gerald Schneider geunkt, dass die objektive Hermeneutik sich zurückziehen könnte „in ein nörgelndes, besserwisserisches strukturalistisches Sektierertum oder eine geschmäcklerisch-ästhetizistische Kultursoziologie ohne theoriepolitischen Einfluß und methodische Attraktivität“.[26] Nun arbeitet Allert aber seit Jahren gar nicht mehr nach der reinen Lehre, obwohl einschlägige Begriffe wie „Deutungsmuster“, „Fallrekonstruktion“ und „Sinnstruktur“ auch bei ihm nach wie vor begegnen. Vielmehr schlug er den letzteren der von Schneider inkriminierten Wege ein, indem er vornehmlich launige soziologische Essays publiziert. Einerseits zum Glück, denn Theoriepolitik entscheidet noch längst nicht über deren Erfolg, Methode aber als „Inzucht des menschlichen Geistes“, so Simmel, ist das Ende allen Denkens, „als sei eine Leistung schon allein durch die Korrektheit ihrer Methode wertvoll“.[27] Kaum jemand kann so sehr Lust auf Soziologie erzeugen wie Allert,,[28] doch andererseits verspricht er nicht selten zu viel oder verzettelt sich, dann wieder geht es unerwartet in die Metaphysik oder das, was er als magische Alltagspraktiken deutet. Kurzum, recht eigentlich ist dieser Autor der bricoleur lui-même. Im vorliegenden Band annonciert er „elementare Formen“ als Proben auf die „Leistungsfähigkeit einer materialen Soziologie“ (S. VII), während an anderem Ort die soziologischen Capriccios gesammelt wurden. Das bleibt in theoretisch-systematischer Perspektive unbefriedigend, könnte aber Allerts akademischer Sozialisation geschuldet sein, befand man in seinem Kollegenkreis doch vor Jahren abwinkend, „eine integrale Soziologie verfassen zu wollen, das ist etwas für alte Männer“.[29] Freilich, wer sonst könnte sie vortragen? Sollte sein Ehrgeiz tatsächlich darin bestehen, soziologisch Grundsätzliches mitzuteilen, müsste Allert noch einmal Anlauf nehmen und die Kachelwand durchstoßen, denn ohne wohl überlegte Systematik geht das nicht, soll heißen: eine Aufsatzsammlung kann die allfällige Monografie nicht ersetzen.
Fußnoten
- Jürgen Kaube, Kein Werturteilsstreit beim Soziologentag, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.10.2010, S. N 3.
- Richard Münch, Soziologie in der Identitätskrise: Zwischen totaler Fragmentierung und Einparadigmenherrschaft, in: Zeitschrift für Soziologie 47 (2018), 1, S. 1–6, hier S. 3: „Man nehme einen gut gesicherten Datensatz wie z.B. das SOEP, suche nach einer in dem Datensatz enthaltenen abhängigen Variablen, identifiziere ein paar mögliche unabhängige Variablen in dem Datensatz und lasse den Computer eine multiple Regression errechnen, leite das mit einem kurzen Abriss zum ,Forschungsstand‘ ein und schließe mit einer Diskussion des Ergebnisses und einem Verweis auf weiteren Forschungsbedarf.“
- Ein Beispiel bietet Heike Delitz, Gesellschaftstheorien, Wiesbaden 2020. Tatsächlich behandelt die Autorin gar nicht ihren Gegenstand, die wenigen elaborierten (oder zumindest skizzierten) Versuche einer systematischen Beantwortung der Frage „Wie ist soziale Ordnung möglich?“, sondern lediglich in aktuellen Diskursen flottierende Sozialtheoreme. Als Frage nach der „Seinsweise von Gesellschaft oder Kollektiven“ (S. 6) wird das Thema eher vernebelt.
- So Claus Leggewie, Vom Generalgefühl der Überforderung. Rezension zu „Triggerpunkte. Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft“ von Steffen Mau, Thomas Lux und Linus Westheuser, in: Soziopolis, 09.01.2024, im Anschluss an René Königs bekanntes Diktum aus seinem einst wirkmächtigen Fischer-Lexikon zur Soziologie.
- Am wichtigsten wohl: Empiriker, System- und Handlungstheoretiker sind sich einig, dass die seit geraumer Zeit evozierte Polarisierung, Spaltung oder gar Desintegration der Gesellschaft ein reines Produkt der „Außenbezirke der Meinungslandschaften“ sei. So etwa Steffen Mau / Thomas Lux / Linus Westheuser, Triggerpunkte. Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft, Berlin 2023, S. 378 u. passim; siehe dazu auch Jürgen Kaube / André Kieserling, Die gespaltene Gesellschaft, Berlin 2022, S. 20, 40, 126, 163, 250 ff.; Thomas Schwinn, Social Integration – Levels and Dimensions, in: Daniela Grunow / Patrick Sachweh / Uwe Schimank / Richard Traunmüller (Hg.), Social Integration (= Sonderheft 63 der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie), Berlin 2023, S. 35–67, hier S. 37 f.
- Tilman Allert, Nachwort: Von der Größe der kleinen Dinge, in: ders., Gruß aus der Küche. Soziologie der kleinen Dinge, Frankfurt am Main 2017, S. 275–283, hier S. 279.
- Eine Ausnahme ist womöglich der Sänger Gil Ofarim, der nach seinem Geständnis, die antisemitische Kränkung an der Rezeption eines Leipziger Hotels im Oktober 2021 erfunden zu haben, Anfang Dezember 2023 von Bild mit neuer Kurzhaarfrisur gesichtet wurde. Vielleicht versteht er das als einen Akt der Buße?
- Niklas Luhmann, Die Realität der Massenmedien, 2., erw. Auflage, Opladen 1996, S. 96.
- Ich verweise an dieser Stelle nur auf Karl Heinz Bohrers in den alltäglichen Sprachgebrauch eingegangene Wendung vom Pass „aus der Tiefe des Raumes“ oder Hartmut Essers sich ironisch wähnende, doch leider verkniffene Parodie der Systemtheorie: ders., Der Doppelpaß als soziales System, in: Zeitschrift für Soziologie 20 (1991), 2, S. 153–166. Ebenfalls erwähnt sei Hans Ulrich Gumbrecht, Lob des Sports, übers. von Georg Deggerich, Frankfurt am Main 2005.
- Nur so viel: Es gibt – zum Glück! – natürlich keine Strukturhomologie von Text/Protokoll und (vergangener) sozialer Wirklichkeit. Die künstliche Kontextneutralisierung während der ersten, quasi immanenten Interpretation, um mögliche Lesarten zu testen, als ließe sich per Willensentschluss Referenz einfach tilgen, kann ebenso wenig gelingen wie die Husserl'sche epoché – und wenn es letztlich gleichgültig ist, wo man mit der Sequenzialisierung der Texte beginnt, wie Oevermann mehrfach betont (vgl. u.a. ders., Genetischer Strukturalismus und das sozialwissenschaftliche Problem der Erklärung der Entstehung des Neuen, in: Jenseits der Utopie. Theoriekritik der Gegenwart, hrsg. von Stefan Müller-Doohm, Frankfurt am Main 1991, S. 267–336, hier S. 278, 281 ff.), bleibt vom Handlungsbegriff, den einmal Subjektivität, Intentionalität und Rationalität definierte, eigentlich nichts mehr übrig. Den Kritikern seiner Kontextneutralisierung hingegen wirft Oevermann positivistische Verblendung vor (ders., Zur Sache. Die Bedeutung von Adornos methodologischem Selbstverständnis für die Begründung einer materialen soziologischen Strukturanalyse, in: Adorno-Konferenz 1983, hrsg. von Ludwig von Friedeburg und Jürgen Habermas, Frankfurt am Main 1983, S. 234–289, hier S. 244 f.). Doch darum geht es gar nicht: Wer mit Sinn operiert – und wer tut das nicht? – kann niemals Kontexte neutralisieren, denn ohne diese gäbe es keinen Sinn. Irgendein Kontext, irgendeine semantische ,Schmutzspur‘ läuft immer mit, sonst wäre Verstehen unmöglich. Konnotation, nicht Denotation ist zentral, Vagheit nicht das Problem, sondern die Lösung – im Alltag.
- Lesenswerte Deutungen zur Konjunktur von Sprachhülsen wie „Gut aufgestellt“, „Abgefahren“, „Keine Ahnung“, „Du schaffst das“ oder der längst nicht mehr nur unter Twens grassierenden Bemerkung „Genau“, die (als Bestätigungsfloskel oder Gliederungspartikel?) immer häufiger zum Einsatz kommt, sobald jemand in die Lage gerät, ein paar geordnete Sätze in freier Rede zu formulieren, finden sich bereits in den vorangegangenen Bänden zur Soziologie der kleinen Dinge.
- Ulrich Oevermann, Theoretische Skizze einer revidierten Theorie professionalisierten Handelns, in: Pädagogische Professionalität. Untersuchungen zum Typus pädagogischen Handelns, hrsg. von Arno Combe und Werner Helsper, Frankfurt am Main 1996, S. 70–182, hier S. 80.
- So Karl Otto Hondrich, Enthüllung und Entrüstung. Eine Phänomenologie des politischen Skandals, Frankfurt am Main 2002, S. 43 u. S. 63 f.
- Niklas Luhmann, Biographie, Attitüden, Zettelkasten. Interview mit Rainer Erd und Andrea Maihofer, in: ders., Archimedes und wir. Interviews, hrsg. von Dirk Baecker und Georg Stanitzek, Berlin 1987, S. 125–155, hier S. 149.
- Karl-Theodor zu Guttenberg hat mittlerweile in Southampton ,richtig‘ promoviert, das Ego verlangte offenbar danach. Die Arbeit zum Korrespondenzbankwesen ist als PDF im Netz frei zugänglich.
- Während Musiker und bildende Künstler ohne ein Mindestmaß an Handwerk nicht auskommen, lässt sich das für Autoren so nicht sagen. Sie bedürfen daher auch keiner interaktiven Ausbildung, die notwendig normativ interveniert, sondern befinden sich beim Schreiben permanent vor dem ,inneren Gerichtshof‘ der Selbstreflexion, aus dem keine externe Anleitung heraus führen kann – die Erstbegegnung mit einem Lektor ist daher oft ein Schock. Was immer die Studiengänge Literarisches Schreiben in Leipzig und Hildesheim ausbilden, jedenfalls keine Schriftsteller von Rang, das lässt die Normierung nicht zu.
- So Allert vor einigen Jahren im Rahmen einer Podiumsdiskussion. Vgl. ders. / Stefan Kutzner / Kai-Olaf Maiwald / Ulrich Oevermann / Peter Schallberger / Andreas Wernet, Podiumsdiskussion, in: Roland Becker-Lentz et al. (Hg.), Die Methodenschule der Objektiven Hermeneutik. Eine Bestandsaufnahme, Wiesbaden 2016, S. 249–264, hier S. 258.
- Oevermann, ebd., S. 258 f.
- Émile Durkheim, Die Regeln der soziologischen Methode [1895], hrsg., eingel. und übers. von René König, Frankfurt am Main 1984, S. 100.
- Émile Durkheim, Die elementaren Formen des religiösen Lebens [1912], übers. von Ludwig Schmidts, Frankfurt am Main 1981, S. 40.
- Ebd., S. 560.
- Allert hat Essays zur „recollection of early childhood“ (Wordsworth) und dem haptischen Weltzugang vorgelegt, Vgl. ders., Der Mund ist aufgegangen. Vom Geschmack der Kindheit, Springe 2016; ders., Zum Greifen nah. Von den Anfängen des Denkens, Springe 2021.
- Niklas Luhmann, Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie, Frankfurt am Main 1984, S. 576. Genau darin besteht das Faszinosum von Oevermanns „Struktur als Prozess“.
- Es ist kein Zufall, dass Oevermann den Systemtyp „Organisationen“ für ein Luhmann’sches Hirngespinst hält und ihnen attestiert, sie seien „keine sozialen Gebilde, sondern Mittel zum Zweck“. So Oevermann in Allert et al., Podiumsdiskussion, S. 254.
- Jörg R. Bergmann, Der Beitrag Harold Garfinkels zur Begründung des ethnomethodologischen Forschungsansatzes, Diplomarbeit München 1974, S. 149; Jürgen Habermas, Theorie des kommunikativen Handelns, 2 Bde., Frankfurt am Main 1981, Bd. 1, S. 183.
- Gerald Schneider, Sozialwissenschaftliche Hermeneutik und „strukturale“ Systemtheorie. Zu den Grenzen und Entwicklungsmöglichkeiten der „objektiven Hermeneutik“, in: Die Welt als Text. Theorie, Kritik und Praxis der objektiven Hermeneutik, hrsg. von Detlef Garz und Klaus Kraimer, Frankfurt am Main 1994, S. 153–194, hier S. 187.
- Georg Simmel, Der Begriff und die Tragödie der Kultur [1911], in: ders., Gesamtausgabe, Bd. 14: Hauptprobleme der Philosophie. Philosophische Kultur, hrsg. von Rüdiger Kramme und Otthein Rammstedt, Frankfurt am Main 1996, S. 385–416, hier S. 409.
- So Rainer Paris, Rezension zu: Tilman Allert, Latte Macchiato. Soziologie der kleinen Dinge, Frankfurt am Main: S. Fischer, 2015, in: Soziologische Revue 39 (2016), 4, S. 623–626, hier S. 626.
- So Schallberger in Allert et al., Podiumsdiskussion, S. 261.
Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Karsten Malowitz.
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