Ingo Pies | Rezension | 24.10.2024
Wie ist Schumpeter zu interpretieren?
Rezension zu „Joseph Schumpeter und der Staat“ von Richard Sturn (Hg.)

Das Wichtigste vorab: Dies ist keiner der üblichen Sammel(surium)-Bände, die Autoren ,versammeln‘, deren höchst diverse Beiträge nicht viel mehr miteinander gemeinsam haben, als eher zufällig zwischen zwei Buchrücken abgedruckt zu sein. Hier ist das grundlegend anders. Als Herausgeber hat Richard Sturn sorgfältig ausgewählte Fachleute – Historiker, Politologen, Ökonomen, Juristen – um Aufsatzentwürfe gebeten, die dann auf einem gemeinsamen Workshop diskutiert wurden, was inhaltliche Abstimmungen und wechselseitige Anregungen ermöglichte. Auf diese Weise entstanden nachträglich finalisierte und thematisch weitgehend homogene Beiträge, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit Joseph Schumpeters Auffassung von Demokratie und Kapitalismus beschäftigen, insbesondere mit seiner Vorstellung einer Koevolution und Interdependenz von Staat und Markt. Insofern passt dieser Band hervorragend in die von Rüdiger Voigt im Nomos-Verlag herausgegebene Schriftenreihe „Staatsverständnisse“.
Wer die Beiträge sorgfältig liest, kann hier sehr viel über Schumpeter lernen. So skizziert etwa Andreas Resch die frühen Theorieentwürfe, an denen der Wissenschaftler Schumpeter arbeitete, bevor er im Schicksalsjahr 1919 das Amt des österreichischen Finanzministers antrat, und er erläutert die Problemkonstellation, an der Schumpeters politisches Intermezzo letztlich scheiterte. Wolfgang Stolper und Christian Seidel gewähren interessante Einblicke in Schumpeters publizistische Politikberatung als Bonner Professor von 1925 bis 1932. Und Richard Sturn analysiert Schumpeters Kritik am US-amerikanischen New Deal und die für ihn typische theoretische Verarbeitung zeitgenössischer Ereignisse.
Andere Beiträge zielen stärker auf Kontextualisierung und Komparatistik. Heinz D. Kurz beispielsweise erläutert meisterhaft Schumpeters wirtschaftstheoretische Auffassungen in pointierter Auseinandersetzung mit Leon Walras, Karl Marx sowie Eugen von Böhm-Bawerk und liefert damit zugleich eine Erklärung für die auffällige Kontinuität des Gesamtwerks. Harald Bluhm interpretiert Schumpeters politische Ökonomik als „nicht-normative Konflikttheorie“ (S. 275) und verortet sie kenntnisreich in der zeitgenössischen politiktheoretischen Literatur. Rudolf Dujmovits kontrastiert Schumpeters fiskal- und finanzpolitische Ansichten mit denen des Finanzsoziologen Rudolf Goldscheid und des ökonomischen Staatstheoretikers Knut Wicksell – eine Gegenüberstellung, die auch im Einleitungsaufsatz von Richard Sturn eine wichtige Rolle spielt. Und Sebastian Huhnholz erläutert die Besonderheiten von Schumpeters Staatsbild in Auseinandersetzung mit Max Weber. Das alles ist durchgängig facettenreich, lehrreich und erhellend – auch wenn für meinen Geschmack Huhnholz etwas zu sehr von oben herab argumentiert und insinuiert, die beiden profunden Klassiker stünden weit unter ihm. Aber geschenkt: de gustibus non est disputandum.
Einige Beiträge des Bandes widmen sich mit besonderer Aufmerksamkeit Schumpeters 1918 veröffentlichter Schrift über die Krise des Steuerstaats,[1] in der er skizziert, wie sich die traditionelle Gemeinschaft historisch ausdifferenziert zu Staat und Gesellschaft. Für die Logik dieser koevolutionären Ausdifferenzierung bietet Sturn eine prägnante Formulierung. Sie lautet: „Das Staatliche wird genuin öffentlich, um die Privatheit des Privaten zu stärken“ (S. 134).
Aber es geht in diesem Band um weit mehr als nur um die Thesen dieser einen zentralen Schrift. Wie nicht anders zu erwarten und völlig zu Recht konzentrieren sich gleich mehrere Beiträge auf die Interpretation von Schumpeters Buch Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie (KSD),[2] das – was für ein Skandal! – erst seit dem Jahr 2020 in einer inhaltlich vollständigen deutschen Übersetzung vorliegt. Zuvor war es über ein Dreivierteljahrhundert hinweg nur in einer (um Teil V amputierten) Rumpffassung mit einem zudem noch höchst irreführenden Vorwort verfügbar, in dem Schumpeter den deutschen Lesern allen Ernstes als Sozialist vorgestellt wurde. Insgesamt drei Beiträge befassen sich spezifisch mit KSD: Ulrich Hedtke unternimmt eine regelrechte Tour de Force und liefert in bewährter Manier sorgfältig recherchiertes Material zu KSD und Schumpeters Gesamtwerk. Reinhard Zintl, dessen methodisches Credo lautet, „Kontexte zu analysieren anstelle von Menschenbildern“ (S. 259), erläutert mit wohlwollend normativer Kritik Schumpeters polit-ökonomische Theorie der Demokratie. Und Walter Reese-Schäfer fragt in souverän ausgewogener Manier, aber dennoch provokativ, ob man Schumpeter als „bürgerlichen Marx“ auffassen sollte.
Den Einzelbeiträgen vorangestellt – und mithin gleichsam vor die Klammer gezogen – ist die ebenso ambitionierte wie lesenswerte Einleitung von Richard Sturn. Er vertritt dort die These (S. 28), dass man Schumpeters Theorieprogramm zukunftsorientiert weiterentwickeln könne, wenn man ihm zwei Leitplanken an die Seite stelle, für die die Namen Knut Wicksell und Rudolf Goldscheid stehen.
Etwas aus der Reihe fällt auch der außerordentlich interessante Beitrag von Tina Ehrke-Rabel und Martin Sumper, und zwar nicht erst aufgrund seiner thematischen Ausrichtung auf grundlegende finanzrechtliche Fragen, sondern allein schon durch den interessanten Untertitel. Er lautet: „Was hat das mit heute zu tun?“ Hier wird also der Anspruch erhoben, dass man heutzutage nicht nur etwas über, sondern sogar von Schumpeter lernen könne – ein Anspruch, den einleitend auch Sturn (S. 33) geltend macht. Die dazugehörige Argumentation verdient es, hier etwas ausführlicher rekonstruiert zu werden: Aus Sicht der Autoren vertrat Schumpeter die These einer koevolutionären Entwicklung von Staat und Markt. Demnach habe sich der traditionelle Adelsstaat (geld-)notgedrungen – vor allem aufgrund steigender militärischer Ausgaben – zunehmend zum Steuerstaat gewandelt und den ihn finanzierenden Bürgern sukzessive mehr Mitspracherechte eingeräumt, was letztlich zur rechtsstaatlichen Demokratie geführt habe (S. 232). Die neuere Entwicklung der letzten Jahrzehnte, die oft mit dem Stichwort „Globalisierung“ bedacht wird, habe nun aber bewirkt, dass immer mehr Besteuerungsentscheidungen vom Nationalstaat auf supranationale Organisationen verlagert wurden. Vor diesem Hintergrund rücken die Autoren folgende Frage ins Zentrum der Aufmerksamkeit: „Wenn Steuern und Demokratie so eng zusammenhängen, wie von Schumpeter beschrieben, dann könnte die Entfernung des Steuerrechts vom Nationalstaat die Demokratie in eine Krise bringen.“ (S. 243) Der Schlussabsatz ihres Artikels lautet: „Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, die alten Konzepte ,kreativ‘ zu zerstören und auch die steuerrechtswissenschaftlichen Ansätze neu zu denken. Ganz mit Schumpeter.“ (Ebd.)
Nach all dem Lob für diesen wirklich lesenswerten Band, dessen Beiträge ausnahmslos mit gutem Gewissen zur Lektüre empfohlen werden können, sei es mir gestattet, mit eher kritischem Unterton auf eine offene Frage der Schumpeter-Forschung hinzuweisen, an deren Formulierung ich nicht ganz unbeteiligt war.[3] Sie lautet: Wie hat man Schumpeters offenkundigen Einsatz von Ironie (insbesondere in KSD) zu interpretieren? Die Erörterung dieser Frage scheint mir nicht zuletzt deshalb legitim, da sie nicht von außen an den Band herangetragen werden muss, sondern in ihm selbst verhandelt wird.
So sieht Richard Sturn durch den Verweis auf Ironie die Ernsthaftigkeit Schumpeters oder doch die Ernsthaftigkeit seiner Argumentation infrage gestellt und bemüht sich einleitend – mit Blick auf einzelne Beiträge des Bandes – um folgende Klarstellung: „Walter Reese-Schäfer, Ulrich Hedtke und Richard Sturn weisen mit teils unterschiedlichen Hintergründen darauf hin, dass Schumpeters Ironie keineswegs darauf hinausläuft, dass das Gegenteil von dem gemeint ist, was gesagt wurde.“ (S. 13) Ferner liest man unter kritischer Bezugnahme auf Thomas McGraw,[4] der ebenfalls auf die Bedeutung der Ironie in Schumpeters Schriften hingewiesen hat, im Einzelbeitrag von Sturn: „Schumpeters Werk ist von ironischen und doppelbödigen Formulierungen durchzogen. Dies bedeutet aber nicht, dass die betreffenden Wendungen keinen ernsten Hintergrund haben. […] Die Durchsicht von Hedtke (2023) zeigt Schumpeters Arbeitsprozess als ernsthaftes Ringen und entkräftet McGraws Sicht.“[5] (S. 122, FN 3)
Natürlich ist Sturn unbedingt zuzustimmen, wenn es darum geht, Schumpeter gegen etwaige Vorwürfe zu verteidigen, er sei kein ernsthafter Wissenschaftler oder KSD sei kein ernst gemeintes Buch. Aber es ist nicht nachvollziehbar, warum Sturn meint, die Verwendung von Ironie durch Schumpeter lege diese Konsequenzen überhaupt nahe. Kann es denn nicht ernst gemeinte Gründe für die Verwendung von Ironie geben?[6]
Bei der Beantwortung dieser spezifischen Frage ist Walter Reese-Schäfer einen Schritt weiter. Er schreibt: „Könnte es sich bei Schumpeters Marx-Rezeption nicht einfach um eine grandiose Ironie handeln, die uns in der Form des Lobes oder der Unausweichlichkeit vor den Schrecken des Sozialismus warnt? Kann sein.“ (S. 269) Einerseits also hält er die Interpretationsfrage offen, aber andererseits wirft er eine Art Gegenfrage auf, nämlich die, ob alle Schumpeter-Aussagen in KSD als ironisch zu interpretieren sind, also etwa auch seine „Elitenkonkurrenztheorie der Demokratie“ oder seine „These der schöpferischen Selbstzerstörung des Kapitalismus“ (S. 270). Weiter führt er aus: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man ein ganzes Buch vollironisch schreiben könnte“. (Ebd.) Und dann gibt er folgende Empfehlung: „Man lese dazu Schumpeters Bemerkungen über die Siege Stalins und den russischen Imperialismus und Kommunismus im Schlusskapitel von Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie. Unironischere Texte habe ich selten gelesen.“ (Ebd.)
Natürlich hat Reese-Schäfer recht, wenn er feststellt, dass nicht alle Aussagen ironisch gemeint sein müssen, nur weil einige wenige (aber zentrale) Aussagen vor Ironie triefen. Aber es ist nicht recht ersichtlich, warum sich Reese-Schäfer der Aufgabe entzieht, eine Sortierung vorzuschlagen, die ironische von nicht ironischen Argumenten in KSD trennt. Seine These jedenfalls, dass Schumpeter als bürgerlicher Marx zu verstehen sei, setzt voraus, dass Schumpeters lobende Aussagen zu Marx – trotz souverän (an-)erkannter Ironie (S. 268) – letztlich zum Nennwert zu nehmen seien. Aber vielleicht ist Schumpeter doch eher ein bürgerlicher Anti-Marx? Zumal Letzteres ja nicht ausschließt, sondern geradezu impliziert, dass Schumpeter auf eine nahezu obsessive Art von Marx fasziniert war.[7]
Von welch grundlegender Bedeutung diese Frage des Ironieverständnisses für die Schumpeter-Interpretation und insbesondere für das Verständnis zentraler Theorieelemente und Argumentationsschritte ist, wird in dem Beitrag von Stolper und Seidel deutlich, denn obwohl sie sich mit dieser Frage gar nicht explizit beschäftigen, fällt ihnen etwas auf. Sie schreiben (S. 89) unter Verweis auf die fünfte Auflage der englischen Ausgabe von KSD: „Für Marx […] hegte Schumpeter nahezu uneingeschränkte Bewunderung. […] Den Gegensatz von Kapitalismus und Sozialismus brachte Schumpeter 1976, S. 61 und S. 167 auf die Kurzformeln: ,Can capitalism survive? No, I do not think it can.’ Und: ,Can socialism work? Of course, it can.‘ […] Was den Sozialismus betrifft, führte Schumpeter 1976 im Teil III seiner Monographie so viele Fußangeln der Praxis einer sozialistischen Wirtschaft an, dass man den Glauben an sein Eingangsstatement verliert.“
Als geneigter Leser ist man verblüfft – und fühlt sich im Stich gelassen. Da möchte man die Experten doch fragen: Ja, was denn nun? Uneingeschränkte Bewunderung für Marx, der in Teil I von KSD in vier Anläufen des vermeintlichen Lobes so massakriert wird, dass von seinem Status als Klassiker praktisch nichts mehr übrig bleibt? Uneingeschränkte Bewunderung für Marx, dessen „politisches apriori“ in Teil V von KSD[8] einer brutal vernichtenden Kritik ausgesetzt wird? Eine bedingte oder gar unbedingte Prognose Schumpeters, dass der Kapitalismus zum Tode verurteilt und der Sozialismus überlebensfähig, wenn nicht gar unvermeidlich sei? Oder stattdessen eine radikale Kritik des Sozialismus, deren trotz aller Ironie deutlich erkennbare Intention darauf abzielt, den Kapitalismus am Leben zu lassen und den Bürgern das absehbare sozialistische Elend (in all seinen materiellen und immateriellen Dimensionen) lieber zu ersparen?
Man sieht: Wer von Schumpeter lernen will, kommt nicht umhin, sich zuerst über Schumpeters Verwendung von Ironie gedankliche Klarheit zu verschaffen. Das gilt wahrscheinlich auch für Schumpeters Staatsverständnis. Folglich wird es immer unausweichlicher, dass die mittlerweile immense Gebirgslandschaft der Primär- und Sekundärliteratur, die zu Schumpeter verfügbar ist, von Grund auf neu kartiert wird.
Naturgemäß wird dies all jenen Experten schwerfallen, die sich bereits vor Jahren, zum Teil vor Jahrzehnten, auf Positionen festgelegt haben, welche sich nun bei näherer Betrachtung als mindestens partiell revisionsbedürftig erweisen. Insofern gilt die imperativische Herausforderung an die nächste Generation: Jugend forscht!
Fußnoten
- Joseph A. Schumpeter, Die Krise des Steuerstaats, Graz u.a. 1918.
- Joseph A. Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie [1942], mit einer Einführung von Heinz D. Kurz, übers. von Susanne Preiswerk (Teil I–IV) und Theresa Hager, Philipp Kohlgruber und Patrick Mellacher (Teil V), 10., vervollständigte Auflage, Tübingen 2020.
- Siehe hierzu Ingo Pies, Theoretische Grundlagen demokratischer Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik – Der Beitrag von Joseph A. Schumpeter, in: ders. / Martin Leschke (Hg.), Joseph Schumpeters Theorie gesellschaftlicher Entwicklung, Tübingen 2013, S. 1–36. Ferner Ingo Pies, Ironie bei Schumpeter – Ein Interpretationsvorschlag zum 75. Jubiläum von „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“, Halle 2017. Eine erweiterte Fassung des Diskussionspapiers erschien als: Ironie bei Schumpeter. Ein Interpretationsvorschlag zum 75. Jubiläum von „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“, in: ORDO – Jahrbuch für die Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft 68 (2017), Berlin / Boston, MA, S. 339–362.
- Vgl. Thomas K. McGraw, Prophet of Innovation. Joseph Schumpeter and Creative Destruction, Cambridge, MA / London 2007, S. 360.
- Vgl. Ulrich Hedtke, Joseph Alois Schumpeter. Pieces of Manuscripts, Discarded Manuscripts, Notes and Other Material for the Socialism Book, Schumpeter-Archiv, Berlin 2023.
- Zum Aspekt ernsthafter Ironie vgl. die Empfehlung des zitierten Diskussionspapiers von Pies (2017; Fußnote 2, S. 4), „Schumpeters Buch so zu lesen, als hätte er sich als Motto für KSD jenen Satz zurechtgelegt, den Friedrich Nietzsche (1883, 1954, S. 306) seinem Zarathustra in dessen Rede ,Vom Lesen und Schreiben‘ in den Mund legte: ,Nicht durch Zorn, sondern durch Lachen tötet man.‘“ Siehe hierzu Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra [1883], in: ders., Werke in drei Bänden, hrsg. von Karl Schlechta, München 1954, Bd. 2, S. 306. – Für eine durch Schumpeter inspirierte Argumentation, die Ironie einsetzt, um ein ernsthaftes Problem zu markieren, das als „Moralparadoxon der Moderne“ die Funktionsweise von Marktwirtschaft und Demokratie gefährdet, vgl. Ingo Pies, Kapitalismus und das Moralparadoxon der Moderne, Berlin 2022. – Zum Aspekt der Ironie bei Schumpeter vgl. auch die exzellente, von einschlägigen Experten bislang aber kaum rezipierte Schumpeter-Interpretation von Jerry Z. Muller, Capitalism, Socialism, and Irony: Understanding Schumpeter in Context, in: Critical Review: A Journal of Politics and Society 13 (1999), 3–4, S. 239–267. Vgl. ferner Jerry Z. Muller, The Mind and the Market. Capitalism in Western Thought, New York 2002, S. 288–316, hier S. 297: „Schumpeter’s irony was strategic: it tried to provoke the reader into self-recognition, and thus encourage him to open his mind to an otherwise unpalatable argument.“ Vgl. ferner Peter J. Boettke / Solomon M. Stein / Virgil Henry Storr, Schumpeter, Socialism, and Irony, in: Critical Review. A Journal of Politics and Society 29 (2017), 4, S. 415–446.
- Mit Blick auf Joseph A. Schumpeter, Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung [1911]. Nachdruck der ersten Auflage von 1912 [sic!], hrsg. und erg. um eine Einleitung von Jochen Röpke und Olaf Stiller, Berlin 2006 heißt es im Beitrag von Kurz, Schumpeter habe mit seinem Versuch, die Marxsche Ausbeutungstheorie zu widerlegen, die „entschiedene Absicht“ verfolgt, „gegen die Fehlmeinungen der Marx folgenden Intellektuellen und Sozialisten anzugehen, um, wenn irgend möglich, eine Umkehr des zeitgenössischen Trends in Richtung Sozialismus zu bewirken“ (S. 162). Und zum Anti-Sozialismus Schumpeters liest man bei bei Ehrke-Rabel / Sumper die bemerkenswert verdichtete Begründung: „Ohne den Wirtskörper der Privatwirtschaft geht der Parasit des Steuerstaates im Sozialismus zugrunde.“ (S. 230) Ebenfalls treffend schreibt Huhnholz: „Schumpeter fürchtet, eine Verstaatlichung der Wirtschaft sei letztlich Entstaatlichung, Staatsaufhebung“. (S. 323)
- Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, S. 415 (Hervorh. im Orig.).
Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Karsten Malowitz.
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