Lars Döpking, Lukas Underwood | Essay |

Die Demokratisierung der Kanonisierungsfrage

Für eine reflexive Soziologie jenseits von Ikonoklasmus und Orthodoxie

Die Soziologie diskutiert ihren Kanon und ihre Klassiker. Das ist begrüßenswert, verhandeln Kanondebatten in einer multiparadigmatischen Disziplin doch stets auch Identitäts- und Zugehörigkeitsfragen. Ob wir uns wechselseitig als Vertreter:innen des Faches anerkennen, hängt nicht zuletzt an kollektiver Lektüre und durch sie ermöglichter Anschlusskommunikation.[1] Das heißt aber auch: Ändert sich der Kanon, also das Korpus der als obligatorisch erachteten Texte und Theoretiker:innen, verschieben sich zugleich die Grenzen der Fachzugehörigkeit. Wer noch an Beiträgen von und zu Auguste Comte, Vilfredo Pareto oder Ferdinand Tönnies ausgebildet wurde, mag sich heute an den Rand der Disziplin gedrängt fühlen. In der Zwischenzeit stiegen schließlich einstige Kolleg:innen zu kanonisierten Autor:innen auf,[2] weshalb nun alle Welt über Bruno Latour, Donna Haraway oder W.E.B. Du Bois zu sprechen scheint.

Der soziologische Theoriekanon bildet damit „aktuelle Strukturen der Exklusion“[3] ab und operiert zugleich als Inklusionsmechanismus. Die von ihm auferlegten „Zwänge und Kontrollen im Umgang miteinander“[4] wirken in beide Richtungen: Wessen Lesegewohnheiten nicht der Zeit entsprechen, wird Entfremdungserfahrungen im Fach sammeln; wer Soziolog:in werden oder bleiben will, muss sich intensiv der Lektüre widmen. In einer dermaßen ausdifferenzierten Disziplin versteht sich jedoch nicht von selbst, welche Namen auf der Leseliste zu stehen haben. Diese Frage nicht implizit zu verhandeln, sondern zur Debatte zu stellen, steht einer „wissenschaftlichen Soziologie“[5] gut zu Gesicht. Denn wenn wir schon lesend Fachgrenzen ziehen, sollten wir sie zumindest transparent machen und gemeinsam gestalten.

Das gerade deshalb verdienstvolle Soziopolis-Dossier „Ein (neuer) Kanon für die Soziologie?“, das die Bedeutung der soziologischen Klassiker für die Ausgestaltung des soziologischen Kanons debattiert, versammelt drei Texte: Erstens Nicole Holzhausers empirische Vermessung der Strukturen des Kanons, zweitens Felicitas Heßelmanns Kritik des Klassikerdiktats und zuletzt Dirk Kaeslers Plädoyer für eine Soziologie, welche die Flamme ihrer Klassiker weiterträgt. Bei allen Differenzen eint diese Beiträge ihr Anspruch, starke Thesen zu formulieren und die Debatte kontrovers zu führen. Diese Zuspitzung war sicherlich zweckdienlich – schließlich dokumentieren die Texte eine Podiumsdiskussion aus dem März 2023 –, jedoch werden in verschriftlichter Form Verzerrungen sichtbar, die einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Kanon und seinen exkludierenden und inkludierenden Dynamiken entgegenstehen. Erstens wäre zu konstatieren, dass der soziologische Theoriekanon andere Formen und Dynamiken aufweist, als Holzhausers Ausführungen nahelegen. Unsere[6] Forschung[7] zeichnet ein detailliertes Bild. Zweitens hat dieser empirische Zugang zum Gegenstand Konsequenzen für die normative Kritik, die insbesondere Heßelmann an der Rolle und der Funktion des Kanons übt. Zuletzt lässt sich unter Rückgriff auf diese Daten gegen Kaesler argumentieren, dass Explikation und Lenkung der ohnehin fortschreitenden Kanonisierungsprozesse ungeahnte Chancen für das Fach bieten. Eine solche Demokratisierung der Kanonisierungsfrage[8] muss allerdings zunächst die prävalenten Deutungsmuster von Ikonoklasmus und Orthodoxie überwinden. Denn unserer Auffassung nach droht selbst die (angebrachte) Integration neuer Theoretiker:innen in den Kanon zu misslingen, wenn wir, auch aufgrund von Unwissenheit über die genaue Ausgestaltung des Kanons, in diesen Deutungsmustern verharren.

I. Welche Gestalt hat der soziologische Theoriekanon?

Nicole Holzhauser hat in ihrem Beitrag exemplarisch drei Verfahren angeführt, den soziologischen Theoriekanon[9] zu vermessen: Die Auswertung von Lehrbüchern, die Befragung der soziologischen Wissensgemeinschaft und schließlich Zitationsanalysen. Wie sie hervorhebt, haben diese Ansätze jeweils verschiedene Vor- und Nachteile, wir möchten uns hier jedoch auf die von ihr referierte Lehrbuchauswertung beschränken.

Denn so verdienstvoll die von Holzhauser angeführte Studie ist, in der Eva Barlösius unter anderem die Repräsentation soziologischer Theoretiker in Lehrbüchern erhebt,[10] so weist sie doch – aus heutiger Sicht – zwei zentrale Mängel auf: Einerseits betrachtet die Autorin für jeden Kontext – die deutsch-, englisch- und französischsprachige Soziologie – nur jeweils zwei der zirkulierenden Lehrbücher exemplarisch: für den deutschsprachigen Fall Dirk Kaeslers „Klassiker der Soziologie“ in der ersten sowie in der zweiten, erweiterten Auflage. Andererseits endet ihre Analyse im Jahr 2000. Was seither geschah, bleibt damit ebenso unbestimmt wie die heutige Rolle des Kanons. Beides ist Barlösius keineswegs anzulasten: Nicht zuletzt trat sie nie an, den Kanon zu vermessen, sondern die Praxis von Klassikerreferenzen im Fach zu untersuchen. Angesichts dessen scheint fraglich, inwiefern ihre Studie als Beleg für die von Holzhauser stark gemachte Charakterisierung des Kanons als „dynamisch und variabel“[11] dienen kann und ob sich ihr empirischer Beitrag als Grundlage für eine Diskussion über den Gegenstand eignet.

Unsere Untersuchungen zur Genese des soziologische Theoriekanons schließen an eine reiche Forschungstradition an, in der sich auch Barlösius‘ Beitrag verorten lässt. Diese untersucht den Inhalt von Lehrbüchern, die als zentrale Vermittlungs- und Sozialisierungsinstanz den Kanon einer Disziplin weitertragen und fortbilden.[12] Ihre Analyse kann daher zeigen, welche Strukturen der Theoriekanon in der deutsch-, englisch- und französischsprachigen Soziologie[13] über einen langen Zeitraum ausbildete, welche Theoretiker:innen in ihn aufgenommen und wieder ausgeschlossen wurden und welche Kräfte diese Entwicklungen antrieben. Wir erweiterten die Empirie der Studien von Barlösius, Connell und anderen, indem wir eine Totalerhebung der nach 1950 publizierten soziologischen Theorielehrbücher durchführten. Hierzu recherchierten wir im WorldCat und nationalen Bibliothekskatalogen[14] nach Schlagwörtern wie soziologische Theorie, Sozialtheorie, zentrale Konzepte, Grundlagen oder Begriffe der Soziologie sowie Geschichte der soziologischen Theorie. Aus den resultierenden Listen sortierten wir dann in gemeinsamen Diskussionen die Bücher heraus, die sich theorievermittelnd dezidiert an Studierende richteten. Um prominentere Lehrbücher entsprechend zu gewichten, erfassten wir jede Neuauflage einzeln. Final umfasst unser Datenset daher 229 deutschsprachige, 189 französischsprachige und 250 englischsprachige Lehrbücher. In einem zweiten Schritt kodierten wir diese Bücher, notierten also unter anderem welche Theoretiker:innen in den einzelnen Kapiteln eingehender behandelt wurden,[15] auf wie vielen Seiten sie mit welchen anderen Theoretiker:innen gemeinsam diskutiert wurden, welche Charakteristiken (Geschlecht, Alter, Nationalität) sie aufwiesen und wie die Bücher strukturiert waren (etwa nach Themen oder Theoretiker:innen). Dabei konzentrierten wir uns auf die Einleitungen, Schlusskapitel und Vorworte und legten den Fokus auf die Darstellungsform, das heißt wir erfassten und kodierten, welchem Motiv die Erzählungen der Geschichte und Entwicklung soziologischen Denkens folgt.

Holzhauser kompiliert aus der länderübergreifenden Darstellung von Eva Bärlosisus eine Liste, die für die Jahre 1967 bis 1978 Auguste Comte, Karl Marx, Vilfredo Pareto, Émile Durkheim, Georg Simmel und Max Weber als internationalen Theoriekanon ausweist. In den Jahren 1997 bis 2000 erweitert sich dieser um Herbert Spencer, George Herbert Mead, Alfred Schütz, Talcott Parsons, Jürgen Habermas und Bourdieu. Auf Grundlage unserer Erhebung ist es allerdings möglich, sämtliche Theoretiker:innen zu erfassen und sie zu hierarchisieren. Legt man die Überschneidungen der zwanzig meistdiskutierten Theoretiker in den von uns behandelten Sprachräumen zugrunde, entsteht ein anderes Bild des soziologischen Theoriekanons, demzufolge man weder Habermas noch Pareto, Schütz oder Mead zum internationalen Theoriekanon des Faches zählen kann. Keiner von ihnen steht im Range eines Bourdieus, Simmels oder Parsons', die in allen drei Sprachräumen breite Aufmerksamkeit erhalten. Statt Habermas, Pareto, Schütz und Mead nehmen sodann Erving Goffmann sowie Robert K. Merton zentrale Positionen ein. Darüber hinaus haben in den vergangenen beiden Jahrzehnten insbesondere Comte und Spencer so sehr an Prominenz eingebüßt, dass bezweifelt werden kann, ob sie zu recht auf der von Holzhauser kompilierten Liste stehen. Als Theoretiker, die sich in der französisch-, englisch- und deutschsprachigen Disziplin fest etabliert haben, können damit die folgenden acht Denker gelten, wobei ein großer Abstand zwischen der „heiligen Dreifaltigkeit“ von Marx, Durkheim, Weber, und den anderen Theoretikern liegt:

Tabelle 1: Das Zentrum des internationalen Theoriekanon. Die Tabelle listet mit Ausnahme von Herbert Spencer und August Comte sämtliche Theoretiker auf, die in sämtlichen von uns untersuchten Kontexten zu den zwanzig meistdiskutierten Theoretikern gehören.[16]

Allerdings, und das ist ein zentraler Befund unserer Forschung, lässt sich abseits dessen kaum von einem internationalen Kanon der soziologischen Theorie sprechen. Stattdessen überwiegen die Differenzen zwischen den Sprachräumen: Unterhalb und zwischen diesen acht Denkern finden sich in den jeweiligen Sprachräumen stets Theoretiker:innen, die in anderen beinahe unbekannt sind: So wird etwa Niklas Luhmann in Lehrbüchern aus dem franko- beziehungsweise anglophonen Raum kaum rezipiert, während Anthony Giddens jenseits der englischsprachigen Welt eine marginale Rolle spielt. Raymond Boudon, Alain Touraine oder Alexis de Tocqueville sind hingegen im nicht-romanischen Teil der Disziplin Randfiguren. Sprachlich ausdifferenzierte Kanonstrukturen lassen sich auch auf aggregierter Ebene ausmachen: Insbesondere die englische und französische Disziplin bevorzugen Theoretiker:innen, die ihrem Sprachraum entstammen und in deutschsprachigen Lehrbüchern sind frankophone Ansätze signifikant unterrepräsentiert. Soziologische Theorie kann daher nur eingeschränkt die Funktion erfüllen, global die Kohäsion der Disziplin zu garantieren und grenzüberschreitende Anschlusskommunikation zu ermöglichen.[17]

Gewichtige Unterschiede bestehen ebenfalls hinsichtlich der „marginalen Repräsentation“ in den jeweiligen Kanons. Grundsätzlich trifft die Beobachtung von Nicole Holzhauser und anderen zu,[18] dass „bestimmte Stimmen – bisher zumeist die von Frauen, People of Color und anderen marginalisierten Gruppen – aus dem Mainstream-Diskurs ausgeschlossen [bleiben] oder in ihm nur unzureichend repräsentiert“ sind. Auf keiner der von uns kompilierten Listen der zwanzig meistdiskutierten Theoretiker findet sich eine einzige weibliche Person. Des Weiteren präsentieren sich die Zusammenstellungen – mit Ausnahme W.E.B. Du Bois, der allerdings außerhalb der anglophonen Fachgemeinschaft weiterhin kaum rezipiert wird, – als ethnisch homogen. Southern Theory ist kaum kanonisiert. Bei der Geschlechterrepräsentation bestehen jedoch kontextspezifische Differenzen: Der Anteil diskutierter Theoretikerinnen liegt in der englischsprachigen Soziologie fast doppelt so hoch wie in der deutschsprachigen und etwa viermal höher als in der frankophonen Disziplin. Vor diesem Hintergrund büßt das Argument, dass man nicht mehr Frauen behandeln könne, da es sie schlichtweg nicht gebe, massiv an Plausibilität ein:

Tabelle 2: Repräsentation von Nationalität und Geschlecht im englisch-, französisch- und deutschsprachigen Kanon.[19]

Allerdings kann der Kanon keineswegs als statisches Gebilde begriffen werden. Statt auf festgefahrene Strukturen stießen wir in unserer Forschung auf überaus dynamische Prozesse: Ständig gewinnen Theoretiker:innen weiter an Relevanz und können ihre Position im Zentrum des Kanons häufig sogar halten. Das eindrücklichste Beispiel dafür ist sicher der internationale Aufstieg Pierre Bourdieus, doch konnten wir in den vergangenen 20 Jahren auch das wachsende Interesse an Bruno Latour und James Coleman im deutschsprachigen, Luc Boltanksi und Norbert Elias im französischsprachigen sowie W.E.B. Du Bois und Theodor W. Adorno im englischsprachigen Raum beobachten. Zugleich vergisst die Disziplin beständig einst kollektiv als obligatorisch anerkannte Vertreter – inklusive ihrer Klassiker. Sie wandern aus den Zentren in die Peripherien der Kanons. Wie bereits erwähnt ging in allen Sprachräumen die Anzahl der Kapitel zurück, welche die Theorien August Comtes oder Herbert Spencers eingehend diskutieren. Daneben fiel kontextspezifisch das Interesse an Helmut Schelsky (DE), George H. Mead (Eng) und Karl Marx sowie Max Weber (FR) ab.[20] Gerade am Beispiel der französischsprachigen Soziologie wird somit deutlich, dass selbst der Rang eines Klassikers keineswegs einen ewigen festen Platz im Kanon garantiert. Nichtsdestotrotz werden Repräsentationsdefizite munter fortgeschrieben: Als Theoretikerin wurde im anglophonen Kontext lediglich Judith Butler kanonisiert, wo als BPOC neben W.E.B. Du Bois einzig Frantz Fanon zunehmend diskutiert wird. Insgesamt entsteht so ein ebenso dynamisches wie ausdifferenziertes Bild des soziologischen Theoriekanons: Er ist keineswegs so restriktiv, einheitlich und statisch, wie seine Kritiker:innen suggerieren. Stattdessen erweist er sich gerade in den Sprachräumen, in denen seine Strukturen intensiv debattiert werden – und das ist insbesondere der englische Sprachraum, in dem diese Diskussionen in Lehrbüchern selbst wie auch in Zeitschriften geführt werden[21] –, als diverser und von weniger Repräsentationsdefiziten gezeichnet als andernorts, wenngleich Ausschlussmechanismen weiterhin wirken.

Allerdings erweitern diese Daten nicht allein unser Wissen über den Kanon. Indem sie ein alternatives Bild von der Sozialisation in die theoretischen Grundlagen des Faches zeichnen, legen sie zudem andere Argumente in der normativen Debatte nahe. Denn deuten bereits die empirischen Forschungsergebnisse an, dass die Position der Klassiker keineswegs dermaßen gefestigt ist, wie ihre Kritiker:innen postulieren, so unterstreicht eine Analyse der Begründungen, weshalb Lehrbuchautor:innen bestimmte Theoretiker:innen diskutieren und andere nicht, dass sie sich der aufgeworfenen Probleme bewusst sind.[22] Beide Aspekte legen nahe, die Debatte über Kanonisierung anders zu führen und die in ihr bisher prävalenten Motive von Ikonoklasmus und Orthodoxie zu überwinden.

II. Verfehlter Ikonoklasmus

Felicitas Heßelmann kritisiert in ihrem Beitrag den soziologischen Kanon als „Machteffekt und Machtinstrument“. Sie beschreibt Kanonisierung als „,god trick‘ durch den ein positionierter, situierter Blick auf die Welt zu einem ‚gaze from nowhere‘ verklärt“[23] werde. Das sei möglich, weil ein „Prozess der Universalisierung […] gewisse Standpunkte und Subjektivitäten von vorneherein als neutral“ setze und standortgebundene Perspektiven als universal privilegiere. Dieser Prozess habe einer „Fokussierung auf einzelne Autoren“ Vorschub geleistet, für die unsere Disziplin einen hohen epistemischen Preis zahle: Ihr individualistischer und von Repräsentationsdefiziten geplagter Kanon könne die „Abhängigkeit scheinbar allgemeiner sozialer Regelmäßigkeiten von multiplen Machtverhältnissen“ sowie „Machtbeziehungen und Herrschaftsstrukturen“ nicht angemessen analysieren. Er trage damit zur Reproduktion der „gesellschaftlichen Herrschaftsverhältnisse“ bei und schränke „Möglichkeiten der soziologischen Selbsterkenntnis“ ein.

Heßelmann beschreibt zwei Wege aus der Malaise des „Klassikerdiktats“: Entweder könnten – falls ein Kanon aus „Gründen der Identitätsstiftung, der Diskursdisziplinierung oder der Komplexitätsreduktion in der Lehre“ für nötig erachtet werde – statt des Werks von Theoretiker:innen die Kontexte soziologischer Wissensproduktion analysiert werden. Kanonisierte Texte würden so als „Bündel kollektiver Deutungsmuster“ begriffen. Alternativ könne man sich in das „heterodoxe, inkommensurable und partikulare Getümmel einer unkanonisierten soziologischen Wissensproduktion“ stürzen. Die Autorin plädiert damit für eine – für sie überfällige – Abschaffung des Theoriekanons.

Allerdings sticht ins Auge, dass Heßelmanns Existenzialurteil auf einer nur dünnen empirischen Basis fußt. Statt an die zwar ergänzungsbedürftigen, aber differenzierten Beobachtungen Holzhausers anzuschließen, zieht sie Dirk Kaeslers „Klassiker der Soziologie“ als pars pro toto heran. Den soziologischen Theoriekanon setzt sie damit mit dem Inhaltsverzeichnis dieses einflussreichen Lehrbuchs gleich. Das zeitigt eine Reihe kritikwürdiger Folgen, die nicht allein die Darstellung, sondern ebenso die theoretischen Generalisierungen der Autorin betreffen. Unbenommen ist die Kritik der Repräsentationsverhältnisse auch jenseits des Zuschnitts von Kaeslers Lehrbuch berechtigt.[24] Nicht zuletzt mit Blick auf den anglophonen Kanon scheint die „homosozial[e]“ Struktur des deutschsprachigen kaum begründbar. Jedoch drängt sich angesichts unserer Empirie die Frage auf, ob der Kanon tatsächlich, wie Heßelmann konstatiert, „zwingend geteilte Bezugspunkte, klare Standards und strenge Außengrenzen“ aufweist „in denen ein (intellektuelles) Zentrum die verschiedenen Peripherien kontrolliert“. Betrachtet man mehr als ein Lehrbuch, dessen Struktur nicht zuletzt aus pragmatischen Gründen nicht bei jeder Neuauflage überarbeitet wird, werden Dynamiken sichtbar, die den Argumenten der Autorin klar zuwiderlaufen.

Ein Beispiel dafür liefern die von ihr herangezogenen Fälle August Comte und W.E.B. Du Bois: Wenn Comte, wie unsere Daten zeigen, zunehmend aus den Lehrbüchern verschwindet und deshalb seinen Status als Klassiker sukzessive einbüßt, kann dessen „chauvinistisch-koloniale“ Perspektive kaum weiterhin „als konstitutiv für die heutige Soziologie“ gelten. Indem sie angehenden Soziolog:innen nicht mehr vermittelt wird, büßt sie ihren disziplinären Einfluss ein. Das Gegenteil gilt für Du Bois, der jenseits von Kaeslers „Klassiker der Soziologie“ und konträr zu Heßelmanns Annahmen im anglophonen Kontext breit rezipiert und diskutiert wird. Im deutschsprachigen Raum haben wir hier sicherlich Nachholbedarf.[25] Angesichts der oben skizzierten Dynamiken von Kanonisierung würden wir zudem bestreiten, dass der Kanon nur eine hierarchische Wissensstruktur darstellt. Womöglich geraten die von Heßelmann eingeforderten, aber in Wirklichkeit bereits existierenden „Heterodoxien, Pluralitäten und multiple[n] Inkommensurabilitäten“ systematisch aus dem Blick, wenn lediglich anhand eines Inhaltsverzeichnisses Machteffekte registriert und problematisiert werden.

Inhaltlich ließen sich den Ausführungen der Autorin noch weitere Punkte entgegenhalten: Unserer Auffassung nach muss einerseits nicht jede Soziologie die „Analyse von Machtbeziehungen und Herrschaftsstrukturen“ zu ihren Kernanliegen zählen: So ließen sich etwa unter Rückgriff auf Niklas Luhmann gute Gründe gegen einen solchen Fokus anführen.[26] Schließlich kollidiert Heßelmanns Ikonoklasmus mit der Rhetorik und Praxis jener, die in Lehrbüchern den Kanon fortbilden: Sie sind nicht ignorant, sondern greifen als reflektierende Autor:innen zumeist die Kritik am Kanon auf, setzen sich mit ihr auseinander,[27] modifizieren ihre Narrative und werden so zu Agenten des inkrementellen, aber stetigen Wandel des Kanons.

III. Orthodoxie der Klassik

Indem sich Dirk Kaesler mit der Kritik an den Verlaufsmustern von Kanonisierung befasst, agiert er als ein solch reflektierender Akteur. Seine Verteidigungsschrift der soziologischen Klassik(er) benennt Dynamiken, in deren Zuge einst kanonisierte Theoretiker wie Ludwig Gumplowicz, Gustav Ratzenhofer oder William J. Goode nach und nach in Vergessenheit gerieten. Der Erfolg seines Lehrbuchs zeigt darüber hinaus exemplarisch, wie Autor:innen und Verlage wiederholt zusammenkommen, gemeinsam Innovationen anstoßen[28] und – auch um Marktanteile zu erobern – neue Theoretiker:innen in den Kanon einführen, womit sie die Grundlage für die weitere Fortschreibung des Kanons schaffen. Schließlich muss jedes neue Lehrbuch die Frage nach seinem Neuigkeitswert beantworten. Kaeslers Text illustriert, wie Kanonisierung seit 1974 verlief und demonstriert dabei, wie fremdsprachige Lehrbücher als transnationale Inspirationsquelle dienen: in den 1970er- und 1980er-Jahren anglisiert sich der deutschsprachige Kanon, später steigt der Anteil frankophoner Theoretiker:innen.

In Abgrenzung zu „einfallslose[n] Traditionsbewahrer[:innen]“[29] zeigt sich der Autor dezidiert offen für sich wandelnde Lektüregewohnheiten. Forderungen, die Riege der Klassiker nachträglich zu modifizieren, beäugt er hingegen kritisch. Insbesondere die langfristige Rezeption eines Theoretikers und die Weiterentwicklung seiner Ansätze „durch immer neue Lesarten und Interpretationen“ seien nämlich kaum nachhol- beziehungsweise ersetzbar. Dennoch müsse jede Generation von Soziolog:innen „ihre Klassiker neu entdecken“ und könne dabei versuchen, deren Liste „um neue Einträge zu erweitern“, was, so will man hinzufügen, notwendigerweise andere Theoretiker:innen verdrängt. Obgleich die „Ahnen des Hauses der Soziologie“ also eine exklusive Gruppe bilden, ist ihre Stellung laut Kaesler nicht abschließend gesichert: Wandel geschieht, sollte aber nicht forciert oder gar gelenkt werden.

Obgleich unsere Forschungsergebnisse wie unsere hier geäußerte Kritik am Ikonoklasmus Heßelmanns eine Nähe zu Kaeslers als konservativ zu charakterisierenden Geisteshaltung implizieren, möchten wir betonen, wie wichtig explizite Debatten über Kanonisierung für das Fach sind. Unseres Erachtens zeigt insbesondere die anglophone Diskussion[30] um die Stellung von W.E.B. Du Bois innerhalb des soziologischen Theoriekanons, dass Modifikationen nicht nur möglich, sondern auch fruchtbar sein können. Marginalisierte Theorietraditionen lassen sich mobilisieren, um die kanonisierungsspezifischen Probleme von Repräsentation, Relevanz und Externalität mit Hilfe von Inklusion, Genealogie und Heuristik zu bearbeiten.[31]

So macht die aus der Explikation der Kanonstrukturen resultierende Demokratisierung der Kanonisierungsfrage einerseits die Grenzen der Fachzugehörigkeit transparent. Diskutieren wir in unseren Fachzeitschriften etwa mögliche Neuzugänge, geben wir allen Akteuren im Feld die Möglichkeit, Lektürelücken zu füllen, in die Debatte einzusteigen und – im Falle kanonischem Strukturwandels –, „auf der Höhe der Zeit“ zu bleiben. Darüber hinaus eröffnet die Debatte auch Möglichkeiten für sozialtheoretische Innovation. Das hat kürzlich etwa Michael Burawoy demonstriert.[32] Als ehemaliger Vorsitzender der American und International Sociological Association hat er in der Debatte um die kanonische Repräsentation W.E.B. Du Bois dessen Platzierung im Zentrum des Kanons gefordert (und damit gewiss auch befördert) und dabei zugleich die Rolle und die Funktion soziologischer Klassiker verteidigt. Außerdem zeigte er, inwiefern eine Ausweitung des Kanons etablierte Lesarten alteingesessener Theoretiker:innen irritieren und neue Perspektiven eröffnen kann: So wie während der 1970er-Jahre die Kanonisierung von Karl Marx eine relational-historische Auslegung Max Webers motiviert hätte, könnte Du Bois‘ Analyse von Sklaverei und Diskriminierung Durkheims Kategorien der anomischen und erzwungenen Arbeitsteilung in ein neues Licht rücken. Weil die Theoretiker:innen des Kanons miteinander in Beziehung stünden, in Lehrveranstaltung mit- und gegeneinander diskutiert würden, alterierten Neuzugänge bisher dominante Auslegungen und ermöglichten so, Theorieaspekte anders und neu zu denken. Unserer Auffassung nach zeugen solche Versuche nicht nur von der Relevanz der Fachgeschichte, sie zeigen auch, wie die Diversifizierung des Kanons dazu beiträgt, für die bisherigen Klassiker externe Probleme – wie etwa den Einfluss von Sklavenarbeit auf die Entstehung des Kapitalismus – theoretisch zu erschließen.

Die Chance, im Dialog theoretische Innovationskraft zu erzeugen und die Herausforderungen von Repräsentation, Relevanz und Externalität zu meistern, lässt sich aber nur ergreifen, wenn die Deutungsmuster von Ikonoklasmus und Orthodoxie überwunden und die Inklusion oder Exklusion einzelner Theoretiker:innen offen debattiert werden. Eine empirische Auseinandersetzung mit Kanonisierung schafft die Basis für eine solche Demokratisierung der Kanonisierungsfrage.

IV. Schlussbetrachtung: Wandel gestalten statt nur ertragen

Im Ergebnis plädieren wir also weder dafür, die Klassiker ad acta zu legen noch halten wir es für angebracht, einen bestimmten historischen Stand von Kanonisierung als bewahrenswert zu deklarieren und deshalb zu verteidigen. Stattdessen streiten wir für eine Explikation eben jener Prozesse, die zur Kanonisierung bestimmter Theoretiker:innen führen, da wir in ihr eine Chance für die deliberative Demokratisierung impliziter Ex- und Inklusionsmechanismen sehen. Der Blick in die internationale Debatte zeigt für uns exemplarisch, wie die Offenlegung dieser Dynamiken inkludierende Effekte zeitigt. Diesem Beispiel gilt es unseres Erachtens zu folgen.

Unsere Forschung zeigt aber auch, dass die Debatte darüber, ob der Kanon sich prinzipiell ändern darf oder nun erstmalig zu ändern ist, den Gegenstand verfehlt. Kanonisierung, und das heißt eben Strukturwandel des Kanons, findet ohnehin statt. In ihrem Zuge haben bereits viele Klassiker an Relevanz eingebüßt, was in Teilen gewiss zu bedauern ist. Das Rad dreht sich aber ohnehin weiter, weshalb es unserer Auffassung nach nicht darum gehen kann, es zurückzudrehen, zum Stillstand zu bringen oder gar zum Maschinensturm zu läuten. Stattdessen müssen wir Mittel und Wege finden, Kanonisierungsprozesse deliberativ zu gestalten, also den Wandel des soziologischen Theoriekanons mit Bedacht zu lenken, statt ihn nur zu ertragen. Für dieses Unterfangen sind, so unsere These, solide empirische Grundlagen unerlässlich. Denn ohne Kenntnis des Gegenstands können Ungleichheiten, Machtgefälle und Unterdrückungspraktiken nicht identifiziert und überzeugend kritisiert werden. Sie entziehen sich damit auch der Möglichkeit progressiver Veränderung.

  1. Vgl. dazu grundsätzlich Oliver Dimbath, Kanon und Klassik(er), in: Gerd Sebald u.a. (Hg.): Handbuch Sozialwissenschaftliche Gedächtnisforschung, Wiesbaden 2022; Wolfgang Ludwig Schneider / Fran Osrecki, Zum Gedächtnis wissenschaftlicher Disziplinen – unter primärer Berücksichtigung der Soziologie. in: Zeitschrift für Theoretische Soziologie 9 (2020), 1, S. 122–144, hier S. 123.
  2. Monika Krause, Von Mäusen, Menschen und Revolutionen. Modellfälle in der Sozialforschung. Hamburg 2023, S. 141.
  3. Nicole Holzhauser, Klassiker und Klassikerinnen der Soziologie, in Soziopolis.de, https://www.soziopolis.de/klassiker-und-klassikerinnen-der-soziologie.html (23.04.2024).
  4. Norbert Elias, Sozialer Kanon, soziale Existenz und das Problem der Sinngebung. Ein soziologischer Essay. Herausgegeben von Christoph Egen, Wiesbaden 2022, S. 29.
  5. , Für eine wissenschaftliche Soziologie braucht es einen Klassikerkanon!, in: Soziopolis vom 21.02.2024, online: https://www.soziopolis.de/fuer-eine-wissenschaftliche-soziologie-braucht-es-einen-klassikerkanon.html (23.04.2024).
  6. „Uns“ bezeichnet hier wie im Weiteren unser Team, das zudem Daniel Silver, Cinthya Guzman, Sébastian Parker (alle University of Toronto) umfasst. Unsere Forschung wurde durch Mittel des Social Sciences and Humanities Research Council der kanadischen Regierung gefördert.
  7. Die weitere Darstellung zehrt von zwei kollaborativen Publikationen jüngeren Datums: Cinthya Guzman u. a., Toward a Historical Sociology of Canonization: Comparing the Development of Sociological Theory in the English-, German-, and French-Language Contexts since the 1950s, in: European Journal of Sociology 64 (2023), 2, S. 259–302.; Daniel Silver u. a., The Rhetoric of the Canon: Functional, Historicist, and Humanist Justifications, in: American Sociologist 53 (2022), S. 287–313.
  8. In loser Anlehnung an Hans Joas, Die Demokratisierung der Differenzierungsfrage. Die Krise des Fortschrittsglaubens und die Kreativität des kollektiven Handelns, in: Soziale Welt 41 (1990), 1, S. 8–27.
  9. Wie Nicole Holzhauser korrekt anmerkt, führt es in die Irre, von „dem“ soziologischen Kanon zu sprechen – zu divers gestalten sich doch die einzelnen Bindestrich-Soziologien aus. Im Folgenden beziehen wir uns stets auf den Kanon der soziologischen Theorie, also jenem, in dem ihre Klassiker wiederzufinden wären.
  10. Eva Barlösius, „Klassiker im Goldrahmen“ — Ein Beitrag zur Soziologie der Klassiker. in: Leviathan 32, 4, S. 514–542.
  11. Im Weiteren stammen sämtliche Zitate aus Holzhauser, Klassiker und Klassikerinnen der Soziologie. Zur empirischen Realität des soziologischen Kanons, in: Soziopolis.de, https://www.soziopolis.de/klassiker-und-klassikerinnen-der-soziologie.html (27.04.2024).
  12. Vgl. exemplarisch Jeff Manza / Michael Sauder / Nathan Wright, Producing Textbook Sociology, in: European Journal of Sociology 51 (2010), 2, S. 271–304.
  13. Weil Lehrbücher in den seltensten Fällen Einreisebeschränkungen unterliegen, differenzieren sich Kanons nicht an nationalen Grenzen, sondern zwischen Sprachräumen aus.
  14. Wir möchten uns an diese Stelle bei Christoph Fuchs bedanken, der uns aus der Bibliothek des Hamburger Instituts für Sozialforschung so kenntnisreich wie tatkräftig unterstützte.
  15. Dabei genügte eine bloße Erwähnung nicht. Dennoch blieb den Analysierenden ein gewisser Interpretationsspielraum bzgl. der Aufnahme eines Namens. Dies lag nicht zuletzt daran, dass die Nennung kontextabhängig und nicht rein quantitativ zu werten ist.
  16. Vgl. auch https://static.cambridge.org/binary/version/id/urn:cambridge.org:id:binary:20240403055125090-0665:S0003975623000309:S0003975623000309_fig2.png (28.04.2024)
  17. In dieser Feststellung stimmen wir mit Holzhauser, wenn auch aus anderen Gründen, überein.
  18. Vgl. darüber hinaus u.a. Jennífer Boyers, Subversion and the Sociological Canon. In: Michigan Sociological Review 14, S. 88–93; Raewyn Connell, Why Is Classical Theory Classical?, in: American Journal of Sociology 102 (1997), 6, S. 1511–1557.
  19. Vgl. Guzman et al., Toward a Historical Sociology of Canonization, Abbildung 6 und 7, online unter: https://www.cambridge.org/core/journals/european-journal-of-sociology-archives-europeennes-de-sociologie/article/toward-a-historical-sociology-of-canonization-comparing-the-development-of-sociological-theory-in-the-english-german-and-frenchlanguage-contexts-since-the-1950s/2D1B7D95588CE38210489C1560DB7C1B (28.04.2024)
  20. Vgl. Guzman u. a., Toward a Historical Sociology of Canonization, Abbildung 10, online unter: [Link: https://static.cambridge.org/binary/version/id/urn:cambridge.org:id:binary:20240403055125090-0665:S0003975623000309:S0003975623000309_fig10.png (28.04.2024).
  21. Diese haben wir ausführlich in Silver u. a., The Rhetoric of the Canon, S. 297. rekonstruiert.
  22. Silver u. a., The Rhetoric of the Canon, S. 299–304.
  23. Alle Weiteren Zitate stammen aus Felicitas Heßelmann, Kein Gott, kein Staat, kein Klassikerdiktat! Plädoyer für eine andere Soziologiegeschichte, in: Soziopolis.de, https://www.soziopolis.de/kein-gott-kein-staat-kein-klassikerdiktat.html (23.04.2024).
  24. Und kann unserer Auffassung nach nicht einfach abgetan werden, wie Gerald Wagner in FAZ nahelegt: Wozu noch Max Weber? Soziologen streiten über die Frage, auf welche Klassiker sich das Fach berufen soll. Manchen sind die bisherigen nicht queer genug., in: FAZ.net www.faz.net/aktuell/wissen/forschung-politik/soziologie-kanon-wozu-noch-max-weber-19656171.html (16.04.2024).
  25. Mit welcher Vorsicht dabei vorzugehen wäre, hat jüngst Jan Gerber, W.E.B. Du Bois und der Aufstand im Warschauer Getto. Eine Urszene „multidirektionaler Erinnerung“?, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 72 (2024), 2, S. 223–253, gezeigt.
  26. Sei doch „dieser agrargeschichtliche Begriff mit dem einer Leistungsgesellschaft nicht zusammenzubringen“, Niklas Luhmann, Systemtheoretische Argumentationen. Eine Entgegnung auf Jürgen Habermas. In: Jürgen Habermas / Niklas Luhmann (Hg.): Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie. Frankfurt am Main 1971, S. 291–405, hier S. 400.
  27. Diese Dimension haben wir insbesondere in Silver u. a., The Rhetoric of the Canon, S. 307–310. herausgearbeitet.
  28. Jeff Manza / Michael Sauder / Nathan Wright, Producing Textbook Sociology, in: European Journal of Sociology 51 (2010), 2, S. 271–304.
  29. Alle Weiteren Zitate beziehen sich auf Dirk Kaesler, Für eine wissenschaftliche Soziologie braucht es einen Klassikerkanon!, in: Soziopolis vom 21.02.2024, online: https://www.soziopolis.de/fuer-eine-wissenschaftliche-soziologie-braucht-es-einen-klassikerkanon.html (23.04.2024).
  30. Vgl. etwa: Aldon D. Morris, The Scholar Denied. W.E.B. Du Bois and the Birth of Modern Sociology, Oakland 2015; Earl Wright II, The First American School of Sociology. W.E.B. Du Bois and the Atlanta Sociological Laboratory. New York 2016; Raewyn Connell, Southern Theory. The Global Dynamics of Knowledge in Social Science, Cambridge 2007.
  31. Silver u. a., The Rhetoric of the Canon, S. 298.
  32. Burawoy, Michael (2021): Why is classical theory classical? Theorizing the canon and canonizing Du Bois. In: Journal of Classical Sociology 21 (3-4), S. 245–259.

Dieser Beitrag wurde redaktionell betreut von Hannah Schmidt-Ott.

Kategorien: Geschichte Geschichte der Sozialwissenschaften Gesellschaft Gesellschaftstheorie Rassismus / Diskriminierung Wissenschaft

Lars Döpking

Dr. Lars Döpking ist Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter für Neuere und Neueste Geschichte am Deutschen Historischen Institut in Rom. Im Sommersemester 2024 lehrt er zudem als Gastprofessor am Institut für Soziologie der Universität Graz. Er forscht primär zu Kapitalismus und Steuern in Italien und Westeuropa, daneben untersucht er die Entwicklung des soziologischen Theoriekanons seit den 1950er-Jahren in vergleichender Perspektive.

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Lukas Underwood

Lukas Underwood ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI). Sein Arbeitsschwerpunkt liegt in der kritischen Arbeitssoziologie, wo er sich insbesondere mit Subjektivierung von und durch Arbeit, Digitalisierung und Kreativität beschäftigt.

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